Italien Sommer 2020



  Rom - Neapel - Amalfi


Porto

Pizza auf der Piazza



Sa, 29.08.

Seit gestern strömender Regen. Auf dem Weg zur U-Bahn zum Glück nur leichter Niesel. Kalt.
Perfekte Abflugzeit, 11:55. Ziemlich leerer Flughafen. Sicherheitskontrolle, kein Problem wegen Campingkram. Flugzeug moderat voll. Südlich der Alpen klarer Blick auf Venedig. Rom tropisch feuchtheiß. Schwarze Wolken ziehen auf. Regionalzug zur Toscolani-Station. Marsch zur Herberge in der Olbia 18, rein ins Haus, leichter Gewitter-Regen. Gut eingerichtete Küche. Planung im Garten. Ein Zimmer steht leer, die "besondere Situation".

Marschieren dann zum Colloseum, einmal umrunden, kaum ausländische Touris. Gratis-Trinkwasser mit und ohne Sprudel, wahlweise gekühlt. Vor zum "Gebiss". Weiter zum Trevibrunnen, müssen Maske aufsetzen, ist nach 18 Uhr. Spanische Treppen, nichts los. Es ist August und die Touri-Ausländer fehlen. Dafür gibt es schwer bewaffnetes Militär an jeder Ecke, mit Panzerwagen und Zielfernrohr-Maschinenpistolen.  

Oben zu den beiden Aussichtspunkten am Borghese-Park, Brotzeit bis zur Dunkelheit. Kaum Lichter unten in der Stadt, alle im Urlaub. Runter zum Popolo Platz, durch die Via del Corso FGZ zur Spagno Metro, bis San Giovanni, dann noch 10min zur Herberge. 22 Uhr noch 28 Grad. Abends um 11 läuft im Nachbarhaus noch volles Rohr der Fernseher, dünne Wände.

So, 30.08.

Morgenkaffee zubereiten mit der großen Bialetti Espresso-Höllenmaschine, trinken im Garten. Zimmer in Neapel besorgen. Schwülwarm-wolkig.
U-Bahn Richtung Vatikan. Spazieren in der Gegend am Tiber umher, dann zum Petersplatz. Unmengen Sperrgitter, zwei Kontrollen, davon 1x mit Gepäck röntgen. Dann der zweite Anlauf meines Lebens, den Petersdom zu besichtigen. Heute klappt es. Der letzte war im August 1991 gescheitert wegen kurzen Hosen. Wetter bleibt schwülheiß, jetzt aber mehr Sonne.

Die Massen sammeln sich, 12:00 predigt der Papst vom Balkon seiner Wohnung. Um die Vatikanmauern herum zu den vatikanischen Museen. Sonntags wegen Corona geschlossen. Laufen dann auf den Gianicolo-Hügel mit seinen schönen Rom-Panoramen. Durch den Park gehts nicht runter, ein Italiener-Pärchen warnt uns.
Laufen direkt runter nach Trastevere, nettes Ausgehviertel. Wie gestern auch heute an jeder Ecke Trinkwasser, man braucht nicht mal eine Flasche, so häufig.

Weiter über den Tiber und den Campo dei Fiori zur Piazza de Navona. Gutes Begängnis auf der Via del Corso. Fast alle Geschäfte sind offen am Sonntag. Das Straßenbild in Rom ist weitgehend authentisch geblieben, kaum Änderungen in den letzten 30 Jahren. Keine Neubausünden, keine Hochhäuser, keine sichtbaren Änderungen bei Art und Anzahl der hier wohnenden Ausländer. Neu sind die E-Roller Armadas, und die allgegenwärtige Militärpräsenz. Ab 16:30 Schauer, Wolken und etwas Sonne im fröhlichen Wechsel. Es bleibt schwülwarm. Ab Metro Flaminio retour in die Herberge. Bei allen Metro-Stationen ist die Hälfte der Eingänge gesperrt, der Rest entweder nur Eingang oder nur Ausgang. Äußerst umständlich zu finden. Dafür ist das römische Nahverkehrs-Tarifsystem unschlagbar einfach und günstig. Es gibt für alle Verkehrsarten gültige Tickets für 100min, 1d, 1wk und 1mon. Das war's.

Mo, 30.08.

Um 6 raus, Morgen-Espresso, im leichten Regen zur Metro, über die Kreuzung wegen gesperrten Metro-Eingängen, zum Hbf. Der Ticketautomat erzählt, dass die Regionalzüge 7:36 und 8:06 ausgebucht sind, schlägt Umsteigeverbindung über Forno vor. Kaufen über Forno, davon steht aber nichts im Ticket. Ziehen ein Warteticket für den Ticketschalter und stellen uns an. Eine "freischaffende" Kundenbetreuerin klärt uns auf, dass das alles Nonsens ist und wir ganz normal mit dem nächsten Regionalzug fahren können. Will dann ein Bakschisch. Vergessen dann auch noch zu lochen, sind zum Glück früh genug dran um das nachzuholen.

Draußen regnet es immer stärker, Regenfluten sind angesagt für heute in Rom, nicht aber für Neapel. Rechtzeitig vor Neapel ist der Regen vorbei. Laufen dann von Napoli Centrale Richtung Innenstadt, weil Check-In ist im "B&B Malaterra" ohne Kompromisse erst ab 15:00 Uhr. Erst voll das altbekannte wilde Neapel, dann weiter westlich schon zunehmend zivilisiert, reichlich neue Fussgängerzonen und leckere Pizza.

Die lange FGZ-Gasse ab Via San Viagio dei Librai vor bis zur Via Toledo FGZ und runter ans Meer. Da kommt gerade ein stürmischer Ausläufer des Rom-Unwetters aufs Festland zu, die Segelboote eilen in den Hafen und wir zur L1 Metro. Hoch auf den Berg bis bis zur Materdei Station, gleich um die Ecke ist die Herberge. Die Chefin kommt gleich runter und führt uns in das feudale WG Zimmer. Meterdicke Mauern und 4m hohes Zimmer. Super eingerichtete Gemeinschaftsküche mit Balkon und Pad Espressomaschine mit endlos Pads. Zubereitungs-Lehrvorführung durch die Chefin. Lecker Espresso. Teatime auf dem stürmischen Balkon. Siesta.

Einkauf im kleinen aber feinen Supermarkt gegenüber. Spektakuläre Brot-Vielfalt, sogar verschiedene frische VK-Brotsorten. Plötzlicher heftiger Regenguss, kein Problem bei der Entfernung zur Wohnung. Abends immenser Lärmpegel unten in der an sich harmlosen Nebenstraße, aus zahllosen Quellen.

Di, 01.09

Mit dem Vorort-Zug nach Pozzuoli, Ziel Campi Flegrei. Steuern gleich den nächstgelegenen Vulkan an, den Solfatara. Der Campingplatz im Kessel ist abgesperrt, mitsamt aller Wanderwege, unüberwindbar und unter drakonischen Strafandrohungen. Ein Junge ist über eine Absperrung geklettert und in ein Loch mit kochendem Schlamm gefallen, die Eltern beim Retten auch. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den privaten Besitzer des Vulkans.
Man kann an der Seite die Strasse ein Stück hochsteigen und hat dann einen guten Blick in den dampfenden Kessel. Schön klarer Blick auf Ischia.

Runde drehen durch den Ort, jeglicher Strand ist unter Befestigungssteinen begraben worden. Die Oberstadt ist gesperrt. Es ist krachheiß. Die untere Bahnlinie hat keinen Ticketautomaten, Haltestelle "Cappucino". Tickets gibts irgendwo in der Stadt. Wieder hoch zum Solfatara Bahnhof und retour nach Neapel. Da in Strandnähe entlang mit glasklarem Blick auf Vesuv und die Amalfi-Berge.

Abends noch hoch zum Belvedere am Castel Sant Elma. Prächtiges Abendpanorama schon vom Aufstiegspfad auf halber Höhe, bis dahin die Zweitakt-Abgashölle. Vom Belvedere Blick bis weit ins Cilento. Laufen dann in 30 min direkt rüber in die Herberge, nochmal durch die Gashölle. Vor dem Schlafen Fenster wieder maximal schließen gegen den spektakulären Lärmterror.

Mi, 02.09

Nachts von Alarmanlagen-Geheul geweckt. Die dicken Mauern halten die Raumtemperatur stabil bei 27 Grad. Mit der Circumvesuviana nach Sorrent, dort gleich Bus nach Nerano-Cantina. Gibt auch Direktbusse nach Positano, Amalfi und Ravello. Grandiose Blicke auf Sorrent. Brutale Hitze in Cantina. Bekommen eine mit Matten ausgelegte und meist überdachte Terrasse zugewiesen, neben uns ein Italiener und ein deutsches Pärchen. 3 Campingstühle. Der Manager werkelt neben uns. Rundgang, diverse Ressorts mit Halbprivat-Beach. Espresso am Beach. Bustickets am Tabbacchi Shop. Essen an den Tischen im oberen Campteil mit schönem Blick auf Meer und Berge. Handy laden. Planen. 

Do, 03.09

Lecker Espresso und Croissant oben im Camp-Cafe bei schönster Bergbeleuchtung. Frische Panini. Das Nachbar-Pärchen baut ab. Wir ziehen um in die schattige Ecke und bekommen so die Hoheit über Deckenlampe und Steckdose. Und eine Bank und einen Campingtisch + 3 Stühle.
Bus hoch nach Nerano. Den Höhenweg entlang Richtung Ierano Bay, ist jetzt FAI SG, Yacht-Einfahrten, campen und Aufenthalt in der Bay ab 1h vor Sonnenuntergang verboten. Zum Genuesenturm, weiter auf den zweiten Aussichtshügel mit Capri Prachtblick.

Runter in die Bay, zuerst hinter ans Ende vom alten Steinbruch. Ein Volontär restauriert das Tor eines alten Crushers und verscheucht uns vom offen stehenden Tor eines zweiten. Weiter zu den zwei freundlichen Badeplätzen. Einer in praller Sonne mit Strand, der zweite an der alten Laderampe mit Felsen und guten Sprung-Möglichkeiten. Zurück dann schönes und klares Abendlicht über Amalfi. LM Einkauf in Nerano. Zu Fuss runter an die Küste. Des schönen Amalfi-Blicks wegen noch eine Runde bis zur Recommone Felsenbucht, Essen mit Alpenglühen über Amalfi.
Der Pole neben uns schnarcht wie das Böse.

Fr, 04.09

Ruhetag. Zimmer in Bomerano besorgen. Abends noch eine Runde zum schön beleuchteten Beachclub in der Recommone Bucht. Der Halligalli tobt, die Yachten drängeln sich am Eingang der Bucht. Abends ist der Zeltplatz gut gefüllt mit Wochenend-Ausflüglern.

Sa, 06.09

Noch ein letzter Morgen-Espresso mit Kabak-mäßigem Blick. Bus rüber nach Sorrent mit prächtigem Capri-Blick. Weiter mit (ungeplantem) Bus mit Endstation Amalfi direkt nach Bomerano, nordseitig an den Bergen entlang und dann auf gut 600Hm durch den Passtunnel. Heftiger Wochenend-Verkehr. Kristallklares Bergwetter in Bomerano. Cappucino am Dorfplatz. Rüber in die Olimpo dei Degli Herberge, die freundliche Familie wartet schon am Tor. Nagelneu, ruhig und Bergblick-Balkon. Siesta.

Runde durchs Dorf, schöner Hauptplatz, aber die Hauptstraße rollt Stoßstange an Stoßstange vorbei. Leckere Augustäpfel direkt vom Baum. Vor zu den Aussichtspunkten an den Klippen. Der Blick zu den Felsen des Sentiero degli Dei ist grandios, aber im Gegenlicht. Weiter zum Corona (!) Park. Kurz davor der volle Covid19 Einsatz mit Polizei, Covid19-Spezialkrankenwagen und mehreren Leuten in Vollschutz. Die Straße zum zweiten Aussichtspunkt führt direkt am Rand einer überhängenden ca. 200m hohen Felswand entlang, die Wurzeln alter Bäume klammern sich dazwischen noch fest.

Der zweite Aussichtspunkt Richtung San Lazzaro / Amalfi ist perfekt beleuchtet, aber kein Highlight. LM-Einkauf im zweiten Ortszentrum. 18:45: Eine Polizistin ermahnt uns an der Straße zum Hauptplatz, die Maske aufzusetzen. Zwei Einheimische machen sich dann lustig drüber.
Ein Bus voller Wanderer checkt im Hotel Gentile am Hauptplatz ein. In Riechweite unseres Balkons duftet ein Schweinestall vor sich hin. Unterm Balkon werden die allgegenwärtigen Cocktailtomaten sortiert und die Einheimischen führen lebhafte Gespräche.

So, 06.09.

7:40 kaiserliches Hausmacher-Frühstück, eine gute Stunde lang, jeder Wunsch wird uns von den Augen abgelesen. Zum ersten Mal im Leben Kaktusfrüchte, sehr lecker. Start zum Sentiero degli Dei. Am Eingang verkauft einer im Paket Schiff Positano-Amalfi + Bus hoch nach Bomerano. Die Sonne im Rücken gehts durch die grandiosen Dolomitenhänge, unten kreuzen Yachten mit Hubschrauber-Landeplatz, an den Hängen kleben die Häuser. Blick bis Capri. Ab der Weggabelung ein frischer und großräumiger Waldbrand bis runter zur Straße. Es riecht noch. Das abgebrannte Gelände zieht sich bis zu dem Punkt, wo sich die Wege wieder treffen. Zwei alte Häuser über uns brennen noch. In Nocelle hängen noch die Wanderweg-Sperrschilder wegen Feuer. Weit überwiegend Italiener unterwegs hier auf dem Pfad. Es ist Sonntag und die Ausländer fehlen wegen Corona.

Gute Wasserversorgung in Nocelle. Ausgiebig Siesta im Schatten vor der Kirche mit Prachtpanorama. Bio-Zitronensaft-Verkauf aus dem eigenen Garten. Elektro-Kettenfahrzeug-Handwagen übernimmt die Belieferung über die Treppen. Erfahren, dass die Straße zwischen Positano und Amalfi wegen einem Erdrutsch unterbrochen ist, der vom großen Feuer letzte Woche verursacht wurde. Deswegen gestern auch die Bus-Aufspaltung und heute der Bootsverkauf am Trailstart. Und der heftige Verkehr in Bomerano.

Vor zur Piazza, noch eine Pause im Schatten unterm Baum mit Blick auf die gewaltigen Mauern des zentralen Felsenkessels. Viele tote Bäume vom großen Waldbrand vor 3 Jahren. Außerdem entlang des Pfades reichlich dürre-geschädigte Bäume, v.a. an den Südhängen. Retour nach Bomerano, die Sonne perfekt im Rücken. Halten es nicht lange auf dem Hauptplatz aus, Verkehrslärm und -Gestank wie in den Straßenschluchten von Neapel. Die Tochter des Hauses erzählt, dass der Waldbrand schon vor einer Woche begonnen hat.

Mo, 07.09.

Nachts reichlich Tölen-Gebell. Nächstes Kaiser-Frühstück. Heute packen uns die Beiden einen Riesenberg als Lunchpaket ein. Gehen dann los Richtung San Lazzaro. Locus Map führt uns in eine wilden subtropischen Canyon mit Metall-Leiter durch die Felsen. Unser Ausgang geht über eine alte Steinbogen-Brücke, bald danach ein unpassierbarer Erdrutsch. Marschieren wieder zurück zum Ausgangspunkt und weiter über die Straße zum Beato Solitudo Camping, unterwegs schön klarer Blick auf die höchsten Inselberge. Überall alte Obstbäume, leckere reife Feigen, Weintrauben, Cocktailtomaten.

Bekommen zum Campen die Wiese im oberen Teil am Park. Zelt schön im Baumschatten. Der Chef gibt uns eine umfangreiche Einweisung, Tourentipps, Fahrzeiten für Busse und Boote. Verkauft auch Busfahrscheine. Bars, Läden und Bushalt perfekt vor dem feudalen Camp-Eingang. Spaziergang zu den schönen Aussichtspunkten rings um Camp und Park. Große Waschaktion. Ein Holländerpärchen mit Riesenzelt und Mords-Ausrüstung baut neben uns auf, Schluss mit der schönen Ruhe. Sie wollen morgen auf den Sentiero. Abends noch in den Panorama-Park überm Camp.

Zelt notdürftig gegen die extrem helle Camp-Beleuchtung und den Scheinwerfer der Holländer präparieren. Beim Essen reißt eine Wespe ein immenses Stück aus dem Schinken und fliegt mit ihrer Beute schwankend davon. Die Kirchenglocken läuten im Viertelstundentakt bis 23 Uhr. Die Hunde und die Holländer lärmen noch weit länger.

Di, 8.9.

Espresso + Croissant in der Bar. 7:50 Start Richtung Valle del Ferreira. Die ersten zwei Stunden führt uns die Markierung auf staubigen Geröllpisten durch degenerierten Wald. Nach ca. 2 Stunden öffnet sich ein schöner Blick in den Valle del Ferreira Felsenkessel. Auf schönem Pfad durch alten Wald gehts runter Richtung Tal, immer wieder super Ausblicke. Richtung Salerno steigt dichter Rauch aus den Bergen  Am Abzweig nach Pogerola rastet eine große Gruppe Holländer und warnt uns, dass der Weg durchs Ferreira-Tal wegen Waldbrand (gestern) gesperrt ist.

Auf schönem Panorama-Höhenweg weiter nach Pogerola. Zwischendurch ist der Weg wegen Hangrutsch mit massiver Holzverbauung gesperrt, aber nur aus der Gegenrichtung… Man kann den Rutsch einigermassen umgehen. Ausgiebig Siesta in Pogerola, grandiose Aussichten. Auf schattigem Treppenpfad runter nach Amalfi, der Dom wird gerade von vorn restauriert. Eine Engländerin erzählt uns von den Brandstiftungen in Süditalien, um EU Gelder zu kassieren. Das gleiche Spiel wie in Korsika.

Siesta am Beach. Nachdem die Sonne hinterm Berg ist, mit dem Bus die wilde Schluchtenpiste hoch nach Agerola, jetzt sieht man in Richtung Vietri die Vulkan-artigen Rauchsäulen und die Flammmen über mehrere Hundert Meter Höhe. Handy laden im Handy-Schliessfach, sehr innovativ.
Die Holländer waren auf dem Sentiero und sind sehr begeistert. Und zum Glück auch sehr müde, so dass sie nach ihrem obligatorischen abendlichen Wein schon vor um elf die Segel streichen. Auch die Hunde sind heute ruhig. Nur die Kirche läutet bis 23 Uhr jede Viertelstunde.

Mi, 9.9.

Beim Morgen-Espresso Entscheidung für Salerno. Abbauen, Frühstück, Bus runter nach Amalfi. Touri-Info, die Strasse zwischen Amalfi und Positano bleibt wegen der Brandschäden auf nicht absehbare Zeit geschlossen. Bus nach Salerno, über Erchie sind die Löschhubschrauber im Dauereinsatz, Löschwasser-Nachschub wird aus dem Meer geholt, eindrucksvolle Flugmanöver. Kurz vor Salerno dann noch ein weiterer (neuer) Waldbrand mit extremer Rauchentwicklung, noch ohne Hubschrauber.

Steigen am Beginn der Altstadt aus. Quer hoch durch die freundliche Altstadt, Cappucino am Dom. Bahnhof von links oben umrunden, 14:30 an der Herberge "B&B Dodo". Eine russisch und italienisch sprechende Georgierin lässt uns rein. Dann kriegen wir noch eine Einweisung auf Englisch von einem Italiener, den Gasherd dürfen wir nicht benutzen. Nur die Mikrowelle. Teatime, Duschen.

Zum Busbahnhof gleich um die Ecke, für morgen Ticket nach Minori kaufen. Die Berge erheben sich prächtig über der Stadt. Weiter gleich um die Ecke zum Bahnhof, wo die immense Fußgängerzone beginnt, parallel zur Uferpromenade. Sehr angenehm im Sonnenschatten und voller Cafes und ohne Touristen. Sehr angenehme Atmosphäre auch an der gleichermassen immensen Uferpromenade. Insgesamt ein entspannt-angenehmer Kontrast zu Neapel. Lecker Pizza im Altstadt-Teil der FGZ. Ein Rucksack steht unbewacht vor der Pizzeria und ist nach einer Stunde immer noch da.

Salerno ist eine echte (Wieder-)Entdeckung. Vor allem im Vergleich zu 1991. Außer uns wohnt nur noch die Georgierin in der  WG. Weit ruhiger am Abend hier in der Gegend als im Wohngebiet in Neapel.

Do, 10.9.

Das Musikcafe unten an der Ecke hat 6:40 schon offen.  Sind 22min nach dem Weckerklingeln am Busbahnhof. Fahren bis Minori, der gestern mit Hubschraubern gelöschte Hang raucht immer noch.

Die Bar in Minori an der Basilika öffnet gerade. Morgen-Espresso mit Guardia Financia und Europolice. Trotz der frühen Stunde extrem schweißtreibender Aufstieg nach Ravello. Potthäßliche Beton-Konzerthalle. Schauen uns oben das schnucklige Städtchen an. Nachmittags und Abends wäre vom Sonnenstand deutlich besser gewesen. Auf Andromaps Abenteuerpfad rüber nach Pontone. Weiter auf großartigem Panoramaweg zum Valle Ferreria. Hier wäre der Morgen deutlich besser gewesen, von der Hitze und vom Licht her. Dann in die wilde und wasserreiche und sattgrüne Schlucht. Gumpen und Wasserfälle. Ganz oben am Eingang der Kernzone dann schon richtig kühl. Keine Chance, ohne Vorbuchung legal reinzukommen. Marschieren dann das schöne Tal Richtung Amalfi. Begleitet von der 20KV Leitung des Wasserkraftwerks und den Ruinen der ehemaligen Eisen- und Papier-Industrie. Unten an den Beach. 17:35 ist die Sonne weg, mit dem 18 Uhr Bus nach Salerno. Am Beginn der Promenade in Salerno raus. Die Promenade entlang, gesäumt von tausenden Bänken, echt spektakulär. Und kaum Gastronomie. Zum Pier unterhalb vom Bahnhof, schöner Abendblick über die Boote und die Stadt auf die Berge. Hoch in die Wohnung, Pizza aufwärmen. Die Georgierin lässt nicht zu, dass wir selbst abwaschen. Schwere Beine. Eine Mords-Lärmkulisse auf der Küchenseite zum Innenhof hin, das pralle italienische Familienleben. Wie in Neapel raus zur kleinen Nebenstraße.

Fr 11.9.

Französisches Frühstück im Musik-Cafe unten an der Ecke. Zur Fähre, Ticket holen. Schön beleuchteter Morgen-Bergblick. Fieber messen, 8:40 stechen wir in See. Aller paar Minuten läuft einer rum und ermahnt mit Strenge die Masken-Sünder. Zwei Sachsen mit Wohnmobil auf 14 Tage Tour. Es wird schnell diesig. Positano in der spektakulärsten Lage von allen Amalfi-Orten und an den wildesten Felsbergen. Aber extremst touristisch und durchkommerzialisiert, ganz ohne grüne oder gemütliche Ecken. 

Laufen die Gassen hoch zum Sorrento-Bus. Der hat wieder mal diese elenden Lochblenden-Fenster, man kann die grandiose Route nach Sorrent gar nicht richtig sehen. Eine ausgedehnte Runde durch Sorrent. Entspannt und angenehm in der FGZ. Die schöne Steilküste überwiegend blockiert von Hotel-Anlagen und sonstigen hohen Mauern. Zimmer besorgen in der Nähe von Napoli Centrale. 16:07 gehts weiter mit der Circumvesuviana. In Napoli Ticket für den 8:20 Uhr Zug nach Rom kaufen, auch Tickets für Regionalverbindungen scheinen eine Zugbindung zu haben. Extreme Preis-Spreizung von 1:4 zwischen Regional- und Schnellzug.  Quer durchs wilde Bahnhofsviertel zur Herberge, keiner da. Anrufen, 2 min später ist der italienisch sprechende Chef da. Lift ins 4. OG startet nach 10 Cent Einwurf. Müssen oben vor der Tür warten bis der Hund weggesperrt ist. Auf dem Flur-Schreibtisch röhrt ein Wifi-Lautsprecher. 

Unser riesiges, schwülstig eingerichtetes  Altbau-Zimmer ist das einzige Gästezimmer und scheint im Alltag vom Chef bewohnt zu sein. Zwei Immoblien-Lehrbücher liegen noch auf dem Schreibtisch. Das große Bett  hat noch altes Bettzeug, wir helfen beim Herrichten. Es scheint, unsere Last Minute Buchung hat den Chef nicht rechtzeitig erreicht. Die Wohnung ist ein ziemlicher Verhau, aber es ist alles da, sogar zwei Kühlschränke. Nachts telefoniert der Chef im Nachbarzimmer bei offener Tür und der Wifi-Lautsprecher röhrt volles Rohr. Ich mach die Tür zu, der Chef verzieht sich auf den Balkon und der Hund freut sich über den unerwarteten Besuch. Dann ziehe ich noch den Stecker vom Lautsprecher, erstaunlicherweise bleibt er die ganze Nacht draußen. Nach dem zweiten Einschlafen gibt es draußen noch ein Feuerwerk.

Sa, 12.09.

Kurz nach 7 los, die zahlreichen Gemüseläden sind schon offen, die Marktstraße mit Ständen zugebaut und schwarze Frauen mit roten Haaren drängeln sich um Klamottenstände. Noch einen leckeren Kimbo Kaffee, dann zum Bahnhof und 8:30 Start nach Rom. Heute ist die glasklare Sicht, die wir gestern gebraucht hätten. Eine Schwarze vergisst beim Aussteigen ihre Brieftasche, ein Italiener rennt ihr hinterher und erreicht sie gerade noch.

In Rom erst in den Viktualienmarkt am Termini Bahnhof, dann gleich in die Herberge, wieder im Bahnhofsviertel, hier weit weniger wild als in Neapel. Erster Teil des Weges alles in der Hand von chinesischen Textilhändlern, dann Little India. Grüner Innenhof, schön ruhig. Ein Rumäne betreibt den Laden mit seiner Frau, er kommt auf Anruf. Bei der Klärung eines kleinen Mißverständnisses zeigt sich deutlich der Unterschied zur geschmeidigen Eleganz der Italiener.

Teatime, Start zur letzten Rom-Runde. Durch die großen Torbögen, Cappucino-Pause. Oppio Park mit weit mehr eingezäuntem als zugänglichem Gelände und von Straßen durchschnitten.Am Kolloseum vorbei zum Belvedere Romolo e Remo, am Circo Massimo. Brotzeit im Angesicht des Circo Massimo. Die Straße zwischen den beiden blühenden Rosengärten  hindurch. Die Gärten selbst sind nur 05+06 fürs gemeine Volk geöffnet. Hoch zum grandiosen Belvedere Luigi Magni, optimal beleuchtet von morgens bis nachmittag. Der lt. Google offene Parco Savello daneben ist geschlossen. Wie so oft in Italien, Zäune und Mauern statt Park. 

Weiter zum Forum Romanum Aussichtspunkt am Capitol, im besten Nachmittagslicht. Deutsch-Italienische Hochzeit auf der Capitol-Piazza. Erstklassiges Bio-Eis in einer Gasse hinterm Trevi-Brunnen. Hoch zum Villa Borghese Park, lange Schlange am Bootsverleih auf dem kleinen Teich, der natürlich komplett mit einem Metallzaun umzäunt ist. Runter zum Sunset Panorama am Balconata del Pincio über der Piazza del Popolo. Perfektes Timing und großartiger Sonnenuntergang mit Seifenblasen-Hochzeit. Runter zur Piazza und vor zu den Spanischen Treppen. Da sitzen die Massen auf den Treppen wie in alten Zeiten, aber die Lichter sind aus. Dann eine Trillerpfeife und die Massen fliehen vor dem Carabineri. Dann gehen die Lichter an. U-Bahn zur Station Vittorio Emanuel, dann zum Inder bei uns unten an der Ecke. Nachts noch lange indischer Lärm in unserem Innenhof, Fenster zu.

So, 13.9.

Nachts viel zu warm und zu stickig, aber gestern nicht rechtzeitig gemerkt, dass die Fernbedienung der Klima-Anlage fehlt.
Stehen 7:30 vor unserem Inder, der angeblich ab um 7 das Herbergs-Frühstück serviert. Da sind noch die Rollos unten. Laufen einmal um den Block, ob es vielleicht die falsche Bar ist. Rufen dann die Herbergsmutter an, die meint das eigentlich offen sein müsste. Und siehe da, die Rollos gehen hoch. Aber niemand weiß was von Frühstück. Rufen die Herbergsmutter wieder an, aber die nimmt nicht mehr ab. Essen dann in einer anderen Bar. Kommen auf dem Weg zum Bahnhof wieder beim Inder vorbei. Da steht der Manager und winkt uns rein. Zweites Frühstück…

Haben noch viel Zeit. Laufen noch eine Runde bis Tiburtina, überall haben die Bars schon offen. Dann eine Anfrage von booking.com, ob wir die letzte Übernachtung in Rom nicht genutzt haben, es kam eine Meldung von der Herberge. Das war dann voll der i-Punkt nach Aktion mit dem Frühstück…

Kleiner Abstecher in den gewaltigen Monumentalfriedhof. 9:59 Zug nach Fiumicino. Viel zu früh am Flughafen. Lesen und Akku voll laden. 14:15 pünktlicher Abflug. Sonniges aber diesiges Wetter. Freier Dolomiten- und Karwendelblick, sitzen auf der richtigen Seite und am Fenster. Pünktliche Landung, sonnig und warm auch in München. Nahtloser S-Bahn-Anschluß in die Stadt.
 



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