Korsika Frühsommer 2019



  Kreuz und quer durch Korsika


Porto

In der Bucht von Porto




Mi, 12.06.

Abends Entscheidung für Korsika. Hat von ganz Europa die beste Wetterprognose. Hinflug-Ticket buchen für Samstag Abend. Erste Übernachtung geplant wie die letzte Nacht vor 4 Jahren. In der Hoffnung das es die freundliche Camp-Lichtung am Fluss noch gibt.

Sa, 15.06.

Entspannte Reisevorbereitung. Campingausrüstung passt in den ULW Handgepäck-Rucksack. 16:25 zum Flughafen. Große Leere überall, niemand steht an beim Security Check. Unser Gepäck wird nicht beanstandet. Die Rock Pin Zelthäringe und die Gummispitzen-Karbonstöcke haben sich wieder bewährt. Abflug 30 min verspätet. Sehr enge Sitze in der Holzklasse bei Eurowings. Wilde Wolkengebirge und reichlich Schnee in den Alpen. 21:45 Landung in Bastia Porretta, milde Abendluft, Passkontrolle bei der Einreise. In 15min vor zum Camp, der Pfad zur Lichtung ist zugewuchert. Ein Stück weiter auf dem Feldweg Richtung Golo, super Zeltfläche mit festem sandartigem Boden links vom Weg inmitten der Auenidylle. Eine Eule, Glühwürmchen, Vollmond taucht alles in schönes Licht, der Nachtvogel tönt melancholisch vom Fluss.

So, 16.06.

Vogel-Morgenkonzert, feucht, dicht bewölkt. 6:30 raus. Gabelweihen am Himmel. Laufen zum Bahnhof Lucciana Pole Sportif, hier soll 9:19 der nächste Zug gehen. Ein Lokführer in Gegenrichtung nimmt uns mit bis Lucciana Olivella, weil der Corte Zug nicht in Sportif hält, auch wenn der Fahrplan das Gegenteil sagt. Morgen-Walker. Zug 9:19 Uhr, hinter den Küstenbergen stahlblauer Himmel über wilder und grüner Landschaft. Reichlich Wanderer mit teils immensen Rucksäcken.

Lecker Espresso vorm Bahnhofscafe Corte. Über die Brücke am Zusammenfluss zum Chez Bartho Camp, davor der Badegumpen-Strand ist schon gut besucht.

Zelt kommt auf die höchste Terrasse mit feinem Burgblick. Kein Nacht-Licht, kein Lärm, Vogelparadies. Viele Deutsche hier.

Vom Badebeach aus den Uferpfad entlang zur Restonica-Strasse. Durch die Gassen hoch zum Festungs-Aussichtspunkt, sonntägliches Begängnis. Durch die Zitadelle zum hinteren Parkplatz. Hoch zum Aussichtshügel mit Sofa inmitten Bergblumenpracht. Mini-Mittagsschlaf.

Runter zum Paoli, Cappucino in der Einheimischen-Bar. Alles voller Konfetti in der Stadt, gestern war Karneval. Eine Armada an Mauerseglern ist in der Luft, dazu Rotmilane, selbst im Stadtzentrum. Leckeres Baguette Traditional am Paolo, Stadtrunde, Tomaten und Butter beim Spar, scharfes Messer im Minimarkt am Paolo. Zum Camp über den Burg-Hügel, Essen beim abendlichen Vogelkonzert vorm Zelt mit Burgpanorama. Dank langem Kabel bequemes Akkuladen im Plastiksessel (vom Picknickplatz) vor der Dusche. Kirschbaum plündern. Schön dunkel und ruhig bei uns oben auf der Terrasse, der Vollmond ist hinterm Berg.

Mo, 17.06.

Frühmorgens wird es zu kalt mit offener Schlafsackdecke. Socken an, Schlafsack zu. Grandioses Vogelkonzert, Mitte Juni. 16 Grad beim Aufstehen. Lecker Morgen-Espresso unten an der Gaststätte. Wegeskizze vom Campchef zur Punta di Zurmalu. Uralte Steinmauer-Pfade, schöne Baum-Vegetation, gelegentlich verblichene jahrzehntealte rotbraune Rechtecke als Markierung, dazu Steinmännchen an sinnvollen Stellen. Reichlich blühende Zistrosen. Viele Ziegenpfade. Eine wild ziehende Herde spürt uns an einem Pausenplatz auf. Als ich einen Wanderstock anhebe, kriegen sie Panik und legen den Rückwärtsgang ein. Schön schattiger Weg, in der Sonne ist es schon unangenehm heiß.

Immer schönere Ausblicke ins Restonica Tal, oben am Sattel entscheiden wir uns dafür dem gut gehbaren Grat nach rechts zu folgen, statt auf den Zurmalu-Hügel zu kraxeln. Das entpuppt sich als Super-Idee, es ist ein mit Steinmännchen markierter Panoramapfad zwischen Restonica und Tavignano. Er zieht sich bis vor zum letzten Sattel vor den Felsen. Alles mit blühenden Zistrosen überzogen. Ein mit Steinmännchen markierter Pfad zweigt ab ins Restonica-Tal. Reichlich Schnee am Hauptkamm. Krachheiß beim Abstieg, zum Glück schon bald wieder meist im Wald.

Unten Espresso, Dusche, Komfort-Handyladung im Campingsessel, Pizza essen, 1/4 Hauswein für Zwei. Die Sonne verschwindet gegen 19:15 hinter den Tavignano Felsen. Beim Hinlegen gegen 22 Uhr 16 Grad.

Di, 18.06.

Morgen-Espresso im Camp, Baguettes und Pan de Chocolat abholen. Aufstieg zur Burg, Bergpanorama im schönen Morgenlicht, niemand oben. Wenige Minuten später beginnt der französische Gruppen-Trubel. In die Zitadelle, Ausstellung der Uni + Touri Info. Hintenrum zurück ins Camp. Zweites Frühstück. Hals schleimt, die kalte Nacht vorgestern, zu wenig Wasser, zu wenig Essen.

Zum Tavignano-Tal, unterer Pfad am Fluss entlang hin. Schöner wilder und schattiger Pfad mit reichlich Gumpen-Abstechern. Dann auf steilem Erdpfad hoch zum oberen Wanderweg, im Abstieg wäre es zu rutschig. 14 Uhr 29 Grad, gefühlt 32. Retour nach Corte, von oben sieht man auch am anderen Flussufer einen Pfad und Leute sitzen, scheinbar kommt man von unserem gestrigen Weg aus hin wenn man geradeaus weiter geht statt steil links hoch zu gehen.

Einkaufen beim Spar, essen im Camp im Picknick-Bereich, unter den schönen alten Eichen.

Mi, 19.6.

Abbauen, Morgen-Espresso im Camp, Flusspfad, Restonica Brücke, Uni-Hängebrücke, Bahnhof, Ticket kaufen nach Vivario. Reichlich Brot beim Bahnhofsbäcker, dann in den Bahnhofs-Supermarkt. Espresso in der Bahnhofsbar, 8:03 Start im gut gefüllten Zug. Wir sind die Einzigen, die in Vivario aussteigen. Mit EU Support geschmackvoll sanierter Bahnhof mit Luxus-Toiletten. Gleich hinterm Bahnhof startet der schattige Pfad Richtung Fort. Oben am Kamm dann ein prächtiges 360 Grad Panorama auf Umgebung des Rotondo. Perfekter BWK-Platz oben am Fort. Schöne Wanderung rüber nach Camping Savaggio, mit Wandertunnel unter den Bahnschienen. Reichlich leckere Erdbeeren am Wegrand.

Camping Savaggio ist privat gebucht für Schulkinder, fremde Gäste nicht erlaubt. Laufen dann rüber nach Tattone, überwiegend durch unschönes Abholzgelände. In Tattone auf den Soleil Camping. Ein sattgrünes Idyll mit super Bergpanorama. Bar und Pizzeria, Buchlese-Ecke, Handy Ladestation.

Do, 20.6.

Früh 12 Grad, nachts den Yeti drüber gezogen. Espresso in der Bar, 8:46 mit dem ersten Zug nach Vizzavona, 6 min später da. Alles wie immer hier, ein Postkartenidyll unter stahlblauem Himmel. Das Biwak gibt es noch, immer noch eingezäunt. Aufstieg Richtung Cascade de Anglais mit den bislang umfangreichsten Erdbeerfunden der Tour. Allerhand Leute hier. Weiter durch den schönen Buchen/Kiefern-Urwald rechts vom GR21 entlang der Gumpen die Felsen hoch bis zum ersten Aussichtspunkt.

Weiter hoch bis zum Aussichtsfelsen im grandios-idyllischen Hochtal auf 1400m. Schöne BWK Plätze ringsum und reichlich Wasser. Finden dann etwas unterhalb den OSM Abzweig zum Bergkamm mit den Bergeries de Porteto nicht. Steigen auf dem Aufstiegsweg wieder ab. Entscheiden uns gegen die Flusswanderung nach Tattone. Dafür gibts Espresso mit Bergblick gegenüber vom Bahnhof im Biergarten des Refuge. Der mobile Gemüseladen steht gerade davor und verkauft.

17:49 mit dem letzten Zug des Tages nach Tattone, Sitzplatz kein Problem. Noch einen Kirschbaum plündern. Notizen machen auf der Panoramawiese unterm Zelt. Außerordentlich leckere Pizza in der Camp Pizzeria. 18 Grad um 22 Uhr.

Fr, 21.6.

Früh 13 Grad. Polen-Daune geht gerade so. Packen, Morgen-Espresso. 8:46 Start Zug nach Ajaccio, die erste Hälfte mit schönem Bergpanorama. Ajaccio Rundgang: FGZ, Schilder kündigen für den 29.6. den Karneval an, Gare de Routiere - gezahlt wird beim Fahrer, Morgenmarkt zwischen Brunnen und Hafen, Hafenmauer, Altstadtgassen, Beach hinter der Zitadelle, Place de Gaulle, Spar, FGZ retour zum Gare de Routiere. Da steht ein Kleinbus Ajaccio - Zicavo ca. 15:30 Uhr, gut geeignet für Teiletappe des GR20 Süd. 

Wir starten 15:45 mit großem Bus nach Porto und verwerfen den Piana/Calanche BWK-Plan, weil heute ist der einzige bedeckte Nachmittag der ganzen Tour. Einige verrückte Motorradfahren entgehen dem Überfahrenwerden durch den Bus nur knapp. Der Fahrer scheint entlang der Strecke jeden zu kennen. Er scherzt und schauspielert und flirtet beim Fahren mit einer Madagassin und plaudert wie ein Wasserfall.

Hinter Carghese wird die Landschaft wieder wilder. Am Eingang von Piana nach links ein Schild zum Minicamping/Bivouac/Gite de Etape Belvedere. Blitzentscheidung nicht auszusteigen, wegen trübem Wetter und unklarer Lage ob dieses Camp wirklich offen hat. Ab Piana dann durch die grandiosen Calanche, auch ohne Sonne sehr spektakulär. Wilde Ausweichmanöver. In Porto gleich zum Sole e Vista Camping. Auf meinem idyllischen Platz vom letzten Mal stehen jetzt neue Bungalows. Viele Steckdosen, aber kein Strom in der großen Sanitäranlage. Ein freundlicher Franzose gibt mir seinen Starkstromadapter. Fledermäuse beobachten beim Laden. Unten in Sanitäranlage 1 gibt es Licht und eine funktionierende Steckdose und einen undichten Abfluss. Angela organisiert zwei Klappsessel.

Sa, 22.6.

Nachts Gewitter und Regen. Früh wieder blauer Himmel, aber dunstig. 8:05 hoch nach Piana, Espresso, Bäcker. Runde durch den schönen Ort. Abstecher nach Vistale mit seinem grandiosen Blick auf die Bucht von Porto und das wilde Bergpanorama dahinter. Ist richtig gut aber erst am Abend, zumal es zu dieser Jahreszeit den vollständigen Sonnenuntergang nur von hier oben und nicht von Porto aus gibt.

Dann zum Minicamping, sieht verlassen aus. Eine Kette am Eingang. Gehen trotzdem rein. Entpuppt sich als offen. Letztes Jahr war zu, weil der deutsch sprechende Besitzer schwerkrank war und fast gestorben wäre. Er beklagt sich über die immens hohen Lebenshaltungskosten auf Korsika und 43 Cent für die kwh Strom, 25 Euro für einen einfachen Männer-Haarschnitt, teure Lebensmittel selbst im Supermarkt.

Das Camp ist ein sehr idyllischer grüner Platz in perfekter Panoramalage, wenige Minuten vom Supermarkt. 

Tomaten kaufen, Espresso im U Campanile Restaurant. 14:15 Start. Bei gutem aber dunstigem Wetter die Straße entlang durch die Calanche Felsen, teils ein Getümmel aus Autos, Radlern, Motorradfahrern und Spaziergängern. Dann ziehen die Berge zügig zu und als wir auf dem Chateau sind, sind Sonne und Berge weg. Trampen dann mit einem ostdeutschen Pärchen runter nach Porto, wo es immer wieder mal bis oben aufzieht. Spar Supermarkt. Abends noch eine Runde runter zum Hafen. Beim Hinlegen wieder 22 Grad.

So, 23.6.

Inlet + Polendaune quer rübergelegt war optimal. Früh stahlblauer Himmel und schöner Bergblick. Cappucino oben auf der Pool-Terasse. Frische Baguette vom Spar holen. Runter zum Hafen, nebenher noch ein Baguette vom Bäcker am Weg. Frühstück auf den Felsen am Hafen. Zum Camping Municipale, der dornige Pfad orogr. links am Fluss entlang Richtung Porto ist noch da, orange markiert. 

Handies laden und ausgiebig Siesta auf dem schönen Panorama-Camp. In der Südwestecke wird schwer gebaggert, zum Glück nicht Sonntags.

Zum Beach, das kultige Oasis Restaurant hat zugemacht, die Kletterszene dahinter ist noch intakt. Auf dem Uferpfad 30min vor zum Castagna Hafen mit felsiger Badebucht, ein Idyll bei schönem klarem Blick über Porto und den östlichen Golf. Schöne BWK-Stelle am Hinweg kurz vor der Straßeneinmündung. Retour zum Hafen-Kieselstrand, dahinter die zweite aufgegebene Kneipe. Erstklassiger Espresso an der Strasse im Hotel Le Bon Accueil bei den rauchenden Spielern unter dem FDJ-Lottoschild. Großeinkauf im Kontakt und im Spar. Erstes Abendessen in den Klappsesseln vorm Zelt mit Gipfelblick. Duschen, hoch zur Gym-Terasse überm Pool bis zum Alpenglühen, sehr perfekt heute. Eine Herpes meldet sich, zuviel UV hier in der Gegend.

Mo, 24.6.

Morgen-Cappucino oben in der Pool-Bar, dann hoch zur Evisa-Strasse. Haben in wenigen Minuten einen freundlichen Lift nach Ota, eine Frau die ihre Tochter in die Schule fährt. Spektakuläre Panoramastraße bis zum malerischen Ota. Lohnt sich unbedingt zu Fuß!

Abstieg zum Fluss über den Wanderweg, auf den Terassen überm Pfad brauchbare BWK Plätze. Unten an der alten Steinbogenbrücke eine immense Gumpe, Angela nimmt ein Morgenbad. Hoch zum hier völlig deplatzierten Fussballfeld direkt am Schluchteingang am Wendepunkt der Touri-Straße. Mit hohem weißem Metallzaun eingezäunt, die Tore und ein Teil des Zauns in maladem Zustand.

Aufstieg durch die schöne Schlucht. Lange Pause am Zusammenfluss, bevor es 500 Hm schattige Waldserpentinen vom Fluss weg nach oben geht. Einkaufen im kleinen Supermarkt, 30 Grad hier oben, es ist die angekündigte Hitzewelle. Espresso mit schönem Blick über die Kirche auf die Bergketten. Die Strasse hoch zum anderen Ortsende und weiter zum Camping. Liegt perfekt oben auf einem Panoramahügel mit weitem Blick Richtung Süden und Osten. Große Waschaktion, Zelt aufbauen, leckere Mini-Erdbeeren. Angenehme Atmosphäre. Moderat gefüllt. Nur eine Steckdose, in der Frauendusche. Nachts schön dunkel. 20 Grad beim Hinlegen.

Di, 25.6.

Morgens ein prächtiger Blick in die rote Felswildnis über Piana. Laufen runter nach Evisa, lohnende Kirschen-Ernte am Straßenrand. Morgen-Espresso im Cafe über der Kirche, Essen einkaufen, Start. Auf dem Kastanienweg durch Terassenmauern und alte Kastanienwälder, auf der anderen Flußseite die Yosemite-mäßig glänzenden Felswände voller Laricio-Kiefern. Hoch zum grandiosen Aussichtspunkt mit vollem Schluchtblick, Brotzeit. Runter in die Schlucht vom Ruisseau de Aitone, über die schwankende kleine Hängebrücke, Angela Gumpenbad.

Hoch in die Felswand, Upper Yosemite Wildnis pur. Gluthitze in den Felsen, zum Glück schon bald wieder unter schattigen Laricios. Auf 1100m dann das nächste Gumpenbad + Wassertanken. Die Quelle ist 600m weiter.

Aufstieg zum Forststraßen-Knotenpunkt. Auf alter Geröll-Forststraße weiter, verpassen den unscheinbaren Pfad, der die Straße verlässt, weil der Wanderweg längs der Straße markiert ist. Dafür treffen wir zum ersten Mal auf dieser Tour beim Wandern Schweine, die den Wald und die alte Forststraße schon gut umgewühlt haben.

Steigen dann den nächsten Abzweig Richtung Col de Verghio hoch auf einem wilden Steig durch prächtigen Urwald. Erstklassiges Wasser auf 1341 m. Ab ca. 1400m Übergang zu jungem Sekundärwald. Der von links kommende verpasste Pfad ist auch mit GPS nicht mehr zu finden. Oben am Pass ein einfacher Imbiss-Kiosk mit Thermoskannen-Kaffee. Ostabstieg zum Castel de Verghiu durch ausgesprochen schönen Mischwald mit urwüchsigen Birken und Laricio Methusalems. 

Als wir das Hotel erreichen, sind wir ziemlich platt von der unerwartet anstrengenden Etappe. Der Campingplatz ist riesig mit großem Waldanteil und schweinedichtem Zaun. Die Schweinefamilien patroullieren am Zaun entlang. Überwiegend französische GR20 Wanderer hier im Camp. Luftdichte Schlafsaal-Räume. Ein Deutscher erzählt vom Gesprächslärm im Schlafsaal bis früh um zwei. Gut bestückter Lebensmittel-Laden im Camp, teuer. Es gibt auch Blasenpflaster. 22 Uhr 20 Grad auf 1450m.

Mi, 26.6.

7:00 sind die meisten Zelte weg, die typische Disziplin der französischen GR20 Wanderer. Prächtige und perfekt beleuchtete Fels-Arena Richtung Nordwest, mit Paglia Orba und Monte Cinto. Morgen-Espresso und Pain o Schocolade  auf der Hotel-Terrasse. Beschließen einen Ruhetag. Eine organisierte schwäbische Wandergruppe bricht auf. Man kann im Hotel Wanderschuhe, Teleskopstöcke und Schlafsäcke kaufen. Frisches warmes Brot holen im Shop, danach gleich Frühstück, sehr lecker, entpuppt sich am Ende als das beste Brot der ganzen Tour. Zelt auf einen besseren Platz umsetzen. Vorn auf der Shop-Terrasse Handy laden und Zelt-Packbeutel reparieren. Hobo-Ofen am Waldrand als Müllverbrennung.

Lesen am Sessel-Baum. Doppel-Espresso, Essen, Sessel-Baum. Zelt abdecken gegen die brutale Sonne. Duschen, lesen, planen, vor zum Handy laden. Gestern waren ca. 3x soviele Zelte auf dem Platz wie heute. Haben heute das gesamte Waldareal für uns. Ist wohl die Hitzewelle.

Do, 27.6.

Brote, Käse und Butter kaufen. Morgen-Espresso, 7:30 Start. 80m runter, dann 1h rüber zum Beginn des Aufstiegs. Durch schattigen Buchenwald hoch zum Col de St. Pierre mit seinen fotogen windschnittigen Bäumen. Angenehmer Wind vertreibt die Hitze. Schräg hoch Richtung Bocca Rete Pass, Unmengen Schmetterline über einem Meer aus Ginsterblüten. Weiter weglos den Geröllbrocken-Nordgrat hoch zum Capu Tozzu, eine Herde Ziegen schaut von oben runter. Ein phänomenaler Panoramaberg überm Lac de Nino, der GR20 führt ca. 120m tiefer vorbei, außer uns sind noch zwei Franzosen oben.

Abstieg auf Pfadspuren Richtung Bocca Rete Pass. Dann links Erlengebüsch mit reichlich klarem Wasser, das zu den Wasserloch-Wiesen des Nino Sees abfließt. Runter zum Seeufer, lange (Bade-)Pause am Ufer des idyllischen Nino-Sees. Blaue Libellen und riesige Brummer mit weißem Fleck hinten oben.

Entscheiden uns statt dem Direktpfad zur Sega-Hütte für den Umweg über die Bergeries de Vaccaghia, wo wir vor 11 Jahren zum Kaffe eingeladen waren. Gerölliger Abstieg durch absterbenden alten Buchenwald. Sehr schräge Zeltstellplätze in der Bergerie. Dafür schöner Abendblick auf den Bergkamm Richtung Rotondo. Sind ganz klar reif für das Etappen-Ende, 17 Uhr. Entscheiden uns aber fürs Weitergehen zur Sega Hütte, damit es morgen nicht zu wild wird.

Heißes Trinkwasser tanken aus dem Wasserhahn mit Plastik-Zuleitung, Start. Weiter durch die kranken alten Buchenwälder, die sich weit die Berge hochziehen. Unten relativ offen und kaum Jungwuchs wegen der Rinder. Vor 11 Jahren waren die Wälder noch ok. Links vom Weg den Berg hoch viele tote Jungkiefern.

Der Weg weiter sehr geröllig. Irgendwann sehen wir links den unscheinbaren Direktabzweig Richtung Nino See. Gut markiert mit deutlich sichtbaren Steckschildern für den Restonica Trail.

Ab der Felsnase auf ca. 1450m Ende des letzten größeren Zwischenanstiegs. Ab hier ändert sich die Szenerie schlagartig. Es entwickelt sich ein immer großartigerer Panzerkiefern Urwald Canyon mit wild gestaffelter Fels-Szenerie bis weit in die Ferne und tiefen Gumpen. Dazu ein Pfad direkt unter einer Reihe von Urwaldgiganten und ein perfekter Gras-Biwakplatz direkt darunter neben dem Weg. Aber ohne Wasser. Das gab es ca. 20min zuvor aus einem recht warmen Seitenbach. Am Weg liegen gewaltige umgestürzte Urwaldriesen. Später noch ein eindrucksvoller Wasserfall, wo Angela beim Fotografieren ausrutscht und beim Abfangen des Sturzes (hoffentlich nur) die Display-Folie zerkratzt. Wir sind etwa 3 Stunden zu spät. Die einzigartige Szenerie liegt schon weitgehend im Bergschatten, am Ende schon in der beginnenden Dunkelheit. Außerdem sind wir schon ziemlich platt, was die Aufnahmefähigkeit für diese superlative Herrlichkeit nochmal verringert. Eine sonnenstands-optimierte langsame Tagestour ab Sega-Hütte bis zur Felsnase und retour wäre der Landschaft hier absolut angemessen. Wir erreichen die Sega-Hütte 21:40 Uhr, gut 14 Stunden nach Aufbruch. 4,5h nach der Bergerie, bei unterm Strich zügigem Tempo ab der Bergerie.

Die Hälfte der Zelt-Standplätze ist mit Miet-Zelten belegt. Die Kosten fürs normale Zelten sind in den letzten 11 Jahren um 75% gestiegen, von 4 auf 7 Euro p.P.  Schnell aufbauen, essen, schlafen.

Fr, 28.6.

7 Uhr raus, die Schlafsaal-Schläfer sind schon alle weg, Camper gab es kaum. Abbauen unter den wachsamen Augen von 3 Hühnern. Der Sohn vom Hüttenwirt macht uns einen starken Filterkaffee. Es gibt nicht viel Essen zum Mitnehmen zu kaufen hier, aber Bio Spaghetti. Gaskocher und Töpfe sind da, Feuerzeug muss mitgebracht werden.

Laufen vor zur riesigen Hausgumpe an der Brücke, Baden und Frühstück. 9:30 endgültig Start. Langwieriger Abstieg nach Corte mit zahlreichen Zwischenanstiegen, bei unterm Strich deutlich besserem Weg als gestern. Erfreulich viel Schatten, erst von den Bäumen, abends dann von der Talwand. Absolut spektakuläre Landschaft. Kein Mangel an trinkbarem Wasser bis runter nach Corte. Ausgiebig Baden im Gumpenidyll unter der Brücke. Wir sind heute die Einzigen an diesem beliebten Tagestouren-Ziel, es muss die Hitze sein. 21:30 im Chez Bartho Camp. Unser perfekter Platz ist noch frei! Gleich bezahlen und Baguettes für morgen früh bestellen. 23:15 Uhr hinlegen, 22 Grad.

Sa, 29.6.

Doppelter Morgen-Espresso in der Camp Bar. Ausgiebig Duschen und Klamotten waschen. Sind dann in der Sonnenglut ruckzuck trocken. Man klaut mein unbewacht ladendes Ladegerät aus dem Duschraum, mitsamt USB Kabel und Powerakku. Ausgiebig Frühstück auf unserer schönen Campingterasse mit Burgblick.

Über Flusspfad und Mündungsbrücke zum Bahnhof, Tomaten und Butter im U Sognu. 12:34 Zug nach Bastia, zum ersten Mal seit letztem Sonntag Wolken in den Bergen, Gewitter ist angesagt für den Col de Verghio. Bastia krachheiß, drehen im Häuserschatten eine große Runde bis zur Zitadelle und retour. 6 Fähren im Hafen! Auf dem großen Stadtplatz laufen die Vorbereitungen für die "Korsika Party", mit lokalen Rockgrößen. Essen kaufen im Spar. Perfekter Espresso am Airport Bus, 18:15 Start im gut durchgeheizten Flughafen-Bus. Brauchen in der Rush Hour 45 min statt der geplanten 25.

Am Flughafen voll bis zum Anschlag. Die Butter auf die Baguettes verteilen, das gute Messer dem Barkeeper schenken. Komplikationslos durch alle Checks, Flug pünktlich auf die Minute, Abendbrot in der S-Bahn, 0:40 Uhr zuhause.




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