Julische Alpen Frühsommer 2012
Herrlichkeit und Niedergang - von der Bohinj über die Julier nach Mojstrana.
Im Sieben Seen Tal.
Samstag, 16.06.:
8:27
ab München Hauptbahnhof nach Villach, im Abteil 2 Solarputzer-Typen auf
dem Rückweg von der Münchner Solarmesse, mit reichlich Restalkohol.
Haben im dienstlichen Auftrag im La Baracka 600-Euro-Flaschen Wodka
geleert. In Villach gleich Anschluss nach Lesce Bled, dort gleich
Anschluss um 14:20 Uhr nach Bohinj Zlatorog. Kaiserwetter, 30 Grad,
Siesta und Teatime am hintersten Seewinkel am Einheimischen-Badeplatz.
Dem
Guhl-Buch-Tipp folgend westlich vom Bach aufwärts, erst Wildnis, dann
sieht's aus wie Privatgelände, dann leichte Forstverwüstungen, dann ein
Pfad durch einen schönen Karst-Buchenwald. Irgendwann ist der Pfad weg,
dafür ist plötzlich ein strenger Raubtiergeruch in der Luft. Etwas
später eine Forststraße zur Blato-Alm, dort prangt ein gigantischer
Neubau. Weiter auf der Straße bis zur Savica-Hütte, 19:30 Uhr ist der
Ticket-Kiosk unterhalb vom Savica-Wasserfall noch offen. Entscheiden
uns wegen der späten Stunde gegen den Aufstieg durch die
Komarca-Wand, gehen die alte Militärstraße durch schönen, alten
Buchenwald. Rollen ein Stück weiter oben in einer idyllischen Ecke an
einem der zahlreichen Überhol-Pfade die Schlafsäcke aus, Biwaksäcke
sind nicht nötig bei der Wärme, Trockenheit und unter den großen
Buchen.
Sonntag, 17.06.:
6:30
raus, 15 Grad, absolut trocken unter den Bäumen. Der obere Weg zum
Wasserfall hat kein Kassenhaus, ist wegen Steinschlaggefahr gesperrt
und führt ziemlich spektakulär durch den unteren, mit mediterraner
Vegetation bewaldeten Teil der wilden Steilwand. Rucksack deponieren,
die Hälfte des Weges laufen, dann auf einem Abstecher ein Stück hoch
bis zur Waldgrenze mit schönem Seen-Panorama. Wird so extrem heiss in
der Südwand, dass wir nicht bis zum Wasserfall weitergehen. Zurück in
den angenehm schattigen Buchenwald mit den schönen Sonnen-Lichtspielen.
Lange
Pause an der Komna-Hütte, ist gut besucht von rauchenden und
Pivo-trinkenden Tagesbesuchern, viele Slowenen, ein deutsches
Paar, 2 Franzosen. Am Ende sind wir die letzten, die noch auf der
Terrasse sitzen, der Rest ist schon wieder abgestiegen. Angela isst
einen leckeren Eintopf, ich einen genauso leckeren Apfelstrudel.
Waschen & Rasieren, dann ein Abendspaziergang auf Panoramaweg
zur Bogatin-Hütte bei spektakulärer Abendbeleuchtung. Dann hoch in die
endlosen Latschen-Hügel der Komna-Hochfläche. Wenig Platz für ein BWK,
finden kurz vor Sonnenuntergang in einem Dolinen-Tal eine ehemalige
Alm.
Montag, 18.06.:
Nachts
wird's naßkalt im Schlafsack. Wir liegen in den Nebelschwaden der
Dolinen-Feuchte. 6:00 raus, Kaffee, beizeiten Start. Schöne
Lärchenwälder am Weg, dazu eine Quelle. Vor dem See noch ein unerwartet
großer Zwischenaufstieg. 1 kleine Kreuzotter am Weg. Lange Siesta und
Trockenaktion auf der grandios gelegenen Halbinsel gegenüber der
Sieben-Seen-Hütte. Moderater Tagesausflügler-Betrieb. In der Hütte
einchecken, 14 Euro pro Person für einen Lagerplatz... Es gibt
Wegwerf-Bettbezüge. Abend-Seenrunde, Angela sieht beim Queren durchs
Ex-Alm-Unkraut am Seen-Ende noch eine große Kreuzotter.
Abends nur
Ausländer in der Hütte, es gibt keine Slowenen mehr, kein Wunder bei
den Preisen. Eine Scheibe Brot zum Essen kostet 70 Cent. Abends Schwatz
mit dem Pärchen mit den zwei Hunden.
Dienstag, 19.06.:
07:00
landet ein Hubschrauber mit 2 älteren slowenischen Frauen mit
Rollenkoffer, wir treffen sie später wieder am oberen See. Der Wirt
erzählt uns, dass oberhalb alle Hütten morgen öffnen. Entscheiden uns
für die Tour Richtung Triglav, war eine schwere Geburt. Am See
unterhalb der Zastavaska-Hütte dunkle Wolken. Lange Tetaime, bis 15:00
Uhr. Hoch zur Hütte, es ist voller Baubetrieb, die Hütte ist
vollgestapelt mit Bier & sonstigen Getränkedosen.
Suchen uns
einen BWK-Platz im Sattel unterhalb der Hütte, gigantisches
Trenta-Panorama, vis-a-vis vom Ocebnik. Viele Murmeltiere heute, eine
enorme Blütenpracht hier am Pass. Es ist recht warm, die Sonne schaut
aber nur gelegentlich durch. An der Hütte wird bis zum Sonnenuntergang
gebaut.
Mittwoch, 20.06.:
6:00 raus, Richtung Italien alles schön beleuchtet. Nur 7 Grad, aber
trocken und angenehm. Der Pullover ist nachts vom dünnen
Schlafsack-Fussende gerutscht, dadurch etwas feucht am Fussende, war
aber trotzdem warm in der Nacht, hatte im Gegensatz zu gestern die
Schlafsack-Kapuze auf. Runter zum See, Wasser tanken, Aufstieg zur
Hochebene am Kanjavec mit reichlich Schneefeld-Dolinen bei
Kaiserwetter. Dazu der Triglav-Blick mit Hubschrauber-Landung an der
Kredarica-Hütte.
Erreichen
die Triester Hütte, steckt gerade mitten in der Renovierung, links und
rechts der Hütte röhren zwei Wind-Turbinen. Ist noch nicht offen, mit
uns treffen noch zwei Engländer ein.
Ab hier wieder ein
phänomenaler Trenta-Blick, wird auf der alten, in die fast senkrechten
Mauern gesprenten Militär-Panorama-Piste immer grandioser und wilder.
Kurz hinter der Hütte ein riskantes, vereistes Altschneefeld, wir
können es zum Glück durch die Ausaperung an der Felswand umgehen. Die
Serpentinen führen weit runter in die Trenta, es ist krachheiss,
dazu immer mehr Wind und Wolken. In der Waldzone wieder ein sehr
schöner Lärchenwald. Ab dem Trenta-Abzweig eine Stunde bergauf zum
Luknja-Pass, dann einen fiesen Schotterhand auf rutschiger Unterlage
runter ins Vrata-Tal zur Luknja-Biwakhütte. Unten ist die Hütte zu, das
stickige Matratzenlager-Dachgeschoss ist offen. Einige wenige Tropfen
Regen kommen runter. Wir schlagen unser Lager unter dem Vordach der
Hütte auf. Abend toben 3 putzige und wenig ängstliche Springmäuse vor
der Hütte rum.
Donnerstag, 21.06.:
Über
Nacht haben die Springmäuse meine Platypus-Flasche aufgenagt und eine
Dusche genommen. Der Brotbeutel im Rucksack ist auch durch, vom Brot
fehlt eine Ecke, von der Gurke auch, die Salami ist unversehrt.
Abstieg
auf einem schönen Buchenwald-Pfad, auf halber Höhe zur Aljazev-Hütte
eine Höhle mit Mini-Quelle. Kommen 20 min vor der Aljazev-Hütte auf
einen breiten Wander-Hwy der zur Luknja-Scharte ausgeschildert ist.
Unser schöner Pfad ist von unten ausgeschildert als Weg zum Kris /
Pogacznikov Dom, von oben ist es aber einzige sichtbare Weg nach
unten. Das Aljazev-Haus liegt in einem ausgesprochen schönen
Talkessel unter der Triglav-Nordwand. Waschen und Rasieren.
Leckerer Strudel und Cappucino. Eine lockere slowenische Rentnergruppe
auf dem Freisitz hinter der Hütte läßt die mitgebrachten Flaschen
kreisen, dazu gibts die mitgebrachten Brote, ein paar Leute bestellen
auch was bei der Tochter der Hüttenwirtin.
Ab Mittag gibt's oben
in den Bergen wieder dicke Wolken. Abstieg auf dem angeblich mehrfach
ausgebauten "Bistritza Nature Trail" durch schwer von neuen
Brutalo-Steilhang-Forstpisten und Rausholen der großen Bäume
geschädigten Nationalpark-Wald. Finden dann kurz vor Mojstrana doch
noch einen schönen Wald-Flecken in Flussnähe fürs BWK.
Freitag, 22.06.:
4:00
Weckruf von Angela, ein Gewitter. Wir präparieren uns, zum Glück bleibt
das Gewitter maßvoll und der hier noch intakte Buchenwald hält das
Schlimmste ab. 8:00 Uhr Start, kurz vor dem Ort rechts der Abzweig
Wanderweg Nr. 16, jetzt nur noch eine schlammige, verwüstete
Forstpiste. Supermarkt, Bus nach Bled. Ein freundliches
Puppenstuben-Pub-Cafe mit Cappucino und frisch gebackenem Brot.
Angela
macht Pause im Park am See, ich drehe eine Runde durchs Städtchen und
hoch zur NP-Verwaltung. Es gibt keine Zonierungs-Karten, dafür einige
Infos: Die 1945 im NP enteigneten Wälder sind vor kurzem von der
Regierung ohne Auflagen rückübertragen worden, die Bauern machen damit
jetzt den schnellen Euro. Der Student an der Info meinte, alle durch
Straßen erschlossenen Gebiete sind inzwischen loggin-geschädigt, nur
Steilhänge und Hochlagen haben noch eine Chance. Zurück zum Park,
Angela hat eine Trocken-Aktion eingeleitet, jetzt Rollentausch.
Danach
hoch zum Burgberg-Felsen, schönes Panorama vom Kraxel-Felsen hinter der
Burg. Der Burgeintritt selbst kostet 60% mehr als vor 5 Jahren.
BWK-Platz am nördlichen Burghügel auskundschaften. Runter zum See,
müssen weit rauslaufen, um ein freies und schönes Badegelände zu
finden. Dafür gibt's frisches Quellwasser am Badeplatz. Weiter um den
See gegen den Uhrzeigersinn. Erst durch das öffentliche Regattazentrum,
ein belebter Treffpunkt, aber mit Badeverbot. Dann der herrlich in
einem felsigen Talkessel unter dem (BWK-) Panoramaberg gelegene Camping
mit seinem schönen Panorama-Strand. Ein Stück weiter die beiden
Aufstiege zum Berg, entscheiden uns aber für die weitere Seen-Umrundung
und das Schlossberg-BWK. In der schönsten Abendsonne um den See und
hoch zum Berg, begleitet von der Musik der Diskothek. Lästige Mücken im
schönen Wald. Antibrumm Forte hilft zuverlässig.
Samstag, 23.06.:
Früh
20 Grad, eine Mücke war die ganze Nacht unterwegs. Morgen-Cappucino
beim Volk am Busbahnhof. Die Rückfahrzeit ist nicht auf's Ticket
gedruckt, die Fahrplan-Datei auf dem Handy ist falsch mit Endung pdf
statt html gespeichert, der Standard Datei-Explorer kann die Endung
nicht umbenennen. Gepäck in der Stadtinfo abgeben, Zugverbindung geben
lassen, freies Internet Terminal. Leckere "Cremesnitte" mit Seeblick,
Seeufer-Spaziergang bei den verwöhnten Gänsen, Schwänen und Enten, noch
ein Cappucino, Wochenend-Einkauf im Mercator, das Wetter ist wolkig und
warm.
Bus nach Lesce, Bahnhofscafe, noch mal ein Cappucino.
Gebenüber ein 24h-Milchautomat für mitgebrachte Behälter 1-5 Liter oder
zukaufbare Literflaschen. Bekomme WLAN von 2 Cafes, vom Bahnhofscafe
und schräg gegenüber. Download des ES Explorer, Endung vom Fahrplan
umbenennen. Rundgang durch die Mikro-Altstadt. 15:52 nach Villach,
Sonntag nachmittag ist der Zug ziemlich leer. Gleich Anschluss nach
München, 21:30 da.
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