Abruzzen August 2008



Die vierte 2008er "Plan B" Tour: Auf dem Trockenen in den Abruzzen statt nass in den Alpen .


Abruzzen

Wasserlose Karst-Hochtäler




Sonntag, 10. August:  

Wieder mal Katastrophen-Wettervorhersage für die Alpen, wieder mal nichts mit Alpentour, geplant waren die Walliser Alpen. Last Minute L'tur nach Pescara, Abruzzen-Bergtour.

03:30 Uhr aufstehen, 04:19 Uhr U-Bahn, 07:00 Start mit "Hamburg International", gekauft als Lufthansa-Ticket, tatsächlich ein Billigflieger mit superenger Bestuhlung und Bezahl-Verpflegung. Außerdem kein Start im Terminal 2, wo wir zuerst aufkreuzen, wobei wir eh' schon spät dran sind.
Im Flugzeug gibt's die BAMS. Aus dem Fenster gibt's kristallklare Alpenblicke. Überpünktliche Landung in Pescara um 08:15 Uhr, das Gepäck kommt zügig, dann gleich ein Stadtbus zum Bahnhof, dort gleich ein Zug nach Sulmona. Im Zug erscheinen wir einem Polizisten-Pärchen verdächtig, Personalien-Feststellung.

Am SEV-Bushalt in Sulmona ein Kanadier auf 9-Wochen-Tour und eine Gruppe Pfadfinder. Der Bus bringt uns erst ins Stadtzentrum, wo wir dummerweise nicht aussteigen, Endstation ist weit unten am Bahnhof. Ein Opi fährt uns wieder hoch in die Stadt zum Busbahnhof: "Deutschland, Deutschland über alles", hat es als Kind noch live erlebt.   
Nächster Bus zum Seilbahn-Camp geht in einer Stunde, durch den Langstrecken-Rolltreppen-Tunnel hoch in die Altstadt, leckeres Eis essen, kleiner Rundgang durch die freundliche, aber am Sonntag ziemlich tote Stadt.

14:15 Minibus (Linie M6D) über Assergi ca. 17km zur "Funivia". Kostet im Vorverkauf 1,60 Euro für zwei Leute. Freundlicher Wald- und Wiesen-Camping unter der Strasse und der Hotelsiedlung. Andenken-Stände, Motorrad-Horden und ein sehr schönes Bergpanorama. Vor allem Italiener und Deutsche im Camp. Zweite Landkarte kaufen in der Nationalpark-Stelle. Wein und leckeres Antipasti auf dem Bar-Freisitz vom Cristallo. Glasklare Bergsicht seit unserer Ankunft in Pescara!

Montag, 11. August:

Ruhige Nacht, nach dem Aufstehen ein lauwarmer Espresso in der gemütlichen Camp-Bar. 08:00 mit dem ersten Lift für 5 Euro 100 Hm hoch zum Campo Imperatore. Aufstieg zum Pass Richtung Corno Grando, dann widersprüchliche Infos zum Weiterweg. Wegweiser und die beiden Karten  sind scheinbar alle falsch. Entscheiden uns gegen den Abstieg zum Garibaldi-Rifugio + anschliessende Tagestour. Geraten wegen des Karten- und Wegweisungs-Chaos in die Corno Grande Direttissima. Teils heftige Kletterei mit dem großen Gepäck. Auf halber Höhe dann die Schlüsselstelle. Hier hilft uns eine sympathische und gar nicht bergsteigerisch aussehende Truppe aus Teenies und zwei älteren dicken Herren, die plötzlich ein Seil aus dem Rucksack zaubern und jeden einzeln beim Aufsteig sichern, einschliesslich uns.

Bis zum Gipfel wilde Kraxelei durch grandiose Felslandschaft bei absolutem Kaiserwetter. Oben ein Super-Panorama, ein Deutscher erzählt von der glasklaren Sicht gestern nach dem vorgestrigen Gewitter-Regen. Ein Italiener befestigt seine abgefallene Sohle mit Panzerband. Geraten dann beim Abstieg statt auf den Normalweg auf den Gratweg, die "Quest". Auf dem Grat kraxelnd geht es zu Tal. Sind gegen 20:00 Uhr ziemlich geschlaucht an der Garibaldi-Hütte.

Eine 11-Personen-Großfamilie hat die 11 Personen fassende Hütte schon vor Monaten gemietet. Die zwei AV-Volontärinnen, die die Hütte bewirtschaften, schlafen im Mini-Bergzelt. Es gibt kein Wasser in oder an der Hütte und auch kein Klo. Essen noch eine Mini-Portion Spaghetti, Kuchen, Wein, Wasser. 22:0 Uhr Ruhe bei 7 Grad.

Dienstag, 12. August:

6:45 Uhr raus, 3 Grad ! Guter Kaffee nach Espresso-Art, Milchbrötchen-Croissant, Caffee Latte; lassen uns viel Zeit, halber Ruhetag geplant. Mini-Solar-Handy-Ladestation auf dem Tisch vor der Hütte. Weite Umweg-Schleife durchs obere Val Maone, beide Karten sind falsch. Finden dann wenigstens den Links-Abzweig vom Sentiero Italia quer durchs dichte Distelfeld. 3 Italiener, die zuvor an uns vorbei geschossen sind, übersehen den Abzweig und steigen querfeld auf.

Ab der Hütte ca. 350m Ab- und Aufstieg zum Pso. del Grilli. Total hart, in sengender Sonne und mit der gestrigen Tour in den Beinen. Haben viel zuwenig Wasser mit, jeder nur einen Liter, finden die Fuente del Grilli nicht. Es laufen aber einige Kühe herum. Weiter oben soll lt. Karte noch die Fuente del Venasquero sein. Wir riskieren den Umweg aber nicht und steigen ab. Treffen schon bald einen Holländer und einen australischen Holländer, sie kommen gerade vom Rifugio del Monte, einer 8er SV-Hütte, wo sie die einzigen Gäste waren ! Eine Quelle gibt's dort sichtbar rechts vom Weg von hier in Richtung Hütte schauend. Mit der Hütte im Rücken diagonal links Richtung Wald/Felsen. Welch' eine super Nachricht !

Finden aber weder den ersten, noch den zweiten Abzweig Richtung Hütte ... Wäre aber auch eine ziemlich harte und lange Kraxel-Tour geworden, ohne Wasser, spät am Nachmittag und in unserer geschlauchten Verfassung. Abstieg, durch schönen Buchenwald, kurz vor der Wanderwege-Kreuzung. Hier Zufahrts-Ende, 2 Bäche mit etwas eingetrübtem Wasser. Chlor rein, passt. 22:00 Uhr noch 20 Grad!

Mittwoch, 13. August:

Auf dem Sentiero Italia durch Buchenwald hoch zu den grandiosen Panorama-Wiesen. Am schönsten sind die erste Wiese und die letzte vor dem Abstieg ins Arno-Tal, super Ausblick auf den Corno Grande und seine Nachbarn. Verhauen uns beim Abstieg, geraten auf einen der 300 km Pferde-Pisten. Gehen zurück zur Wiese. Finden dann den rot-weißen Markierungs-Stab in der Wiese. Unten große Wäsche am eiskalten Fluß.

Spätnachmittäglicher Obst-, Gemüse-, Eis- und Espresso-Ausflug nach Pietracamela. Malerisches altes Örtchen in Hang-Panoramalage. Geteilt von einer schnurgeraden, vollgeparkten Zufahrtsstraße und überragt von gewaltigen Wasserkraft-Umspann-Anlagen. 22:00 Uhr / 17 Grad.

Donnerstag, 14. August:

Aufstieg, vorbei an einem Wasserkraftwerk. Oberhalb ist der Fluß trocken. Durch schönen, felsdurchsetzten Buchenwald mit gelegentlichen herrlichen Felswand-Panoramen am Weg. Oben wird das Wasser unmittelbar am Wasserfall in Betonröhren abgeleitet, der Wasserfall ist dadurch kaum zugänglich von unten. Von oberhalb des Wasserfalls ist nur ein Drittel des Wasserfalls zu sehen.

Oberhalb vom Wasserfall ist der Fluß ein kurzes Stück frei fließend, dann kommt eine weitere, großzügig betonierte Ableitung, hier könnte evtl, die echte Quelle sein. Noch ein Stück höher dann der ehemalige Nebenfluss aus dem Corno-Massiv mit parallelem Pfad lt. Kompasskarte. Besteht nur noch aus einem großen Wasser-Bunker direkt am Weg. Auch kein Pfad mehr zu sehen. Weder unten am Weg, noch im Bachbett des Nebenflusses gibt es Wasser. Ausflug bis 1750 Hm an die Baumgrenze, begleitet von grandiosen Felspanoramen auf beiden Seiten.

Lange Pause im Wald an dem kurzen Teil des Baches, wo noch Wasser fließt. Laufen dann rüber zur "Tivo di Prati", zusammen mit zwei Kinderwagen "schiebenden" (tatsächlich eher tragenden) italienischen Familien, die auf der anderen Flußseite gepicknickt haben. Espresso und Cappucino im Hotel Europa. Wir dürfen hinter oder vor dem Hotel campen, alles kein Problem ...

Rundgang über die große Wiese, runter zum ersten (in)offiziellen Gratis-Camp auf der linken Seite. Schöne Terrassen, schon etliche Camper und Zelte, "it's free, no reception, you can go whereever you want". Wie früher in Rumänien! Zelt aufbauen mitten auf der Wiese direkt unter dem super beleuchteten, grandiosen Gran Sasso Panorama !

Rundgang um die untere Wiese, riesiges Camp unterhalb der Wiese im Wald mit Lagerfeuer im Wald und vielen Caravans an der Strasse. Abendessen in der kleinen Gaststätte im Sockel des Hotels Prati di Tivo, gegen 22:00 Uhr wird es richtig voll. Dann Zelt suchen im Dunkeln auf der riesigen Wiese. Flakscheinwerfer-gestützte Animation im Hotel unterhalb. 23:00 Uhr, 14 Grad, Salewa-Daune, windstill.

Freitag, 15. August:

Nachts aufgewacht, schweißüberströmt, heißer Wüstensturm, total trockene Luft, im Zelt kommt trotz Sturm nichts Frisches an. Dazu das ohrenbetäubende Knattern des Zeltes, das an den Seiten nicht abgespannt ist. Angela legt sich raus auf die Wiese. Das war's dann für den Rest der Nacht. 6:30 raus, 22 Grad!

Schlechter Cappucino im noch geschlossenen "Prati di Tivo", dann noch ein guter Cappucino in der Seilbahnsiedlung, dazu ein Croissant. Seltsamer Himmel, erstmals diesig über dem Monti della Laga. Fragen in der Bar nach der Wetter-Prognose: Kann evtl. am Abend Regen geben. Aufstieg längs der Lift-Trasse, dann links auf dem Sentiero Italia weiter ums Gebirge.

Beim Abstieg auf der Wiese mit der Almhütte und der nicht verzeichneten Quelle geht die Markierung wieder links um die Hütte in den Wald. Wir folgen dem stark von Rindern verwüsteten Weg, dann drehen wir um. Es ist offensichtlich die ehemalige Pfad-Trassierung zur Prati di Tivo, mißbraucht von den Bauern und den Rindern. Deswegen gibt's wohl neuerdings die abenteuerlich schräg-steile und wilde Neutrassierung, über die wir gekommen sind.

Abstieg zur Kirche San Casale. Man hört den Fluss, wird aber an der Wasser-Anlage unterhalb der Kirche schon trocken gelegt. Passieren verboten, obwohl der S.I. darüber geht ... Weiter zur sogenannten Nera-Quelle, einem Mords-Wasserbauwerk, nur ein fingerdicker Wasserstrahl kommt aus einem dünnen Röhrchen.
Auf der Forststraße Ausflug zum "Valle Infernale", einem gigantischen Steilcanyon hoch zum Gran Sasso, der rechts vom Weg von einem noch größeren Wasserbauwerk trocken gelegt wird, als die Nera-Quelle. Es gibt aber kein Zutrittsverbot ! Man kann sogar in die Tiefen des Bauwerks, oder um den Zaun über Beton und Metalltreppen hoch zum Wasser.

Bei schönem Wetter ein Super BW-Platz hier oben auf dem Beton ! Heute aber windig und wolkig und hohes Regen-Risiko. An der Nera-Quelle ist auf der Kompass-Karte ein Camping-Platz im Wald eingezeichnet. Gibts aber nicht (mehr), stattdessen die ziemlich neue Wasserkraft-Anlage. Wir zelten windgeschützt (veritabler Sturm) im Wald, das Zelt steht gerade noch rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen, heute sturmsicher abgespannt.

Samstag, 16. August:

Nachts gut geregnet, früh Sonne mit Wolken, windstill. Weiter auf der Forststraße ums Gebirge, dann Aufstieg 200Hm direttisima auf einem ziemlich frisch als Forststraße aufgefrästen Wanderweg. Straße endet an einem Lawinenbruch, wo alle alten Bäume aus dem Nationalpark herausgeholt worden sind.
Nach dem Lawinenbruch geht der Pfad straßenfrei weiter, durch meist jungen Buchenwald, begleitet von Autobahnlärm, Richtung Pass zum Campo Imperatore. Oberhalb der Baumgrenze geht rechts ein Abzweig runter zum Rifugio Arcelangelo bzw. zum Sentiero Geologico, dessen Einstieg wir von der anderen Seite nicht finden konnten.

Unterhalb des Passes ausgiebige Brotzeit auf einer schönen Wiese mit tollem und glasklarem (Autobahn-)Panorama bis zum Meer. Vom Pass zieht sich eine (teils verschüttete) Straße runter bis zum Rifugio, einer Ex-Alm. Vom Pass geht auch ein Pfad Richtung Gran Sasso, nicht auf unseren Karten verzeichnet, leider haben wir nicht die AV-Karte gekauft ... Sehr kühl heute, kaum Sonne, aber glasklar.

Abstieg Richtung Campo mit grandiosem Campo-Panorama. Steigen dann rechts durch die Pampa, weil der Wanderwege-Abzweig wieder mal nicht zu finden ist. Erst kurz vor der Kreuzung mit der Strasse finden wir die Markierung. Ab dort auch gut zugekackt. Eine Schafherde mit ca. 10(!) Hütehunden. Davon ein schwarzer Hund, der die Arbeit macht, und 10 riesige Weiße nach mazedonischer Art, die ihr eigenes Ding machen.  

Kreuzen die Seilbahn, dann die Wiese hoch zum Albergo Campo Imperatore. 300 Hm Aufstieg ab Campo, 100 Hm Abstieg zum Campo ab Pass, 900 Hm Aufstieg vom letzten Lager, macht 1200 Hm hoch und 100 Hm runter heute. Cappucino + Espresso in der Bar, nicht draußen, saukalt und windig, der totale Gegensatz zu der Wüstenhitze von vor einer Woche. Alpenrundgang, Petition zum Erhalt und Ausbau unterschreiben. Seilbahn runter in die Wärme. 30 Minuten Entscheidungs-Findung, ob gleich an die Küste fahren oder hier bleiben. Bleiben hier.

Gehen zum Camp, Aufbauen, waschen, Eis essen, Wein trinken mit Quarto/Quanto-Problem: Grosses Hallo, weil wir vermeintlich 4 Flaschen Wein bestellt hatten ! Abend essen, kristallklare Sicht und schönes Abendlicht über den Bergen. Reichlich große Hunde-Streuner, die kämpfend und jaulend durchs Camp jagen. Hänge Folie und T-Shirt über den Zaun am Camp-Eingang gegen das Laternen-Licht.

Sonntag, 17. August:

Nachts Hundegejaule, insgesamt aber gut geschlafen. Am morgen zum ersten Mal auf dieser Tour Kondens im Zelt und Tau auf dem Gras. Espresso Lungo (wg. Tassen-Temperatur) in der Camp Bar. Abbauen, Cappucino in der Bar im "Ort" inkl. AV-Karten-Besichtigung. Die hätten wir schon vorher haben sollen ... Bus nach L'Aquila. Lassen das Gepäck am Terminal bei der freundlichen Ticket-Verkäuferin. Rolltreppen-Tunnelweg ins Zentrum, Eis & Croissant. Ein überteuerter Cappucino unten am Freisitz-Cafe. Markt-Rundgang.

Bus nach Giulianovo, keine Gepäckaufbewahrung am Bahnhof. Eine Stunde am Beach, dunkle Wolken ziehen auf. Weiter mit dem Zug nach Pescara. Rundgang durch die Fußgängerzone zur Küste, die Küste entlang und retour zum Bahnhof. War eher öde. Flughafenbus vom Bahnhof zum Flughafen, steigen eine Station zuvor am Auchan-Supermarkt aus und kaufen gleich ein für die ersten Tage in München.

Gehen rüber zum Flughafen. Einchecken hier weder bei Lufthansa noch bei Hamburg International sondern bei einem italienischen Billigflieger. Starten mit reichlich Verspätung. Unterwegs dann wegen einer unklaren Anzeige im rechten Triebwerk (über dem ich sitze) eine flotte Notlandung in Venedig. Unten großer Empfang durch Feuerlösch- und Rettungs-Fahrzeuge. Ist aber nichts passiert, außer dem harten Aufsetzen wegen dem kaputten rechten Triebwerk.

Nachdem das Flugzeug angeblich repariert ist, sollen wir weiter nach München, haben eine Nachtflug-Sondergenehmigung bekommen. Bis wir alle drin sind (7 Leute sind allerdings abgehauen) und wir losfliegen können, ist die Genehmigung aber abgelaufen. Müssen wieder raus und stundenlang im Flughafen hocken. Eine Münchnerin, die bei ihrem Italo-Freund und italienisch kann, klärt uns regelmäßig über aktuelle Neuigkeiten auf. Es ist Urlaubszeit und keiner vom Bodenpersonal da, der sich richtig um uns kümmern kann. Auch der Flugzeug-Mechaniker musste erst von zuhause abgeholt werden. Ein Flughafenpolizist klärt dann die Hotel-Unterbringung in verschiedenen Hotels rings um den Flughafen. Werden dann peu a peu per Bus zu den Hotels gebracht. 3:30 Uhr endlich Nachtruhe.

Sonntag, 16. August:

7:30 raus, gutes Frühstück mit reichlich Espresso und Cappucino. 8:30 kommt der Bus, 9:30 startet das Einsteigen ins Flugzeug. Es ist ein anderes, eine Boeing 737-700 statt der 737-300 von gestern ... Ein ordentliches zweites Frühstück gibt's im Flugzeug, heute mal kostenlos. Gegen 12:00 in München, gleich vom Flughafen in die Arbeit, leider zu spät zum Mittag essen.


 
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