Tunesien April 2010
Ein Ausflug ins arabische Musterländle.
Wilde Berge an der algerischen Grenze
Samstag, 10.4.:
6:00 raus, 7:22 S-Bahn, 10:25 Abflug mit Tunis Air, unten die
Alpen-Schneeberge. Monastir: 16 Grad bei Ankunft. Metro nach Mahdia.
Hotel El Medina in der freundlichen kleinen Altstadt auf der Halbinsel.
Rundgang, 22 Grad, ein paar aufdringliche Händler. Rund um die
Landzunge um den Leuchtturm und den Friedhof, Pizza und Cappucin (ohne
o wie Cortado) an der Küste. Gestern Regen, heute Mords-Brandung
und schönes Wetter. Neustadt-Runde, dort auch Supermarkt. Abends
noch ein mittelmäßiges Showarma. 18 Grad im Zimmer. Kurs Euro:TD 1:1,9.
Sonntag, 11. 4:
Nachts
trotz der vielen Moscheen kein Lärm! Ruhiges Zimmer zum
traditionellen, schön gekachelten Innenhof für 25 DT.
Frühstück gibts im Hof, außer uns nur Franzosen im
Hotel.
SIM-Karte kaufen, Wanderung am Strand zur Hotelzone. Im Norden der
Stadt ein Strandabschnitt mit schwarzem Jauche-Wasser und abgestorbenen
Wasserpflanzen-Bergen statt Sand. Dazwischen mehrere Abwasser-Rohre,
tagsüber inaktiv. Sonst aber sehr schöner Strand über
viele Kilometer ganz ohne Steinverbauung wie rings um die Stadt.
Espresso am Stadtplatz, Obst & Gemüse im Markt kaufen,
Picknick auf der alten Festungsmauer im antiken Hafen mit schönem
Blick auf Hafen, Meer, Stadt, Festung und den Friedhof davor. Sehr
stürmisch heute, aber super Wetter. Cappucin auf dem großen
Kaffe-Platz in der Altstadtmitte.
Montag, 12. 4:
Louage nach Sfax. Cappucin, Baguette, Stadtrundgang. Louage nach Gabes,
Cappucin, Warten auf Direktbus nach Toujaine, soll 14:30 kommen.
Entpuppt sich schliesslich als die falsche Haltestelle, geht von hier
nur nach Matmata. Der richtige Bus wäre von der großen
Moschee abgefahren. Gehen zur großen Moschee, der nächste
Bus geht 15:30, ist aber kein Direktbus, sondern nur bis Mareth.
Mareth: Angeblich gibt es von hier um 17:00 Uhr einen Bus. Nachdem um
17:01 nur ein (inoffizielles) Sammeltaxi erscheint, meinen die
Einheimischen, wir müssen das Sammeltaxi nehmen, es kommt kein
Bus. Das Sammeltaxi geht nur bis Toujaine Neustadt. Hatten vorher mit
dem Wirt der Höhlenherberge gesprochen, hat angeboten, uns
abzuholen. Das müssen wir jetzt nutzen.
Super Panorama vom Hügel über den Höhlen über die
Wüstenhügel bis nach Djerba. Mit dem kleinen Bruder des
Wirts-Sohnes (Herbergs-Verwalter) durch den Ort zur Wasserquelle am
Ausgang Richtung Matmata. Vergisst zwischendurch seinen Wasserhol-Job
und spult ein Standard-Besichtigungs-Programm ab. Äußerst
leckeres Essen von der Hausfrau.
In der Herberge sind noch 5 Techniker von der tunesischen Telekom, auf
Dienstreise zu den Antennen auf dem Berg an der gegenüberliegenden
Straßenseite. Nette Unterhaltung, Sie lassen sich einen
gigantischen Schaschlik brutzeln, ich bekomme einen Brocken ab, lecker.
22 Grad in unserer Schlafhöhle auf 488 Hm. Im Vorhof
ein Baby-Kamel, ein kleiner Esel, eine freundliche Katze und ein
ewig bellender Hund.
Dienstag, 13. 4:
6:30 raus, die Techniker starten schon um 7:00 Uhr zur nächsten
Antenne Richtung Matmata. Frühstück bis 7:00 Uhr: Baguette,
Olivenöl, Milch-Nescafe. Super Wetter heute. Start 7:45, Wasser
holen aus der Quelle, ein paar einheimische Frauen sind gerade fertig
mit Kanister füllen. Laufen 9 km Richtung Matmata, ab dem Pass an
der spektakulären Hochplateau-Kante entlang. Pause unterhalb der
Hangkante an einem langen Felsvorsprung-Überhang, bestens als BW
geeignet, mit alter Lagerfeuerstelle.
Nach dem Verlassen der Hangkante stoppen wir einen Lieferwagen, der uns
im Führerhaus durch eine schöne Wüsten-Berglandschaft
bis nach Matmata mitnimmt. Trinken in Matmata einen kalten und einen
dünnen Kaffee. Der Ort liegt sehr schön von Wüstenbergen
eingerahmt. Werfen von Fern einen Blick auf das
Höhlenwohnungs-Viertel. Fahren dann mit dem Louage nach Gabes.
Trinken dort einen Super Cappucin, fahren dann weiter mit dem Louage
nach Douz.
Gehen zum Desert Camping hinter dem Viehmarkt, bauen unter dem
Riesen-Palmdach auf. Vor dem Zelt ein Tisch mit Stühlen,
schaltbares Licht zur Platzbeleuchtung. Neben uns zeltet ein Grazer
Motorrad-Fahrer. Er schwärmt von der Rommel-Piste südlich von
Redeyef, meint die Landschaft ist wie im wilden Kurdistan, sobald man
durch die 10 Kilometer lange Bergbau-Abraumhalde hindurch ist. Er
ist von Norden längs der algerischen Grenze in den Süden
gefahren. Hier waren erst 4 Tage Dauer-Sandsturm, dann 2 Tage
Regen. Heute ist der erste gute Tag. Dafür
ist es gleich total heiss, 37 Grad. Laut Campingplatzwart ist das
ungewöhnlich heiss für diese Jahreszeit und es soll vorerst
auch nicht abkühlen.
Nachdem der Platzwart meint, heute wäre eine besonders klarer und
windstiller Tag, drehen wir eine Stunde eine Runde zum Wüstentor
am Wüsten-Festivalplatz, sind 18:45 Uhr da, ist aber schon zu
spät für einen echten Sonnenuntergangs-Wüstenblick.
Gehen in die Stadt, sind 19:30 Uhr an der Boulangerie, ist aber schon
zu. Essen Couscous am Marktplatz-Restaurant, um 20:30 Uhr ist das
große Platzcafe daneben schon fast leer. Man geht
ungewöhnlich früh ins Bett hier in Douz.
Abends kühlt es stark herunter. Im Camp sind jede Menge organisierte Jeeps eingetroffen, neben uns eine Gruppe Schweizer.
Mittwoch, 14.4:
Nachts erst reichlich Lärm von der Camping-Kneipe und der
Straße, dann Kinderlärm. Dann kalt wegen der enormen
Abkühlung. Heute Ruhetag. Cappucin am (Klamotten-) Markt, die
(Gebraucht?) Klamotten werden wühltischmäßig
aufgestapelt, von den Kunden durchsucht und ohne Anprobe gekauft.
Zur Boulangerie, Butter kaufen, Frühstück im Camp.
Stadtrundgang, Unmengen Touri-Busse und -Fahrzeuge. Aber nirgendwo eine
aufdringliche Atmosphäre. Reichlich Obst kaufen, Internet, essen.
Wüsten-Dünen-Rundgang durch Touri-Bedouinen-Reiterheere bei
durch moderaten Sandsturm fahler Sonne. Moderat aufdringlicher
Guide am Beginn und am Ende. Camp-Abendbrot, drei Franzosen-Jeeps
parken die Aussicht vom Vordach zu, bauen unter dem Dach eine
große Mehrfamilien-Tafel auf. 22:30 Uhr Ruhe.
Donnerstag, 15.4:
6:30 raus, der Viehmarkt ist schon vom Zelt aus zu hören.
Markt-Rundgang, es gibt keine Kamele. Stadt-Marktplatz, die
Händler sind am Aufbauen, Cappucin im Platz-Cafe.
Frühstück kaufen, essen im Camp. Abschied von den kleinen
Kätzchen hinterm Zelt, Abmarsch, am Markt vorbei, ist heute am
Markttag für Mopeds gesperrt. Louage nach Kebila.
Louage nach Tozeur wartet ewig. Eine Schweizerin sitzt schon drin mit
ihrer Tochter. Sie wollen ins Dattelmuseum. Die Schweizerin ist eine
absolut fitte und unternehmungslustige Pensionärin, sie lebt seit
2 Jahren in Tunesien. Sie ist gerade von Tozeur nach Douz gezogen, weil
sie die ländliche Nomaden-Kultur von Douz interessanter findet als
die Berber-Kultur von Tozeur. Sie wohnt in einem 300 qm Haus im
Palmenhain, hat außerdem noch eine Wohnung in Ain Draham im
grünen Nordwesten, weil im Sommer in Douz die Temperaturen
über 50 Grad steigen. Sie meint, man kann mit 1000 DT im Monat
auskommen, wenn man keine Krankenversicherung braucht. Bezahlen auf
Anregung der Schweizerin für die 3 freien Plätze im Auto, um
endlich loszukommen.
Grandiose Querung des vielfarbigen Chott el Cherid Salzsees, Pause in
der Mitte des Sees an einem Kaffee- und Andenken-Shop.
Wassergefüllte Salinen-Kanäle längs der Straße.
Salzgewinnung nur für Streusalz lt. Schweizerin.
Tozeur: Laufen zum Centr Loisir Eniffer, quer durch die
üppigsten und grünsten Palmengärten, die wir bislang
gesehen haben, echte 3 Etagen-Wirtschaft. Haben dummerweise vorher
nicht angerufen. Der erste Angestellte meint, es gibt überhaupt
keine Campingmöglichkeit. Dann kommt ein Zweiter, der uns erst
alles zeigt und dann abschliessend erklärt, dass Zelten 20 DT p.P.
kostet. Gehen dann in den freundlichen, kleinen, autofreien und
idyllisch gelegenen Camping Les Beaux Reves.
Stadtrundgang, wenig Kommerz in der kleinen, top erhaltenen Altstadt
mit ihrer speziellen Mini-Ziegelprofil-Fassaden-Architektur. Auch in
der Neustadt gibts diese Fassaden. Dafür gibts keine
(frischen) Baguettes heute.
Im Camp trifft eine Motorrad-Gruppe aus dem Sauerland ein.
Außerdem gibt es Mücken. Hinter dem Camp ein kleiner Fluss,
einige Jungs baden. Mehrfach leichte Regenschauer.
Freitag, 16.4:
Nachts extrem hell von der Leuchtstöffröhre zwischen den
Zelten. Eine Franzosen-Gruppe lärmt die halbe Nacht, ein Hund
bellt die ganze Nacht. Außerdem reichlich Regen in der Nacht, das
Zelt ist gefleckt von ausgewaschenem Sandstaub. 6:30 raus, packen,
guter Cappucin vorn am Busbahnhof, hinter zu den Louagen, Louage nach
Temerza ist er ein Fahrgast da, gehen ins Cafe am Louagen-Stand.
Trinken erst sehr langsam zwei Cappucin, dann von der Mauer Ziegen
beobachten beim Karton, Fleischabfälle und sonstigen Müll
fressen in der ummauerten Freifläche unterhalb vom Stand.
Besonders lecker scheint die Deckschicht von Kartons zu sein, die wird
fein säuberlich abgeschält.
Um 9:20 ist das für 8:00 bis 8:20 avisierte Taxi dann voll und es
geht los. Fahren ca. eine Stunde über Chebika nach Tamerza. Gehen
ins Cafe am Cascade. Cappucin fad und teuer. Dann ins Cascade. Sehr
einfache Hütten in super Lage unten über dem Fluss, 15 DT
p.P. mit Halbpension, zelten kostet 10 ohne HP. Diverse Guides wollen
uns nach Midas und durch die Canyons führen. Soll für zwei
Leute 40 DT für 13 km und 3 Stunden Rundkurs über die Berge
ab Tamerza kosten.
Machen erst mal einen kleinen Ausflug zum Canyon unten vom Fluss links
ab, klein aber fein und wasserfrei. Dann noch eine Runde erst durchs
Flussbett, dann hoch zur Hangkante, durch schöne bunte
Wüstenfels-Landschaft, dann wilder Abstieg durch den
bröselnden Steilhang runter ins Quelltal. Direkt unterhalb der
Abstiegslinie eine malerische 3fach-Schwefelquelle im Flussbett-Sand.
Angela geht zu weit ran und bricht tief im Sand ein.
Vor zur Altstadt unterhalb vom Hotel. Treffen dort einen Guide, der uns
von 15 weiteren Quellen im Palmenhain unter der Altstadt-Hangkante
erzählt. Die Altstadt ist teils schon renoviert, in großen
Teilen aber noch echt. Dann hoch zum Palace Hotel, das über der
Altstadt thront wie der Potala-Palast. Sehr noble Herberge.
Freundlich grüßende Kinder auf dem Rückweg in die
Stadt. Rechts oben im Taleinschnitt Richtung Midas ein Mords-Staudamm.
Abend-Menu im Hotel. Schieben vor dem Schlafengehen noch das
große Regal vor die offene Tür, der besseren Lüftung
wegen. Es ist absolut ruhig! Nur der Bach rauscht leise.
Samstag, 17.4:
6:30 raus, 7:00 lecker Baguette mit Butter und Marmelade zum
Frühstück im Hotelrestaurant. Dazu einen großen Pott
ordentlichen Milchkaffee. Wandern erst zum Staudamm, dort aber kein
Durchkommen Richtung Midas. Laufen dann die Straße Richtung
Midas, am Anfang unter uns ein gewaltiges, trockenes Flussbett. Ca. 3
km vor Midas nimmt uns ein freundlicher Reiseagentur-Minibus-Fahrer mit
bis zum Canyon-Beginn, einige Hundert Meter vor der algerischen Grenze.
Spektakuläre Altstadtlage hoch über der Canyon-Schleife, ein
freundlicher Andenken-Standverkäufer, etwas schwerhörig.
Trinken Kaffee, kaufen halbierbaren Kristallstein und Postkarten. Ein
Guide will uns mehrfach erzählen, dass die Mitnahme eines Guides
obligatorisch wäre.
Laufen dann durch den leicht wasserführenden Canyon, unsere
französischen Bungalow-Nachbarn kommen uns entgegen. Sonst kaum
Touris unten im Canyon. Hinter dem Canyon weitet sich das Tal, es geht
am Bach entlang, allerhand Sträucher und kleine Bäume. Dann
gehts um den neuen Stausee auf spektakulären und teils riskanten
Pfaden. Alle Seitenarme müssen voll umlaufen werden. Riesige
Wasservögel flüchten schon in großer Entfernung. Die
Rufe der Vögel begleiten uns die ganze Zeit. Große Hitze und
großer Durst, haben viel zu wenig Wasser mit. Und keine
Entkeimungstabletten bei uns. Nirgendwo Schatten.
Der See wird abgeschlossen durch eine fast durchgehend natürliche,
unglaublich gerade Fels-Staumauer. Nur ein schmaler Spalt in der
Mitte ist durch Beton verschlossen worden. Erst hier merken wir, dass
es ein anderer Stausee sein muss, als der, vor dem wir heute früh
gestanden haben.
Beim Abstieg zur Talsohle bemerkt uns ein Rudel Hunde am Gegenhang.
Ausser viel Gebelle aber keine weitere Reaktion. Unten dann ein
malerisches Schilf- und Gumpental. Die Gumpen-Sohlen sind zugewachsen
mit dicken Algenteppichen. Nährstoffreiches, aber glasklares
Wasser, wie schon an der Schwefelquelle gestern.
Schliesslich kommen wir am anderen Ende von Tamerza an der Strasse
raus, kurz vor der großen Kaskade. Hier gibts endlich Wasser. Die
Kaskade selbst ist eher langweilig, dafür ist der von riesigen
Trümmern übersäte Canyon absolut grandios. In ca. 2,5 h
soll man lt. unserem ReiseKnowHow-Führer von hier den Canyon
abwärts bis zur nächsten Oase Richtung Chebika laufen
können. Dazu sind wir aber viel zu ausgelaugt und es ist auch
schon zu spät. Wir trampen dann mit einem Lieferwagen durch die
idyllische Palmengarten-Straße vorbei an dem schön gelegenen
Camping (gut für Radfahrer) & Restaurant "Oasis" bis ins
Zentrum von Tamerza.
Leckerer und preiswerter Cappucino im überaus beliebten Cafe links
der Straße Richtung Redeyef. Sitzen draussen auf der großen
"Aschenbecher-Sandkasten"-Terrasse. Ins Camp, duschen, Klamotten
waschen. Schwatz mit einem Bergführer-Guide im Hotel. Er meint,
dass er seine Kunden nicht auf unsere lange Route führt, weil zu
anstrengend, zu lang und zu riskant. Er meint, wir hatten Glück
mit der Wegfindung. Er bedauert, dass der vormals grandiose Canyon mit
Wasserstrudel durch den neuen Staudamm zerstört worden ist. Und er
findet es schade, dass die meisten Touris in Midas nur die Altstadt
anschauen und den Canyon nur von oben sehen, ohne einmal hinunter zu
steigen und sie so von der Schönheit des Canyons nur wenig
mitbekommen.
Auf Angelas Vegetarier-Spezialbestellung hin bekommen wir ein besonders
leckeres Essen: Omelette + Kartoffel/Gemüse-Eintopf, dazu für
mich noch Hühnchen-Filet. Vor dem Hinlegen fallen mehrfach
ein paar Regentropfen, Blitze ohne Donner aus Richtung Chebika. Nachdem
ich halb eingeschlafen bin, regnet es richtig los, ich hole noch die
Wäsche rein.
Sonntag, 18.4:
Die ganze Nacht Regen, beim Aufstehen wieder Sonne. Louage nach
Redeyef. Gleich Anschluss nach Gafsa. Langes und langweiliges Warten im
Louagen-Hinterhof ohne Kaffeehaus, bis das Taxi nach Kasserine endlich
voll ist. 30 Minuten vor Abfahrt ein gewaltiger Hagel- und Regensturm.
Unterwegs dann viele aktive Wüsten-Flüsse und etliche
Überflutungen. Vor der Abfahrt muss das Louage mehrfach
angeschoben werden. Mitten in der Pampa platzt dann mit einem lauten
Schlag ein Reifen, kann aber schnell behoben werden.
Kasserine: Beschliessen, den langweilig aussehenden und von
Brandschutzschneisen durchzogenen Nationalpark ausfallen zu lassen und
stattdessen lieber das berüchtigte Kairouan zu besuchen.
Müssen extrem lange auf die Louage-Abfahrt warten, Sonntag scheint
ein ungünstiger Reisetag zu sein, es gibt auch weniger Busse als
sonst in der Woche. Der ganze Louagen-Hof stinkt nach der Piesel-Mauer.
Obwohl noch 3 Plätze unbesetzt sind, geht es nach 75 Minuten los.
Evtl. hat ja der zuletzt angekommene Nadelstreifen-Typ dafür
bezahlt. Fahren bei glasklarem Wetter, grandios beleuchtete Hügel
und Berge am Weg.
Kairouan: Finden auf Anhieb den kürzesten und angenehmsten Weg zum
Tunis-Tor durch eine ruhige Gasse der Neustadt. Gleich um die Ecke
liegt das Aghlabiten-Hotel, nehmen ein Zimmer. Altstadt-Rundgang, sehr
sympathische Atmosphäre, wie auch schon auf dem Fussweg durch die
Neustadt-Gasse. (Vollkorn!) Brot und Erdbeeren noch spät am Abend
und an allen Ecken. Eine Fussgängerzone am gegenüberliegenden
Stadttor in die Neustadt hinein!
Im Zimmer ein 1er Bett mit nagelneuer, leider noch eingeschweisster
Federkern-Matratze. Ausserdem ein durchgelegenes 2er Bett klassisch
französisch-marokkanischer Art mit einer noch durchgelegeneren
Matratze. Die wandert auf den Fussboden und wird mit den reichlich
vorhandenen Zusatzdecken zur Komfort-Matratze aufgepeppt.
Montag, 19.4:
Abzocker-Kaffee um 7:00 Uhr vorn ums Eck. Wir hatten das immens
wichtige routinemässige vorherige nach-dem-Preis-fragen auch bei
Kleinstbeträgen vergessen. Die Stadt wird schnell wach. Laufen den
ganzen Tag in der Stadt herum, ist recht überschaubar. Wie schon
gestern herrscht eine angenehme, freundliche und entspannte
Atmosphäre. Vor unserem Hotel ist der überall im Land
anzutreffende Bekleidungs-Wühlmarkt. Außer vor der
großen Moschee gibt es selbst tagsüber nur wenige Touris. Am
Morgen und am Abend gar keine.
Super
Vollkornbrot-Angebot hier in Kairouan, schmeckt auch sehr lecker. Die
Chappatis sind nicht so optimal, weil u.a. mit halbrohem Ei gefüllt. Essen
viel Erdbeeren, die es hier in Massen an jeder Ecke wie sonst in keiner
anderen Stadt gibt und die von den Leuten auch in rauhen Mengen gekauft
werden. Dafür gibts kaum Stände mit Tomaten. Angela geht in
den Medina-Hamam, für sehr moderate 5 TD. Ich ins Internet, lese
vom Vulkanausbruch unter dem Gletscher in Island und von dem seit 4
Tagen wegen der Aschewolke lahm liegenden europäischen
Flugverkehr. Und wir wollen in 5 Tagen zurück.
Dienstag, 20.4:
Nachts Halsprobleme, Angela schon seit 3 Tagen. 6:30
raus, 7:25 schon Abfahrt mit Louage nach Tunis via Autobahn. Der
überbreite ehemalige Mittelstreifen wird gerade in 2 neue Spuren
umgebaut.
Tunis: Riesiger Louagen-Hof. Laufen via Prachtboulevard zum
Medina-Eingang, gehen gleich ins Marhaba mit einem Fenster zur
Handelsgasse längs der Stadtmauer. Dann zu TunisAir, seit heute
wird wieder geflogen. Nur Schottland und Finnland sind noch gesperrt;
wenn sich was ändert, schicken sie eine email. Zum Bahnhof,
Fahrplanheft.
Dann kreuz und quer durch die Medina, finden dabei auch die versteckt
in einem alten Palast untergebrachte Jugendherberge. Zum Regierungslatz
an der Kasbah mit großem Panorama- und Bolzplatz. Weiter zum
Halfaouine-Markt und -Platz, schöne Atmosphäre, 2 Cappucin
vorm Wasserpfeifen-Cafe. Bin ziemlich schlaff heute, ist wohl der
Infekt. Es gibt kaum noch Kopftücher in Tunis, insgesamt schon
sehr lockere Sitten. Aber auch hier sind die Cafes weitgehend eine
reine Männerdömäne.
Mittwoch, 21.4:
Leckeres
Cappucino-Croissant-Orangensaft-Frühstück direkt am
Bourghiba-Boulevard in der Morgensonne. Dem Infekt gehts schon viel
besser. Zum Bahnhof, schneller Zug nach Sousse: 8:40 los, 10:45 da.
Gehen ins "de Paris" Hotel, wie in Tunis gleich hinterm
Medina-Eingang in einer Gasse direkt an der Stadtmauer gelegen. Sehr
angenehme Herberge, die Zimmer gruppieren sich mehrstöckig um
einen klassischen gekachelten Innenhof. Die oberste Etage wird gerade
modernisiert, tagsüber Einiges an Baulärm und keine Chance
auf eine ruhige Leserunde auf der Dachterrasse. Das Zimmer geht schlecht zu lüften, wegen Fenster nur zum Innenhof.
Der Cappucin kostet in den touristisch erreichbaren Ecken von Sousse
das doppelte verglichen mit Tunis Prachtboulevard! Auf der allseits
beliebten Verkehrsinsel dafür nur gut die Hälfte, bei
exzellenter Qualität. Der Tip kommt von einem Laden-Besitzer
("sehr gut und billig"). Ein immenser Verkehr auf dem Platzkonglomerat
zwischen Medina und Neustadt, läuft aber im Gegensatz zu Indien
(und Deutschland) sehr entspannt und kann trotz fehlender Ampeln
problemlos gequert werden.
Den schönen Strand entlang Richtung Norden bei kühlem Wetter
und ziemlichem Sturm. Habe zuwenig an, bin ziemlich ausgekühlt und
der Infekt kommt wieder, jetzt ist die Nase zu. Und bleibt zu.
Erster Medina-Rundgang, äußerst aufdringliche Händler
hier und sehr am Touri-Kommerz orientiert. Dafür ein sehr guter
Brotstand im Lebensmittel-Marktviertel der Medina.
Am Abend noch eine Runde durch die Einheimischen-Stadt im Norden vom
Bahnhof. Überall Mords-Verkehr und keine Ampeln. Fisch-Menu in
einer Neustadt-Gasse, nebenbei laufen auf Euronews die letzten
Neuigkeiten vom Vulkan: 7 Millionen Passagiere sind gestrandet, 95000
Flüge gestrichen worden.
Donnerstag, 22.4:
Von
der Früh weg dicke Wolken. Die stürmische Strandwanderung
gestern war wohl ein Fehler, der Infekt hat voll zugeschlagen, nachdem
er gestern vormittag fast weg war, bei Angela das Gleiche. Medina,
Neustadt, Mittagsschlaf, abhängen, lesen.
Freitag, 23.4.:
Verlängern das Zimmer noch für eine Nacht, obwohl wir
beschlossen haben, sicherheitshalber schon abends auf den Flughafen zu
ziehen: Es gibt zwar reichlich Taxen aber keine zuverlässige
Taxi-Buchung für morgens um 3:00 Uhr und auch keinen
öffentlichen Verkehr.
Vormittags für je 1 DT bei sehr schönem, aber stark windigem
Wetter Buch lesen auf den Liegen im Palace Hotel Pool-Areal. Man will
uns gleich diverse Wellness-Massagen etc. zukommen lassen. Rings um uns
deutsche Rentner, die sich schon von früheren Aufenthalten kennen
und teils mehrmals im Jahr herkommen, meist im April und im Oktober.
Nachmittags erst eine Strandwanderung, dann der Versuch Geld
zurück zu tauschen, geht aber nur auf dem Flughafen, und das
angeblich rund um die Uhr. Dann diverse Rundgänge. Abends mit dem
52er Bus zum Flughafen. Die Geldwechsler machen gerade eine Pause, dann
klappt der Rücktausch reibungslos, selbst die Münzen nimmt
man uns ab.
Suchen uns dann ein ruhiges Plätzchen, das gerade von den Putzfrauen gewischt wird. Isomatten ausrollen und Nachtruhe.
Samstag, 24.4:
Bis gegen 2:00 Uhr ein wenig schlafen, dann öffnen schon wieder
die ersten Schalter und es ist mit der Ruhe vorbei. 04:00 Uhr
macht unser Schalter auf, einchecken, ein letzter Cappucino und dann
gleich in die Abflugzone zum Abhängen. 5:35 Einchecken,
pünktlich 6:05 Abflug, 9:15 wieder in München. S-Bahn zum
Marienplatz, drehen bei schönstem Frühlingwetter noch eine
Ehrenrunde durch die Innenstadt.
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