Lykien im Frühjahr 2019



  Ein viel zu kurzes Wiedersehen mit den lykischen Küstenbergen nach viel zu langer Zeit


Kabak

Kabak




Sa, 27.4.

15min vor Abmarsch Kalt-Wasserhahn abgestellt, tropft, wieder aufdrehen,
tropft schon etwas weniger. Eimer drunter und los.
14:50 Abflug geplant, 20min später los weil 2 Leute nicht gekommen sind, Gepäck aber schon im Flieger ist. Teils schöner Alpenblick. Heftige Turbulenzen bei der Kaffee-Ausgabe. Mit noch mehr Verspätung in Antalya Terminal 2.  Deutsch-Türkische Simkarte funktioniert bestens. Geld abheben, Taxi zum Terminal 1. Laufen wäre auch möglichbgewesen, auf dem durchgängigen Fußweg längs der großen Straße. Antalyacard kaufen und aufladen. Mit der Tram ins Stadtzentrum. 15 min durchs gut belebte Zentrum längs der Schienen durch die (halbseitige) FGZ ins Life Hotel. Abendessen auf dem Dach.

So, 28.4.

Nachts springt die Katze durchs Fenster ins Zimmer und jammert dann, ich lasse sie wieder raus. Dann legt die Moschee noch los und ich bin endgültig munter.
15 Grad draussen. Richtung Tram, ein paar ältere Türken wollen uns zum Kringel essen einladen. Ein Bach plätschert in der Mitte des Boulevards. Mit der Tram zum Otogar. Nächster Bus nach Fethyie ist wie erwartet um 10:30 mit Kamil Koc, wir bekommen die letzten 2 Tickets, Minibusse fahren nicht vom Otogar.
Türkischer Cafe im Otogar. Hinten zur Buseinfahrt raus aus dem Otogar, Runde durch den mehrere qkm großen Zeyburun-Park. Wild und in voller Blüte, aber keine Bänke. Ein Türke erzählt uns von den 1000 Jahre alten Olivenbäumen im Park. Schöner Blick auf die schneebedeckten Taurus-Felsberge. Rein in den Otogar dürfen wir hinten nicht mehr, müssen außen rum zurück. Frühstück im Park am Taxistand. 10:30 Start in die wilden Felsberge, schön grün, viel Macchia und Kiefern.Oben im Hochtal grüne Felder und Obstplantagen. Reichlich Schnee im Bey-Gebirge.

Laufen vom Otogar in die Stadt zum Dolmus-Halt. 15 Uhr und 17 Uhr fahren noch Dolmus nach Kabak, 15:30 geht es tatsächlich los. Reserviere noch schnell den letzten Sea Valley Bungalow. Zum Glück arbeitet meine SIM mit deutschem Roaming, sonst wäre es Essig gewesen mit der Buchung...
Von Fethyie bis Ölüdeniz eine einzige große Touri-Meile. Dann wird es landschaftlich immer grandioser, über allem thront der wilde Baba Dagi. Reichlich Drachenflieger. Landschaftlicher Höhepunkt ist die Kabak-Schlucht. Teatime im Panorama-Restaurant. Touris dürfen nur zu Fuß oder mit Jeep-Taxi runter zum Beach. Abstieg auf dem alten Hippie-Pfad. Vorbei an diversen Camps und Anlagen, die Bagger fräsen gerade 2 neue Camps in den Schluchtwald.

Ganz unten die Sea Valley Bungalows entpuppen sich dann als das Juwel unter den Anlagen, idyllisch am Meeres-Ausgang der imposanten Schlucht gelegen.
Daneben, unten am Beach und  längs des Wanderwegs am Hochufer, wird frei gezeltet. Reichlich Minimärkte, aber keine Grundnahrungsmittel. Essen am Westende der Bucht. Kleiner Ausflug auf dem Pfad über der Ostseite der Bucht durch schönen alten Kiefernwald. Es werden immer mehr Zelte, Lagerfeuer und Gitarre und ein Didgeridoo, dazu Gesänge. Null Ausländer. Bei den Türken geht es outdoormäßig wie schon immer ganz locker zu.
Und auch die Bagger arbeiten in der Dunkelheit weiter.

Mo, 29.4.

Nachts erbärmlich gefroren. Erst Pertex Hülle raus, dann Unterhose+Socken, dann Hemd+Jacke.
Draussen sind 7 Grad! Feudales Camp-Frühstücksbufett in der Morgensonne am Meer. 10 Uhr Start zu einer großen Runde. Aufstieg Richtung Alinca durch die grandiose Wildnis über dem türkis leuchtenden Burguncuk Koyu. Ein Stück hinter dem B.K. liegt ein Camp, evtl. gibts da Wasser.  Kein Mensch ausser uns auf diesem sensationell schönen Pfad, der nicht mal im Rother erwähnt ist. In der OSM ist er eingezeichnet, es gibt eine rot-gelbe Markierung. Teils Kraxelpassagen, unkritisch im Aufstieg. Eine gut gefüllte Zisterne mit Schöpfbecher und Biwakplatz. Der Lärm des Baggers in Kabak verfolgt uns noch lange. Uralte Kiefern, Ginsterblüte, Lilienblüte, Baumblüte, alles blüht. Über uns die Dolomitenfelsen, von Falken umkreist. Dazu sattes Grün in allen Schattierungen. Und reichlich Sonne vom wolkenlosen Himmel. 25 Grad sind angesagt.

Teatime und Kuchen bei einer freundlichen Pensionsbesitzerin in Alinca. Erschrecken dann 2 brütende Hühner, sofort springt ein wütender Hund übern Zaun und wird zum Glück von der Tochter des Hauses wieder zur Ruhe gebracht. Dann 80 Hm Umweg, bis wir den Lykischen Pfad runter nach Kabak finden. Hier schon mehr Wanderer, überwiegend junge Türken, welch ein Kontrast zur letzten Tour auf dem Lykischen Weg. Die meisten mit Zelt und Isomatte. Wieder ein sehr schöner Weg, einfacher zu gehen als der Aufstieg. Kreuzt mehrere Geröll-Sturzbachbetten. Die in der OSM eingezeichneten Zisternen und Quellen sind trocken. Unten durch die schönen Panorama-Waldwiesen vom Secret Garden Camping Kabak. Origineller Bus als Rezeption und Bar.

Hocken uns unten zum Sonnenuntergang ans Ostende vom Beach, eine 12er Gruppe Russen mit großen Rucksäcken verteilt gerade Wodka. Danach wird das erste Zelt dicht hinter der Wasserlinie aufgestellt. Decken organisieren und eine Nacht verlängern. Essen auf der Terrasse, der Bagger hat schon Feierabend.

Di, 30.4.

8 Uhr hat die 12er Russen-Gruppe ihre Zelte schon abgebaut und marschiert los. Eine halbe Stunde später taucht noch eine schwer bepackte 20er Russengruppe auf und marschiert am Strand entlang zum Trailstart. Wir machen wieder anderthalb Stunden ein ausgiebiges Super Frühstück. Heute mit eigenem Türkisch Kaffee. Auch hier wieder mehrheitlich Russen. Und nicht ein Deutscher, auch keine Westeuropäer. Wie sich die Zeiten geändert haben. 2 Wassertaxis liegen vor Anker.

Runde durchs Tal. Durchs Bachbett zum originellen Natural Life Camp. Am Bach entlang durch eine Minischlucht zum Wanderweg, eine Schildkröte. Hoch zum verschachtelten Reflection Camp. Übers Secret Garden Camp zum Bungalow. Teatime auf der Holzplatform im Südwinkel der Camp-Gaststätte mit dem besten Bergpanorame hier unten im Tal. Gipfel und Kämme sind in den Wolken. Lesen auf der Terrasse. Türkisch Kaffee im Lokal-Südwinkel. Perfekte Temperatur. Kleine Schleife übers Hochufer Richtung Faralya. Schöne Biwakplaetze, hier das erste Campverbotsschild in Englisch. Pause auf der kleinen Betonmole mit schönem Abendblick übers Meer und das Kabak Tal auf das jetzt wieder glasklare Bergpanorama und die Grüntöne der Wälder.

Abendtour zum Sonnenuntergangskap wegen zugedschungeltem Pfad (alte rote Markierung) abgekürzt. Finden schönen freien Ausblick, aber die Sonne versinkt im Dunst. Ziegen fressen begeistert die Ginsterblüten. Essen auf der Terrasse, planen, morgen verlassen wir die Idylle. Unklar, ob es das George House noch gibt. Nicht in Booking, nicht mehr im Internet. Ab morgen fahren die Dolmus jede Stunde.

Mi, 1.5.

Ein letztes Mal das vorzügliche Camp-Frühstück auf der Gaststätten-Terrasse am Meer. Ein Polizist ist an Bord, auffälligerweise sind alle Zelte weg, bis auf eins.
Den lykischen Pfad hoch nach Faralya West. Teils kaputt durch neue Anlagen und durch Straßenbau. Dann ein netter Weg über der schönen Felsenküste. Teatime am letzten Beach vor dem Anstieg nach Faralya. Der Vater vom Wirt war 20 Jahre in Bochum, hat alles Deutsch vergessen. Bei Uzunyurt einige monströse neue Anlagen. Hören die Partyboote schon wummern, bevor wir den Canyonrand erreichen. Ein spektakulärer Aussichtsfelsen fast senkrecht über dem Beach. Dann direkt am Schluchtrand ein neues Privathaus mit frisch in den Hang gefräster Strasse. Der Pfad passt gerade noch dran vorbei. Kraxelpassage mit Seil. Vorbei am Abzweig in die Schlucht mit Warnungen in türkisch, englisch und russisch. Eine Gruppe Russen fragt uns, wie es mit dem Weg zum Beach aussieht. Wir warnen sie, 2 Mädels mit Flipflops sind dabei. Sie steigen trotzdem ab.

Kurz danach das George House. Offen! Bekommen einen schönen Bungalow mit Bomben-Bergpanorama. Und ein türkisches Gebäck-Leckerli. Abendessen und Frühstück sind inklusive. Hinter der Anlage eine schöne 360-Grad Panoramawiese zum Campen und Sitzen. Privater Zugang zum Schluchtabstieg. Wir stellen 2 Plastiksessel an den Canyonrand. Direkt vor uns der Canyon-Beach mit der untergehenden Sonne. Dazu eine üppige Margeritenwiese mit reichlich Schwarzen Bären Schmetterlingen, nach denen die Schlucht benannt ist. Hinter uns das phänomenale Baba Dagi Dolomiten-Panorama, durchsetzt mit den Grünschattierungen der Wälder. Überwiegend Türken hier. Außer uns noch 3 Deutsche. Eine 3er Gruppe Türken aus Mersin ist von Fethye mit voller Ausrüstung durchmarschiert, einer mit 35 kg. Bei Mersin entsteht gerade ein 800km Fernwanderweg. Einer der Türken meint, die Türken schätzen die Schönheit ihres Landes viel zu wenig. Ein Regen-Halo in den Wolken Richtung Nordwest und föhnartige Wolken. Sonnenuntergang in die Nordwestwolken hinein.
Lecker Abendbuffet nach Sonnenuntergang. Diverse Wanderführer im Regal. Aufkleber von zwei deutschen Wander-Reiseveranstaltern an einer Säule im Raum.

Do, 2.5.

Früh wolkig, warm und naß draussen. Stühle sind umgeworfen. Ein Camper erzählt von Sturm und Regen in der Nacht. Morgencafe auf unseren Stühlen am Canyonrand. Glasklarer Blick bis zum griechischen Festland. Lecker Frühstück. Zwei Türkinnen schleppen eine Kaffee-Stempelkanne und Thermosflaschen in ihren Rucksäcken. Man läuft ganz selbstverständlich zum Kaffee präparieren in der Küche rum. Es gibt Plastiktüten zum Präparieren von Lunchpaketen.
Langsam setzt sich die Sonne wieder durch. Ein großartiger Blütenduft in der Luft. Hoch zur Gül-Pension, auch nicht in Booking, dafür mit Dolmus. Vorbei am gut genutzten Gratiscamp an der Hangkante.

Am Hotel Wassermühle beginnt der schöne Aufstieg nach Kirme. Milliarden Bienen. Am Eingang von Kirme ins Lemon Cafe. Ein witziger Typ vom Haus versorgt uns mit Petersilie und begleitet uns mit Angelas Stöcken ein Stück. Von Kirme bis Kozagaci ist der Lykische Weg durch eine neue Straße zerstört. Gewaltige Südwestabstürze des Baba Dagi. Oben sieht man neue Liftstützen und eine Zwischenstation, umkreist von Gleitschirm-Schwärmen.
Reichlich Wasser längs der ganzen Strecke seit Faralya. Mehrheitlich Russen unterwegs heute. Am Ende von Kozagaci einige neue Bauruinen, die neue Strasse wird gerade bis dahin verlängert.
Nach den Ruinen endlich wieder Pfad und schon bald grandiose Blicke auf die Lagune von Ölüdeniz. Funktionierende Zisternen mit Schöpfgerät am Weg, daneben Biwakplätze. Ginster ohne Ende, aber die vielen Ziegen lassen den Blüten keine Chance. Treffen am Beginn der Forststrasse einen Outdoorsport-begeisterten Türken, der mit Blick auf Ölüdeniz zelten will. War vor 20 Jahren schon mal in der Gegend unterwegs, kommt aus Antalya, seine Frau hat ihm für die Tour freigegeben.

3km Forststraßenhatscher nach Ovacik, direkt am Ende ein Dolmushalt. Fahren im Mai aller 5 Minuten. Fahren zum Otogar, kaufen bei Kamil Koc für morgen früh 9 Uhr ein Ticket nach Antalya. Dann bei einem Türkish Coffee ein Appartment hinter der Strandpromenade buchen. Laufen dann quer durch die Wohngebiete hin, kaufen Tomaten und Ekmek. 2 Türken stehen schon vorm Haus und telefonieren den Chef heran. 5 min später sitzen wir in der Sonne in der Wohnstube und essen Tomatenbrote. Angela erbeutet gerade noch rechtzeitig eine Zusatzdecke und das Wifi Passwort.
Abendrunde die Promenade entlang zum Yachthafen, sehr wenig Touris. Bucht und Stadt malerisch von grünen Bergen eingerahmt. Durch die Reste der Altstadt. Schönes altes Marktgebäude mit Fisch(restaurants) und Gemüse, sehr lebendig.

Fr, 3.5.

6:30 raus, nachts hat ein Klimaaggregat vor der Nachbarwohnung durch das Ohropax hindurch geröhrt. Mokka kochen, essen, packen. Die Promenade entlang zum Fluss, der blaue Promenaden-Radweg wird gefegt. Den Fluss entlang zum riesigen Markt am Park. Weiter zum Otogar, noch ein Mokka im Imbiss vor Kamil Koc. 9:00 Start bei glasklarer Sicht auf die schneebedeckten 3000er. Pension in Altstadt buchen. Cafe an Pausenstations-Tankstelle hat zu, machen statt 30 nur 10 min Pause und sind in 2:40h Rekordzeit in Antalya. Tram zur Altstadt, laufen zur Pension, man will uns ein fensterloses Doppelzimmer geben. Bekommen dann ein originelles 3er-Zimmer unterm Dach.

Runter zum Küstenpark, super Ausblick übers Meer auf das wilde Küstengebirge und die Antalya Klippen. Teatime im zweiten Teegarten, der erste gibt Touristen keine Gläser, nur Samoware. Erstklassiges Wetter, kaum Touris. Im Stundentakt gehen günstige Mini-Fähren (Seabus) nach Kemer. Kreuz und quer durch die Gassen der Altstadt. Hoch ins Basarviertel und in die Haupt-Fußgängerzone. Ans Klippen-Hochufer, schöne Aussichtspunkte und -Cafes mit Hafen- und Altstadtblick. Katzendorf einer Tierschutz-NGO. Runter zum Hafen und auf die Mole. Zum Sonnenuntergang wieder hoch in den Park überm Ostufer. In die Pension, wärmer anziehen. Essen in der großen FGZ.
In der Pension 25 Grad unterm Dach, aber Aircon ist dabei. Dachluke wieder schließen wegen Gaststätten-Musiklärm. Gefährliche Operation weil nirgends befestigt. Mit Ohropax ausreichend ruhig.

Sa 4.5.

Duschen, frühstücken, Park-Runde mit Morgen-Bergblick. Cappucino im Burger House Hotel. Frisches Ekmek und Kartoffel-Teigtasche kaufen. Packen, Gepäck unterstellen. Teatime, ganz hinten im Lieblings-Panorama-Cafe am Parkende beim Kulturhaus. Teigtasche essen vorn am Turm. Eisverkäufer preist auf russisch sein Eis an. Ein Flaschensammler dreht seine Runden mit einem gigantischen Sack. Noch ein paar Runden durch die freundliche Altstadt, erfolglose Suche nach einem ordentlichen Gemüsemarkt in der Neustadt. Schleife übers Klippen-Steilufer, leckerer O-Saft am Tram-Boulevard. In die Pension, noch ein Tee. Hadrianstor, Lebensmittel-Einkauf fürs Rest-Wochenende beim Migros gleich gegenüber.

Zur Tram, Antalyacard-Aufladung (70 Cent!) reicht noch für genau 2 Tickets zum Flughafen. 35min Fahrt. 20min Wanderung längs der großen Autostraße (hat Fußweg!) zum Terminal 1. Die schmale Straße weiter rechts ist laut Stewardessen-Auskunft zum Durchgehen gesperrt. Über Antalya und den Bergen zieht es zu, zuvor ausgedehnte Föhnwolken. Einen einzigen Bankschalter (Akbank) gibt es zum Geldrücktausch und der ist in der Ankunftshalle. Am Gate großes Chaos, eine Angestellte am Schalter heult. Unser Flug wurde unplanmäßig zu Gate 63 umgeleitet, wo zur gleichen Zeit ein Flug nach Petersburg geht. Für den Petersburg-Flug gibt es einen weiteren verschärften Security Check direkt am Gate. 2 Schlangen ohne Trennung nebeneinander beim Boarding. Am Ende der Gangway teilt ein Einweiser den Strom auf 2 Flugzeuge auf. Abflug mit einer guten halben Stunde Verspätung. Wegen der dicken Wolken kein Sonnenuntergang zu sehen. Auf der Gangway in München ist es saukalt. Bekommen 22:31 Uhr die S-Bahn, 23:40 Uhr zuhause. Es tropft nicht mehr.




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