Kanaren Frühling 2007
Nach fast genau 10 Jahren wieder mal mit dem Bike durch Teneriffa und La Palma.
Samstag, 24. März:
Dank Super-Abflugzeit ganz normal aufstehen und Start um 9:02 mit
der U-Bahn. Lange Schlange bei Condor, ist nur noch halb so lang, als
ich endlich dran bin ... Der Flug hat 45 min Verspätung. Teneriffa:
Boxer hat vom Flughafen aus schon ein Zimmer in der Cubana Pension auf
La Palma klar gemacht. Bus zur Fähre um 17:10, der letzte Bus
zuvor war so voll, daß wir unser großes (Fahrrrad-) Gepäck gar nicht
mitbekommen hätten. 20:00 Fred Olsen Fähre nach La Palma, das Rad hätte
ausgepackt 20 Euro extra gekostet.
Ankuft La Palma: 15 min
Schlepperei zum Hostel. Ein Deutscher managt inzwischen das freundliche
Hostel mit dem feudalen Salon und der Selbstkoch-Küche. Spätabends
Rundgang durch die malerischen Gassen. Bekommen ein ruhiges und Kühles
Zimmer zum Innengang. 01:30 Ruhe.
Sonntag, 25. März:
Kaffee kochen und im Salon trinken. Packen und Räder aufbauen; Boxer im
Salon und ich draußen. Der Hostel-Chef war gestern mit den Kindern oben
am Roque de los Muchachos zur Schneeball-Schlacht. Die Paßstraße war
bis Freitag wegen Schnee gesperrt. Lebensmittel-Einkauf im
"Spar-Express". Benzin tanken. Boxer bekommt unter den Augen der
Polizei nichts in seine Plastik-Flasche.
Eine
neue Umgehungs-Autobahn wird gerade durch den Krater des "Monumento
Naturale" gebaut. Anti-Autobahn-Parolen bedecken ganze
Grundstücks-Mauern. Morgens Super-Bergsicht, jetzt Passat-Wolke.
Mords-Anstieg hinter dem Krater und weiter aufwärts. Die letzte Hälfte
des Aufstiegs auf dem Hwy Richtung Los Llanos. Zum Glück sind am
Sonntag keine LKW's unterwegs, dafür gibt es reichlich
Picknick-Verkehr.
Vor dem Tunnel links weg auf die Piste,
durch Lorbeerwald, finden einen brauchbaren Biwakplatz an einer
Pisten-Kurve. 23:30 Ruhe, es ist wieder sternenklar. 10 Grad in 1200
Hm.
Montag, 26. März:
8:30 wach durch Hunde-Bellen. 11:00 los, vorher kommt ein freundlicher
Spaziergänger mit seinem Hund wieder zurück. Bis 9:30 stahlblauer
Himmel über den Lorbeerwald-Bergen. Eine Stunde später hängt die
Passatwolke gerade so über uns, zum Glück stecken wir nicht schon drin.
Der
Weg ist teils sehr nass und schlammig, es muss ziemlich geregnet haben.
Etliche (deutsche) Wanderer, eine organisierte (deutsche) Gruppe
MTB'ler. Siesta im kalten Nebel auf dem gut mit Wasser versorgten
großen Picknick-Platz unter dem nächsten Paß. Hoch zum Paß, viele
(natürlich deutsche) Wanderer irren durch den Nebel. Der nächste große
Picknick-Platz liegt gleich hinter dem Paß, ist mit einem (natürlich
geschlossenen) Naturpark-Infozentrum und einem (voranmeldepflichtigen)
Camping ausgestattet. Dahinter liegt ein grandioses Stück Urwald,
ansonsten alles Kiefern-Plantage auf dem Hochplateau, gut zum
Biwakieren.
Super-Wetter auf der anderen Seite des Passes
außerhalb der Passatwolke. Blick auf die bis weit runter verschneite
Caldera. Schütterer Kiefernwald auf schwarzem Vulkan-Gruß unter
stahlblauem Himmel, teils schwer zu fahrende Asche-Piste oben am Hang
Richtung Süden, immer wieder spektakuläre Blicke nach oben und unten.
Kiefern, die ihre Nadeln im Herbst abwerfen, das Hoyo Grande Lavafeld
unter uns. Biwak am Hang rechts der Piste auf einer geraden Fläche tief
im Wald kurz vor dem Steilabbruch. 22:30 Ruhe, 10 Grad. Heller,
zunehmender Mond.
Dienstag, 27. März:
8:00 raus, 4 Grad ! 2x Socken + Leggins + Kaufhof Daune außen + Salewa
innen ergab Kältebrücke am Hintern ! Ist sicher auch die ansonsten
gute, aber schlecht isolierende neue Luftmatratze schuld. Alles
klatschnass vom Tau. 10:00 Start, es fängt an zu nieseln. Nieselt dann
immer wieder mal, es kommen immer dickere Wolken, gelegentlich etwas
Sonne. Eine Gruppe organisierte Biker, die wir dann in Fuencaliente auf
dem Sportplatz hinter der Kirche beim MTB-Fahrtraining wieder treffen.
Super
Cortado in Fuencaliente, Lebensmittel kaufen. Die Bar-Chefin gibt Tip
mit Los Cabras Strand zum Zelten. Schlechte Wetter-Prognose.
Touri-Massen schieben sich über den Teneguia-Vulkan. Lange Abfahrt 700
Hm runter zur Hotel-Anlage "Las Indias", dann kilometerweit durch mit
gewaltigen Steinmauern eingefaßte Bananen-Anlagen, zunehmend unter
spektakulären, bunten Vulkan-Abbrüchen.
Dann um's stürmische
Kap an den 4 Windrädern und dem Bergwerk vorbei zur grandiosen
Felsenküste unter den Vulkanbergen. Wir zelten ganz hinten im
Windschatten des Abgrenzungs-Walls zur Mine. Ausgiebiges Essen und Wein
trinken in der ungewohnten Wärme (17 Grad) im hellen Mondlicht bei
Meeres-Rauschen.
Mittwoch, 28. März:
8:00 raus, dicke Wolken, immer wieder Niesel, dann zunehmend Sonne.
Viel Fotografieren, viel Sturm, 11:00 Start. Vor zum "El Faro", eine
von der Straße aus gesehen sehr malerisch gelegene, aber simple
Strand-Gaststätte. Man putzt gerade leckere Fische, hat aber nur
(küchenfertig ?) Thun und Tintenfisch-Ringe im Angebot.
Boxer
isst Calamaris, ich trinke einen (räudigen) Cortado aus der billigen
Kaffee-Maschine. Es ist eine Touri-Kneipe der elenden Art. Die Touris
strömen auch schon reichlich, es ist Mittagszeit.
Durch schöne,
blühende Halbwüsten- und Lava-Landschaft mit (meist aufgegebenen)
Terrassen-(Wein-)Feldern hoch zur Piste Richtung Teneguia. Teatime an
Super-Panorama-Punkt. Hoch nach Fuencaliente, Cortado im altbewährten
Cafe, Supermarkt. Lebensmittel kaufen, in der Abendsonne auf dem
Küsten-Hwy Richtung Los Llanos. Tolles Panorama, Super-Atmosphäre,
sattgrün und angenehm im milden Abendlicht.
Nachdem Boxer
wegen seines XXL-Gepäcks einen tollen Panorama-Platz oberhalb der
Straße ablehnen muss, landen wir an einer Piste unterhalb der Straße
neben dem großen Lava-Strom. Hunde und Ziegen auf der anderen Seite der
Schlucht, mäßiger Verkehrslärm. 23:00 Ruhe bei 14 Grad.
Donnerstag, 29. März:
8:15 raus, 13 Grad, nachts entblättert, Salewa-Daune mit kurzer Hose
ohne Socken war gerade so nicht zu warm am Morgen. Räder hoch zur
Straße wuchten, auf der Höhenstraße nach El Paso, Top-Wetter heute,
Klasse Caldera-Blick, Schnee oben, von Osten die fette Passat-Wolke.
Teatime
an der Kirche, runter nach Los Llanos, Einchecken im "Eden", dritte
Etage mit Blick auf die Plaza de Espana. Wäsche-Aktion. Stadtrundgang,
sehr angenehme Flanier-Atmosphäre auf der Plaza. Boxer kauft Diclofenac
für sein Knie. Er findet keinen Akku für seinen fossilen
Digital-Apparat. Eine Stunde Internet.
Super-leckeres Abendessen
im "Real" beim Italiener: Italienischer Vorspeisen-Teller +
Wildkaninchen mit Pellkartoffeln und würziger Soße. Plus Grappa zum
Abschluß. Gegen Mitternacht Ruhe, 18 Grad.
Freitag, 30. März:
8:00 raus, war etwas laut nach vorne raus. Kaffee auf der Plaza,
packen, Start um 11:30 Uhr. Super-Wetter, Passat-Wasserfall, durch den
Angustias-Canyon, reichlich Verkehr, oben zieht es langsam zu, aber
hohe Wolken. Terrassen-Bauern-Hochland, viele Neubauten.
Kettenriß
nach Fahrfehler. Richtung Hoya Grande zunehmend neues Weinland auf
relativ frisch gerodetem Waldland => als "Ruta de los Vinos"
promotet. Überall Waldbrandschäden. Eine neue, ca. 200 m breit kahl
geschlagene Schneise zieht sich über die Bergkämme nach oben, mit
Feuerpipeline auf dem Kamm, läßt sich auch bequem aller paar Meter zur
Trinkwassergewinnung anzapfen.
Leckerer Kartoffel-Snack in Bar
kurz vor dem Abzweig. Dann die Caldera-Straße hoch. Heftiger Wind. Seit
ca. 2 Stunden ist es glasklar, Sonne und Super Licht. Zelten gut
gedeckt & windgeschützt hinter einem Erdwall parallel zur Straße
auf dicken Kiefern-Nadel-Matten. Saukalt.
Samstag, 31. März:
Steil hoch zur Caldera. Top Wetter, sind schnell über der Passatwolke,
waren letzte Nacht schon drüber. Es ist immer noch die "Ruta de los
Vinos" mit neuer Wein-Halbwüsten-Landschaft und einzelnen (Riesen-)
Kiefern-Gruppen. Boxer kauft Wasser im Astronomen-Hotel. Wir fahren
nicht die Stichstraße zum Roque de los Muchachos, sondern die
Paßstraße. Die Krüppelkiefern sind weiträumig frisch gerodet, Rodungen
teils frisch eingezäunt.
Spektakuläre
Canyons über den Passatwolken. Grandioser Blick in die Caldera vom "Los
Andenes" Ausblick. Kleine Kammwanderung Richtung Osten. Noch reichlich
Schnee am Straßenrand, Eiszapfen in einer zum Straßenrand hin offenen
Höhle. Die hohen Berge sind noch komplett schneebedeckt auf der
Nordseite. Mirador "Degollado de Franceses" ohne Fuß-Aufstieg von der
Straße erreichbar, von dort noch ein Super-Panorama, Teatime.
Der
"Pco. de Nieve" am östlichen Caldera-Rand scheint ein ähnlich guter
Aussichtspunkt zu sein, wie der Reienado, ist zudem bis sehr weit oben
anfahrbar, von der Caldera-Straßen-Ostseite aus. Vom dritten Mirador
"Taburiente" ein schönes "Steilküsten-"Panorama. Eine Kurve weiter ein
schöner Blick auf den Pico de la Cruz mit seiner Schutzhütte und
angeblich einer (zeitweise gefüllten) Zisterne.
Wir
entscheiden uns dann für die Abfahrt über die "Barranco Gallegos"
Piste, die aber eigentlich wegen "Obras" gesperrt ist. Im oberen Teil
extrem holprig, führt sie teils wieder durch frisch gerodete und
eingezäunte Krüppelkiefer-Flächen. Glasklares (Teide-)Panorama über der
dicken Passatwolke.
Ein abzweigender Wanderweg durchs "Pinar de Garafia" SG nach Roque Faro.
Weiter
unten dann die schön in einer kleinen, bunten Höhle eingefaßte "Cancha"
Quelle, gefolgt von einer weiteren Lösch-Kahlschlag-Schneise gerade
über die Bergrücken bis weit unten; schneidet immer wieder unsere
Serpentinen-Piste. Die nagelneue Wasserleitung lässt sich
wieder problemlos aller paar Meter anzapfen. Auch in dieser Gegend
wieder alles voller frischer Waldbrand-Spuren.
Von oben immer
wieder schöne Blicke in die von Wolken durchwaberten Canyons unter uns.
Eisiger Wind bei der Abfahrt. Zelten dann nach einem absolut
spektakulären Sonnenuntergang an einer Ausbuchtung der Piste, etwas
oberhalb der Passatwolke. Die Wolke schwappt dann am Abend immer wieder
mal unter leichtem Sprühregen bis zu uns hoch. 22:00 Uhr, 6 Grad.
Sonntag, 1. April:
Früh immer noch 6 Grad. Erst kurz oberhalb der Höhenstraße Übergang vom
Kiefernwald zur dichten Nebelwald-Vegetation. Super-Wetter heute hier
unten, keine Passat-Wolke !
Im
grandiosen Gallego Canyon Schwatz mit einer Münchner
(Ausländer-)Familie. Daddy sucht einen Compagnon, mit dem er auch
solche Fahrrad-Touren unternehmen kann. Tochter 1 findet, dass La Palma
eine Super-Radinsel ist. Tochter 2 will am liebsten immer nur in der
Sonne liegen. Oma stemmt sich aus dem Auto und Mam kümmert sich um
alle.
Stahlblauer Himmel über sattgrünen Dschungel-Canyons.
Der Wanderpfad im Canyon ist wieder mal nicht in der Kompass-Karte.
Toller Grillplatz hinter den Tunneln. Ein Stück weiter, hinter dem
Mimbreras-Mirador, geht links ein Gravel-Abzweig ab, direkt vor
einem rotbraun angeschnittenen Hügel mit alten Terrassen-Feldern. Boxer
rast vorbei, ich fahre hinter: Der Weg führt zu einem paradiesich
schönen Aussichtspunkt über die Dschungelberge, das Meer und die zum
Meer führenden Canyons; ringsum steht alles in voller Blüte. Der
schönste Teatime- und Biwakplatz ist eine Terrasse höher unter der
einzeln stehenden Kiefer; absolut Top !
Ist aber besser zu erreichen
vom zweiten Gravel-Abzweig 20 m weiter und dort dann nicht geradeaus um
den Berg rum, sondern gleich links steil hoch.
Folgen dann dem
Abzweig zur Barlovento-"Lagune", einem kreisrund in einen alten Krater
gegossenen Beton-Staubecken, abgesichert mit Maschendrahtzaun und
Stacheldraht hinter einer derart unzugänglich zugemachten Ringstraße.
Daneben ein großer Freizeitpark mit Campingplatz, ein optimal
(hoch-)gelegener Ausgangspunkt für die Tagestouren durch's Los Tilos
Reservat.
Abwärts auf einer supersteilen (Wanderwege-)Betonpiste
durch idyllische Terrassen-Dörfer mit malerischen, farbigen Häusern in
blühender Landschaft mit Blick auf das bunte El Sauces und das Meer
darunter. Dann tief runter in den Herradura Canyon und hoch nach El
Sauces. Dort ein Super Cortado rechts von der Plaza. Oster-Feuerwerk am
hellerlichten Tage.
Runter
in den tollen Bco. del Agua (Thailand-Felsen), vor dem nächsten Ort
dann noch so ein großartiger Canyon. Alle Tunnel sind mit alten
Umfahrungen versehen, nur durch eine Kette abgesperrt. Boxer muss wegen
seinem Mega-Gepäck die Tunnel nutzen, selbst bergauf. Bis Puntallana
kommen noch zwei dieser herrlichen Canyons.
Runter nach Santa
Cruz. Eis essen am Schiff, Bocadillo kaufen an kleiner Plaza am Eingang
der Fußgängerzone in Zigarren-verseuchtem Szene-Treff. Jede Menge
Volksmusiker ziehen plötzlich los in die Fußgängerzone, wir eilen zur
Fähre, 21:45 Start nach Los Christianos mit Armas. Erfahren an der
Ticket-Box, dass die Fahrt auch mit Armas nur noch3 Stunden dauert !
Haare waschen, rasieren, Planen, Memos schreiben, Cortado trinken.
Montag, 2. April:
Kommen gegen 01:00 Uhr am Fährhafen von Los Christianos an. Irrfahrt
durch den Ort, Camp-Versuch im Ödland scheitert an Penner-Behausung.
Zurück in die Stadt, hoch zur Straße, rüber zum Camping 5 km N v.
Galletas. Boxer ist mental leicht angeschlagen und braucht dringend
eine Dusche.
Der
Camp-Nachtwächter will uns wieder wegschicken, wir sollen um 7:00
Uhr wieder kommen, sobald die Rezeption offiziell besetzt ist. Ich
erkläre ihm, dass ich den Platz kenne, alles kein Problem ist und er
unsere Ausweise haben kann. Er willigt schließlich ein ... 04:00 Uhr
Ruhe.
9:15 raus, Duschen, etwas waschen. Wolken über der Ödnis
Ost-Teneriffas. Frühstücken vor dem Camp-Supermarkt. 12:30 Start,
höllischer Verkehr, selbst auf unserer Nebenstraße. Zum Bus-Bhf. Los
Christianos, kein Bus nach Santiago del Teide. Die Auskunft schickt uns
nach Las Americas, ab dort Bus um 16:00 Uhr.
Fahren und schieben
unten am Strand entlang, eine Mega-Anlage an der anderen. Der Bus hat
kein Platz im Gepäckfach. Ich muss dann noch einen Speichenbruch
reparieren, habe zum Glück Drahtspeiche und Schrader-Tool zum Kürzen
mit.
Boxer überredet mich dann zum Bus nach Puerto de la Cruz,
seinem Lieblingsort auf TNF, und macht sein Hotel vom vergangenen Jahr
klar. 2 Stunden Fahrt. Erst über die Autobahn-Ödnis von Ost-Teneriffa,
dann an Santa Cruz vorbei (brutaler Bauboom im Speckgürtel, ähnlich
Madrid), weiter durch endlosen Siedlungsbrei über La Laguna nach Puerto
de la Cruz; spektakulärer Teide-Blick auf halber Höhe vor Puerto de la
Cruz. Freundliches, ruhiges Hotel in der Fußgängerzone, Zimmer in der
dritten Etage mit Meeresblick.
Leckere Seezunge auf
Insider-Tip einer Frau, die seit 1974 hier wohnt. Runde durch die Ufer-
und Fußgänger-Zonen. Freundliche, gehobene Urlaubs-Atmosphäre. Gegen
Mitternacht Ruhe, Boxer kramt aber noch rum.
Dienstag, 3. April:
8:00 raus, Super-Wetter, Klasse-Blick von der Terrasse, Boxer versucht
sich an der Touren-Planung. Zum Busbahnhof, Der 10:00 Uhr Bus nach Icod
hat hinten einen Motor statt Gepäckfach. 10:30 Uhr der Bus nach
Santiago del Teide hat Platz für unsere Räder. Fahrt entlang schönem
Steilufer mit Klasse Teide-Blick, dann hoch durch Icod und degenerierte
Lorbeer-Wälder nach Santiago del Teide.
Klasse
Mexiko-Atmosphäre an der Plaza mit der Kirche und den Bergen dahinter.
Boxer entdeckt aufgerissenen Mantel am Fahrrad. Kaffee trinken. Großer
Einkauf. Reparatur und packen auf der Plaza. 16:00 Start. Ein Stück die
Straße zurück bis hoch zum Paß, ab der Riesen-Kiefer auf der anderen
Paß-Seite rechts hoch Richtung Teide. Über Piste und der
Wanderweg-Markierung folgend geradezu auf den Teide durch ein
Biwak-Paradies von blühenden Bäumen in einer hügeligen Hochebene.
An
der ersten Bergkette nicht links dem Wanderweg folgend, sondern gerade
auf der 30 km/h Piste; 2 Bauern verraten es uns zum Glück. Durch
Kiefern-Plantagen den Kamm hoch zu den Lava-Flächen. Zwischendurch 2x
Wasser-Zapfstellen in der Pipeline. Auf der Straße zum "Camping" Chio,
dort eine geschlossene Schranke vor der Camp-Fläche: "Accampado con
Permisso". Super-Abendbeleuchtung am Teide und toller Sonnenuntergang
über den schwarzen Lava-Asche-Feldern und über der Passat-Wolke. La
Palma und Gomera sind schön zu sehen.
Ganz unten bei den
Grillplätzen ein Wasserhahn, mit Wasser ! Schlagen unsere Zelte gut
gedeckt in dem kleinen Tal hinter dem (abgeschlossenen) WC auf. Einen
Berg Spaghetti essen. 22:30 Ruhe bei 12 Grad in 1680m Höhe.
Mittwoch, 4. April:
7:45 raus, Wasser tanken, 10:00 Start. Unter uns La Palma, Gomera und
El Hierro. Super Wetter. Zunehmend starker Verkehr. Hoch auf die
Caldera. Boxer hat neue Risse in beiden Mänteln. Wird ignoriert. Mit
vielen Zwischen-Anstiegen durch eine farbige, grandiose Vulkan-, Fels-
und Wüsten-Landschaft.
Lange
Kaffee-Pause am Parador. Riesige Auto-Schlange am Lift. Hoch zum
Wanderweg-Beginn. 3 Deutsche warnen uns vor dem Ranger, er hat ihnen
schon einen Bimsstein weggenommen. Und schon kommt uns der Ranger mit
seinem Jeep auf dem Wanderweg entgegen gefahren. Er fragt uns, ob wir
denn mit dem Bike hoch wollen. Wollen wir natürlich nicht. Er verrät
uns, dass unsere Räder besser am Wanderweg hinter der Schranke und dem
Felsen versteckt sind. Er will auch noch seinem Spätschicht-Kollegen
Bescheid geben, der soll ein Auge drauf werfen ! Sehr freundlich. Es
scheint, unsere Aktion wird mit Wohlwollen aufgenommen.
Hinter
der Schranke dann große Umpack- und Rad-Einpack-Aktion. 16:45 Uhr (!)
Start Aufstieg durch eine grandiose und super beleuchtete
Wüstenlandschaft zu den Canadas Blancas. Dann steil hoch zum Refugio
Altavista, zum Schluß reichlich erschöpft in Dunkelheit und Kälte bei
eisigem Wind. 21:45 Uhr an der Hütte, drinnen Stimmen, aber alles
verschlossen.
Im Notraum liegt Stefan, neben Zementsäcken und auf
(sauberen) Plastik-Säcken auf dem blanken Beton, mit den Füßen im
Rucksack. Es sind wohl Bauarbeiten in der ansonsten geschlossenen
Hütte, so stand es auch auf teneriffe.es geschrieben. Man hat ihm
gesagt , dass er hier schlafen darf.
Stefan
erzaehlt, dass der Gipfel in den letzten Wochen wegen Tiefschnee total
gesperrt war. Er macht mit seiner Familie
unten in Los Christianos Pauschal-Urlaub und ist nur mal für 2 Tage
losgezogen, der Abwechslung wegen. Ich gebe ihm meinen
Fleece-Schlafsack und baue draußen das Zelt auf, wegen der besseren
Luft. Boxer bleibt drin. Beschließen 5:00 Aufstehen und 6:00 Abmarsch.
Donnerstag, 5. April:
Boxer erscheint 4:30 Uhr und meint, wir haben verschlafen, weil es
schon 5:30 Uhr ist. Hat aus Versehen beim nächtlichen Aufwachen auf
seine nicht umgestellte Armbanduhr geschaut statt auf's Handy. Ich
räume das Zelt weg, esse und gönne mir noch einen Kaffee. 5:30 Uhr
Start Aufstieg bei leichtem Frost. 7:00 Uhr auf dem Gipfel. Wir sind
die Einzigen !
Mit
unserem Eintreffen beginnt die Himmelsfärbung, 7:45 geht die Sonne auf.
Panorama über alle Inseln, das Lichtermeer von Puerto de la Cruz,
Mondspiegelung in den Wolken, Schwefeldämpfe aus dem Krater, gleich
daneben eine Meßstation. Grandioser Teide-Schatten neben Gomera.
Eiskalter Wind, etwas unterhalb vom Gipfel Richtung Abstieg ist es aber
ganz gut windgeschützt.
Beim
Abstieg dann reichlich Unterhaltung
mit Leuten aus aller Herren Länder; Schweizer (ärgern sich über die
Gipfel-Besteigungs-Bürokratie), eine deutsche Gruppe (die
alles entscheidende Frage, ob wir auf dem Gipfel waren),
Amerikanerinnen (müssen in 2 Stunden auf den Gipfel, um den 16:00 Uhr
Bus zu schaffen), deutsches Pärchen (Lohnen sich die Teide Eier ? wie
ist die Landschaft ?), sehr viele Franzosen, reichlich Spanier. Und
immer wieder ist die große Frage, ob wir auf dem Gipfel waren.
Die
Bauarbeiter aus der Altavista-Hütte kommen uns mit einem Bohrhammer
entgegen. Wir können radebrechend mit Mühe und Not ermitteln, daß der
Notraum zum Glück noch offen ist; es ist Gründonnerstag und wir wären
über Ostern kaum an unsere Ausrüstung gekommen ... Gepäck aus dem
Schuppen holen, große Siesta, runter zu den Rädern, der Ranger steht
mit dem Jeep stundenlang in der Mitte am Hang und beobachtet die Leute.
Heute ist es deutlich kälter als gestern. Unten stehen die
Räder noch ordentlich unter der Folie. Großes Umpacken. Dann etwas
Planungs-Eierei wegen der weiteren Streckenführung. Entscheidung für
Villaflor / Medano. Parador-Stop und weiter unter den heute toll
beleuchteten und schön überwolkten Caldera-Rand-Felsen. Abzweig
Richtung Villaflor am Durchbruch durch den Caldera-Rand. Ab dort bis
hoch zum Paß durch eine starke & exzellent beleuchtete
Utah-Wildwest-Canyon-Tafelberg-Landschaft.
Finde oben am Paß
rechts auf dem Höhenrücken, eine Kurve hinter dem "Roque de Ucanca"
(2107m), am Paß am Mirador "Los Retamares" (2197m) am Schild "El
Retamar" (2100m), hinter der Kette die Piste links am Felsen vorbei
("Coto Caza"), Richtung Meer, den bisher spektakulärsten BW-Platz
der ganzen Tour und einen meiner bislang besten überhaupt: Trotz Lage
auf dem Bergrücken windgeschützt, zwischen alten, locker stehenden
Kiefern, mit Blick auf die Wildwest-Berge und den Teide, das Meer,
Gomera & La Palma, die Wolken unter uns (wir sind auf ca. 2100 Hm),
das abendliche Lichtermeer von Los Christianos, Villaflor mit seinem
bizarren Berg, die Canadas Hochfläche, ausgedörrte Kiefernwälder an den
Hängen unter uns. Der ganze Höhenrücken ist durchsetzt von BW-Plätzen,
aber unserer ist der traumhafteste.
Absolut grandioser
Sonnenuntergang über den Wolken über dem Meer zwischen Gomera und La
Palma, die Landschaft ums uns eingetaucht in ein unglaublich sattes und
warmes Abendlicht. Die Temperatur sinkt dann schnell auf 4 Grad, klarer
Sternenhimmel. Die dünne Daune ganz, die Salewa-Daune bis zum Bauch, 2x
Hosen, 2x Socken, fast etwas zu warm.
Freitag, 6. April:
7:30 raus, der Teide hängt total zu ! Haben wir ein Glück, nicht heute
oben zu sein. Teide-Schatten über Gomera zum Sonnenaufgang. 10 Grad im
Zelt beim Aufstehen, 5 Grad draußen. Super Wetter, bis auf die
Teide-Wolke. 10:45 Abfahrt. Vorbei an riesigem Picknick-Platz, wo
sich die Autos in zwei Reihen in der Zufahrt stauen, an diesem sonnigen
Karfreitag über den Wolken. Villaflor liegt direkt auf der
Wolken-Grenze, es schwappt immer wieder in den Ort.
Kurz
vor Villaflor "El Pino Gordo": 45 Meter hoch, über 3 Meter dick, mit
eigenem Parkplatz, an dem ALLE halten: Jeep Safaris, Bergsteiger, wir.
Boxer will erst nicht, erkennt dann aber doch, der er so etwas im
absoluten Kauri-Format noch nicht gesehen hat.
Rein in das ruhige
Villaflor, Hotel "El Sombrerito", wo Boxer letztes Jahr war. Rustikales
Interieur, preiswerte Zimmer, leckerer Kaffee auf dem Sofa. Boxer
Mantel-Reparatur #2, assistiert von drei Jungs mit MTB's, die sich die
Ohren zuhalten, als er mit dem Messer auf den Mantel losgeht. Leckeres
Omelette mit frischem Butter-Baguette.
Abfahrt durch die
Passat-Wolke nach San Isidro, Boxer hat gestern telefonisch ein Zimmer
in seinem altbewährten Hotel bestellt. Es ist aber ein ziemlich lauter
und heißer Betonwürfel. Duschen, Boxer packt für morgen, ich
Balkon-Teatime mit Benzin-Kocher und aus dem Restaurant geborgter
Porzellan-Tasse, nachdem meine alte Tasse durch den letzten Absturz der
Kocher-Tasche den Geist aufgegeben hat.
Runter in die Boom-Stadt
Medano, Cortado im Surfer-Cafe, Boxer trifft den Koch-Aussteiger vom
letzten Jahr wieder. Ausflug durch's NSG bis auf die andere Seite des
Rioja. Dort grandiose Sonnenuntergangs-Farben über der bunten
Felsenküste hinter dem Schwulen-Strand. Eine Obdachlosen-Hütte am
Bunker daneben. Viele WK2-Bunker hier an der Küste. Die alte
Senegal-Telegrafenstation ist komplett von einem Demo-Aufruf gegen den
geplanten Bau des Granadilla-Hafens am 14.4. bedeckt.
Zurück
nach Medano, im "Pescero" einen lokalen Fisch essen, Boxer wollte
eigentlich Tintenfisch-Ringe, möglichst an der Ufer-Promenade ...
Anschließend sind wir satt und müde, aber Boxer muß unbedingt noch am
Strand Wein trinken. Dann hoch nach San Isidro, wo Boxer wieder keine
Ruhe gibt, weil er erst noch ewig mit dem Portier verhandeln muss damit
der ihm die Reservierung für heute in Santa Cruz verlustfrei cancelt.
Anschließend muss er noch eine Runde rumkramen. Halb zwei ist dann
endlich das Licht aus.
Samstag, 7. April:
Boxer steht um sieben auf, um ausgiebig zu frühstücken. Startet gegen
8:15 Uhr, fliegt 10:45 Uhr, will sein Rad nicht einpacken. Aufstehen,
packen, unten Morgen-Kaffee trinken und Frühstück zum Mitnehmen machen
(inklusive). Aufsatteln, die Rezeptionistin klagt über ihren nachts
immer wieder pfeifenden Computer.
10:45
Uhr Start bei dunklen, tiefhängenden Wolken. Auf der Straße vorbei an
Medano und am offiziellen neuen Campingplatz, durch La Tejita, an einem
Bananen-Gewächshaus vorbei.
Dann kommt bis Los Abrigos das
Wildcamping-Gelände, dass ich vor 10 Jahren schon mal gefunden hatte.
In der ersten Bucht stehen die Zelte (mangels Zufahrt keine Autos !)
dicht an dicht. Weiter hinten sind an kleinen Sandstrand-Buchten &
Felsküsten noch reichlich Klasse-Plätze frei mit Nachbar-Zelten
erst in weiter Entfernung, dazwischen bunte Wüsten-Vegetation. Von
überall her schieben sich potthäßliche Urlauber-Siedlungen Richtung
Strand. Vor Los Abrigos dann zwei fette Camping-Verbots-Schilder für
den gesamten Strand-Bereich.
Supermarkt in Los Abrigos, einer
totalen Retorten-Siedlung, überall stehen Kräne. Cortado trinken, dann
hoch Richtung Autopista und die Abkürzung durch das mit kleinen, zum
Biwakieren bestens geeigneten, Canyons durchsetzte Wüsten-Ödland. "Cota
Privada" steht am Ausgang. Fahrt dann parallel zur Autopista und runter
zum Flughafen.
Packen, Rad zerlegen und verschnüren, 2 Stunden
vorm Abflug am fast leeren Check In. Es gibt keine Süddeutsche, kaufe
die "ZEIT" und den "Tagesspiegel". Ein letzter Cortado, beim Rückflug
Blick auf die Küste von Gran Canaria, 23:10 Uhr in München, 2:30
Uhr im Bett.
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