Bulgarien Sommer 2016
Bergtouren im Zeichen ungeplanter
Ereignisse
Das Rila-Kloster
Sa, 16.07.
Nachts schlecht geschlafen,
früh noch den Rucksack
optimieren, dann in der DB-App gelesen, dass ein Notarzt-Einsatz die S8
zum
Flughafen zum Stillstand gebracht hat, fahre dann mit der S1,
lese vom
Militärputsch gestern abend in der Türkei und Kämpfen
auf dem Flughafen
Istanbul, dann auf aero.de das der Flughafen seit heute morgen wieder
in
Betrieb ist und Turkish Airlines ca. 50% aller Flüge abwickeln
will.
Dann ruft Angela an, die schon am
Flughafen ist und
berichtet, dass heute alle Türkei-Flüge ab München
annuliert sind.
Am Flughafen gleich zum Turkish
Airlines Schalter, nach
einer Stunde Anstehen am Schalter ein sehr hilfsbereiter Mitarbeiter.
Er
versucht uns auf Lufthansa oder eine andere Airline nach Bulgarien
umzubuchen. Es
ist aber alles ausgebucht, nur Wartelistenplätze sind frei. Auf
Ziele in
Nachbarländern darf er nicht umbuchen.
Ich schlage ihm dann vor, dass wir
morgen fliegen und
tatsächlich gibt es für morgen zur gleichen Zeit noch 2 freie
Plätze,
wahrscheinlich weil einige Leute des Putsches wegen storniert haben.
Die Aktion
am Schalter dauert eine halbe Stunde, während dieser Zeit hat sich
hinter mir
eine Menschenmauer aus hunderten von Leuten gebildet, die von den 2
Schaltern
abgefertigt werden müssen.
Fahren dann zurück in die
Stadt, ich gehe erst mal Einkaufen
und fühle mich etwas neben der Spur, Angela geht es genauso.
Draußen vor dem
Fenster tobt der Baulärm von der SDI-Schule und vom
Chinesen-Konsulat, das hat
mir zu meinem Glück heute noch gefehlt.
So, 17.07.
Noch etwas
Gepäckoptimierung, letzte Teatime, dann reibungslos zum Flughafen.
Lange
Schlangen und exzessive Kontrollen, Sicherheitscheck zusätzlich
auch im zweiten
Stock.
Satte Abflugverspätung. Exklusiver Bordkoch mit Kochmütze,
macht ein phänomenal
gutes Essen.
Istanbul
mit Saharatemperaturen und gewaltigen Menschenmassen im Flughafen.
Trotz
Verspätung noch genug Zeit für einen Rundgang durch den
Flughafentrubel. Flug
längs des Balkangebirges, dicke Passatwolken wälzen sich vom
Hauptkamm, Sonne
im Tal.
Landen pünktlich
in Sofia, nagelneue Metro in die Stadt, 300 Meter von der Metrostation
ins
ruhig-dörflich gelegene 10Coins Hostel, großes Appartement
mit Küche im
Dachgeschoss, beschließen 2 Nächte hier zu bleiben.
Fast-Vollmond vom
wolkenlosen Himmel.
Mo.,
18.07.
Früh tiefe
Wolken überm Vitoscha, über der Stadt reißt es auf.
Metro zur Lwow Most,
Viktualienmarkt, Cappuccino in der Pirotska. Es wird immer wolkiger,
kühler,
windiger und dunkler. Beschließen die Flucht nach Sandanski. Zum
Hostel, auschecken, leckerer Strudel und Banitza beim Bäcker an
der
Straßenecke. Metro
zum frisch renovierten Bahnhof, Ticket kaufen. Geld abheben am
Busbahnhof,
Cappuccino vorm Bahnhof. Runter ins Untergeschoß. Die alten
Lädchen und
Gaststätten gibts nicht mehr, dafür neue, die leerstehen.
In den Zug,
es ist ein ehemaliger InterRegio der Deutschen Bahn. 11:45 geht's los,
draußen ziehen die wolkenverhangenen Berge vorbei.
Ab
Blagoevgrad reißen die Wolken auf, es wird warm und die Fahrt
geht durch eine
schöne und wilde Schluchten-Landschaft bis Kresna. Raus in Melnik
bei schönstem
Wetter und angenehmem Wind. Welch ein Kontrast zu Sofia. Minibus ins
Stadtzentrum, beziehen unser
freundliches Appartement mitten in der Fußgängerzone.
Ausgiebige
Runde bis zum Ende des schönen Stadtparks. Vogelgewimmel und
Zikadenklänge am
Fluss mit seinen Hängebrücken und uralten Platanen. Eine
650jährige Platane im
Stadtzentrum. Einen erstassigen Schopska Salata am Weg zum Busbahnhof,
dort die
Busse nach Melnik klären.
Bei Telenor
neue Internet-Simkarte besorgen, alte Sim verlieren ihre
Gültigkeit nach einem
Jahr. Aufstieg zum Gipfelfriedhof über der Stadt mit glasklaren
Pirinblick.
Abendliches Begängnis und Bierchen in der Fußgängerzone.
Die.,
19.07.
Cappuccino
in der FGZ, Morgenrunde durch den Park, die Kehrkolonne mit Besen statt
Laubbläser. Leckeres Frühstück beim Bäcker.
Über den Gemüsemarkt zum Bus,
Espresso am Freisitz. 11:40 Start nach Melnik. Beziehen ein
schönes Zimmer mit
super Felsblick. Riesiger Schopska Salata.
Wandern
dann mit unseren Sandalen durch wilden Dschungel und Stachelpflanzen hoch auf das Felsenplateau im Norden der Stadt
zu den alten
Ruinen und über grandiose Pfade direkt am Canyonrand entlang zum
Kloster. Zum
Glück dämpfen seit Mittag gnädige Wolken die
brütende Sonne. Immenses Zikaden-Konzert.
Phantastische Blicke über das Labyrinth aus südlichem
Laubwald-Dschungel und
bizarrer Felswildnis auf Pirin und Slawyanka. Im Abstieg noch ein
spektakulärer
Blick über Melnik und die Felsen aufs Pirin. Dann Abhängen im
Zimmer, Memos
schreiben, Landkarten anschauen. Nur ein uralter, eingescannter
Stadtplan zeigt
die alten Pfade auf dem Plateau.
Mi., 20.07.
Früh eine
XL-Tasse erstklassiger Spetema Espresso in der Herberge, dann
Frühstück, dann
Start Richtung Zlatoliste. Bei stahlblauem Himmel durch den Dschungel
zum Pass,
runter, über schöne Wiesen zur Abkürzung Richtung Rozhen
Kloster. Schon bald
gibt es wieder mehr Wolken, ab dem Kloster wird es schwarz über
dem Pirin. Zwei
Slowaken am grandiosen Panoramapunkt über dem Kloster, sind in
einer Woche über
Musala und Vichren hierher gelaufen.
Abstieg im Flussbett durch wilden
Zikaden-Dschungel und vorbei an der Weinkeller-Ruine mit
Wasserschlauch-Quelle.
Am Ortsbeginn kleine Schleife über die Festung und den leeren
Kommerz-Weinkeller. Waschen, Bus klären, Schwatz mit dem Melnik
Bettler unten
im Park. Die 850jährige Platane unten am Bushalt fotografieren.
Schopska und
Forelle im Bistro. Wein bei Omi im Weinkeller, zuvor auf der Bank am
letzten
Haus im letzten Sonnenlicht mit Heerscharen an Schwalben.
Do., 21.07.
Vorzügliches
Frühstück in der Herberge. Ein paar Lebensmittel kaufen im
Herbergsladen,
gegenüber der kleine Supermarkt macht erst 8:30 auf. 9:00 Bus nach
Blagoevgrad,
wieder durch den schönen Canyon. In Blagoevgrad gleich
Anschluß nach Rila Ort.
Glasklarer Bergblick. Erstklassiger Bianco Espresso im Stadtpark, 12:40
hoch
zum Kloster.
Bei
grandios klarem Bergblick eine Runde durchs frisch renovierte Kloster,
allseits
umgeben von urigen Mischwäldern in allen Grün-Schattierungen.
Die Mauersegler toben durch den Innenhof. Die
Kloster-Bäckerei gibt es noch, Brot gibt es ab 12:00 Uhr. Hinterm
Hotel die Neubauten sind
immer noch nicht fertig, nur das neue Feuerwehrhaus wird schon genutzt.
14:00 öffnet die Rezeption der
Kloster-Herberge, es
ist noch ein (3er) Zimmer verfügbar, das nehmen wir. 20:00 wird
das Kloster-Tor
zugesperrt. Draußen das Hotel ist bei Booking schon ausgebucht.
Wandern
dann flußaufwärts vorbei am (ehemaligen?) Rilets Hotel, ist
immer
noch in Renovierung.
Dann der urige Bor Camping und über die Brücke zum Zodiac.
Entscheiden uns dann
für morgen für eine der kleinen Hütten auf dem oberen
Teil vom Bor Camp mit
schönem Maljovitza Blick. Schwatz mit 2 Holländern, die 5
Tage bei
Schlechtwetter mit Zelt oben auf dem Kamm waren und immer wieder zum
Essen und
Rotwein kaufen in den Berghütten waren.
Zurück zum Kloster, finden
zufällig unten am Fluss hinter
einer Art Bauhof das historische Krematorium mit dem Klosterfriedhof.
Mit
Wegweisern wo sie keiner mehr braucht und nagelneuen Brücken.
Finden dann noch die
Wanderweg-Einstiege hinter dem neuen
Feuerwehrhaus. Der Weg am Bach entlang ist mit riesigen Schildern als
verboten
gekennzeichnet.
Abends in der Dämmerung
noch ein Panorama-Rundgang über alle
Etagen des Klosters. Die Touri-Zimmer sind nicht vom
Mönchs-Bereich getrennt.
Vor dem Fenster röhrt der Fluß.
Fr., 22.07.
Vorzüglicher Morgenkaffee in
der Gaststätte oben neben dem
Kloster. Beziehen unseren Panorama-Bungalow auf dem Camping Bor. Auf
die andere
Straßenseite, nur der Pfad zur Bergkirche ist zu finden, weil
ausgetreten. Der
auf der alten Karte eingezeichnete Pfad Richtung 7-Seen Höhenweg
ist nicht
auszumachen.
Durch blühende Wiesen in den
grandiosen Urwald, sind schon
bald an Neofit Rilskis Haus. Am Haus das letzte Wasser. Oberhalb ein
Pfad mit
verblasstem Wanderwegzeichen. Wir folgen steil bergauf, dann eine
Verzweigung.
Rechts ab weniger ausgetreten mit alter Markierung, links ohne
Markierung, aber
mehr ausgetreten. Gehen links aufwärts, schon bald die
nächste Verzweigung.
Bleiben wieder links, links ist die Waldgrenze deutlich tiefer. Treffen
dann
auf eine uralte Almpiste, geht links runter und rechts hoch. Halten uns
rechts,
dann Serpentine links und durch immer wilderen Wald, Urwaldriesen
liegen quer
über dem Weg. Kommen dann auf einem Felsenband hinaus auf eine
prächtig
blühende Panoramawiese. Weglos aufwärts zu einem
Aussichtsfelsen. Noch höher
finden wir keinen Durchschlupf durch die dichte und stachelnde Macchia.
Ausgiebig Pause, weit hinten im Tal
schaut das Kloster
heraus. Abstieg dann bis zur alten Almpiste und weiter auf der Piste
abwärts.
Queren unten noch eine wasserführende Schlucht, finden
dahinter einen
alten Pfad mit alter Markierung. Das könnte der alte Weg zu den 7
Seen sein.
Unmittelbar darunter beginnt das große Wiesengelände mit 2
ziemlich neuen
Info-Tafeln vom Nationalpark, schon gut eingewachsen in hohem Farn. Ein
Stück
rechts am Wiesenrand im Wald eine idyllische Kirche. Quer über die
Wiese
erreichen wir wieder den Pfad, der uns heute früh zu Rilskis Haus
gebracht hat.
Marschieren vor zum Kloster, kaufen
das gute Klosterbrot.
Espresso in der kleinen Gaststätte am Kloster. Schopska im
Hotelrestaurant
unten am Fluss. Retour zu unserem Camp-Idyll, duschen, vor der
Hütte im
schönsten Abendlicht das Maljovica Panorama anschauen. Dann ereilt
mich ein
fürchterlicher flotter Otto.
Eine große bulgarische Familie
rückt an mit 2 Autos. Das
Waschbassin wird mit Bier und Weinflaschen gefüllt, schon bald
brennt das
Lagerfeuer. Irgendwann kommen noch 3 Franzosen, die schon mal da waren,
denen
es aber beim ersten Besuch nicht fein genug war.
Nachts sorgen noch
stundenlang wummernde Bässe fûr einen
erholsamen Schlaf.
Sa, 23.07.
Früh ziemlich gerädert.
Außerdem ist es saukalt.
Verzichte
auf Espresso und Frühstück, damit die Busfahrt nicht in die
Hose geht,
Loperamid ist nicht an Bord. 9:00 Bus nach Dupnitsa, über die
Rilapark-Straße,
die gerade landschaftsverschönernd auf aller Krampf verbreitert
wird.
In Dupnitsa gleich Anschluß
nach Sapareva Banja. Dort im
Zentrum an der zweiten Bushaltestelle Geld abheben und Lebensmittel
kaufen.
Gegenüber ist gleich der Sammelplatz für den Microbus zur
Pionerska Hischa. Da
warten schon ein kanadisches Pärchen und eine Englisch-Lehrerin
aus Sofia mit
ihrer Tochter. Die organisiert noch schnell ihre Rückfahrt, dann
starten wir.
Auffahrt durch Fichtenplantagen, ca. 4km vor dem Lift beginnen die
lückenlos
geparkten Autos. Ganz oben die Parkplätze sind reserviert für
die "White
Brotherhood" Sekte, eine Gemeinschaft von Sonnenanbetern, erzählt
die
Lehrerin. Dann stellt sich raus, das die Kanadier nicht genug Bargeld
für den
Lift haben. Die Lehrerin ist auch knapp bei Kasse, gibt aber den
Kanadiern 20
Lewa in der Hoffnung, das sie es irgendwann zurueck bekommt.
Gondeln mit dem Sessellift auf 2150
Meter, Windstille
und T-Shirt Wetter. Oben in der hotelartigen Hütte gibt es ein
Super Buffet und
eine exzellente Espresso-Maschine.
Treffen einen
Sauerländer und seine bulgarische Frau.
Eincremen, loswandern zur
7Seen-Hütte. Über uns auf dem
Rundwanderweg schiebt sich ein endloser Menschen-Bandwurm über den
Bergrücken.
Immer wieder landet ein Hubschrauber da oben. Die 7Seen-Hütte
liegt mit
phänomenalem
Blick über den See auf die Felsmauern des Hauptkammes. Einchecken,
kein Problem
trotz Samstag.
Kaffee undTschorba Suppe auf der Panorama Bank vor der
Hütte.
Schwatz mit einer Französin, die gemeinsam mit einem Bulgaren
einen
Missionars-Stand vor der Hütte aufgebaut hat. Sie wohnen 3 Wochen
hier auf der
Hütte und haben ihren Kram mit dem Pferd hochgebracht. Sie haben
eine Wohnung
in Paris und eine in Sofia.
Schöne Abendrunde zu den beiden
höher gelegenen Seen. Ein
bulgarischer Journalist lässt an der See-Rückseite alles
liegen was er besitzt,
inkl. Presseausweis und Funkgerät. Wir denken, er ist ertrunken,
er war aber
nur Fotos machen hundert Meter weiter. Rückkehr über die
heilige Quelle an der
Rückseite des Sees, dann gemeinsam mit einer verrückten
Basketball-Gang vor der
Hütte, bestehend aus Engländern und nach London
ausgewanderten Bulgaren. Ihr
Ghettoblaster verbreitet wilde Musik. Abends Mücken und alle
Steckdosen mit
Handies belegt. Nach Sonnenuntergang deutlich wärmer als gestern
abend 1000 Hm
tiefer im Rilatal. Spätabends bekomme ich noch eine freie
Steckdose.
So., 24.07.
Nachts war es angenehm ruhig.
Dummerweise ist die Lavazza-
Espressomaschine kaputt, also gibt es Kaffee aus der Bialetti,
wahlweise auch
Nescaffee. Ausgiebig Frühstück am See incl. Polenta von der
Hütte. Oben
schieben sich immer wieder 2 Fesselballons in den Himmel. Langsam
entwickelt
sich der Wanderer-Bandwurm oben auf dem Grat. Noch ein Schwätzchen
mit den
Wilden von der Baskettball-Clique, einer ist ein nach London
ausgewanderter
Finanzberater, natürlich großer
EU-Anhänger.
Abmarsch Richtung. Hauptkamm. Vorbei
an der dicht umlagerten
Quelle, zuvor kommen uns 2 ganz in weiß gekleidete Gestalten
entgegen. Die
Kinder einer Familie machen einen auf Sonnenanbeter-Sekte und werden
dabei
unter allgemeinem Gelächter abgelichtet.
Kurz hinter der Quelle gehts auf
unmarkiertem Pfad steil
aufwärts, das Seenpanorama wird immer besser. Der Hubschrauber
fliegt im 20
Minutenrhytmus hoch zur Ballonstation, die mit einer gigantischen
bulgarischen
Fahne ausgelegt ist. Oft begleitet von einem Sportflugzeug. Auf dem
schönen
Panoramaweg begegnen uns nur eine bulgarische Familie und ein einzelner
Bulgare.
Erreichen dann den plateauartigen
Hauptkamm. Lange Pause mit
Blick über 5 Seen und zurück zur Hütte. Weiter
aufwärts bis zum auf weiter Flur
höchsten Punkt, wo schon eine Frau mit mehreren
Teenager-Mädchen Pause macht.
Hier gibt es das bislang schönste Panorama: Unter dem Hauptkamm 5
gestufte Seen
mit Wasserfall, dahinter bauen sich die wilden Zacken der
Maljovica-Gruppe auf.
Langer und flacher Abstieg durch
eine ausgedehnte Hochalm
mit hochanatolischer Yayla-Atmosphäre von ca. 20 qkm. Unmengen
Pferde, Fohlen,
Schafe, diverse Arten von Kühen, dazu Wasserbüffel. Ein totes
Kalb, das noch
nicht lange tot zu sein scheint.
Erreichen dann die Iwan Wasov
Hütte. Die junge Chefin
erzählt uns, das das Kalb vor einer Stunde noch am Leben war. Die
oberen Zimmer
werden gerade renoviert, unten gibt es nur einen engen Schlafsaal mit
extrem
durchgelegenen Betten.
Man gibt uns dann einen der alten
Bungalows, das ist trotz
Hängematten-Betten die bessere Option.
Die Hütte wird von einer sehr
alternativ wirkenden Gruppe
aus jungen und alten Leuten bewirtschaftet, nur die junge Chefin und
ein Typ
mit kleiner Tochter wirken souverän. Die anderen wirken irgendwie
seltsam abwesend.
In der Sonne hinter der
Hütte bis die Sonne um 19:45 hinterm
Berg verschwindet. Dann bekommen wir von dem Typ mit der Tochter den
Tipp, dass
es wenige Minuten talabwärts einen Blick in einen schönen
Canyon mit
Sonnenuntergang gibt. Ausflug zum Canyon, dann eine vorzügliche
Kartoffel-Gemüsesuppe und Schopska. Vor der Hütte läuft
ein
Klangschalenkonzert. Noch mal zum Sonnenuntergangstal, noch eine Suppe.
Im Raum
eine 3er Gruppe Ungarn mit einer Bulgarin. Sie erzählt,
dass hier
viele Leute Anhänger eines Kults sind, der vegetarisch ißt
und
deshalb
besonders gut vegetarisch kocht. An der Wand des Essens-Raums lacht auf
3qm ein
heiliger Sonnenanbeter. Steckdosen gibt es, aber seit einem Jahr keinen
Generator mehr, erzählt ein bulgarisches Pärchen mit Tochter.
Nach Einbruch der
Dunkelheit gibt es etwas Licht in der Hütte, von einem Akku, nicht
aber in
unserem Bungalow.
Morgen ist die Wetterprognose
widersprüchlich, evtl. gibt es
nachmittags ein Regenrisiko, sagt das Pärchen. Sie spricht
deutsch, er
englisch.
Mo., 25.07.
Starker Kaffee und gutes
Frühstück. Die Hilfskräfte schlafen noch.
Wetterprognose ist lt. Wirt gut und
ohne
Regen. Schwatz mit den 3 Ungarn, sind oft in den rumänischen
Bergen. Einer hat
Knieprobleme, aber einen Riesen-Rucksack..
Aufstieg zum Pass durch die
Yayla-Landschaft. Erstklassiger
Höhenweg, rechts immer wieder Blick bis runter zum Rila-Kloster.
Wabernde
Wolkenberge mal nah mal fern. Die Landschaft erinnert zunehmend an
Hoch-Korsika. Am Ende Abstieg ins spektakuläre Maljovitza-Tal,
schon von weit
oben kann man unten die Hütte sehen. Am steilsten Abschnitt der
wilden Stolperpiste kommt
uns ein
bulgarisches Pärchen mit Baby in der Kraxe und
Campingausrüstung entgegen.
Vorbei an einem sagenhaft schönen See in dolomitenartiger Umgebung
geht es über
mehrere Steilstufen gut 700 Hm runter zur Hütte. Auf halber
Strecke zieht es
Angela auf einer schrägen Steinplatte die Füße weg und
sie stürzt schmerzhaft
auf die linke Hand.
Unten die bislang preiswerteste
Hütte mit dem gleichzeitig
besten Niveau: Heiße Duschen, 2er Zimmer, super Matratzen. Nur
beim Kaffee
schleift es, da sind die Lavazza-Kapseln alle und es gibt nur
Nescaffee, nicht
mal türkisch. Außerdem ein verbranntes und innen rohes
Omelett. Und draußen ist
zur Sonnenuntergangszeit ein Mücken-Eldorado, werden beim
Weintrinken ziemlich
zerlöchert.
Gegen 20:30 kommen die 3
Ungarn, wollen morgen zur
Biwakhütte am Strashnoto-See, ca. 480 Meter über der
Maljovitza-Hütte, soll
sehr lohnend sein.
Di., 26.07.
Die Nacht über geht es Angela
schlecht wegen starker
Schmerzen im linken Handgelenk. Weiterwandern ausgeschlossen. Die
Hüttenwirtin
meint, dass um 9:45 unten vom Maljovitsa-Komplex ein Bus fährt.
Draussen leichter
Niesel und dicke Wolken. Marschieren auf und neben der schrecklichen
Felsbrockenpiste runter, sind 8:51 da, die Leute dort meinen, dass der
Bus um
8:45 geht. Tatsächlich geht er 9:00.
In Samokov schnell einen Espresso
und einen Strudel/Banitza,
10:00 Start nach Sofia Süd-Busbahnhof. Steigen schon etwas
früher an der ersten
Metrostation aus, weiter bis eine Station hinter Serdika, dann zu
Fuß ins
Uni-Viertel zur zentralen Notfallklinik. Marschieren zuerst in den
Hintereingang, der gerade von 2 Leichenwagen verlassen wird. Man
schickt un um die Ecke zum Haupteingang.
Nach einigem Herumfragen landen wir
in der Traumatologie,
dann Röntgen (ein Clown drängelt sich vor), dann
Befundbesprechung (glatter
Bruch, heilt alleine), dann Eingipsen, dann CD und
Arbeitgeberbestätigung
beantragen, dann bezahlen, dann CD und die Bestätigung abholen.
Derweil wird vor meinen Augen
alles
Elend dieser Welt über die Gänge geschoben. 15:30 ist alles
erledigt.
Laufen zum Moreto Hostel am
Yuschen-Park, schönes
Balkonzimmer, Gemeinschaftsküche inkl. Kaffee und Tee. Dummerweise
gegenüber
eine laute Wohnungs-Baustelle, die aber nur bis 19:00 lärmt.
Dahinter
unmittelbar angrenzend wird der Vitoscha Boulevard neu asphaltiert.
Drehe noch eine Runde durch den Park
und die Stadt bis vor
zur Markthalle, Roggenbrot und Tomaten kaufen, Telenor Datenvolumen
nachkaufen.
Die FGZ ist mittlerweile fast vollständig von (Szene-) Gastronomie
in Beschlag
genommen. Die Hochhäuser, die den Blick vom NDK verstellen, sind
immer noch
nicht fertig. Es regnet immer wieder, auf dem Rückweg volles Rohr
mit Blasen,
habe zum Glück das Cape mit. 23:00 regnet es immer noch, bloss gut
dass wir
nicht mit den Ungarn am See sind.
Mi., 27.07.
Morgensonne bei stahlblauem Himmel,
die Baustellen schweigen
noch. Das letzte Kaffeepulver ist gerade von 3 deutschen Mädels
verbraucht
worden, die gestern schon mit Zelt und riesigen Rucksäcken ins
Rila wollten.
Haben aber um einen Tag verschoben, wegen Wetter und Kater, haben am
Vorabend
an einer organisierten Pubtour teilgenommen. Eine vom Hostel Personal
besorgt
ein neues Glas Kaffee-Granulat, wir trinken einen Lavazza draussen im
Cafe am
Park.
Als wir dann loswollen, ist niemand
mehr da vom Personal,
das Office öffnet erst um 10:00 Uhr. Anruf bei der
ausgehängten Nummer hilft
nicht. 5 Minuten später kommt der Wäschemann, wir nehmen das
Paket an, 2
Minuten später kommt ein verschlafenes Mädel vom Staff. Wir
checken aus und
ziehen zum Frühstück in den Park. Ich gehe nochmal
zurück, unsere Essenbox ist
noch im Kühlschrank. Es ist wieder niemand da, aber klingeln
hilft, wieder ein
anderes Mädel, wieder frisch aus dem Tiefschlaf geweckt.
Ausgiebig Frühstück im
Park mit leckerem
"Nemetski" Roggenbrot und schönem Vitoscha-Blick. Spazieren dann
am
NDK vorbei und am alten Denkmal, dort erklärt uns ein alter
Bulgare, dass der
Kommunismus kaputt ist. Weiter durch die FGZ bis zur Serdika Metro, 2
Stationen
zum Bahnhof. Werden zum Ticket kaufen ins Untergeschoss geschickt. Oben
ein
sehr leckerer (Moreno-?) Kaffee mit schattigem Freisitz. Zimmer in
Plovdiv besorgen, Banitza kaufen, Wasser,
12:30 Abfahrt
Richtung Plovdiv. Stan vom Hostel fragt an, wann wir kommen, weil es
keine
Rezeption gibt. Draussen ist es heiß und wolkig, während wir
durch die grünen
Ausläufer des Rila fahren.
Pünktlich 15:35 in Plovdiv,
marschieren durch die schattige
Platanenallee ins Zentrum und zum Bestrest Hostel in einer ruhigen
Wohnlage.
Stan ist da, beziehen gleich unser kühles Souterrain Zimmer. Alles
extrem
gepflegt hier und äußerst großzügige
Gemeinschaftsanlagen, sogar ein Büro mit 2
Arbeitsplätzen ist dabei.
Drehe eine Runde durchs Viertel,
Tomate und Paprika kaufen.
Cappucino-Pleite im benachbarten Restaurant: Wässriger Kaffee fast
ohne Milch
mit drübergestreuseltem Instant-Granulat. Man nimmt mir die von
innen
mitgenommene einfache Papp-Speisekarte mit den niedrigen Preisen weg
und gibt
mir eine edle Ledermappe mit hohen Preisen. Am Ende zahle ich wegen
eines
verfrühten "Merci" auch noch 60% Trinkgeld für das
Kaffeewasser...
Spazieren dann kreuz und quer durch
die heiße Stadt. Sehr
lebendig, künstlerisch und gediegen, schöne
Fußgängerzone, auch die vegane
Modewelle ist schon eingetroffen. Nur sowas Profanes wie Schopska
ist
schwer
zu finden.
Do., 28.07.
Früh ein erstklassiger Bianco
Espresso im Cafe Freisitz im
Postgebäude, man hat sogar eine Mazzer Mühle. Dann eine
Morgenrunde über den
Befreierhügel, dunstige
Sicht und schon recht
heiß.
Zn-Tabletten kaufen für Angela,
hat Halsschmerzen. Ins
Hostel, Schwatz mit Stan. War 18 Jahre im Pharmavertrieb, am Ende als
CEO.
Hatte dann den Kanal voll vom Erfolgsdruck, von Hire & Fire und und
endlosem Stress und ist jetzt zufrieden mit seinem Hostel, auch wenn er
es mittlerweile etwas nüchterner sieht als am Anfang.
Rucksack schnappen. zum Bahnhof,
Ticket nach Bansko. Eine
Stunde Aufenthalt im beschaulichen Septemvri. Dort unter alten Platanen
ins
Zentrum schlendern, am zentralen Platz noch einen exzellenten Bristol
Espresso
und 3 Liter Wasser tanken. Im kleinen Supermarkt noch etwas Verpflegung.
Tuckern dann mit der Schmalspurbahn
schon kurz hinter
Septemvri durch einen grandiosen Laubwaldcanyon auf die Hochebene von
Velingrad. Dort wird es voll im Zug und es ist zu spät für
einen Wechsel in den
letzten Waggon, um den Dieselabgasen im ersten Waggon zu entkommen.
Bis Bansko alle Ortschaften mit
mindestens einem Minarett.
Dazwischen überwiegend Kiefernplantagen und flache Hügel.
Beim Zugstopp
versorgen sich Fahrgäste und Personal am Bahnsteig mit Wasser, Zug
wartet bis
alle wieder drin sind. Ab Raslog schöner Pirin Blick.
In Bansko 5 Minuten vom Bahnhof das
Zimmer beziehen und
Minibus-Fahrplan zur Vichren-Hütte klären. Angela
schläft, um sich
auszukurieren. Ich drehe eine ausgedehnte Runde durch den zur
Sommersaison sehr
entspannten Ort. Die Touri-Flanierstraße gebt bis hoch zum Lift.
Fr., 29.07.
Herbergs-Frühstück mit
reichlich fettem Marmeladentoast und
Espresso. Zimmer verlängert, obwohl schon per Booking vergeben,
Angela ist noch
nicht einsatzbereit. Drehe eine lange Morgenrunde, die Berge sind noch
umwölkt,
es wird schnell wieder heiß, Mittag wird es auch über der
Stadt wolkig und im
Rila rabenschwarz. Große Waschaktion und Zimmer für Sofia
besorgen.
Einige Tropfen fallen, dann lange
Runde bis hoch zum Lift,
inkl. Abstecher in die gut informierte Stadtinfo. Oben dann eine ganz
andere
Welt, ausgedehnte Hotelanlagen weiträumig in die ehemals
idyllische Landschaft gefräst, dazu Casinos,
Stretchlimousinen, reichlich Bars und
Restaurants,
selbst ein Kempinsky fehlt nicht. Über allem leuchten die
rücksichtslos in den
Nationalpark gefrästen Pisten. Ist aber nichts los hier im Sommer.
Selbst der
nagelneue Nationalpark-Infopavillion hat geschlossen.
Den ganzen Tag wabern Gewitter mal
aus dem Rila, mal aus dem
Pirin. Gegen 19:00 Uhr fängt es an aufzuklaren, zum ersten Mal ist
das Pirin
klar zu sehen, auch die Schwüle ist weg. Gehe wieder durch die
Fußgängerzone
runter in die freundliche Unterstadt, Essen und ein Schumensko trinken.
Sa., 30.07.
Von der herzlichen Herbergsmutter
frischgebackene Banitza
und leckere Birnen aus dem eigenen Garten zum Frühstück.
Morgenrunde durch die
Stadt, schöner klarer Bergblick. Lassen uns Zeit und
beschließen, erst mit dem
10:40 Uhr Bus nach Sofia zu fahren. Zum Busbahnhof, Schwatz mit einem
jungen
Bulgaren, der mit RTL2 deutsch gelernt hat und historisch und politisch
gut
informiert ist. Er hält es für ein großes Drama, das
die Amis es mit dem
Ukraine-Trick geschafft haben, Deutschland und Russland auseinander zu
dividieren. Angela Merkel ist für ihn eine Nutte der Amerikaner.
Zügige Fahrt über den
Predelpass nach Blagoevgrad, 10
Minuten Kaffeepause, weiter zum Otschen Kupel Busbahnhof nach Sofia.
Zwischendurch fragt das Guestbouse noch an, wann wir kommen.
Tramtickets kaufen
am gleichen Kiosk wo mir bei der letzten Pirin-Tour der Lonely Planet
weggekommen ist. Mit der Tram 5 vorbei an der Uniklinik bis wenige
Meter vor
die Fußgängerzone. Den Boulevard entlang, kurz vor dem NDK
Park links rein und
nach gut hundert Meter stehen wir vor dem Guesthouse 32. Klingeln,
keiner da,
irgendwann kommt zufällig einer von der Gaststätte nebenan
raus und
lässt uns rein. Oben
ist dann doch eine Frau vom Personal da, spricht französisch gibt
uns das
Zimmer und den Schlüssel, zeigt uns die Küche, aber kann uns
nicht abkassieren.
Da soll noch jemand anders kommen, der uns auch die mail geschickt hat.
Ausgiebiger Stadtrundgang. In der
Newski Kathedrale erwischt
mich einer der zahlreichen Aufpasser beim Fotografieren, wir werden ihn
erst
wieder los, als wir den Bau verlassen. Spektakuläre Musik- und
Tanz-Hochzeit
vor der Sveti Nedelja Kirche. Durch den Personaleingang in den
geschlossenen und vorn von Einlassern versperrten
Botanischen Garten der Uni, auch da läuft gerade ein (Edel-)
Hochzeitsprogramm.
Abends treffen wir die Gesellschaft im NDK-Saal oben auf der
Südterrasse
wieder, als das Brautpaar gerade tanzend in den jubelnden Saal
hineingleitet.
Den ganzen Tag bis in die Nacht sehr
angenehme Temperaturen.
Nach 20:00 Uhr in der Fußgängerzone, großes
Promenieren ist angesagt, die
Gaststätten und zahlreichen Bänke sind berstend voll, wie
erbärmlich wirkt
dagegen die Münchner Fußgängerzone.
So. 31.07.
Morgenrunde und Espresso am NDK mit
klarem Vitoschablick.
Gepäck holen und durch die FGZ zur Serdika Station und weiter per
Metro zum
Flughafen. Der überirdisch verlaufende Teil der Metrostrecke ist
vollständig
eingehaust.
Beizeiten am Flughafen,
pünktlicher Abflug, Runde durch den
bunten und lebendigen Flughafen von Istanbul. Auf dem Flug nach
München ist
dieses Mal das Essen nur Durchschnitt. Nur 18 Grad in München.
Schöner Blick
auf Belgrad mit Festung und innerstädtischer Flussmündung.
Dicke Wolken über den Alpen, landen gegen 19:00 Uhr pünktlich
in München.
Mo.
01.08.
Angela geht in München zum Orthopäden und lässt sich
noch eine Überweisung zum Kontroll-Röntgen geben. Erstes
Ergebnis: Der Knochen ist gar nicht gebrochen. Zweites Ergebnis: Die
für 6 Euro gekaufte Röntgenbild-CD der Notfallklinik in Sofia
sollte eigentlich ein Röntgenbild enthalten, war aber leer...
Do.
04.08.
Angela hat sich zur
Sicherheit nochmal einen Termin für eine CT geben lassen. Ergebnis: Es
gibt doch einen glatten Bruch, aber an einer ganz anderen Stelle, als
in Sofia gefunden... Dafür reicht jetzt eine Schiene statt Gips.
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