Julische Alpen September 2007



Nach 15 Jahren wieder einmal zu Fuß durch die Julischen Alpen.


Samstag, 1. September: 

Gestern recht gute Wetterprognose für Slowenien, außer für Dienstag, da soll es bewölkt sein. Reine Hüttentour geplant. 7:26 Uhr Start mit dem EC nach Jesenice, unterwegs viel dicke Nebelsuppe und Regen. Nur mobiler Nescafe im Zug. Jesenice: Engländer und Holländer vorm Bahnhof, 12:56 Start von der anderen Straßenseite nach Ratece an der italienischen Grenze. 

Es ist warm, Sonne und Wolken im Wechsel. Nehmen an der Skischanze den rechten Schotterweg durch den Wald. Ein kleiner Kahlschlag am Weg, im Nationalpark gelegen. 17:20 Uhr an der Tamar-Hütte: Gut besucht, schön im Talschluss gelegen, mit Kirche und Parkplatz davor. Bekommen das letzte freie Zimmer. Die Hütte picobello gepflegt und geräumig. Apfelstrudel, Pommes, Mayonnaise, Brot und ein Riesenschnitzel. 20:45 Nachtruhe !

Sonntag, 2. September: 

Leckerer Espresso, Top-Wetter. Die Sonne scheint in den bombastischen Talschluss. Landschaftlich grandioser Aufstieg durch alte Buchen- und Lärchen-Wälder, durch eine Schlucht, auf den Sleme. Zunehmend bewölkt. Klasse-Ausblick vom Sleme-Sattel, super auch vom Berg. Viele Leute, viele Familien. Abstieg zum Vrcic-Pass, viel Motorrad-Lärm. Hoch zum "Postavski Dom", Super Hütte, leckerer Kaffee, ein Mini-Zimmer. Eine reichhaltige Suppe. Als wir fertig mit Essen sind, entdecken uns die Schafe und wollen mitessen. Ein Schaf steigt wie ein Hund mit den Hufen auf den Tisch.

Planung. Beschliessen für morgen Querung zum "Pogacnikov Dom". Bierchen, Rundgang über den Hütten-Hügel, schönes Panorama ! Rasieren, Haare wasche, es gibt wie in der letzten Hütte warmes Wasser. Nur das Duschen kostet hier 3 Euro und ist nicht kostenlos. 22:00 Uhr Nachtruhe.

Montag, 3. September: 

6:30 raus, packen, Kaffee, Start. Nach 30 Minuten: Die Wirtin (Kroatin) hat die AV-Ausweise nicht mit zurück gegeben. Angela geht zurück, ich gehe in den Windschatten hinter dem Fels; kalter Wind. Die Berge ziehen zügig zu. Wilde Routenführung, Klettersteige, ab dem späten Vormittag in dicker Wolkensuppe. Unterwegs Steinböcke und Motorradlärm bis in ca 2350 Hm am Pass.  Der Razor-Anstieg ist wegen Felssturz gesperrt. Die Strecke ist gut markiert. Sind 16:40 Uhr in der Hütte und fragen leider erst jetzt nach dem Wetterbericht: Morgen Regen und Schnee, übermorgen evtl. besser.

Kaffee, Sauerkraut-Eintopf. Die Thüringer Gruppe von gestern ist wieder hier, hat weder in der letzten Hütte noch hier nach dem  Wetter gefragt und schmiedet munter Pläne ... Außer den 6 Thüringern und uns sind noch drei coole Holländer in der Hütte. Reduzierte Küche wegen des Wetters und der wenigen Besucher und weil Montag ist. Spaghetti Bolognese, 21:00 Ruhe.

Dienstag, 4. September: 

Nachts schließt die Wirtin unser Fenster, Regen und Sturm. Später stehe ich erst wieder auf wegen der schlechten Luft um das Fenster wieder zu öffnen und dann wegen der eisigen Kälte, um es wieder zu schließen. 10:00 Aufstehen, 3 Grad minus. Draußen Schneesturm. Trotzdem sind außer uns alle losgegangen. Ein Pärchen kommt später wieder zurück, weil es zu gefährlich wurde. Sie gehen ins Tal. Mittag 1 Grad plus und eisiger Sturm. Blauer Himmel Richtuing Adria.

Nachmittags ringsum Eintrübung und Schneefall. 14:30 kommt ein Israeli-Pärchen auf Tagestour aus dem Tal, sind wegen des Sturms kaum voran gekommen. 16:30 Uhr kommen 4 Holländer aus der Richtung, in die wir wollen. Hatten oben auf dem Kamm Schneesturm und Gewitter. Slowenien-Buch lesen und Fotos machen von dramatischen Berg-und-Wolken-Motiven. 22:00 Uhr Ruhe bei minus 1 Grad.

Mittwoch, 5. September: 

6:40 Uhr raus, kein Wasser in der Leitung, minus drei Grad, vermutlich eingefroren. Kaffee, Frühstück, super Wetter, tolles Panorama. Es soll sich lt. Hütten-Wirtin erst nachmittag wieder eintrüben. Aufstieg Richtung Kris mit Super Panorama erst auf die Hütten-Umgebung, dann auf den Triglav mit den beiden Hütten links und rechts vom Gipfel. Am Wasserfass holt uns die Wirtin ein, sie konnte den Defekt noch nicht finden. Überall glitzern Eiszapfen im Sonnenlicht.

Nach den ersten Metern auf dem Kris-Klettersteig beginnt ohne Vorwarnung ein Schneesturm. Innerhalb von wenigen Minuten sind über dem Kris dunkel-graue Wolken aufgezogen. Wir blasen zum Rückzug, es wird zu gefährlich: Der frisch getaute Schnee der letzten Nacht ist wieder gefroren. Die eisigen Stellen sind unter der Schneeauflage nicht mehr zu erkennen. Die hier unbedingt nötigen Markierungen sind vom Schnee zugeklebt und nicht mehr zu erkennen. Schon das Stück Abstieg bis zum Sattel ist harakiri-mäßig, der eisige Schneesturm tobt ohne Pause. Hinterm Sattel dann im Schutz der Mauer des Berges einigermaßen locker zurück zur Hütte. Die beiden Holländer mit ihrer Klettersteig-Ausrüstung kommen auch gerade zurück, weil es ihnen zu gefährlich geworden ist.

Süppchen essen, Sachen trocknen, erfahren, dass das Wasserleitungs-Leck inzwischen gefunden ist. Es muss aber jemand aus dem Tal zum Reparieren hoch kommen. 10 Minuten Richtung Tal ist aber eine Quelle. Steigen ab in die Trenta durch eine sehr schöne Canyon-Landschaft, sehr ähnlich den Südlichen Karnischen. Der Sturm tobt weiter, das Wetter wechselt wie im April, zum Glück kein Regen. Sehr urwüchsige Vegetation, Lärchen, Buchen. Immer wieder Edelweiß am Wegesrand !

Im Tal folgen wir dann einem "Sobe"-Schild oben an der Straße. Kurz vor uns treffen ein paar Deutsche ein, die das Appartement bekommen. Wir nehmen das Zimmer im Haus, ein Slowenen-Pärchen bekommt die Keller-Wohnung. Bei Omi und Opi Abendessen und Fernsehen in der Wohnküchen-Stube. Opi beklagt sich, dass die Demokratie schlecht ist, alles wird immer teurer, Brot, Eier, Wasser, Strom. Erfahren vom vereitelten Terror-Anschlag in Deutschland. Ich muss den Begriff "Wurst" aufschreiben als Übersetzung für das slowenische "Kolbasa".

Laufe runter zur Nationalpark-Info & Bushaltestelle. Busse fahren im September nur noch Samstags/Sonntags/Feiertags. Im Juli/August täglich. Morgen soll es noch regnen, außer im mittleren und südlichen Westen von Slowenien.

Donnerstag, 6. September: 

7:22 raus, halb acht war Frühstück ausgemacht, gegen 8:00 ist die Chefin dann soweit; sehr reichhaltig ! Runter zum NP-Haus, Shopping- und Muesums-Etage anschauen, Einkauf im Laden um die Ecke (9-12, 17-18), Äpfel, Weintrauben, Paprika, Brot. Über den Fluß auf die andere Seite, Soca Trail zur Quelle, nur wenig Straßen-Kontakt, gleich hinter Trenta neuseeländisch-urwüchsige Moos-Felsen.
Leichter Dauer-Regen, zum Glück hat man uns 2 Schirme mitgegeben. Kaffee, Forelle mit Kartoffeln und Apfelstrudel an der Soca-Quell-Hütte. Wanderweg und glitschiger Klettersteig zum Quell-Teich mit versenkter Puppe in Menschengröße ...

Auf dem Rückweg hört der Regen langsam auf, die Sonne scheint ab und zu auf die oberhalb 1500 Hm tief verschneiten Wälder und Berge. Unsere freundlichen Frankfurter Appartement-Nachbarn  waren mit ihrem Auto Haare schneiden und einkaufen in Bovec. Dass es gleich um die Ecke einen super Lebensmittel-Laden gibt, wußten sie nicht ... 17:45 zurück, Omi ist schon kräftig am Brutzeln. Der Hund ist ganz begeistert, daß wir zurück sind. Riesen-Abendessen, Duschen, Planen, 22:00 Ruhe.

Freitag, 7. September: 

7:00 raus, dickes Frühstück. Die Tschechin unter uns wäscht sich vor dem Haus bei 12 Grad mit dem Gartenschlauch die Haare. Packen und los. Treffen unterwegs die Frankfurter auf  Tagestour. Erst durch schönen Buchenwald, dann mit Super-Panorama auf alter Kriegs-Serpentinenstraße hoch zur kleinen und gemütlichen Zastavska-Hütte. Top-Aussichts-Hütte ! Viel Schnee im Mangart-Massiv und um den Razor. Eine Slowenin gibt uns noch einen guten Tip zu einer anderen, wenig besuchten Panorama-Hütte auf der anderen Seite des Trenta-Tals: Zavetisce pod Spickom, westlich oberhalb der Soca-Quelle.

Wir sitzen bei wildem Sturm und 10 Grad Luft-Temperatur 2 Stunden im Windschatten vor der Hütte, ständig kommen neue Leute, ständig klingelt das Telefon. Ein Israeli-Pärchen erzählt uns, dass die Hütte ist ausgebucht ist ! Sind ganz erstaunt, als wir erzählen, dass wir nie vorbestellen. Eine deutsche Gruppe bekommt den Winterraum. Gegenüber der Hütte liegt das Ozebnik-Massiv, ein auf Pfadspuren ab dem Pass unterhalb der Hütte erreichbarer Aussichtspunkt mit 2084m Höhe, nicht durch große Wege erschlossen, Top BW- oder Tagestouren-Ziel !
Außerdem im Spätherbst und Frühling Überschreitung 7-Seen-Tal / Trenta auch bei leichtem Schnee wegen der guten Militärstraße möglich.

Es gibt kein Wasser auf der Hütte, aber einen See im Talkessel 20 Minuten unterhalb der Hütte. Die 3 Triglav-Hütten haben alle kein Wasser. Die 3 Österreicherinnen sind am Regentag zur 7-Seen-Hütte über den Bovski Grimsavec gelaufen !
20:00 Uhr sind sowohl die Hütte als auch der Winterraum komplett belegt ! 10 Leute von der AV Sektion USC (Universitäts Sport Club München) inkl. 2 Guides.
Eine 20er Gruppe Slowenen und eine 10er Gruppe Münchner, das fällt bei der  kleinen Hütte (max. 55 Leute) schon stark ins Gewicht.
Es gibt ein Betten-Platzkarten-System ! Trotzdem 2 Schwarzschläfer in de Betten des USC. 21:00 nächtlicher Abstieg zum See zwecks Wasser holen, immer am Plastik-Rohr entlang. Finde dabei zwar den See nicht, wohl aber die Trinkwasser-Quelle der Hütte. Über das Dach der eingehausten Quelle plätschert ein ausreichendes Rinnsal.

Als ich gegen 22:00 Uhr zurück komme, hat die große  slowenische Gruppe ihre lange Tafel geräumt. 12 Grad im kleinen 9er Schlafraum, wo wir zusammen mit den Guides der USC untergebracht sind. Draußen stürmt es, dadurch gute Luft im Schlafraum. Hungrig es war zuviel Wasser im Essen.

Samstag, 8. September: 

6:30 raus, Kaffee, Start bei 5 Grad und eiskaltem Sturm. Bis zur 7-Seen-Hütte im Morgen-Schatten der Felswand. Ein kleiner Staudamm oberhalb der Hütte, die Hütte selbst ist noch so urig wie Anfang der 90er Jahre. Stürmische Foto-Minipause am Hütten-See, lange Rast am ruhigen und idyllischen unteren See. Durch Dolinen-Lärchen-Karstlandschaft, 2 Almen und mehrere aufgegebene Almen-Dolinen. Das Laufen fällt sehr schwer heute. Zur Pl. Visevnik; seit einem Jahr keine Alm  mehr, sonder AV-Unterkunft für 10 Leute, bewartet von Volontären, die aller 2 Wochen wechseln .Aktuell ist eine originelle Kinderbuch-Schriftstellerin da, die im Anschluß an Ihren Hütten-Aufenthalt in Rente geht und dann frei und ohne finanzielle Zwänge nur noch schreiben will, wonach ihr zumute ist.

2 Riesen-Portionen vorzüglichen Turska Kaffe aus der großen Kanne zum Preis von Einem. Vorführung des "Romantik-Hotels". Treffen die Israelis wieder, die auf der Suche nach einer Höhle sind. Zäher Aufstieg zum Prsivec, ein ewiges auf und ab im Karstgelände, dazu unklare Markierungen und Wegführung. Finden dann sogar die Höhle, direkt am Weg gelegen, die Israelis sind einfach zu früh umgekehrt. Grandioses Gipfel-Panorama zu den Bergen und zum See. Hubschrauber-Einsatz am Triglav. Super Biwak-Berg, allerdings kein Wasser.

Steiler Abstieg ohne Gegen-Anstiege. Ein Stück vor Erreichen der Straße deutliche Zeichen von Forstarbeiten im Nationalpark: Der Weg wird immer öfter zur frisch ausgefrästen Forst-Piste, und nach links ziehen sich ganz neue Forst-Pisten in den Wald. Erreichen 20:30 Uhr in der absoluten Dunkelheit die Hütte. Wir sind am Samstag abend die einzigen Gäste ! Badewanne und heißes Wasser, der absolute Luxus.

Sonntag, 9. September: 

6:40 Uhr raus, Morgen-Kaffee mit Zucker, abbestellen vergessen. Steiler Abstieg auf  uraltem, stein"gepflastertem" Weg durch dürren Karst-Buchenwald. Stara Fuzina: Mit dem Bus ein Stück zum See, zur Touri-Info, das Seeufer entlang, ausgedehntes Privat-Gelände umgehen, dahinter Paraglider-Gelände und ein freundliches Cafe mit See-Panorama. Von gegenüber dröhnen die Motorräder und Autos herüber. Zurück, am Seeufer ziehen sich Pfade unterhalb der Privat-Gelände entlang.
Am Sonntag nur wenige Busse nach Lesce. 12:48 Start, vorbei an Bela Bohinj in schöner Karst- und Laubwald-Lage, am Bleder Seeufer entlang; steigen dummerweise nicht aus. In Lesce gleich Anschluß nach Jesenice, dort aber erst 17:22 Anschluß nach München. Die Abfahrtzeiten lagen eigentlich griffbereit im Rucksack, Angela ist megasauer über diese Pleite. Kleine Karawanken-Runde, Eis & Cafe. Rückfahrt Richtung München in einem slowenischen Zug mit Speisewagen, der aber an der österreichischen Grenze gegen eine Nescafe-Rollbar ausgetauscht wird ...




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