Katalonien Herbst 2006
Bike & Hike am Meer, in den Bergen, durch wilde Canyons, garniert mit einem Gesundheitsproblem.
Vorgeschichte:
Relativ
spät beschlossen, die Räder mitzunehmen. Dazu Super-Wetter seit Anfang
September. Dadurch Vorbereitungs-Rückstand. Opfere den frei geplanten
Montag vor dem 3.10. für die Vorbereitung, nehme dafür am Mittwoch vor
der Abreise frei. Trotzdem noch reichlich zu tun bis Freitag abend.
Samstag, 16. September:
Dank Super-Abflugzeit erst 6:30 raus, 8:30 Gepäck auf den Flur
wuchten, dank Rolli-Gestell bequem zur U-Bahn. 8:52 U-Bahn, schon
ziemlich voll, Oktoberfest-Beginn ! Ab Implerstraße bis Goetheplatz
berstend voll. Ab Sendlinger Tor gerade so Platz für Angelas
Einkaufswagen. Mit Rolli und Einkaufswagen zum Räder bezahlen, Check
in, Sperrgepäck. Der Rolli wird mit aufgegeben ...
Barcelona
Flughafen: S-Bahn Barcelona Sants, Regionalzug nach Altafulla Tamarit,
Räder aufbauen, Rolli im Busch verstecken, über eine üble wilde Piste
und durch den Sand am Strand entlang zu den ersten beiden Campings. Die
gefallen uns nicht, fahren über den Berg und durch die Neubau-Geschwüre
zum La Mora Camping. Exzellente Lage an der Bucht, wir bekommen einen
Terrassen-Stellplatz am Hang, schattig, ruhig, mit schönem Blick über
die Bucht. Aufbauen in der Dämmerung, schlafen.
Altafulla,
Tamarit, La Mora sind tatsächlich die ersten Campings südlich von
Barcelona ohne Straßen- und Bahnlärm. 22:30 Uhr, 21 Grad, bewölkt. Die
letzten Tage viel Regen hier. Soll ab Montag besser werden. Sonntag, 17.September:
Schaffe es erst um 9:30 Uhr aufzustehen. Nachts Partylärm vom Strand,
es ist Wochenende. Super Wetter. Ich laufe leicht benebelt rum. Camp
Supermarkt, Frühstück. Pseudo Cappucino auf der Terrasse des
Restaurants am schönen und schön gelegenen Pool: Kalte Kunst-Sahne
statt Milchschaum. Abhängen am Pool. Essen. Camp-Rundgang, viele
Mobil-Homes wie in Italien. Schöne Aussicht um den alten Turm. Wilde
Küste Richtung Tarragona.
Klettern
über den Zaun, laufen die Waldwege längs der Küste, immer wieder schöne
Ausblicke auf die gelbe Sandstein-Felsenküste, schön von Kiefernwald
gerahmt. Laufen bis zur Campingbucht von Tarragona. Rückweg über die
Klippenküste zur spektakulären Steilwandbucht, baden. Weiter fast
durchgängig auf den Klippen, teil durch Macchia Tunnel am Steilhang
entlang, immer mit Klasse Ausblicken.
Bierchen vom Supermarkt,
essen in der Abendsonne am Strand von La Mora. Die neuen Mobil Homes
haben einen häßlichen Waldlücken Schandfleck hinterlassen, es wird
nichts Neues angepflanzt. Duschen, 22:30 Ruhe.
Montag, 18. September:
6:30 raus, es ist noch stockdunkel. Beginnende Morgenröte, die Nacht
war schön ruhig, das Camp ist gestern ziemlich leer geworden. Packen,
Supermarkt, Zahlen, vor zur Straße. Wollen über die parallel zur
Autobahn verlaufende Straße nach Tarragona, geraten auf die
Autobahnauffahrt (vermutlich) , sehen rechtzeitig die
Polizei-Kontrolle, drehen ab Richtung Bahnhof Altafulla-Tamarit auf der
Parallelstraße.
Benzin-Kaufstopp,
runter von der Straße Richtung Riserva Naturale, 10m nach Abbiegen ein
Platter in meinem nagelneuen Vorderrad-Mantel(/Schlauch). Die Zeit wird
knapp. Umpacken in den Rucksack und auf Angelas Rad, mit angehobenem
Vorderrad ca. 3 km zum Bahnhof schieben, ein ganzes Ende durch
schlammigen Acker. 15 min vor Abfahrt da. Vom Bahnhof Blick auf den
zunehmend gerodeten, von endlosen Bauprojekten verzierten, Hügel um die
Bucht zwischen Tamarit und La Mora.
Tickets gibt's im Zug, am
Bahnhof weder Abfahrtsplan noch Ticket-Automat. Fahrrad Abteil am
Beginn des Zuges. Rad Reparatur. Ein kleines Loch in der Lauffläche. Im
Mantel ist nichts zu sehen. Fahrt längs des Ebro durch teils bizarre
Schlucht und endloses Halbwüsten-Flachland.
Zaragoza: Nagelneuer,
riesiger, ziemlich menschen- und Infrastruktur-leerer Bahnhof vor
der Stadt. Zugang zu den Bahnsteigen mit Sicherheits Checkin und Gepäck
Röntgen. Zugangs-Kontrollen außerdem an jedem Bahnsteig. Fahrräder im
Regionalverkehr kostenlos ! Der Personen-Kilometer kostet 5 Cent. Die
Bahnsteige werden teils erst 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges
angezeigt, wie in Marseille. Kleiner Schienenbus mit 2 Abteilen &
Fahrrad-Ecke (!). Einige Bergwanderer.
Die Halbwüste geht langsam
über in Kiefernwald, dann der spektakuläre rote Sandstein-Felsen (von
Guara ?), dann durch schöne Berglandschaft, 18:15 Ankunft in
Sabignanigo.
Supermarkt (Kartoffelbrei mit Milch!), durchs
Zentrum, Gewerbegebiet auf der autobahnartig hergerichteten Rennstrecke
Richtung Biescas (Frankreich). Ist laut meiner Pyrenäen-Karte noch eine
kleine Landstraße und der Col de Somport für den Fernverkehr ... Der
totale Autohorror, ein (Hütten-)Camping direkt an der Straße. Biegen
kurz danach ins Hinterland rechts weg ab. Fahren bis rüber zur anderen
Talseite, ab dort Pisten-Wanderweg talauf, gut zu fahren.
Abenteuerliche
Brücke über den Fluß, hält nur dank neuer Längsbretter auf der Seite,
die alten Querbretter sind morsch und löchrig, Einheimische warnen uns.
Dann rechts weg in eine Forststraße ein Stück rein, links am Weg Lager.
Leckerer Mischgemüse-/Merlan-Eintopf mit ranziger Butter. Grandioser
Sternenhimmel, Milchstraße. Wir hätten schon ab Sabignanigo auf die
Nebenstrecke gehen sollen, hätte uns die Autopest erspart, die bis hier
rüber dröhnt.
Dienstag, 19. September:
Nachts beide Schlafsäcke, früh 9 Grad, nicht mal 1000 Hm. 9:30 raus,
11:30 Start, alles klatschnass. Runter zur hier asphaltierten Piste.
Weiter durch schöne Camping-Möglichkeiten mit feinem Blick auf die
hohen Berge talaufwärts. Alles Kiefern hier. Hoch zu einem kleinen
Dörfchen mit exquisitem Kirchen Ensemble via GR Wanderweg, Hardcore
Schieberei. Dabei hätten wir gar nicht hoch gemußt, die Asphaltstraße
hat einen Abzweig rechts ab nach Oros Alto.
Am
Ortsausgang großes Brombeer Erntefest, bis nichts mehr rein paßt.
Rechts den Kanal entlang bis zur Brücke, dann ausgiebige Siesta unter
alten Weiden am Mini-Staubecken. Große Trockenaktion, zuvor warnt uns
noch ein Bauer, daß dieser Weg zur Straße nach Torla nur für Fußgänger
geeignet ist (GR Pfad). Großteil des Gepäcks in den Rucksack, harter Aufstieg bis zur Hotelsiedlung.
Weiter
auf der Straße auf und ab durch eine schöne Berglandschaft Richtung
Torla. Biwak auf einer schon von anderen genutzten, etwas versteckten
Wiese am ersten Fluß (Rio Sia) mit schönem Bergblick flußaufwärts,
Morgensonne. Abgesperrter Zugang durch bunte Stricke.
19:45
ein Fahrzeug die parallele (auch abgesperrte) Piste flußauf, hat uns
wohl nicht (ge)sehen (wollen). Essen, 20:30 das nächste Fahrzeug
bergab, volles Rohr Musik, hält an der Straße, fährt dann aber weiter.
Wieder ein grandioser Milchstraßenblick heute. 22:00 Ruhe, 12 Grad.
Mittwoch, 20. September:
9:00 raus, alles total naß, innen wie außen. 9:50 Start zum Paß bei
schönstem Wetter. Ein begeisterter spanischer Rennradler. Unerwartet
starker Verkehr auf dieser Nebenstrecke. Eine dicke tote Schlange auf
der Straße. Wow Erlebnis beim Anblick der Felsen über Torla. Supermarkt
Einkauf, Heilbutt und superleckeres Brot (1x Korn-Baguette, 1x
italienische Art), ofenfrisch und französisches Spitzen-Niveau. Zum
Camping Rio Ara auf die andere Flußseite.
Tolle,
ruhig gelegene Anlage mit spektakulärem Canyon Nordwand Blick von der
oberen Terrasse. Nur noch ein weiteres Zelt auf der Wiese. Luxus
Sanität Anlage, Warmwasser wie im Hotel. Heftiges Wasserfall Rauschen
aus Richtung Norden. Aufbauen, Teatime, Stadtrundgang.
Stadtinfo:
Morgen Regen und keine Sonne, dann ein Mix aus Regen und Sonne ...
Frevel ! Dafür gibt's Internet, noch dazu kostenlos. Unglaublich.
Bierchen, duschen, Heilbutt essen. Gewohnt grandioser Sternenhimmel.
22:00, 12 Grad.
Donnerstag, 21. September:
8:30 raus, nachts zu warm, Leggins + 1x Socken + Kaufhof Daune + Salewa
an den Füßen ist ok. Früh immer noch 12 Grad, Zelt ist trocken, stand
aber unter dem gestern aufgebauten Folien-Überzelt und der Eingang war
komplett offen.
Wolken
mit ab und an Sonne. Beschließen der Wetterlage angemessene kleine
Canyon Eingang Tour. 10:30 Start. Neue, brummende Starkstromleitung
biegt links ins Bujaruelo-Tal ab. Grandiose Felspanoramen im Ara-Tal
vom alten Wanderweg aus, der sich durch schönen Laubwald zum Parkplatz
schlängelt. Recht viel Sonne bis ca. 14:00 Uhr. Toller Teatime
Platz im Fluß. Dann dicke Wolken, die die Gipfel der Berge verhüllen.
Ranger: Sturmgefahr heute und morgen, Wetter bleibt die nächsten Tage
so schlecht. Abstieg ohne Sonne.
Einkaufen, Internet,
Zeltvorbau verlängern, immer wieder leichter Regen. Essen kaufen,
Memoiren, 23:00 Ruhe, 17 Grad. Bald nach dem Hinlegen startet der große
Regen.
Freitag, 22. September:
Die ganze Nacht teils extrem heftiger Regen, 9:30 hört es auf.
Aufstehen, es ist dicht zugezogen. Ausgiebig Frühstück. Schöne
Mini-Wanderung fast ohne Regen flußabwärts, Bauernhöfe und alte
Moos-Mauer-Pfade; Matratzen-Gitter-Grundstückstüren. Brombeeren essen
bis zum Übel werden. Am Weg-Ende bergauf und am Berg entlang über alte,
mit Mischwald zugewachsene Terrassen-Felder. Teils sind noch kleine
Wiesen offen, die auch noch genutzt werden. Zahllose Wege, unser
(Panorama-)Pfad ist mit senkrecht hängenden Absperr-Band-Stücken
markiert.
Wir
überqueren reichlich Bäche und kommen kurz vor dem Camping wieder unten
an. Es zieht total auf, grandiose Wolkenspiele um die Canyon-Felsen.
Brote machen für die Fajas-Tour morgen, Stadt-Einkauf, Touri-Info,
Wetter soll wechselhaft bleiben, Internet. Kochen, Duschen,
Sternenhimmel mit Wetterleuchten (!), 22:00 Ruhe.
Samstag, 23. September:
Mit dem Hellwerden startet der Regen ... Kaffee, Essen unter dem
Vordach. Immer wieder mal kleine Regenpausen, sonst ist der Himmel
dicht. 12:30 Start-Entschluss. Packen unterm Foliendach. 14:00 Start in
einer Regenpause. 5 Minuten später startet der große Dauer-Regen. Teils
als Niesel, teils wolkenbruchartig. Das Wasser steht in den
Goretex-Bergschuhen. Müssen in Fiscal auf dem Rio Ara Camping einen
Bungalow nehmen.
3
Räume, 3 starke Elektro-Heizungen, Mega-Trockenaktion, überall läuft
die Brühe raus, die Hütte wird zur Sauna. Espresso brühen auf dem
Gaskocher, kühles Bier aus dem Kühlschrank, kochen, lesen,
Trockenaktion fortsetzen. Klug geschnittener Bungalow. Regen mit
kleinen Pausen bis in die Nacht.
Sonntag, 24. September:
7:45 raus, draußen dicke Suppe, alles schön trocken geworden im zur
Trockenkammer umfunktionierten kleinsten Zimmer. 3fach-Espresso aus der
Spezial-Maschine. Packen, Frühstück, Aufräumen, Aufsatteln, 11:00 Start
durch das wildschöne Ara-Tal, breit mäandrierend mit vielen Kiefer- und
Pappel-Inseln, beginnende Laubfärbung.
Im
breiten Talkessel vor dem Canyon 2 verlassene, noch gar nicht so alte
Dörfer, geplanter Staudammbau ? Canyon Eingang mit hoch & schmal
geöffneten bogenförmigen Auffaltungen; es braucht nur wenig Beton und
das Ara-Tal ist geflutet. Unterhalb der Straße direkt am Fluß eine
Werkstraße mit Tunneln durch die Auffaltungen, aber schon älter und mit
durch zwei Felsbrocken versperrter Zufahrt. Gute Biwak-Möglichkeit !
Schöne
Strecke durch den Canyon, dann Technokraten-Highway nach Boltana, dort
heftiger Regen, unter Vordach an der Touri Info verbracht, welch ein
Glück. Darauf einen Cafe Solo vor der Raucher-Kneipe daneben.
Regen-Ende, Fahrt nach Ainsa. Links über den beeindruckende Felsen des
Pena-Massivs (2291m) hängen die schwarzen Wolken.
Ainsa:
Beeindruckende Flußbreite, in der Ferne leuchtet der halbleer-häßliche
Riesen-Stausee.
Schöner Panorama-Blick von der musealen Altstadt(-Festungsmauer), besonders Richtung Pena-Felsen. Viele Franzosen.
16:00:
Aus Westen kommt zügig eine Unwetter-Front. Picknick auf der
Mauer mit Pena-Blick. 16:30 Stadtinfo: Ab morgen besseres Wetter. Dann
beginnt der Regen. Gehen ins Hostal schräg gegenüber (Hostal Dos Rios).
Super-Zimmer, ruhig, schöner Blick, 41 Euro. Die ganzen letzten Tage
überall reichlich Adler, Milane, Geier, Falken.
Montag, 25. September:
8:00 raus,
Espresso unten an der Bar, Stadtinfo, Supermarkt, tolles Brot-Angebot.
Sierra de Guara Karten im Laden neben der Stadtinfo. Klasse-Wetter
heute, nur morgens dicker Nebel. Verkehr erträglich Richtung Bielsa,
Abzweig zum Klasse gelegenen Campingplatz von Ainsa. Weiter auf der
Dammpiste durch die Cinco-Ufer-Auen.
Der
Weg endet bei einigen fetten Stahlrohren an einem spektakulär schönen
Picknick-Platz mit weitem Blick über die Flußarme & Auen zu den
hohen Bergen und zum Pena Montanesa. Links über der flachen Hügelkette
hinter der Straße kreisen ca. 40 (!) Adler. Auf der Straße mit tollem
Panorama nach Escalona rein, selbst der Anisclo-Canyon ist glasklar zu
sehen. Eis und Kaffee auf der mit (reifen!) Weintrauben behängten
idyllischen Panorama-Terrasse der Bar, mit an Evia (Korsika)
erinnerndem Blick auf Berge und Fluß; total idyllisch.
Es gibt
keinen Supermarkt mehr hier in Escalona, war eine Fehlauskunft in
Ainsa. Zum Camping Richtung Anisclo, absolut ruhig und fast leer.
Aufbau bei schönstem Sonnenschein; Ausflug hoch auf den Hügel ins Dorf;
Klasse Panorama-Blicke bei schönster Beleuchtung und Wolkenspielen.
Tomaten
im Camping-Laden, Essen kochen, Eier kochen. Angela hat kollosale
BWS-Probleme, fing an nach der ersten Nacht mit offener Zelt-Tür in
Torla. Kaum Feuchtigkeit trotz klarem Himmel. 23:30 Uhr, 15 Grad, Ruhe.
Dienstag, 26. September:
8:00 raus, Super-Wetter, 13 Grad im Zelt, naß. Salewa-Daune + dünne
Socken war zu wenig. Beizeiten Morgensonne. Angela hat verstärkte
Rückenprobleme. Duschen zum Aufwärmen. Große Trocken- und
Gepäck-Separier-Aktion. Malheur 1: Die Benzinflasche hat sich in den
Packsack entleert, die Pumpe ist rausgefallen. Ursache: 2 Dichtgummis
statt einer (der dünne + der dicke) ... Benzin-Trockenaktion. Gepäck
abgeben. 12:00 Uhr (!) Start.
Mit
dem Rad durch den spektakulärsten Canyon aller Zeiten bei allerbester
Beleuchtung, nur: Als es am schönsten wird, sind die Akkus des
Foto-Apparats leer und die Hunde-Pfeife mit den Ersatz-Batterien ist im
Camp geblieben ... (Malheur Nr.2). Keine Zeit mehr zum zurück fahren.
Am Mini-Paß kurz vor dem "Parkplatz" links hoch ein Pfad auf den Hügel.
Oben ein perfekter Picknick- und Biwakplatz, einige Meter über der
Straße, aber nicht einsehbar. Pause. Gibt kein Wasser hier.
Zum
Parkplatz, Räder und Werkzeug verstauen, über die schöne alte Brücke
auf den Canyonpfad, wird überragt von der fetten, häßlichen
Betonbrücke. Wurde offensichtlich gebaut, damit die Kirchgänger keinen
Meter laufen müssen.
Aufwärts
durch den überaus schönen Canyon, extrem vielfältige & urwüchsige
Vegetation, Wasserfälle, Steilstufen, Badeverbote überall, Adler ohne
Ende, Laubfärbung noch ganz am Anfang. Wasserfall-Durchquerung mit
Packsäcken als Stiefel. Angela hat zunehmend Probleme, ich muß
schließlich beide Rucksäcke die Canyon-Wand hochtragen Richtung
Sestrales, im Schein der Stirnlampe.
Oben auf der Piste am
Canyon-Rand entlang. Kläffende Hütehunde, eine menschliche Gestalt im
fahlen Licht eines Hütten-Vorbaus, pfeift die Hunde zurück. Es ist ein
fetter, Zigarettenstummel-kauender Bauer, der Hüter des sogenannten
"Rifugio San Vicente", laut Karte ein bewirtschaftetes Rifugio. Er gibt
uns aber kein Bett: "Nada" ist sein ganzer Kommentar. Wir laufen noch
ein Stück bis hinters letzte Viehgatter, finden hangabwärts eine
geschützte Panorama-Terrasse unterhalb einer kleinen Felsmauer direkt
an der Hangkante des Canyons.
Planen zur Mauer hin abspannen,
essen, schlafen gegen Mitternacht, 9 Grad, absolut trocken ! Zelten ist
im Bereich des Anisclo Canyons nur oberhalb 1800 Hm gestattet.
Mittwoch, 27. September:
8:30 raus, 7 Grad. Frühstück an der Hangkante, gegenüber segeln Scharen
von Adlern in der Morgensonne. Wir sitzen fast genau gegenüber dem
Seiten-Canyon mit dem Klettersteig auf der anderen Seite.
10:40
Uhr Start, oben an der Straße sind die Bauern schon schwer beschäftigt.
Weiter entlang der Piste, es gibt ausreichend Wasser, muß aber wegen
des vielen Weide-Viehs desinfiziert werden. Dann, kurz vor der
Schranke, die Selbstversorger-Hütte "Plana Canale", auf die uns der
Bauer gestern abend noch hingewiesen hatte: Ein nach abgestandenem
Qualm stinkendes Kabuff mit Kamin und zwei schmalen Steinbänken.
Hinter
der Schranke bergauf durch total zugeschissenes
(Nationalpark-)Gelände zu den Sestrales-Bergen; von oben grandioser
Panorama-Blick von der Hangkante in alle Richtungen: Ordessa-Canyon,
Perdido (schneebedeckt), die wilden Berge jenseits des dicht bewaldeten
Bielsa-Tals, Escalona, der Stausee, der Pass Richtung Torla, das weite
Hügelland Richtung Süden.
Im hinteren Kammbereich wilde
Karren-Felder. Wir hangeln uns immer am Hang entlang, ohne Weg. Finden
nur mithilfe der Karte den Weiterweg, der ausgesprochen wild und
spektakulär & panoramareich ist und mit großem Gepäck schon sehr
grenzwertig. Ideale Biwak-Wiese bei der letzten, südöstlichen
Kamm-Berührung, aber kein Wasser. Die arme Angela kann wegen ihrer
Probleme nicht mal die Stöcke benutzen.
Noch ein toller
Panorama-Paß mit Wildwest-Tafelberg, dann steil abwärts durch felsiges
Schuttgelände. Grandiose Abend-Beleuchtung. Teils schwere Wegfindung,
vor allem im Hartlaub-Dschungel. Der Weg hangelt sich horizontal über
Felsbänder, teils kilometerweit, nur um den nächsten kleinen Abstieg
von teils nur einigen wenigen Höhenmetern hinzubekommen. Landen
schließlich auf dem besser markierten Hauptweg. Immer noch kein Wasser,
seit dem letzten Bach vor der Selbstversorger-Hütte nichts mehr, es ist
schon stockdunkel, als wir ein Rinnsal finden um 20:30 Uhr, nach ca. 9
Stunden Trockenheit.
Wasser mit gerollter Plastikfolie
einfangen, große Essen-Pause. Ein Stück weiter liegt wundersamerweise
eine kleine, hügelige, aber ziemlich gerade Wiese am Hang links vom
Weg, mitten im Steilgelände. Unser großes Glück, Angela ist wegen ihrer
Schmerzen absolut am Ende. Wegen der verboten tiefen Lage Wecker auf
6:45 Uhr. Planen aufstellen, Angela Ruhe, ich essen & kramen, 23:30
Ruhe. Super-Sternenhimmel, ziemlich trocken. Donnerstag, 28. September:
Angela jammert die halbe Nacht wegen ihrer Schmerzen, trotz reichlich
Diclofenac. Ich schlage 5:30 aufstehen vor. Komprimiertes Packen, kann
so Angelas leeren Rucksack oben quer legen, so bessere
Gewichtsverteilung als gestern, als der volle Rucksack oben quer
gelegen hat.
Frühstücken,
7:10 Start, nach ca. 2 Stunden unten bei den Fahrrädern. Abfahrt durch
den Canyon, der im Morgen-Gegenlicht nicht annähernd so toll wirkt, wie
Mittags bergauf mit der Sonne im Rücken. Vorher meine neue
Continental-Bereifung wieder mal aufpumpen ... Ausgiebige Kaffee-Pause
auf dem Campingplatz. Volle Expeditions-Ausrüstung am Fahrrad: Angelas
Ortlieb-Taschen (echt gut !) + Ortlieb Bootssack auf dem Gepäckträger,
meine Bootssäcke vorne + mein Rucksack auf dem Rücken.
Start
nach Ainsa, Cortado Stop auf halber Strecke. Ainsa: Busverbindungen
aufklären. Barbastro-Barcelona mit großem Bus. Hostal Dos Rios,
gleiches Zimmer. Supermarkt. Besuch im "Medical Centre" wegen
Angelas
Schulter-Schmerzen. Arzt tippt auf Entzündung. Angela soll nach
Barcelona in ein großes Hospital gehen.
Zum Hotel, Benzin-verseuchte Ausrüstung in der Sonne auslüften, Wasch- und Trockenaktion auf dem sonnigen Fensterbrett.
Mords-Packaktion
im und am Hotel: 2 Räder + 2 Rucksäcke packen, keine Zeit mehr für
Internet. Nur noch baden und 23:00 todmüde schlafen. Freitag, 29. September:
5:30 raus, Essen, Gepäck runter und um die Ecke zum Hostal bzw. Bar
Pirineos, 6:45 da, dort und schräg gegenüber tobt schon das pralle
Kaffeehaus-Leben. Minibus kommt mit reichlich (überwiegend spanischen)
Backpackern mit klassischen Isomatten. Der große Bus hält dann
dummerweise wie schon der kleine Bus auf der anderen Straßenseite und
nicht vor dem Pirineos. Schnell alles rüber wuchten, es ist reichlich
Platz im Gepäckfach. 7:10 Start, unterwegs Sonnenaufgang, Fahrt durch
teils wilde Landschaft, teils mit mit Blick auf den stark abgesenkten
Stausee.
Barbastro:
Bus nach Monzon geht ca. eine Stunde vor dem Bus nach Barcelona, ist
ziemlich leer. In Monzon warten wir dann auf den Barcelona-Bus, der von
Huesca/Barbastro kommt ... Der Bahnhof ist viel zu weit weg. 10:40 Bus
nach Barcelona, Gepäckfächer schon gut gefüllt, aber unsere gut
verpackten Räder gehen noch mit rein.
Unterwegs geht es Angela
ziemlich dreckig, der Rüttelei auf die Gelenke wegen. 13:20 Uhr in
Barcelona. Telefonieren wegen Hotel, extrem schwierige Lage, entweder
alles ausgebucht oder nur eine Nacht möglich in einem Schlafsaal zur
lauten Straße hin. Finden dann zum Glück noch ein Zimmer in den
"Appartamentos Rembrandt", erstaunlicherweise für 75 Euro statt 90,-
wie im Führer angegeben. Reservierung nur gegen Kreditkarten-Angabe.
Angela versucht Taxi zu organisieren, geht aber angeblich erst 17:00
Uhr wegen Lage des Hotels in einer Fußgängerzone.
Wilde
Gepäckschlepp-Aktion rüber zum Bahnhof Sants, dort (Pfand!) Gepäckwagen
runter zur S-Bahn, Gepäck reinwerfen in den Zug, rauswerfen an der
Haltestelle Catalunya, eine Station weiter. Nächste Schlepp-Aktion hoch
an die Oberfläche, landen dummerweise an der "Rambla de Catalunya"
statt an den "Ramblas". Ich muss alles (natürlich je zweimal hin und
her) über den Platz schleppen, inkl. 1x Ampel + 1x wilde Querung
durch geparkte Mopeds.
Malheur beim letzten Gepäckstapel: Liegt
mitten in der kleinen Fußgängergasse ("Canuda"), wenige Meter vom
Hotel, als ein kleiner LKW kommt. Stoppt, hupt, ich räume 3x weg, nur
mein Rad liegt noch da, als er Gas gibt und mein Rad vor sich her über
den Asphalt schleift. Angela stoppt den Fahrer, großer Aufstand, es ist
aber dummerweise gerde 17:00 Uhr geworden und damit schon keine
Fußgängerzone mehr.
Gepäck hoch schaffen, schönes,
komfortables und ruhiges Zimmer. Extra-Schlüssel vom Treppenhaus, wo
noch die Drähte von den gerade renovierten Wänden hängen und auch noch
Privatleute wohnen. Start zum Telefon, 061/112 schickt uns zum nächsten
Medical Center. Cort ca. eine Stunde warten, dann müssen wir mit dem
59er Bus entlang der proppevollen Rambla und entlang der Beachfront zum
"Hospital del Mar". Sind ca. 20:30 da. Vor uns liegt einer in einem,
auf der linken Seite blutdurchweichten, weißen Hemd, unter dem sich 3
Einschußkrater abzeichnen. Blut rinnt aus Nase und Mund. Kann aber noch
die Augen bewegen.
Angela muß warten, die vielen akut Verletzten
haben Priorität. Ich mache zwischendurch einen Spaziergang an der
Strandpromenade von Barceloneta. "Blade Night", viele lockere
Gaststätten, teils mit Sofas, keine Imbisse und vor allem keine Take
Aways wie in Barcelona. Schöner, langer Sandstrand bis zum
Olympia-Hafen. Mit blauem Engel. Ab ca. 2:30 Uhr mehrere Schlafrunden,
zuvor ein Fettgebäck aus dem Automaten, an das nur Leute kommen, die
das Geld ganz langsam einschieben.
Alle öffentlichen Telefone haben
Karten- und Münz-Funktion, nicht wie in D und F, wo es nur diese
asozialen Karten-Telefone gibt. Ein 10er Streifen-Fahrschein für
beliebig weite Fahrten im Stadtgebiet kostet 6,65 Euro, macht 66 Cent
pro Fahrt !
Nach nur 8 Stunden, um 4:30 Uhr, ist Angela
fertig. Geröntgt, Blut entnommen & analysiert: Bakterielle
Gelenkhaut-Entzündung, der Zeckenbiß von vor 6 Monaten ? 2 verschiedene
Antibiotika für 8-10 Tage + Omep als Magenschutz + Schmerztabletten +
Bewegungsverbot für den rechten Arm.
Nachtbus zur Catalunya, Essen, 6:00 ins Bett.
Samstag, 30. September:
11:00 raus, war schön ruhig beim Schlafen, nur der Wanduhr musste ich
die Batterien entziehen wegen der seltsamen Geräusche. Angela bleibt im
Bett. Cortado in Cafebar, Baguette, Tomaten, Obst gegenüber aus dem
"Champion" Supermarkt, den ich noch von meinem letzten Besuch vor 16
Jahren kenne.
Frühstück,
laufe dann meine erste Runde. Ein unglaublicher Trubel. Hoch in die
Neustadt ("Rambla de Catalunya"), "Modernisme" anschauen, 2te Metro
retour, durch die Altstadt ans Meer, über die Fußgänger-Brücke zum
Maremagnum, die Ramblas hoch zum Appartement, vorher noch im berühmten
Mercado Obst kaufen. Die Vielfalt des hochgelobten Markts ist mäßig,
schon im Vergleich mit einem beliebigen deutschen Supermarkt. Gleiches
gilt für die Supermärkte, außer Royal Gala nichts Genießbares zu
kaufen.
Hotel, Ausruhen, pflastermüde.
19:15 Start nächste
Runde. Erst ins "Decathlon" nebenan schräg gegenüber, Geruch von
billiger Plastik und Menschenmassen. Leichte Drachenflieger-Schnur (110
kg Haltekraft) als Outdoor-Ideallösung, aber zu lange Schlangen an den
Kassen. Weiter in die hintere Fußgänger-Zone, dort (Attac-)Demo gegen
die Wohnungs-Spekulation und Mietpreis-Steigerungen. Man zieht zur
Placa Convention und macht reichlich Party nebenher. "Vermiete
Duplex-Garage für 600 Euro". Heftiges Aufgebot an Blaulicht und Leuten
in Kampfanzügen, die alle Ausgänge des Platzes abriegeln.
Durch
die Gassen zum hafenseitigen Rambla-Ende, dort Bühne mit Hare Krishna
Konzert und Snacks aus dem großen weißen Stoffbeutel. Runde durch Raval
/ Rambla de Raval, als die Blaulichter die Ramblas stürmen weil Attac
sich nähert. Volle Ausländer-Szene in Raval. Die Ramblas hoch, eine
Runde um die Pl. Catalunya, etliche Indio-Bands, Attac mit
Abschluß-Party und Bergzelten zu vermieten für 600 Euro / Monat. 22:15
Uhr noch 25 Grad, Hotel, Pillen-Plan für Angela aufstellen, Essen,
Packen, Ruhe.
Sonntag, 01. Oktober:
7:00 raus, Duschen, exzellenter Cafe Cortado im "Vienna", inkl. Gratis
Mini Croissant 1,15 Euro. Essen, fertig packen, Gepäck runter räumen,
Schlepp-Aktion zum ersten Cafe am Pl. Catalunya, unterwegs ein
deutscher Penner. Cafe hier 50% teurer als im Vienna und ohne
Croissant. Zum Aerobus, alle müssen trotz Mords-Gepäck vorn einsteigen.
Steigen am Terminal A aus, weil da Condor dran steht, müssen aber zum
Terminal B.
Einchecken:
Sperrgepäck wird einfach am Check In hinterlegt. Bekommen falsches
Abflug-Rondell (M4 statt M3) auf die Bordkarte gestempelt. Angenehmer
Flughafen, keine überzogenen Kontrollen, nicht einmal die Bergschuhe
müssen ausgezogen werden. Freundliche Gaststätten- und
Einkaufszone.
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