Nepal Spätherbst 2010



Ein interessantes Wiedersehen mit Nepal nach unerwartet langen 12 Jahren.




Seitental im Kali Gandaki.




Vorbemerkung:  

Hauptziel dieser schon länger geplanten Tour war eigentlich das Annapurna-Sanctuary mit einem Umweg über den Poon-Hill. Nachdem aber die Oktober-Knieverletzung noch nicht vollständig ausgeheilt war, erschien mir diese Tour ein unkalkulierbares Risiko. So gab es ad hoc einige groessere Änderungen der Tourenplanung. Kurs €:Rp 1:95.

Sonntag, 14.11. und Montag, 15.11.:

Entspannte Abflugzeit: 17:35 mit BA nach London mit nur 8,5 kg Gesamtgepaeck + die Sachen die ich gerade angezogen habe. London Heathrow: Mit einer Studentin in spe (macht 3 Monate Praktikum in Nepal) knapp 20 Minuten (!) Busfahrt zum Terminal 4. Im Flieger ausgiebige Unterhaltung mit einem neuseeländischen Elektro-Ingenieur, der 3 Jahre mit einem Projekt in London beschäftigt war. Fliegt jetzt zurück nach Hause, macht dabei einen Monat Umweg über Nepal/Indien, bevor es nach Auckland geht, wo er wohnt. Sein Vater ist Kanadier, das hat ihm zusätzlich einen kanadischen Pass eingebracht. Seine Mutter ist Holländerin.

Aus dem Flugzeug ein schöner Blick auf die wilden Berge im Norden von Afghanistan und Pakistan. Leckeres indisches Essen bei Kingfisher. Delhi: Ein nagelneuer Flughafen, keine Spur mehr von der moskitoverseuchten Baracke von vor 12 Jahren. Schwatz mit einem deutschen Fahrradkurier aus Hamburg. Bekomme von Delhi bis Kahtmandu einen Business Class Sitz! Grandioses Himalaya Panorama, aber dichte Wolken bis ca. 3000 Hm.

Mit ca. einer Stunde Verspätung in Kathmandu. Die Studentin und der Kurier bekommen ihr Gepäck, nur ich nicht. Am Gepäck-Schalter ist man schon informiert, dass mein Gepäck noch in London ist. Stehe dann mit insgesamt 2 Stunden Verspätung vor dem Flughafen, meine beiden Chauffeure haben brav gewartet. Sie erzählen mir, dass heute sehr viele Flugzeuge Verspätung hatten und dass deswegen soviel Stau auf der Flughafenstrasse ist. Wir brauchen fuer die Handvoll Kilometer 90 Minuten! Draussen viel Militäre und viele Leute mit Mundschutz, durch das Fenster wehen die reinen Giftgas-Schwaden. Später erfahre ich, dass es heute einen grossen Streik gegeben hat, deswegen der Stau und das viele Militär...

Annapurna-Guesthous in Thamel: Einchecken, Geld tauschen, eine erste Runde drehen. Schwer beeindruckend. Was hier entstanden ist, das hat durchaus Khaosan-Dimensionen. Schlafe beim Momo-Essen fast ein vor Müdigkeit, 21:30 Uhr im Bett.

Dienstag, 16.11.:

Schlafen bis um Neun. Thamel: Lange Kaffee-Trinken und dann Fruehstueck und Zeitung lesen: 80% aller Dengue-Fieber-Faelle kommen durch alte Autoreifen. Treffe dann in einem Pagoden-Hinterhof den Fahrradkurier, wir ziehen einige Stunden zusammen durch die Stadt: Durbar Square kostet jetzt Eintritt, wird von der Polizei kontrolliert. Unten am mit überreichlich Müll verzierten West-Fluss zurück Richtung Thamel, eine Büffel-Herde am Fluss und reichlich Raubvögel. Kaufe einen Kamm und werde beim Kaffee bezahlen beschissen, gebe den großmütigen Verlierer. Anruf beim Airport, das Gepäck ist immer noch in London. Momos Essen, Internet, leckeres Malai Kofta. Tagsüber 24 Grad, nachts 16. Zimmer verlängern.

Mittwoch, 17.11.:

9.15 raus, Bio-Uhr läuft noch nicht rund. Morgen-Cafe im KC. Durch die Altstadt zum Ratna-Park, ein konservativer Politiker sitzt im Baum und hält seinen Jüngern eine Rede. Ringsum hocken die Massen auf dem staubigen Boden und essen in den portablen Mini-Garküchen. Durch den neueren östlichen Stadtteil zur Freak Street. Hier deutlich günstigere Preise, Internet kostet durchweg 15 Rp die Stunde statt 60-100 wie in Thamel.

Passfotos machen lassen, Reisepass- und Visa-Kopien, NCELL-Sim-Karte kaufen. Durbar Sqare, 300 Rp Eintritt, gratis Besucherpass bis Visa-Ablauf im Besucherbüro ausstellen lassen. Von der Freek Street aus wird aber eh nicht kontrolliert. Durbar Square wird jetzt tagsüber zum grossen Teil als Taxi-Parkplatz missbraucht. Handle mit Taxi-Fahrer 750 Rp aus, falls mein Gepäck kommt. Mühsame Anrufe am Airport, schwer durchzukommen, keiner hebt ab. 17:30 komme ich durch, aber der Rucksack ist immer noch in London bei British Airways. Stromausfall, Freek Street und Durbar Sqare liegen im Dunkeln, ein paar Stromaggregate jagen stinkende Schwaden durch die Gassen.

Vegetarisches Sandwich im Momo inkl. Einzel-Salatblatt. Es gibt hier nur ein Internet Cafe mit Backup Batterie, alle anderen sind tot. Gehe Aloe Jera essen. Internet Cafe, kostet wg. Batteriebenutzung 40 Rp statt 15. Durbar Sqare, nachts eine einziges stinkendes Chaos aus Motorrädern und Taxis, kein Vergleich zu der zauberhaften Atmosphäre von vor 12 Jahren. Weiter durch den bei Dunkelheit doppelt stressigen Motorrad- und Auto-Terror nach Thamel. Snacks kaufen, Hotel, lesen, Essen, eine Kakerlake erschlagen, schlafen.

Donnerstag, 18.11.:

7:00 raus, hochliegende Wolken. Omelette-Frühstück in Thamel. Dann am Königspalast vorbei, weiter durch grausamen Verkehr bis zur Ringstrasse und rüber zum Pashupatinath-Tempelbezirk, das nepalesische Varanasi. Aussen links rum Richtung Bodnath, vorbei an den Ghats am Fluss unterhalb der Pashupatinath-Tempelanlage, wo gerade eine Verbrennungs-Zeremonie zu Ende geht, der Geruch liegt noch in der Luft.

Bodnath ist schon fast mit Kathmandu zusammengewuchert, die letzten offenen Parzellen werden gerade zubetoniert. Bodnath-Tempelbezirk sehr kommerziell, aber schöne Atmosphäre. Viele Guesthouses. Stupa-Rundgang mit Spende statt Eintritt. Wandere dann zurück zum Fluss. 
Ein Affe wühlt in den Überresten der Trauerfeier. Man schickt mich dann zum Flughafen unten am Fluss entlang. Gehe kurz vor dem mit Stacheldraht und Militär gesicherten Gelände rechts einen Dschungelpfad die Hangkante hoch, frage einen Lehrer mit älterer Schulklasse, ob es hier zum Flughafen geht. Englisch Fehlanzeige.

Laufe wieder runter und unten am Fluss weiter.
Als dann die tieffliegenden Flugzeuge über den Stacheldraht donnern, wird klar, ich umrunde gerade den Flughafen. Verschärfte Staubpiste, ziemlich ätzend. Aber am Airport liegt dann der Rucksack tatsächlich auf dem Fließband der gerade aus Delhi gelandeten Kingfisher Maschine!  Ich bin unendlich erleichtert.

Laufe vor zur Hauptstraße, mit dem Stadtbus Richtung Ratna-Park, dabei Unterhaltung mit einem Journalisten: Die politische Lage in Nepal wird immer instabiler. Glaubt man den nepalesischen Zeitungen, dann herrschen in Nepal tatsächlich Mord und Totschlag und die totale Korruption. Steige Nähe Turm aus, gegenüber steht Nepals größte Mall, die "Civic Mall". Heute sind die Fussweg des Viertels voller fliegender Händler. Leckerer Massala Tea im Blue Mountain Cafe in der Freek Street. Danach ein Super Massala Dosa hinter der kleinen Stupa am Nord-Ende vom Durbar Square.

Zum Hotel, Thamel-Runde, Tea-Shop, bester Ilam-Tee kostet 4500 Rp/kg, riecht auch sehr gut. 50%-Leckerlis (ab 20:00 Uhr) aus dem "Gourmet Vienna". Internet: Die warme, dunstige Wetterlage soll noch eine Woche halten. Heute gibts am abend um ersten Mal richtig heißes Wasser aus der Dusche. Große Grundreinigung.

Freitag, 19.11.:

Nachts leiche Erkältungs-Erscheinungen. Morgen-Cappucino im Gourmet. Schwatz mit einem ehemaligen Innsbrucker Lehrer, seit seinem 49sten Lebensjahr wegen Depressionen pensioniert. Er war auf dem Poon Hill, hatte Wolken bis auf 4000 Meter, nur ganz früh in den ersten Minuten nach Sonnenaufgang gab es Bergsicht. Jetzt ist er hier in Kathmandu, weil er eigentlich zum Everest Basecamp will, dort aber auch schlechtes Wetter ist. Aber morgen soll es losgehen.

Ich wandere Richtung Süden, kurz vor dem Asan Tole Chwok Schwatz mit einem Teehändler. Sein Laden ist etwas ungünstig an einem kleinen Platz ein paar Meter abseits der Straße gelegen und er muss seine Kunden von der Straße wegfangen. Kann sich aber die hohen Mieten vorne an der Straße nicht leisten.  Das Geschäft reicht aber aus, um seine Familie mit 2 Kindern zu ernähren und die 30-40 Euro Miete für seine Wohnung zu bezahlen.

Dann eine Unterhaltung mit den Kontrolettis vom Durbar Sqare, warum immer nur Westler und keine Inder kontrolliert werden (reine Poker-Behauptung von mir): Es macht zuviel Arbeit. Außerdem ist die Stadt Kathmandu eh' gegen die Eintrittsgebühr, aber die Regierung hat es so befohlen.

Freak Street: Unterhaltung mit einem älteren deutschen Lehrer und seinen jungen nepalesischen Freunden. Weiter runter zum Fluss und hoch Richtung Patan. Heute ist die Berg-Sicht erstmals etwas klarer. UN-Missionen und Konsulate, Schulen und lange Mauern, aber kein Platz für Fußgänger an den Straßen. Durbar Square Patan: Sehr schönes Ensemble vor dem Panorama der hohen Berge im Spätnachmittagslicht, schöner als in Kathmandu. Und null Verkehr auf dem ganzen Platz!

Laufe zum Stadtbus am Gate, fahre bis runter zur Civic Mall, ist noch fast leer, ähnlich wie in Varna die Grand Mall am Busbahnhof. Von hier unten immer noch ein schönes Bergpanorama. Momos essen und Massala Tea bei meinen Freunden im Blue Mountain Cafe. Hier verkehren fast nur noch Nepalesen. Zunehmende Schnupfen-Symptome, die Giftluft hat sich durch die Schleimhäute gefressen... Noch eine Thamel-Runde drehen, Bustips vom Hostel einholen.

Samstag, 20.11.:

Nachts vor Schleim in der Nase und im Hals kaum geschlafen. Stadtbus zum Buspark im Norden, nach einer Stunde Abfahrt mit dem Direktbus nach Gorkha. Vor der Abfahrt Schwatz mit einem Koch, der 3 Jahre fuer die US-Armee im Irak war und jetzt nach Hause zurück fährt. Er trägt eine Atemmaske wegen der schlechten Luft hier in Kathmandu. Er regt sich über seine Regierung auf, die den ganzen Dreck hier zulässt.

Im Bus sitze ich neben einem Italiener, der 1996 nach Schliessung seiner Firma seinen Elektronik-Job an den Nagel gehängt hat. Seither macht er im Sommer Gelegenheitsjobs, das Winterhalbjahr verbringt er in den Tropen und auf der Südhalbkugel. Wohnt in Mailand und hat das große Glück, für 300 Euro in einer 60qm grossen kommunalen Genossenschaftswohnung zu wohnen. "Normaler" Marktpreis wäre 1100 Euro. Der 30-Kilo-Riesenrucksack des Italieners blockiert den Gang neben mir, ich muss das Teil halten, damit er nicht umfällt.

Wir stehen schon bald im Stau, der sich durch die Haarnadelkurven bis hinunter zum Fluss zieht. Dann gehts durch Trisuli-Schlucht und -Hügel, bewachsen mit dürren Plantagen-Bäumen. Gehe in Gorkha ins "Gorkha Bisauni", super Sonnen- und Panorama-Terrassen. Ist zur Zeit bevölkert mit Pilger-Reisegruppen, es ist Festivalzeit. Zahle ohne Bad 350 Rp.

Auf der Terrasse Kaffee trinken, schmeckt nach nichts. Dazu die Zeitung lesen: Das Grundwasser im Kathmandu-Tal ist heftig mit Chemikalien und Schwermetallen verseucht, überall holen die Leute das Grundwasser mit Pumpen als Trinkwasser. Aller 18 Monate wird für Kathmandu ein neues Flusstal von einer neuen Mülldeponie zugeschüttet. Im Moment ist das Kalpu-Flusstal in den Nuwakoth-Bergen dran, 30 km östlich von Kathmandu. Der Kippen-Ausfluss geht ungefiltert ins Flusswasser und auf die Felder der Bauern, die Erträge auf den Feldern gehen rapide zurück. Immerhin zahlt die Regierung den Platikflaschen-Sammlern auf den Müllkippen 8 Rp pro Kilo.

Ziehe durch die Stadt, esse Chow Min. Alle Banken und viele Geschäfte geschlossen. Aufstieg zum Grat, 400 Hm. Hocke auf dem kleinen Felsen im Osten vom Tempel-Palast. Schöne Atmosphäre hier oben, die Dschungelgeräusche, der Sonnenuntergang über dem Palast auf dem Grat vor mir, der Vollmondaufgang über dem Grat hinter mir, das Manaslu-Alpenglühen rechts neben mir über den Wolken, links neben mir die blühenden Bäume.

Beim Abstieg gutgelaunte, teils bettelnde Kinder. In der Stadt Stromausfall. Hotel und Restaurant sind mittlerweile gut belegt, esse einen Fried Rice. Zwei Reiseradler im Hotel. Draussen ist es sehr feucht und kalt.

Sonntag, 21.11.:

Nachts Nasentropfen, hält aber nicht lang vor, dann ist wieder alles dicht. Dazu kommt ein schmerzhafter Husten bis tief in die Bronchien. Bin viel zu gerädert, um zum Sonnenaufgang auf dem Grat zu sein. Lange Frühstück, auch wenn ich nichts mehr schmecke. Heerscharen von beflissenen Angestellten im Hotel. Reichlich Aussichts-Terrassen. Neustadt-Rundgang, alle Banken und alle Geschäfte offen. Sehr freundliche Leute, ich dürfte sogar im Computer Traning Institut das Internet benutzen.

Kaffee auf der Hotel-Terrasse, viel Hochnebel heute. Zeitung lesen: Nach einer Woche Extrem-Schlechtwetter sind gestern 1500 gestrandete Wanderer mit Armee-Helikoptern von Lukla ausgeflogen worden. Im letzten Jahr schlimmste Entwaldungsrate in Nepal seit 30 Jahren. Grosse Aktion für regelmässiges Händewaschen und gegen offenes Herumkacken, was gut 50% aller Nepalesen immer noch praktizieren, eine der Hauptquellen für Infektionskrankheiten und Kindersterblichkeit.

Fleecejacke reparieren, Start. Chow Mei am Busplatz, Altstadt, eine 84jährige Omi wird zum Geburtstag mit Geldscheinen behängt mit einem geschmückten und lautsprecher-behängten Jeep durch die Stadt gefahren, gefolgt von einer Fan-Parade, nur Frauen, alle in roten Gewändern.

Geschwächt wie ich bin, schleppe ich mich langsamstmöglich die Treppen zum Grat hoch. Teatime-Pause auf halber Höhe. Ein paar Treppen höher noch ein paar leckere Kartoffel-Snacks. Laufe diesmal am Palast vorbei ganz hoch bis zum rechten Berg, vorbei an einem pfadfindermässigen Armee-Camp, neuer Dschungel waechst auf alten Terrassen-Feldern. Heute zumindest ein dunstiger Blick ins Trisuli-Tal, dafür nach Norden keine Blick auf die hohen Berge, alles in Wolken. 

Kurz vor Sonnenuntergang im Tempelpalast, viele Einheimische Pilger. Gehe am Nord-Eingang rein, West-Eingang raus, dort steht jetzt eine Ticketbox, Fotografieren kostet 200 Rp, ist aber um 17:00 Uhr schon zu. Ich muss pausenlos Interviews geben, umgeben von großen Menschentrauben, viel Hallo.

Im Abstieg wieder Einkehr bei den Kartoffel-Snacks. Gerate in eine Runde Schulbuch-Drucker auf Pilger- und "Wein"-Sauf-Tour. Der Wein ist ein 20%iges Destillat. 5 Leute, der sechste wollte nicht mitsaufen und ist schon verärgert abgestiegen. Die Runde ist gut drauf und die Chefin des Ladens lädt mich zum Mittrinken auf Kosten des Hauses ein. Sie sieht dann aber ein, dass ich krank bin und lädt mich dann stattdessen auf eine Extra-Portion Bratlinge ein.

Im Abstieg muss ich dann noch mehr Interviews geben, die Buchdrucker-Runde überholt mich. Ein "alter" Bekannter (Lehrer) aus Chitwan/Sauraha mit Schulklasse auf Rundreise Kathmandu-Gorkha-Pokhara. Internet, Stromausfall heute erst etwas später. Entscheide mich für eine Reiseplanänderung Richtung Chitwan wegen des schlechten Bergwetters und der heftigen Erkältung. Essen, Ruhe.

Montag, 22.11.:

Beim Hochlaufen zum Buspark Chitwan-Direktbus gefunden, voll mit Hausrat, ein Kühlschrank mit separater Tür wird gerade eingeladen. Extrem enge Sitze, genau wie vor 12 Jahren. Fahren auf einer schönen Canyon-Strecke durch die Berge Richtung Süden.
Naranghayat: Nahtlose Übergabe an Bus Richtung Sauraha Chowk, von dort dann die letzten 6 km mit dem Pferde-Sammeltaxi ist Sauraha. Gehe ins Chilax-Haus. Touren klären für die nächsten zwei Tage, innovativer Lagerfeuer-Badeofen. Tibeter-Guide-Office mit Dalai-Lama-Bild und innovativen Touren-Vorschlägen bis 5 Tage und Übernachtung ausserhalb der Parkgrenzen. In Raj's Office gibts dann noch mehr Vorschläge. Die Buchdrucker-Gang ist auch hier.
Drehe hinter dem Nationalpark-Office eine eine kleine Pufferzonen-Runde, der Elektrozaun ist an dieser Stelle offen. Schöne Atmosphäre und sehr schöne Landschaft, viele Touris, alle ausnahmslos mit Guide. Ich frage einen Guide, ob ich hier einfach so rumlaufen darf. Ich darf, soll aber wegen den Rhinos aufpassen, die hier ebenfalls herumlaufen.

Dieses Jahr ist der Monsun wieder einmal sehr spät, bei meiner letzten Tour vor 12 Jahren hatte ich genau das gleiche Glück. Erst Ende Oktober hat sich der Monsun verzogen, die Nachwehen sind immer noch in den hohen Bergen zu spüren. Massala-Tea am Sunset-Gaststätten-Freisitz am Südwest-Flussknick.

Ortsrunde, Chow Mei im Nepalesen-Viertel, schnelles Internet. 20:00 Uhr im Hostel, bin scheinbar der Einzige. Der Manager schläft schon, muss ihn noch mal wecken lassen wegen der Infos für morgen. Essen, packen für morgen, Ruhe.

Dienstag, 23.11.:

6:00 Uhr raus, bin der Erste. Morgen-Cafe, der Guide ist inzwischen da und er drängelt schon. Lasse schnell noch Kartoffeln und Eier kochen als Marschverpflegung, dann gehts zum Boot. Flussabwärts im Morgen-Nebel durch ein Vogelparadies, 550 Vogelarten soll es  hier geben. Am Ufer steht ein Marabu. Laufen dann in einer weiten Runde durch den "Riverine Forest" (ca. 100 Jahre, second growth Weichholz) und das "Elefantengrasland". Das Grasland besteht aus 50 Sorten Gras, bis 8 Meter hoch, und dem alles überwuchernden wilden Wein, der sich seit der großen Flut von vor 7 Jahren hier unaufhaltsam ausbreitet. Weite Teile des Graslandes und sogar des Waldes sind schon überwuchert. Kein Tier frisst diesen Wein und nichts kann ihn aufhalten. Die Guides befürchten das nahe Ende des Chitwan.   

Vor uns 2 Nepalesen, sehen 3 Rhinos im Wald. Wir knacken zu sehr, hören nur noch das Erdbeben beim wegrennen. Viele Marabus, Kingfisher in blau und schwarz-weiss, dann ein paradiesisch schönes Flußufer mit Fernblick über eine Fluß-Schleife und die Elefantengras-Ebene auf den Dschungel dahinter. Rechts unter uns ein großes und ein kleines Krokodil im Uferschlamm. Mein Guide (noch ein Juniorguide ist mit in der Gruppe, er ist für das tschechische Pärchen zuständig) ist noch im Parkgelände auf der Südseite des Flusses geboren, vor 13 Jahren wurden die letzten Parkbewohner auf die Nordseite des Flusses umgesiedelt.

Mit dem Boot zurück nach Sauraha, während die Armee zur Park-Patrouille ausrückt. Sunset-Fotoshooting der Asiaten, ich trinke einen Masala-Tee. Dann Chow Mei, Internet, Dhal Bhat. Die Chefin der Dhal-Bhat-Kneipe ist 43 und war mit einem 20 Jahre älteren Mann verheiratet, der seit 9 Jahren tot ist. Sie hat einen 19 Jahre alten Sohn, der auf dem College ist. Sie möchte auch gern mal reisen und findet es sehr gut dass ich keine Kinder habe und frei herumreisen kann.

Rückweg, Stop bei der Tibeter Tourguide Clique, wieder einmal soll ich mittrinken, wieder dieses 20%-Destillat. Lasse mich auf eine Mini-Menge ein. Eine Deutsche sitzt mit in der Runde, fährt seit 20 Jahren nach Nepal, vor allem in den Chitwan und nach Bardia. Hatte schon einen Lippenbären am Frühstückstisch, der aber zu nah für ein Foto war. Zeigt ein Foto mit einem Tiger, der mit einem Wildschwein im Maul vor ihrem Fahrrad die Straße überquert.
Chef-Tibeter: Klarste Zeit im Annapurna-Gebiet ist 02+03. Die hohen Pässe sind seit Mitte November wegen Schnee gesperrt, auch der Thorung La. Der Monsun war dieses Jahr 4 Wochen länger als normal und der Schnee kam 4 Wochen früher. Zum Hotel, Frühstücks-Inhalt, -Beginn und -Reihenfolge klären.

Mittwoch, 24.11.:

6:30 raus, ausgiebig Frühstück, Pickup zum Chitrasan Kommunalforst. Langweilige Plantage, sehen 2 Deer und ein Krokodil. Der Elefanten-Sattel hat eine Mords-Schlagseite, ich sitze an der hoechsten Stelle und muss die ganze Zeit ausbalancieren. Zum Hotel, Massala Tea, Schwatz mit dem Eigentümer, er erzählt von Grundwasserproblemen, es wird zuviel abgepumpt. Essen im "Typical Nepali Kitchen" in der Seitenstraße. Hostel: Schwatz mit den neuen Gästen, gebe ein paar Insider-Tourentips.

Zeitung: Im indischen Parlament in Delhi zunehmender Druck auf die Abgeordneten, die "rigiden Arbeitsgesetze" zu flexibilisieren, um Wachstum, Arbeitsplätze und soziale Sicherheit auch in Zukunft zu garantieren... Kommt mir irgendwie bekannt vor. Vorzügliche Sunset-Teatime mit einem Massala-Tea am Ufer. Heute mit Bergblick! Verzichte dafür auf die Rhinos in der Pufferzone hinterm Nationalpark-Office, von denen mir der Guide erzählt hat. Duschen, Dhal Bhat, Internet, vor den Bungalow hocken und lesen, gegenüber qualmt das stinkende Badeofen-Lagerfeuer. 22:00 Uhr Ruhe.

Donnerstag, 25.11.:

6:30 raus, packen, Morgenkaffee, die Irin aus dem Nachbar-Bungalow war gestern meinem Tipp gefolgt und hat sich die Rhinos hinter den Elefanten-Stables angeschaut. Der Franzose hat schlecht geschlafen wegen den kläffenden Hunden und den Moskitos im Bungalow. Frühstück wieder im "Typical Nepali Kitchen". Rikscha bis Sauraha Chowk, Bus bis Narayanghat, werde mords-ausgefragt.

Zweites Frühstück im Restaurant am großen Platz, Alu Paratha und Nepal Tea. Dann eine lange Busfahrt bis Butwal, Samosas essen. Weiter auf einer spektakulären Strecke bis Tansen: Schluchten, Dschungel, ein schmaler Highway in der Steilwand, Erdrutsche, gemeingefährliche Überholmanöver. Lande in Tansen im White Lake Hotel, das bislang beste (Doppel-)Zimmer der Nepal-Reise, 450 Rp, sehr ruhig gelegen.

Eile durch die steilen, verkehrsarmen und lebendigen Gassen mit den schönen alten Newari-Häusern hoch zum Kamm, außer Dunst nichts zu sehen vom berühmten Tansen-Panorama. Internet unterhalb vom Sitalpati-Marktplatz. Überaus freundliche und neugierige Kinder. Wegen Stromsperre im Ort Essen im Hotel, das in voller Festbeleuchtung liegt. Zeitung: Alle Airlines haben seit Mitte November wegen des schlechten Wetters ihre Flüge von Kathmandu nach Pokhara zusammen gestrichen.

Freitag, 26.11.:

6:00 raus, hoch auf den Berg, das Himalaya-Panorama ist nur ganz schwach zu sehen und auch nur die Spitzen. Spaziergang über den Hügel, bin sehr schlaff heute, nachts ständig aufgewacht wegen dem kratzenden Hals. Schlendere den Rest des Tages gemütlich durch den freundlichen Ort.

Samstag, 27.11.:

6:00 raus, Morgenrundgang, ausgiebig Frühstück. 10:00 Uhr kommt der Bus von Butwal. Spektakuläre Schluchtenstrecke bis Pokhara, starke Nachfrage nach Spucktüten. Kurz vor Pokhara grandiose und glasklare Blicke auf Macchapuchare und Annapurna. 6 Stunden für 120 Kilometer, davon 30 Minuten, weil ein LKW an einer Engstelle Säcke ablädt, was einen Bus neben uns den Spiegel kostet, weil wir ja trotzdem überholen müssen.

Pokhara: Berge im Dunst des Talkessels, das Lonely-Planet-Hotel hat seine Preise verdoppelt (Auflage 2009), gehe gleich dahinter in Shanti Guesthouse, sehr ruhig, mit einem Riesen-Innenhof und Peace-Pagoda-Blick vom Balkon vor dem Zimmer. Die Nachbarfamilie macht Plastikfeuer, es stinkt erbärmlich.

Gleich hinter dem Hotel beginnt das Nepalesen-Viertel. Esse erst Chow Mei, dann Essen-Einladung von der Familie eines Laden-Inhabers. Er klagt, dass die Hotels immer weiter in die Nepalesen-Siedlung vorrücken und dass immer mehr Leute ihr Land parzellieren und verkaufen. Und das das Geld er Touristen nur bei den reichen und Hotel- und Restaurant-Besitzern landet, nicht bei dem kleinen Mann. Sein Sohn will entweder IT studieren oder im Ausland arbeiten, er zieht für seinen Sohn ein (Inlands-)Studium vor, obwohl das sehr teuer ist. Dann muss der Sohn aber nach Kathmandu, in Pokhara gibt es keine gute IT-Schule. Ein nagelneues Motorrad steht schon im Hausflur, um die Strecke nach Kathmandu zu bewältigen. Die Tochter arbeitet bei einem Geldwechsler in Pokhara.

Kleine Abendrunde, einer belagert mich und erzählt mir was von Tip geben und von Waisenkindern für die er arbeitet und er zeigt mir auch einen Ausweis. Erst ins Internet, dann eine Zecke töten, stammt wohl noch aus dem Chitwan, ist schon gut gefüllt, ist mir wegen der ziehenden Schmerzen beim Husten aufgefallen, Lymphknoten dick angeschwollen.

Sonntag, 28.11.:

(Nes-)Kaffee im Hof, die Eigentümerin-Tochter erzählt, dass die Saison seit 4-5 Tagen vorbei ist und dass es erst Silvester wieder richtig rund geht. Lockere, hochliegende Wolken über den Berggipfeln. Zum ACAP-Office in Damside gehts wie auch in Indien üblich nicht druch den Park, nein man muss aussen rum die Straße entlang laufen. Erst Flugticket nach Jomson kaufen, dann Permits kaufen im ACAP- (20 Euro) und TIMS-Office (15 Euro). Zum Airport, gegenüber für morgen Hotel reservieren, wegen des frühen Fluges. Habe zwar ein Ticket für den zweiten Agni-Flug, wird aber bei mangelnder Nachfrage mit dem ersten Flug zusammen gelegt.

Laufe in einem großen Bogen durch die Stadt nach Lakeside Nord. Zwischendurch eine Teatime-Pause in einem Tea-Stall, davor wird das berühmte Brettspiel belagert. Schwatz mit dem Sohn der Chefin und seinem Kumpel, beim Gehen bettelt der Sohn dann noch um ein Trinkgeld, obwohl er nicht einen Handschlag getan hat... Zwei freundliche Schuljungs zeigen mir den Weg nach Lakeside Nord, bin etwas zu weit nördlich rausgekommen. Erzählen mir, dass die überall verkauften Äpfel nicht frisch und in Nepal das teuerste Obst sind. Frische Äpfel gibt es nur in Marpha.

Am Ufer entlang über den Kläranlagen-Steig bis zum Fishery Research Center, dann am Weg Richtung Zentrum French Fries. Lakeside Center: Gut gefüllt, viel Begängnis, auch die Lokale gut besetzt. Kaufe einen Wecker für übermorgen früh, falls mich das Handy nicht wecken sollte. Zum Hotel, da läuft beim Nachbarn wieder die abendliche Plastikmüll-Verbrennung.

Montag, 29.11.:

6:05 Powercut. Umzug zum Airport, guter Kaffee am Weg. Agni-Airline-Büro, verbindliche Auskunft, dass die Fluege nicht zusammen gelegt werden. Der neu gekauft Wecker ist stehen geblieben und laesst sich nicht zum Weiterlaufen überreden. Kaufe in einem anderen Laden einen anderen Wecker, der aber wieder sehr ähnlich aussieht, es gibt keine große Auswahl bei den Fabrikaten. German Bakery, das exzellente "Pumpernickel" (eher ein Müslibrot) nachkaufen. Gibts hier in fast jeder Bakery. Gebe den kaputten Wecker zurück, die Chefin sagt "bad quality", morgen sollen angeblich bessere Wecker kommen. Darauf einen Tee im Tea Stall gegenüber. Hotel, Duschen, Waschen, der Boss spielt Country Gitarre. Runde über Lakeside Nord nach Lakeside East. Zur Sicherheit wegen des Fluges nochmal zum Travel Agent: Die Flüge werden doch zusammengelegt, das Agni-Office hat Müll erzählt... Bekomme zum abendlichen Powercut vom Hotel eine Kerze spendiert.

Dienstag, 30.11.:

4:50 raus, 5:10 Start, das Hotel ist verschlossen, kriege zum Glück das Hoftor von innen auf. 5:15 am Flughafen-Eingang. Der Flug soll 6:45 Uhr starten, das Tor ist noch verschlossen und der Flughafen liegt noch komplett im Dunkeln. Als nächstes trudelt ein Kontrollposten vom ACAP Jomsom ein, hat 45 Kilo Gepäck mit, kostet für Nepalesen 30 Rp/kg Aufpreis, zahlt sein Office. Dann kommt noch eine größere Gruppe Nepalis, sie stürmen gleich weiter zum nächsten Teashop, der sich im Powercut durch eine Kerze verrät.

6:00 Uhr geht dann das Tor auf, eine große Gruppe Spanier mit Unmengen riesigen Einheits-Gepäcktaschen steht vor mir am Checkin. Bei der Handgepäckkontrolle wird das Taschenmesser in meiner Bauchtasche gefunden, kann es zum Glueck schnell noch in den abgefertigten Rucksack aufs Rollfeld packen. Die Wasserflasche ist kein Problem.

Spektakulärer Flug zwischen den 8000ern durch die Kali Gandhaki Schlucht bei kristallklarer Sicht, Waldsterben an den westlichen Annapurna-Hängen, ähnlich wie vor 12 Jahren am Singalila-Trail. Es ist eiskalt bei der Ankuft in Jomsom, deutlich unter Null. Stürze gleich ins übernächste Kaffee (das nächste hatte Wucherpreise) und trinke einen dünnen aber heißen Filterkaffee.

Dann der erste Kontrollpunkt, weiter über die Brücke Richtung Kagbeni. Verlasse wegen des Jeep-Terrors schon bald die neue Straße und laufe so weit es geht im imposanten, weitläufigen Flussbett. Grandiose Landschaft, extrem klare Luft, super Farben, schöne Nilgiri-Blicke. Teatime in der ersten Siedlung hinter Jomsom, ein Guide empfiehlt die "New Annapurna Lodge" in Kagbeni, da schafft er seine Kunden auch immer hin... Er meint, dass es jetzt schon zu kalt ist hier oben, seit 2 Tagen ist Nachtfrost. Laufe weiter nach Kagbeni, extrem erschöpfte Wanderer kommen mir entgegen.

Die neue und noble Annapurna Lodge ist dann bis auf das letzte Bett gefüllt mit der spanischen Gruppe, scheint mir auch deutlich überteuert zu sein, Kagbenis Touristen-Falle. Gehe gleich dahinter ins Nilgiri View, bekomme ein Zimmer mit einer exzellenten Matratze. Rundgang, Essen-Preise so hoch wie in Lakesides Touri-Restaurants. Keine erkennbaren Einheimischen-Lokale. Apple Pancake, am Nebentisch zwei ältere angelsächsische Frauen beim Kaffee-Kränzchen. Zum Mustang-Kontrollpunkt, von dort ein gigantischer Blick in das obere Mustang-Tal. Mittelalterliche Gemäuer gleich am Kontrollpunkt. Bewohnt von coolen tibetischen Typen, weit weniger umgänglich als die Nepalesen. Ich merke die Höhe beim Treppensteigen. Warm ist es nur in der Sonne. Trinke in einer gemütlichen Gaststätte einen teuren Milchtee von erbärmlicher Qualität, musste mir die Speisekarte selbst aus dem Regal ziehen...

Nachmittags/Abendrunde ins Tal Richtung Muktinath, die gelben Auffaltungen und die Schneeberge und die herbstbunten Laubbäume super beleuchtet. Abstieg auf der neuen Straße, teils knöcheltief im weißen Staub versunken. Essen im "Himalaya Hotel". Bin bei uns im Hotel der einzige Gast, hier auch. Ich muss mit der Speisekarte in die Küche zum Bestellen, sonst rührt sich nichts. Sehr leckerer Egg Fried Rice. Stromausfall. Keiner bringt eine Kerze, obwohl ich im zweiten Stock, nur über eine schmale Stiege erreichbar, im Dunkeln sitze. Habe zum Glück die Stirnlampe dabei. Bestelle dann noch ein Chow Mein, wieder sehr lecker. Bekomme auf Nachfrage sogar eine Kerze. Dann das Bezahlen: Gebe einen 500 Rp Schein, das Geld wandert kommentarlos in die Küchen-Schublade. Erst als ich mich nach dem Change erkundige, fragt man mich, wieviel ich denn zurück haben will. Ich sage 250. Dann wird erst 5 Minuten lang im Haus Geld gesucht, schliesslich bekomme ich 350 Rupies Schein für Schein als Wechselgeld vorgezählt... 

Zurück ins Hotel, da sitzen zwei neue Gäste, ein Deutsch-Schweizer und eine Italo-Schweizerin. Stecke meine klalten Füsse mit unter den warmen Holzglutofen-Tisch. Die Italienerin fährt seit 15 Jahren nach Nepal, kennt die Annapurna-Gegend bestens. Sie meint auf meine Nachfrage, dass ich nicht unbedingt nach Muktinath muss, Landschaft und Dörfer sind da oben nicht wirklich anders als hier in Kagbeni. Bin froh, der Straßenhatscher und 1000 Höhenmeter bleiben mir erspart, hatte letzte Nacht leichte Kopfschmerzen wegen dem schnellen "Aufstieg" gestern. Sie erzaehlt außerdem, dass der alte Karawanen-Pfad auf der Westseite des Flusses nicht mehr durchgängig begehbar ist, weil an einer Stelle das Ufer weggebrochen ist. 
20:45 Ruhe, nachts zweimal johlende Kinder draußen.

Mittwoch, 1.12.:

6:45 aufgewacht, die aufgeklappte North Face Daune war optimal bei 10 Grad im Raum. Draußen ist Frost, die Wasserleitung ist eingefroren. Es gibt nur Nescafe, starte 7:15 Uhr. Die Jeep-Fahrer der Spanier-Gruppe toben schon teetrinkend vor der Annapurna-Lodge herum und können es gar nicht fassen, dass ich hier in der Gegend solo herumlaufe.

Auf dem Rückweg gleich hinter Kagbeni runter in den Fluss. Teatime wieder in der ersten Siedlung Richtung Jomsom, man spricht kein Englisch. Drei MTB'ler düsen am Fenster vorbei Richtung Jomsom, einer mit kurzen Hosen. Bleibe bis Jomsom bei super Beleuchtung weitgehend im Fluß. Teatime in Jomsom, Besuch in der ACAP-Kontrollstelle: 50% mehr Franzosen als Deutsche in Mustang! Die alten Besucher-Höchststände aus Vorkriegs- und Vor-Straßenbau-Zeiten sind wieder erreicht. Aber nur wegen der Pilger-Inder, die mittlerweile den Löwenanteil der Besucher in der Region ausmachen.

Grandiose Seitental-Szenerien zwischen Jomsom und Marpha. Marpha: Dhaulagiri-Guesthouse, 80 Rp-Zimmer. Ein sehr schön am Hang oberhalb des Dorfes gelegenes buddhistisches Panorama-Kloster. Lästige Kunstgewerbe-Verkäuferinnen. Richtig guter türkischer Kaffee im "Marpha Restaurant und Cafe", der einzigen unterkunfts-unabhängigen Gaststätte im Ort. Unterhaltung mit einem russischen Pärchen, die des Gewichts wegen den Circuit von Besisahar bis Marpha nur mit Daunenjacke und ohne Schlafsack gemacht haben.

Weiter zum Paradise Guest House, dort ein super leckerer Apple Crumble. Der Chef erzählt lange von seinem Deutschland-Reise-Abenteuer, als er nach München geflogen ist, um sich mit einem Uni-Professor wegen eines Apfel-Solar-Trockungs-Projekts zu treffen. Jedes Jahr hat er für zwei Monate zwei Münchner Studenten-Praktikanten hier vor Ort, die die Anlage betreuen. Sind vor zwei Tagen nach München zurück geflogen.

Die Leute hier in Marpha sind schon viel aufgeweckter als in Kagbeni, seit Jomsom bin ich im Thakkali-Land. Allerdings werden auch hier Ausländer nur in den ausgewiesenen Touristen-Einrichtungen bedient. Eine Packung Kekse kostet 4x mehr als im normalen Nepal, trotz Anlieferung per LKW. Werde im Hotel wieder mal bedrängelt, mein Abendessen vorzubestellen. Mogle mich um eine klare Aussage herum. Warme Dusche. Bratkartoffeln im Paradise Guest House. Egg Fried Rice im "Marpha Restaurant und Cafe".

Donnerstag, 2.12.:

6:45 raus, 8 Grad im Raum. Cafe in meiner "Stammkneipe", der Chef gibt Tips, wo es "lokale" (auch in der neuen Karte nicht eingezeichnete) Brücken gibt. Laufe über den Fluss rüber nach Chairo, wo mir die Tibeter im Flüchtlingscamp stolze ihre vom CAI Brixen gespendeten Solarkocher vorführen. 
Aufstieg nach Chimang, super-klarer Morgen-Dhaulagiri-Blick. Abstieg von Chimang auf der frisch aus dem Berg gefrästen Straße. Besser weiter vorn absteigen, da gibts noch einen alten Treppen-Pfad. Eine neue, große Fußgänger-Brücke vor Tukuche. Ca 500 Hm Aufstieg Richtung Ghetite, dann wieder runter und weiter durch den Kiefern-Wald, bei Chimang standen auch viele Lebensbäume. Bislang nur ausgesprochen freundliche Hunde. Bislang auffällig: Die Nepalesen schauen relativ wenig Fernsehen.

Starker Süd-Staubsturm seit der Anhöhe  Richtung Ghetite. Dünen aus "Nepal-Dust" am Fluss. Bei Sauru Fluss-Querung über eine einfache "lokale Brücke". Daneben gibts noch eine bessere, die per Leiter bestiegen werden muss.  Beide Brücken sind vom Ostufer kaum zu sehen. Auf der Ostseite gibt es unten am Fluss eine neue, nach bayrischer Art in den Fels gefräste Forststraße nach Sirkung. Der Weg über den Berg ist damit nicht mehr nötig.

Kobang und Larjung sind noch sehr unverfälscht, ich gehe in die "Riverside Lodge" am alten Pflasterweg abseits der Straße. Teatime auf der Rooftop-Terrasse mit grandiosem Blick in den Dhaulagiri-Kessel und auf die Nilgiri-Berge. Niemand aus der Lodge bedrängelt mich wegen Essen-Bestellung, dazu ein schönes Bungalow-Zimmer mit super-bequemer Matratze für 80 Rp. Esse mit einem Rudel einheimischer Frauen eine Art Yak Dhal Bhat , danach noch einen Apple Pie. Akkuwechesel am Fotoapparat. Mit einem Satz Akkus mehr als 1100 Bilder!

Dorfrunde, der Nilgiri leuchtet glasklar bis weit in die Dunkelheit, schönes Alpenglühen nach dem Sonnenuntergang. Im Hostel hat derweil eine Gruppe Träger die Frauen-Gruppe abgelöst. Ich werde eingeladen, meine Füsse mit unter die Decke an den Holzglut-Ofen zu strecken, das nehme ich sofort an. Ich esse Fried Rice, die Träger essen einen Spezial Dhal Bhat mit einer Art Teig-Klumpen und gewaltigen Nachschlägen. Keiner der Träger spricht auch nur ansatzweise englisch. 

Freitag, 3.12.:

7:00 raus, 8 Grad im Raum, nachts gab es reichlich Hundelärm. Alle Wasserleitungen einschliesslich Klospülung sind eingefroren. Packen, Beine unter den warmen Tisch-Ofen. Erfahre, dass die Gruppe von gestern abend die Träger einer japanischen Gruppe waren. Die Japaner schlafen in einem teueren Hotel oben auf dem Hügel.

Eine Melbournerin kreuzt auf, hat seit gestern mittag im Bett gelegen, weil sie sich krank gefühlt hat. Sie hat mit einem Guide das Sanctuary gemacht, war nie zuvor Wandern und hat dann gleich noch den Circuit angehängt. Meint, ihr gefällt das Wandern sehr gut. Ihr Guide erklärt mir das Träger-Essen von gestern abend.
Das Gericht nennt sich "Dhindo". Es schmeckt am besten mit Chicken Curry. Steht nicht auf der Touri-Speisekarte, weil die Touris meist nicht wissen, wie man den Klumpen ißt, ohne dass er den ganzen Mund verklebt...

Genehmige mir ein Riesen-Frühstück, Start in der Morgensonne. Wandere bei total grandiosem, kaum zu überbietendem Panorama, allerdings ist auch das Straßen-Abraumhalden-Ambiente kaum zu toppen. Am Ostufer hätte man auch laufen können, da gibt es aber auch nur eine frisch aus dem Fels gesprengte neue Forststraße. Laut Karte muss man noch über den Berg, ca. 1000 Hm. Teatime in Kalopani, am Ortseingang ein Porter mit seinem mobilen Einkaufsladen, einer 60 kg Lastenkraxe. Er schenkt einem Kind ein "Sweet".

Die Panorama-Lodges im Ort sind arg überteuert, ein Stück weiter im Kasturi Guesthouse ist dann alles wieder im grünen Bereich. Teatime mit Apple Pancake. Dann gehts abwärts auf einer unerreicht häßlich aus dem Berg gefrästen Abraumhalden-Strasse Richtung Ghasa, und wieder ist das Panorama so grandios wie der Weg schrecklich.  Die Abraumhalden der neuen Straßen ziehen sich schon weit in die Seitentäler.

Dann senkt sich die Straße in den engen Taleinschnitt, Ende des Panoramas. Steige in Ghasa fast in den Bus, die Russen aus Marpha sitzen schon drin, wollen nach Tatopani. Gehe dann über die Brücke, weiter auf dem alten Pfad am Ostufer. Man hätte schon in Dhaiku auf den alten Pfad abbiegen können. Ich laufe bis Pairathaplo, gehe ins "Hotel Sunflower", die zweite der beiden vergammelten Herbergen im Ort. Esse einen ekligen, klebrigen, halbkalten, rauchig schmeckenden Chow Mein. Danach total versalzene Bratkartoffeln und verbranntes Rösti. Als Handwasch-Einrichtung dient ein Schlauch im Hinterhof, die Chefin leuchtet mit der Taschenlampe.

Frage nach dem Klo, die Chefin rennt vorne weg, stürzt ins Klo, greift mit der Hand eine an der Wand sitzende Monster-Spinne, wirft sie ins Klo, schüttet einen Eimer Wasser hinterher und wäscht sich die Hände. Als ich dann nach verrichtetem Geschäft spülen will, fliegt mir der Plastik-Wasserhahn entgegen und das Wasser schießt aus dem Rohr.
Lesen, Abendessen (das verbrannte Rösti mit Ei) wegen der Kälte und dem fehlenden Holzglutofen-Tisch auf dem Zimmer. 21:00 Uhr Ruhe.

Samstag, 4.12.:

Morgen-Kaffee mit intensivem Rauch-Aroma. Dann auf einem schönen alten Pfad zum Wasserfall, vorbei an Häusern, wo der Feuerstellen-Rauch aus den Dächern und Türen quillt. Macheten-schwingende Mädchen beim Feuerholz-Sammeln. 9:15 Uhr am Wasserfall, eine Stunde früher wäre besser gewesen, der Wasserfall ist Richtung Nordosten ausgerichtet und liegt schon weitgehend im Schatten. Frühstück im Viewpoint Cafe. Die gewaltige Straßen-Abraumhalde reicht fast bis ans Cafe, die Einheimischen haben schon wieder einen Fussweg quer durch die Halde angelegt.

Ein Stück weit geht es noch auf einem Pfad durch Alt-Ruptse, dann weiter auf der Straße. Auf der Ostseite gibt es auch einen Pfad, ich sehe Lastenträger. Dana Lodge: Teatime mit lauwarmem Zuckerwasser. Vor der Lodge eine riesige Shop-Lastenkraxe, daneben ein Typ. Ich sage "strong man", er sagt, die Kraxe gehörte einem Freund, wiegt 80 kg. Er meint, es gibt solche Kraxen bis 120 kg. So werden die Dörfer ohne Straßenanschluss mit Waren versorgt.

Es ist subtropisch warm, erste Annapurna-Blicke. Der Lodge-Boss zeigt mir den alten Pfad durch das freundliche Dana, 15 Minuten mit Hängebrücke übers Tal und Annapurna-Blick. Knie-Probleme nach 2 Tagen Abstieg. Dann über die Straße, dem Wegweiser zur Cabin Lodge folgend, auf dem alten Pfad weiter. Teatime mit grandiosem Annapurna-Blick. Pfad am anderen Ufer, aber ohne den Annapurna-Blick über die wilden Vorberge.   
Milchcafe, exzellenter Apple Pancake, Milchtee. Freundliche Leute, schöne Anlage, man ißt im schönen Garten auf dem Fußboden, gleich danach wird an gleicher Stelle abgewaschen, zuvor an gleicher Stelle (mit Schnellkochtopf!) das Essen vorbereitet.

Bei immer großartiger werdendem Dhaulagiri-Blick die Straße (wieder ein panoramaloser Pfad auf der Ost-Seite) entlang nach Tatopani. Guter Filterkaffe beim Manager vom Himalaya-Hotel. Zimmer kostet 50 Cent, dafür wird Essen im Hotel erwartet. Der Manager lästert über die neureichen Inder und Nepalis, die seit dem Bau der Straße die Gegend überschwemmen. Haben kein Benehmen und behandeln ihn und seine Kollegen wie Leibeigene. Er trauert den guten Zeiten nach, als westliche Wanderer die Gegend dominiert haben, da wurde er noch wie ein Mensch behandelt.

Ausgiebiges Bad im heißen Pool. Chow Mein als Vorspeise ordern in einem kleinen Restaurant. Hauptgang ordern im Hotel. Der Manager erzählt, dass eine Straße schon bis auf halbe Höhe des Poon Hill gebaut worden ist. Er meint, der Sarangkot Sunset ist gleich gut wie der vom Poon Hill und von Ghorepani. Bis vor einer Woche war hier alles in den Wolken, null blauer Himmel und keine Sonne.
Chow Mein essen, Rundgang, lesen, dann der Hauptgang im Hotel, ein ausgesprochen leckeres vegetarisches Moussaka nach Nepal-Art, exzellent gewürzt, mit Bohnen und Auberginen. Lautstarke Diskussion der Israelis am Nachbartisch.

Sonntag, 5.12.:

Morgenkaffee, eine Stunde die Schlucht abwärts, dann wirds zu öde auf der Straße, halte den nächsten Bus an, Rüttel-Fahrt bis Beni. Ein neuer Bus liegt unten im Fluss. Frühstück im Mustang-Hotel mit Blick auf den Busplatz. Im nächsten Bus Richtung Pokhara sitzt schon die Russin, ihr Freund will innerhalb von zwei Tagen über den Poon Hill gehen. Im Bus wieder die gleiche Rüttelei wie schon nach Beni, dann wird noch ein Kind zwischen die neben mir sitzende Frau und mich gequetscht. Aber immerhin gibts mehr Beinfreiheit als im letzten Bus.

Die Russin erzählt mir von dem Riesen-Spielraum bei den Jeep-Preisen, sie saß mit 16 Leuten im Jeep, 3 davon mussten sich im Jeep immer wieder erbrechen, sie ist wegen dem Gestank schon einen Ort vor Beni ausgestiegen und dann bis Beni gelaufen. Im letzten Ort vor Beni war gerade ein großes Pilgerfest, deswegen war gestern selbst in Beni alles vor Menschenmassen blockiert und kein Bus ist mehr nach Pokhara gefahren.

Ich steige in Naudanda aus, super Bergblick, hatte mir gestern der Hotel-Manager für den Sonnenaufgang empfohlen. Extrem einfache Lodges, 200 Rp, mit exzellentem Bergblick von der eilends für den einzigen Gast herbei geschafften Biergarten-Sitzbank ("... you need a chair?").
Kaffee trinken bei einer Truppe Jungs und Männer, einer war bis vor kurzem in Dubai. Es geht um die chinesische Bedrohung, sie wollen alles mögliche über Deutschland wissen. Dann treffe ich ein japanisches Pärchen, von der Sarangkot-Straße kommend. Sie suchen den View Point, ich auch... Esse Nudeln mit Ei bei einer Privatfamilie.

Steige die Treppen zu dem parkartigen Gelände links von der Straße nach Sarangkot hoch, nachdem ich mich erkundigt habe, ob es da zum Bergblick geht. Frage mich dann noch durch drei Hinterhöfe am Hang, bis ich auf dem lagerfeuer- und opferplatz-übersäten Panorama-Wiesen-Bergrücken ankomme. Da sitzen schon zwei Jungs und schauen auf das Pracht-Panorama. Sie erklären mir den Weg nach Sarangkot und meinen dass es die zweite Hälfte des Weges nicht oben auf dem Kamm lang geht.

Sehr schöner Sonnenuntergang über Annapurna und Macchapuchare, gewaltige religiöse Feuer an einem Seitenkamm zum Macchapuchare oberhalb der Baumgrenze. Abstieg, im obersten Grundstück werde ich für morgen früh zum Sunrise-Tea eingeladen (ganz stolz: ..."this is my house"...). Im Ort sind schon die Powercut-Kerzen angezündet. Ins Zimmer, warm anziehen, riesige Stockflecken überziehen die Außenwand,  im Schein der Stirnlampe. Über die Matratzenkante schaut ein riesiger Insektenkopf. Ziehe das Bett weg und sehe die riesigste und behaarteste Monsterspinne aller Zeiten an der Wand sitzen. Ziehe das Bett noch ein Stück weiter von der Wand weg. Ausgiebig Lüften gegen den Schimmelgestank. Frage die Tochter des Hauses nach der Spinne: "No, it's not dangerous". Auf der Terrasse Memos schreiben und Lonely Planet lesen. Die gewaltigen Macchapuchare-Feuer lodern unter einem noch gewaltigeren Sternenhimmel. Es ist saukalt. Die Tochter kocht ein sehr leckeres und reichhaltiges Dhal Bhat.  

Montag, 6.12.:

Irgendwann in der Nacht ist draussen ein Höllen-Lärm. 6:40 raus, das Spinnen-Monster sitzt noch friedlich an seinem Platz, bewegt sich erst, als ich anfange zu packen. Der Sonnenaufgang ist zwar schön, aber unspektakulär. Der Chef des Hauses erscheint und entschuldigt sich für den nächtlichen Lärm. Es war eine Party für seine Freunde, die aus den Emiraten vom Arbeiten zurück gekommen sind. Beklagt sich über die Morgenkälte, hat aber nur Badelatschen ohen Socken an...

Frühstück auf der Panorama-Seite der Dorfplatz-Straße. Ist auch eine Lodge, gehört dem Bruder meines Herbergsvaters, der sich nebst dem Tibeter-Souvenir-Verkäufer von gestern nachmittag hier eingefunden hat. Der Herbergsvater hat jetzt Schuhe an und friert nicht mehr. Kaufe Orangen und Bananen, laufe wieder die Treppen hoch und durch die Hinterhöfe zum Kamm. Heftige Rauchentwicklung am Macchapuchare, da wo gestern die Feuer waren. Der Macchapuchare ist zuweilen komplett vom Rauch verdeckt!

Der Zustieg zur Panorama-Wiese wäre auch über die östliche Rückseite von der Gravel Road aus möglich gewesen. Laufe auf dem Grat weiter Richtung Osten, noch mehr Wiesen-Hügel mit noch mehr Feuerplätzen. An einem Feuerplatz ein Berg Hühnerfedern, ein Opferplatz mit Blick auf den heiligen Berg? Es raucht am Macchapuchare scheinbar rund um die Uhr. Der grandiose Panorama-Trail zieht sich bis ins Ortszentrum von Kaski, ich steige dummerweise schon vorher zum Teich am Ortseingang ab, weil ich Hunger habe und keine Gaststätte verpassen will. Die Sorge war unbegründet.       

In der Samjhana-Lodge Rauch-Kaffee und Chappathi mit Jam. Bin fast fertig, als ein Bus Richtung Sarangkot vorbei kommt., knapp verpasst. T-Shirt-Wetter! Laufe weiter durch die bunt gestreiften Dörfer, viele Bettelkinder, die Japaner bauen neben der weitläufigen Schulanlage eine riesige neue Grundschule.
Schöner Blick über den Phewa-See über die tiefgestaffelten Mittelgebirgs-Ketten. Teatime in einem der letzten Guesthouses von Kaski. Erst wird Rinde ins Küchenhaus geschleppt, der quillt der Qualm unterm Wellblechdach hervor. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, ein wirklich exzellenter, milch- und rauchfreier Massala-Tee!

Frage einen Typen am nächsten Teehaus, ob ein Pfad oben auf dem Kamm entlang geht, was die Jungs gestern verneint haben. Ja, es gibt einen Pfad, ist aber hart, weil alles Dschungel ist. Er führt mich am schmucken alten Haus seines Großvaters vorbei. Es geht auf alten, aufgegebenen Terrassen-Feldern aufwärts, bis der Pfad im Unterholz verschwindet. Schlage mich durch dichten Sekundär-Dschungel auf den Kamm durch.
Oben gibt es tatsächlich einen schmalen Pfad, der aber stark zugewachsen ist. Der Pfad wird peu a peu immer schlimmer und vor allem stachliger. Nach 30 Minuten quälendem und dornenreichem Kampf entscheide ich mich für einen Diretissima-Abstieg. Der Abstieg ist eine einzige Dornen-Qual, ohne Machete der reinste Masochismus. Treffe nach 2/3 der Abstiegshöhe am Hang eine holzsammelnde, halbstumme Omi. Die bettelt mich gleich mal an.

Das erste Herberge vor Sarangkot ist das Sherpa-Guesthouse, von der Sarangkot-Strasse aus durch eine nagelneue, zweite Zufahrtspiste erschlossen. Die einzige Herberge mit Annapurna-Panorama! Handle den Preis fuer einen View Room auf 800 Rp. Bin der einzige Gast. Heiße Dusche, gründliche Zeckensuche... Steige auf den Wiesen-Kamm Richtung Naudanda hoch, oben sind drei Typen aus Kathmandu mit einem Theodoliten zugange. Sie planen hier oben ein Zeltlager mit Funsport-Angebot. Unterhalb des felsigen Steilhangs kämpft sich ein kanadischer Consultant durch den dichten Dschungel, er keucht erschöpft durch ein Funkgerät, die drei versuchen seit vier Stunden, ihn anzupeilen, erfolglos, der Dschungel ist zu dicht. Der Profi-Consultant hat keine Rauchzeichen eingepackt.  

Panorama-Teatime auf dem Rooftop der Sherpa-Lodge. Steige dann hoch zum Sarangkot-Tower, es ist viel dunstiger als gestern. Wenig Leute auf dem Tower. Der halbe Gipfel ist vom Militär besetzt. Abstieg Richtung Sarangkot. Treffe auf der Suche nach einem angemessenen Frühstücksplatz eine Wirtschafts-Pädagogik-Studentin aus Leipzig auf Weltreise, studiert seit 6 Jahren, hat die Diplomarbeit schon fertig. Sie macht in Kathmandu einen Monat lang ein Volontariat in einem Waisenhaus. War zu Gast bei einer nepalesischen Familie, hat mit 8 Leuten in einem Raum geschlafen und dabei kein Auge zugemacht. Essen, dann ist es dunkel. Taschenlampe ausborgen, dann auf der stockdunklen Piste in 15 Minuten bis zur Lodge. Lasse beim Rausgehen wegen Essen-Bestellung kurz mal die Zimmer-Tür offen stehen, schon schlüpft der eigentlich überaus freundliche Herbergs-Hund herein und kackt mir auf den Badvorleger. Ziemlich harte Matratze.

Dienstag, 7.12.:

6:15 raus, 6:30 fertig, niemand da im Hotel. Lege einen 1000 Rp-Schein unter den Zimmerschüssel auf den Tresen, heble den Türbalken hoch, im Eilmarsch zum Turm. Es ist heute früh viel wärmer als gestern abend. Auf dem Turm warten schon Heerscharen von Asiaten auf den berühmten Sonnenaufgang. Einige weiße Touris sind auch dabei. Dann ein maßvoll eindrucksvoller Sonnenaufgang. Steige wieder auf der andere Seite Richtung Sarangkot runter, ausgiebig Frühstück in der warmen Sonne.
Die Leipzigerin kommt, gebe die Taschenlampe zurück. Abmarsch nach Pokhara über die Straße, sehr schönes Panorama längs des gesamten Wegs, kaum Verkehr.

Hinterm Baglung Bus-Park eine Runde durch die kläglichen Reste von "Old-Pokhara", über dem sich eindrucksvoll das Annapurna-Massiv erhebt. Die Micro-Busse zum "Old Bus Park" sind berstend voll, wir haben keine Chance mit unseren Rucksäcken. Wir nehmen schliesslich ein Taxi, ich steige am Bus Park gleich um in den nächsten Bus Richtung Kathmandu. Schöne Fahrt bis Dumre, viel Panorama, am schönsten auf der Brücke im letzten Flusstal.

Dumre: Ein mit 25 Leuten übervoller Jeep bringt mich nach Bandipur. Unterhalte mich mit einem Nepalesen, der mit seiner Freundin einen Kurzurlaub in Bandipur verbringt. Er ist seit 3 Jahren in Schweden in einem Restaurant, hat jetzt 3 Monate frei und wohnt eigentlich in Pokhara. War noch nie in Bandipur.
Ich gehe ins Bandipur Guesthouse, die Familie räumt extra für mich ein Zimmer zur ruhigeren Rückseite des Hauses. Das schöne alte Ortszentrum ist tatsächlich absolut autofrei, es gibt aber deutlich mehr Touris als inTansen oder Gorkha. Am Ortsende Richtung Tundikhel-Panoramaplatz entsteht gerade das Bandipur Palace Hotel.
Vom Tundikhel dann ein gewaltiges Panorama über das Marsyangdi-Tal auf den Himalaya. 18:00 Uhr, das Internet-Cafe ist schon dicht wegen der Stromsperre. Memos schreiben, lesen. Ein leckers "Newari Chicken Choyla" essen.

Mittwoch, 8.12.:

Superdünner "Organic Coffee" auf der schon vor Leben tosenden Dorfstraße, man spielt Federball. Ausgiebig Frühstück auf der warmen Sonnenterrasse hinterm Guesthouse. Jeep nach Dumre, 25 Leute und eine Ziege sind an Bord. Zwei sitzen auf dem Führerhaus, fünf stehen hinten auf der Stoßstange.
Minibus ab Dumre nach Kathmandu, harte Preisverhandlungen sind nötig bis ich bei 300 Rp lande. Absoluter Kamikaze-Fahrer,  eine Mitfahrerin fängt schon 15 Minuten nach Einsteigen an zu brechen und hört bis Kathmandu nicht mehr auf. Extreme Zugluft im Bus, da die Brech-Patientin ein offenes Fenster braucht. Langer Lunch Stop.

Mega-Stau am Eingang zum Kathmandu-Tal, der Fahrer fährt eine weite Runde über die Pisten des mit Beton schon fast zugewucherten Hinterlandes. Lande schließlich etwas außerhalb am Kakani Bus Stop. Gehe hoch zur Kreuzung, nehme ein blaues Sammeltaxi zum Ratna Park. Laufe zur Freak Street, Einchecken im Annapurna Guesthouse. Internet in der Querstraße, danach leckerer Fruchtkuchen im Snowman. Runde drehen, Essen gehen.    


Donnerstag, 9.12.:

Unten im Divalo-Restaurant ausgiebig Frühstück, die Nase läuft wieder, das war die Zugluft gestern im Bus. Es ist kalt geworden, kein warmes Wasser im Annapurna Guesthouse. Ziehe um ins "Monumental Paradise" schräg gegenüber. Bekomme ein sehr feudales und preiswertes Zimmer mit Solardusche. Vom Rooftop ein spektakuläres Panorama über das Kathmandu-Tal und die glasklar zu sehenden Berge ringsum.

Internet, Rundgang, Fruchtkuchen im Snowman, Massala Tea im Blue Mountain. Zeitung: Zunehmende Stromabschaltungen wegen Niedrigwasser in der Trockenzeit. Duschen und Waschen im Hotel. Menschenrechts-Aktionen auf dem Durbar Square, dessen Südeingang von der Freak Street offensichtlich nicht wirklich bewacht wird. Zeitung: Laut TI ist Nepal das korrupteste Land in ganz Asien. Meine frisch ausgewechselte SD-Karte ist ebenfalls korrupt, zum Glück habe ich erst 20 Bilder drauf. Bekomme problemlos eine neue Karte, gleich eine Straße weiter.

Glasklares Licht heute, nicht die Spur von Smog und Nebel! Rundgang Richtung Norden, neue Hose kaufen, die alte liegt in Fetzen. Die Nase läuft immer noch. Apple Crumble im Snowman. "Traffic Police" auf Mountain Bikes. Abendessen neben dem Snowman, vorher Internet. Im Hotel läuft auf dem Rooftop eine Party des Eigentümers. Ich wohne direkt darunter. Die Typen an der Rezeption wollen mir erzählen, dass kein anderes Zimmer frei ist. Ich muss die beiden fast mit Gewalt zwingen, mir oben auf dem Dach den Chef zu zeigen. Der entschuldigt sich tausendmal und gibt mir sofort ein ruhiges Zimmer in der zweiten Etage.  

Freitag, 10.12.:

Zum ersten Frühstück nach nepalesischer Art Krapfen-Schmalzgebäck und leckerer Massala-Tee links hinter der Ecke zum Durbar Square. Der 62jährige Chef wohnt dort mit seiner Familie. Er ist mit 6 Jahren mit seinen Eltern nach Kalkutta gezogen, hat dort 40 Jahre gelebt und war ein "respected business man". Er hatte schon vor seiner Heirat eine Tochter, aber erst nach der  Heirat hat ihm Gott endlich einen Sohn geschenkt. Seit 16 Jahren lebt er wieder in Kathmandu. Im nächsten Leben möchte er auch als Deutscher wiedergeboren werden.

Heute startet auf dem Durbar Square eine Demo gegen teure Auslands-Schulen für die Kinder der Reichen, während die Töchter der Armen als Sexsklavinnen nach Indien verkauft werden. Die Polizei macht eifrig Fotos von den Demonstranten. Straßenkinder-Fütterung und -Malunterricht am ersten Tempel.
Nach Thamel, neues T-Shirt kaufen, das alte liegt wie die Hose in den letzten Zügen. Einen Americano trinken im Gourmet Coffee Shop. Zeitung lesen: Im Kathmandu Tal breiten sich rasant Table Dance Bars aus. Besucht werden die Bars von den (Ehe-)Männern der neuen Mittelschicht, 23% der Nepalesen haben pro Tag schon 20$ und mehr zur Verfügung. Frauen dürfen nach wie vor auch in Kathmandu nicht einmal mit ihren Freundinnen in ein Restaurant gehen, sonst ist ihre Ehre und die Ehre der Familie kaputt...
Für morgen ein neues Hotel suchen, folge dem Tip der Leipzigerin und schaue mir Paknajol an. Werde schliesslich fündig im "Tibet Peace House", einer sehr ruhigen Anlage mit einem großen und idyllischen Innenhof.

Freak Street, Duschen, aufs Dach. Das Panorama ist heute noch klarer als gestern. Ein Doppel-Espresso im Organic Cafe schräg gegenüber, Runde drehen, Fruchtkuchen im Snowman, Massala Tea im Mountain Blue.

Samstag, 11.12.:

Erstes Frühstück mit Schmalzgebäck und Milchtee bei den Einheimischen. Umzug nach Paknajol, bekomme ein fürstliches Zimmer mit Gartenblick für 750 Rp. Cappucino im Gourmet. Schwatz mit einem jungen einheimischen Pärchen: "Bester Frühstücksplatz in Kathmandu". Man trinkt Cappucino und ißt Hotdog. Am Samstag, ihrem freien Tag, gehen sie morgens meist zu zweit Essen, den Abend verbringen sie dann traditionell mir ihrer Familie.

Dunstiges Wetter heute, kein Tag für Nagarkhot. Schwatz mit einem Forst-Praktikanten: War zu Gast bei einer nepalesischen Familie, 5x täglich gab es Dhal Bhat. Die Familie hat hinunter geschlungen, was reingepasst hat, weil in ihren Augen die Dicken ein höheres Sozialprestige haben und die Dünnen auf der Straße Platz machen müssen.

Zeitung lesen: Dramatisch steigende Suizid-Rate, mittlerweile werden 40.000 Suizide bei gut 30 Mio Einwohnern geschätzt. Eine der Hauptursachen ist der steigende Druck in Schule und Beruf. Eine weitere Hauptursache ist Verschuldung, dann bringen sich ganze Familien um, wenn sie die Krankheit eines Angehörigen nicht bezahlen können. Suizid ist nach wie vor eine Straftat und wird deshalb kaum bei den Behörden gemeldet.

Bin sehr schlaff heute, lange lesen im Garten in der Sonne. Cappucino im Gourmet, leckeres Aloe Jeera beim Inder Richtung Durbar Square. Runde drehen. Am Tisch vor dem Gourmet ein langer Schwatz mit einem spanischen Ex-EADS-QA-Ingenieur aus Barcelona. Ist nach einem 6-Jahres-Projekt gerade arbeitslos und macht eine Langzeit-Reise. Dann kommt noch eine Süd-Chinesin dazu, ist seit 6 Monaten auf Asien-Tour und hat in den letzten 4 Monaten englisch gelernt.

Sonntag, 12.12.:

Fühle mich heute noch schlaffer als gestern, ziehe mich von der Welt zurück und lege einen 100%-Schontag ein. Das Wetter ist wieder sehr dunstig, immer noch nicht Nagarkhot-geeignet.

Montag, 13.12.:

Morgen-Kaffee mit Ausblick auf die Taxi- und Rikscha-Fahrer vor dem "Hot Bread". Sie belagern die Traveller, die aus dem Laden kommen. Internet, den frisch ersteigerten Monitor für Suhl bezahlen. Schwatz mit dem Inhaber des Cyber: All seine Freunde studieren IT im Ausland, er würde das auch gern tun, aber seine Eltern unterstützen ihn nicht, nicht mal bei der Eröffnung des Cyber. Hat gestern mit Google-Hilfe einen Rechner repariert: "Google is like God".

Cappucino to go holen im Gourmet, mit Zeitung in den sonnigen Guesthouse-Garten. Lauwarm duschen, "yes, hot water". Teatime in Thamel, Snowman-Kuchen, Teatime hinterm Turm, verpasse gerade so die letzten Sonnenstrahlen. Runde drehen.


Dienstag, 14.12.:

Morgen-Cappucino-Runde, packen, zur Freak Street, Snowman Schoko Cake, Mittagessen, Taxi zum Airport, einigen uns auf 300 Rp. Geld zurück tauschen: Erst hat man nur Dollar und keine Euro, weil die Zentralbank es angeblich nicht erlaubt. Dann versucht man mich zu bescheissen, indem die Rupies mit 0,75 multipliziert statt durch 0.75 dividiert werden. Als der Beschiss auffliegt, gibt man mir reumütig den richtigen und großzügig aufgerundeten Betrag sogar in Euro. Darunter allerdings ein ungültiger 10-Euro-Schein... Wird anstandslos in einen guten Schein umgetauscht.
Es folgt die extremste Handgepäck-Kontrolle aller Zeiten, es wird mehrfach kontrolliert, das letztes Mal auf dem Rollfeld direkt vor der Gangway, wo ich mein Wasser ad hoc austrinken muss, um die Flasche behalten zu dürfen. Bevor wir dann die Gangway betreten dürfen, gibt es nochmal eine gründliche Leibesvisitation.
Himalaya-Panorama über den Wolken, wie beim Hinflug. Zügiger Weiterflug ab Delhi. In Dubai erst auf dem Luxus-Flughafen umherziehen. Dann ein erster Schlaf-Versuch. Als Schlaftrunk gibt es ein 200 Gramm-Glas randvoll mit Schnaps aus dem Duty-Free von einer Dubaier Familie, aufgegossen mit ein paar Tropfen Coca Cola. Muss ich trickreich auf dem Klo entsorgen.  Endgültige Nachtruhe im Liegesessel vor dem Abflug-Gate.

Mittwoch, 15.12.:

Eine Stunde später als geplant in München, dafür ist das Gepäck mit mir angekommen. Es ist saukalt und verschneit. Kaffee trinken mit Angela und ihrem Bruder, dann ins Irish Pub zu Leif und Nick. Nach zwei Stunden im Pub verlassen mich die Kräfte, fühle mich ziemlich krank. Will nach Hause fahren, es ist aber absolutes MVV-Schnee-Chaos. Nach einer Stunde Quälerei in der Kälte endlich zuhause, falle tot ins Bett, Schüttelfrost.

Donnerstag, 16.12.:

Den ganzen Tag Dünnpfiff der übelsten Sorte. Vermute als Ursache die 2x Curry-Hühnchen bei Emirates.     

Freitag, 17.12.:

Wieder gesund.


 
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