Katalonien Herbst 2006


Bike & Hike am Meer, in den Bergen, durch wilde Canyons, garniert mit einem Gesundheitsproblem.


Vorgeschichte:

Relativ spät beschlossen, die Räder mitzunehmen. Dazu Super-Wetter seit Anfang September. Dadurch Vorbereitungs-Rückstand. Opfere den frei geplanten Montag vor dem 3.10. für die Vorbereitung, nehme dafür am Mittwoch vor der Abreise frei. Trotzdem noch reichlich zu tun bis Freitag abend.

Samstag, 16. September: 

Dank Super-Abflugzeit erst 6:30 raus, 8:30 Gepäck auf den Flur wuchten, dank Rolli-Gestell bequem zur U-Bahn. 8:52 U-Bahn, schon ziemlich voll, Oktoberfest-Beginn ! Ab Implerstraße bis Goetheplatz berstend voll. Ab Sendlinger Tor gerade so Platz für Angelas Einkaufswagen. Mit Rolli und Einkaufswagen zum Räder bezahlen, Check in, Sperrgepäck. Der Rolli wird mit aufgegeben ...

Barcelona Flughafen: S-Bahn Barcelona Sants, Regionalzug nach Altafulla Tamarit, Räder aufbauen, Rolli im Busch verstecken, über eine üble wilde Piste und durch den Sand am Strand entlang zu den ersten beiden Campings. Die gefallen uns nicht, fahren über den Berg und durch die Neubau-Geschwüre zum La Mora Camping. Exzellente Lage an der Bucht, wir bekommen einen Terrassen-Stellplatz am Hang, schattig, ruhig, mit schönem Blick über die Bucht. Aufbauen in der Dämmerung, schlafen.  

Altafulla, Tamarit, La Mora sind tatsächlich die ersten Campings südlich von Barcelona ohne Straßen- und Bahnlärm. 22:30 Uhr, 21 Grad, bewölkt. Die letzten Tage viel Regen hier. Soll ab Montag besser werden. 

Sonntag, 17.September: 

Schaffe es erst um 9:30 Uhr aufzustehen. Nachts Partylärm vom Strand, es ist Wochenende. Super Wetter. Ich laufe leicht benebelt rum. Camp Supermarkt, Frühstück. Pseudo Cappucino auf der Terrasse des Restaurants am schönen und schön gelegenen Pool: Kalte Kunst-Sahne statt Milchschaum. Abhängen am Pool. Essen. Camp-Rundgang, viele Mobil-Homes wie in Italien. Schöne Aussicht um den alten Turm. Wilde Küste Richtung Tarragona.

Klettern über den Zaun, laufen die Waldwege längs der Küste, immer wieder schöne Ausblicke auf die gelbe Sandstein-Felsenküste, schön von Kiefernwald gerahmt. Laufen bis zur Campingbucht von Tarragona. Rückweg über die Klippenküste zur spektakulären Steilwandbucht, baden. Weiter fast durchgängig auf den Klippen, teil durch Macchia Tunnel am Steilhang entlang, immer mit Klasse Ausblicken.

Bierchen vom Supermarkt, essen in der Abendsonne am Strand von La Mora. Die neuen Mobil Homes haben einen häßlichen Waldlücken Schandfleck hinterlassen, es wird nichts Neues angepflanzt. Duschen, 22:30 Ruhe.

Montag, 18. September: 

6:30 raus, es ist noch stockdunkel. Beginnende Morgenröte, die Nacht war schön ruhig, das Camp ist gestern ziemlich leer geworden. Packen, Supermarkt, Zahlen, vor zur Straße. Wollen über die parallel zur Autobahn verlaufende Straße nach Tarragona, geraten auf die Autobahnauffahrt (vermutlich) , sehen rechtzeitig die Polizei-Kontrolle, drehen ab Richtung Bahnhof Altafulla-Tamarit auf der Parallelstraße.

Benzin-Kaufstopp, runter von der Straße Richtung Riserva Naturale, 10m nach Abbiegen ein Platter in meinem nagelneuen Vorderrad-Mantel(/Schlauch). Die Zeit wird knapp. Umpacken in den Rucksack und auf Angelas Rad, mit angehobenem Vorderrad ca. 3 km zum Bahnhof schieben, ein ganzes Ende durch schlammigen Acker. 15 min vor Abfahrt da. Vom Bahnhof Blick auf den zunehmend gerodeten, von endlosen Bauprojekten verzierten, Hügel um die Bucht zwischen Tamarit und La Mora.

Tickets gibt's im Zug, am Bahnhof weder Abfahrtsplan noch Ticket-Automat. Fahrrad Abteil am Beginn des Zuges. Rad Reparatur. Ein kleines Loch in der Lauffläche. Im Mantel ist nichts zu sehen. Fahrt längs des Ebro durch teils bizarre Schlucht und endloses Halbwüsten-Flachland.
Zaragoza: Nagelneuer, riesiger, ziemlich menschen- und Infrastruktur-leerer Bahnhof vor der Stadt. Zugang zu den Bahnsteigen mit Sicherheits Checkin und Gepäck Röntgen. Zugangs-Kontrollen außerdem an jedem Bahnsteig. Fahrräder im Regionalverkehr kostenlos ! Der Personen-Kilometer kostet 5 Cent. Die Bahnsteige werden teils erst 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges angezeigt, wie in Marseille. Kleiner Schienenbus mit 2 Abteilen & Fahrrad-Ecke (!). Einige Bergwanderer.
Die Halbwüste geht langsam über in Kiefernwald, dann der spektakuläre rote Sandstein-Felsen (von Guara ?), dann durch schöne Berglandschaft, 18:15 Ankunft in Sabignanigo.

Supermarkt (Kartoffelbrei mit Milch!), durchs Zentrum, Gewerbegebiet auf der autobahnartig hergerichteten Rennstrecke Richtung Biescas (Frankreich). Ist laut meiner Pyrenäen-Karte noch eine kleine Landstraße und der Col de Somport für den Fernverkehr ... Der totale Autohorror, ein (Hütten-)Camping direkt an der Straße. Biegen kurz danach ins Hinterland rechts weg ab. Fahren bis rüber zur anderen Talseite, ab dort Pisten-Wanderweg talauf, gut zu fahren.
Abenteuerliche Brücke über den Fluß, hält nur dank neuer Längsbretter auf der Seite, die alten Querbretter sind morsch und löchrig, Einheimische warnen uns. Dann rechts weg in eine Forststraße ein Stück rein, links am Weg Lager. Leckerer Mischgemüse-/Merlan-Eintopf mit ranziger Butter. Grandioser Sternenhimmel, Milchstraße. Wir hätten schon ab Sabignanigo auf die Nebenstrecke gehen sollen, hätte uns die Autopest erspart, die bis hier rüber dröhnt.

Dienstag, 19. September: 

Nachts beide Schlafsäcke, früh 9 Grad, nicht mal 1000 Hm. 9:30 raus, 11:30 Start, alles klatschnass. Runter zur hier asphaltierten Piste. Weiter durch schöne Camping-Möglichkeiten mit feinem Blick auf die hohen Berge talaufwärts. Alles Kiefern hier. Hoch zu einem kleinen Dörfchen mit exquisitem Kirchen Ensemble via GR Wanderweg, Hardcore Schieberei. Dabei hätten wir gar nicht hoch gemußt, die Asphaltstraße hat einen Abzweig rechts ab nach Oros Alto.

Am Ortsausgang großes Brombeer Erntefest, bis nichts mehr rein paßt. Rechts den Kanal entlang bis zur Brücke, dann ausgiebige Siesta unter alten Weiden am Mini-Staubecken. Große Trockenaktion, zuvor warnt uns noch ein Bauer, daß dieser Weg zur Straße nach Torla nur für Fußgänger geeignet ist (GR Pfad). Großteil des Gepäcks in den Rucksack, harter Aufstieg bis zur Hotelsiedlung.

Weiter auf der Straße auf und ab durch eine schöne Berglandschaft Richtung Torla. Biwak auf einer schon von anderen genutzten, etwas versteckten Wiese am ersten Fluß (Rio Sia) mit schönem Bergblick flußaufwärts, Morgensonne. Abgesperrter Zugang durch bunte Stricke.
19:45 ein Fahrzeug die parallele (auch abgesperrte) Piste flußauf, hat uns wohl nicht (ge)sehen (wollen). Essen, 20:30 das nächste Fahrzeug bergab, volles Rohr Musik, hält an der Straße, fährt dann aber weiter. Wieder ein grandioser Milchstraßenblick heute. 22:00 Ruhe, 12 Grad.

Mittwoch, 20. September: 

9:00 raus, alles total naß, innen wie außen. 9:50 Start zum Paß bei schönstem Wetter. Ein begeisterter spanischer Rennradler. Unerwartet starker Verkehr auf dieser Nebenstrecke. Eine dicke tote Schlange auf der Straße. Wow Erlebnis beim Anblick der Felsen über Torla. Supermarkt Einkauf, Heilbutt und superleckeres Brot (1x Korn-Baguette, 1x italienische Art), ofenfrisch und französisches Spitzen-Niveau. Zum Camping Rio Ara auf die andere Flußseite.

Tolle, ruhig gelegene Anlage mit spektakulärem Canyon Nordwand Blick von der oberen Terrasse. Nur noch ein weiteres Zelt auf der Wiese. Luxus Sanität Anlage, Warmwasser wie im Hotel. Heftiges Wasserfall Rauschen aus Richtung Norden. Aufbauen, Teatime, Stadtrundgang.
Stadtinfo: Morgen Regen und keine Sonne, dann ein Mix aus Regen und Sonne ... Frevel ! Dafür gibt's Internet, noch dazu kostenlos. Unglaublich. Bierchen, duschen, Heilbutt essen. Gewohnt grandioser Sternenhimmel. 22:00, 12 Grad.

Donnerstag, 21. September: 

8:30 raus, nachts zu warm, Leggins + 1x Socken + Kaufhof Daune + Salewa an den Füßen ist ok. Früh immer noch 12 Grad, Zelt ist trocken, stand aber unter dem gestern aufgebauten Folien-Überzelt und der Eingang war komplett offen.

Wolken mit ab und an Sonne. Beschließen der Wetterlage angemessene kleine Canyon Eingang Tour. 10:30 Start. Neue, brummende Starkstromleitung biegt links ins Bujaruelo-Tal ab. Grandiose Felspanoramen im Ara-Tal vom alten Wanderweg aus, der sich durch schönen Laubwald zum Parkplatz schlängelt. Recht viel Sonne bis  ca. 14:00 Uhr. Toller Teatime Platz im Fluß. Dann dicke Wolken, die die Gipfel der Berge verhüllen. Ranger: Sturmgefahr heute und morgen, Wetter bleibt die nächsten Tage so schlecht. Abstieg ohne Sonne.

Einkaufen, Internet, Zeltvorbau verlängern, immer wieder leichter Regen. Essen kaufen, Memoiren, 23:00 Ruhe, 17 Grad. Bald nach dem Hinlegen startet der große Regen. 

Freitag, 22. September: 

Die ganze Nacht teils extrem heftiger Regen, 9:30 hört es auf. Aufstehen, es ist dicht zugezogen. Ausgiebig Frühstück. Schöne Mini-Wanderung fast ohne Regen flußabwärts, Bauernhöfe und alte Moos-Mauer-Pfade; Matratzen-Gitter-Grundstückstüren. Brombeeren essen bis zum Übel werden. Am Weg-Ende bergauf und am Berg entlang über alte, mit Mischwald zugewachsene Terrassen-Felder. Teils sind noch kleine Wiesen offen, die auch noch genutzt werden. Zahllose Wege, unser (Panorama-)Pfad ist mit senkrecht hängenden Absperr-Band-Stücken markiert.
Wir überqueren reichlich Bäche und kommen kurz vor dem Camping wieder unten an. Es zieht total auf, grandiose Wolkenspiele um die Canyon-Felsen. Brote machen für die Fajas-Tour morgen, Stadt-Einkauf, Touri-Info, Wetter soll wechselhaft bleiben, Internet. Kochen, Duschen, Sternenhimmel mit Wetterleuchten (!), 22:00 Ruhe.

Samstag, 23. September: 

Mit dem Hellwerden startet der Regen ... Kaffee, Essen unter dem Vordach. Immer wieder mal kleine Regenpausen, sonst ist der Himmel dicht. 12:30 Start-Entschluss. Packen unterm Foliendach. 14:00 Start in einer Regenpause. 5 Minuten später startet der große Dauer-Regen. Teils als Niesel, teils wolkenbruchartig. Das Wasser steht in den Goretex-Bergschuhen. Müssen in Fiscal auf dem Rio Ara Camping einen Bungalow nehmen.

3 Räume, 3 starke Elektro-Heizungen, Mega-Trockenaktion, überall läuft die Brühe raus, die Hütte wird zur Sauna. Espresso brühen auf dem Gaskocher, kühles Bier aus dem Kühlschrank, kochen, lesen, Trockenaktion fortsetzen. Klug geschnittener Bungalow. Regen mit kleinen Pausen bis in die Nacht. 

Sonntag, 24. September: 

7:45 raus, draußen dicke Suppe, alles schön trocken geworden im zur Trockenkammer umfunktionierten kleinsten Zimmer. 3fach-Espresso aus der Spezial-Maschine. Packen, Frühstück, Aufräumen, Aufsatteln, 11:00 Start durch das wildschöne Ara-Tal, breit mäandrierend mit vielen Kiefer- und Pappel-Inseln, beginnende Laubfärbung.

Im breiten Talkessel vor dem Canyon 2 verlassene, noch gar nicht so alte Dörfer, geplanter Staudammbau ? Canyon Eingang mit hoch & schmal geöffneten bogenförmigen Auffaltungen; es braucht nur wenig Beton und das Ara-Tal ist geflutet. Unterhalb der Straße direkt am Fluß eine Werkstraße mit Tunneln durch die Auffaltungen, aber schon älter und mit durch zwei Felsbrocken versperrter Zufahrt. Gute Biwak-Möglichkeit !
Schöne Strecke durch den Canyon, dann Technokraten-Highway nach Boltana, dort heftiger Regen, unter Vordach an der Touri Info verbracht, welch ein Glück. Darauf einen Cafe Solo vor der Raucher-Kneipe daneben. Regen-Ende, Fahrt nach Ainsa. Links über den beeindruckende Felsen des Pena-Massivs (2291m) hängen die schwarzen Wolken.

Ainsa: Beeindruckende Flußbreite, in der Ferne leuchtet der halbleer-häßliche Riesen-Stausee. 
Schöner Panorama-Blick von der musealen Altstadt(-Festungsmauer), besonders Richtung Pena-Felsen. Viele Franzosen.
16:00: Aus Westen kommt zügig eine Unwetter-Front.  Picknick auf der Mauer mit Pena-Blick. 16:30 Stadtinfo: Ab morgen besseres Wetter. Dann beginnt der Regen. Gehen ins Hostal schräg gegenüber (Hostal Dos Rios). Super-Zimmer, ruhig, schöner Blick, 41 Euro. Die ganzen letzten Tage überall reichlich Adler, Milane, Geier, Falken. 

Montag, 25. September: 

8:00 raus, Espresso unten an der Bar, Stadtinfo, Supermarkt, tolles Brot-Angebot. Sierra de Guara Karten im Laden neben der Stadtinfo. Klasse-Wetter heute, nur morgens dicker Nebel. Verkehr erträglich Richtung Bielsa, Abzweig zum Klasse gelegenen Campingplatz von Ainsa. Weiter auf der Dammpiste durch die Cinco-Ufer-Auen.

Der Weg endet bei einigen fetten Stahlrohren an einem spektakulär schönen Picknick-Platz mit weitem Blick über die Flußarme & Auen zu den hohen Bergen und zum Pena Montanesa. Links über der flachen Hügelkette hinter der Straße kreisen ca. 40 (!) Adler. Auf der Straße mit tollem Panorama nach Escalona rein, selbst der Anisclo-Canyon ist glasklar zu sehen. Eis und Kaffee auf der mit (reifen!) Weintrauben behängten idyllischen Panorama-Terrasse der Bar, mit an Evia (Korsika) erinnerndem Blick auf Berge und Fluß; total idyllisch.

Es gibt keinen Supermarkt mehr hier in Escalona, war eine Fehlauskunft in Ainsa. Zum Camping Richtung Anisclo, absolut ruhig und fast leer. Aufbau bei schönstem Sonnenschein; Ausflug hoch auf den Hügel ins Dorf; Klasse Panorama-Blicke bei schönster Beleuchtung und Wolkenspielen.

Tomaten im Camping-Laden, Essen kochen, Eier kochen. Angela hat kollosale BWS-Probleme, fing an nach der ersten Nacht mit offener Zelt-Tür in Torla. Kaum Feuchtigkeit trotz klarem Himmel. 23:30 Uhr, 15 Grad, Ruhe.

Dienstag, 26. September: 

8:00 raus, Super-Wetter, 13 Grad im Zelt, naß. Salewa-Daune + dünne Socken war zu wenig. Beizeiten Morgensonne. Angela hat verstärkte Rückenprobleme. Duschen zum Aufwärmen. Große Trocken- und Gepäck-Separier-Aktion. Malheur 1: Die Benzinflasche hat sich in den Packsack entleert, die Pumpe ist rausgefallen. Ursache: 2 Dichtgummis statt einer (der dünne + der dicke) ... Benzin-Trockenaktion. Gepäck abgeben. 12:00 Uhr (!) Start.

Mit dem Rad durch den spektakulärsten Canyon aller Zeiten bei allerbester Beleuchtung, nur: Als es am schönsten wird, sind die Akkus des Foto-Apparats leer und die Hunde-Pfeife mit den Ersatz-Batterien ist im Camp geblieben ... (Malheur Nr.2). Keine Zeit mehr zum zurück fahren. Am Mini-Paß kurz vor dem "Parkplatz" links hoch ein Pfad auf den Hügel. Oben ein perfekter Picknick- und Biwakplatz, einige Meter über der Straße, aber nicht einsehbar. Pause. Gibt kein Wasser hier.

Zum Parkplatz, Räder und Werkzeug verstauen, über die schöne alte Brücke auf den Canyonpfad, wird überragt von der fetten, häßlichen Betonbrücke. Wurde offensichtlich gebaut, damit die Kirchgänger keinen Meter laufen müssen.
Aufwärts durch den überaus schönen Canyon, extrem vielfältige & urwüchsige Vegetation, Wasserfälle, Steilstufen, Badeverbote überall, Adler ohne Ende, Laubfärbung noch ganz am Anfang. Wasserfall-Durchquerung mit Packsäcken als Stiefel. Angela hat zunehmend Probleme, ich muß schließlich beide Rucksäcke die Canyon-Wand hochtragen Richtung Sestrales, im Schein der Stirnlampe.

Oben auf der Piste am Canyon-Rand entlang. Kläffende Hütehunde, eine menschliche Gestalt im fahlen Licht eines Hütten-Vorbaus, pfeift die Hunde zurück. Es ist ein fetter, Zigarettenstummel-kauender Bauer, der Hüter des sogenannten "Rifugio San Vicente", laut Karte ein bewirtschaftetes Rifugio. Er gibt uns aber kein Bett: "Nada" ist sein ganzer Kommentar. Wir laufen noch ein Stück bis hinters letzte Viehgatter, finden hangabwärts eine geschützte Panorama-Terrasse unterhalb einer kleinen Felsmauer direkt an der Hangkante des Canyons.
Planen zur Mauer hin abspannen, essen, schlafen gegen Mitternacht, 9 Grad, absolut trocken ! Zelten ist im Bereich des Anisclo Canyons nur oberhalb 1800 Hm gestattet. 

Mittwoch, 27. September: 

8:30 raus, 7 Grad. Frühstück an der Hangkante, gegenüber segeln Scharen von Adlern in der Morgensonne. Wir sitzen fast genau gegenüber dem Seiten-Canyon mit dem Klettersteig auf der anderen Seite.
10:40 Uhr Start, oben an der Straße sind die Bauern schon schwer beschäftigt. Weiter entlang der Piste, es gibt ausreichend Wasser, muß aber wegen des vielen Weide-Viehs desinfiziert werden. Dann, kurz vor der Schranke, die Selbstversorger-Hütte "Plana Canale", auf die uns der Bauer gestern abend noch hingewiesen hatte: Ein nach abgestandenem Qualm stinkendes Kabuff mit Kamin und zwei schmalen Steinbänken.

Hinter der Schranke bergauf  durch total zugeschissenes (Nationalpark-)Gelände zu den Sestrales-Bergen; von oben grandioser Panorama-Blick von der Hangkante in alle Richtungen: Ordessa-Canyon, Perdido (schneebedeckt), die wilden Berge jenseits des dicht bewaldeten Bielsa-Tals, Escalona, der Stausee, der Pass Richtung Torla, das weite Hügelland Richtung Süden.

Im hinteren Kammbereich wilde Karren-Felder. Wir hangeln uns immer am Hang entlang, ohne Weg. Finden nur mithilfe der Karte den Weiterweg, der ausgesprochen wild und spektakulär & panoramareich ist und mit großem Gepäck schon sehr grenzwertig. Ideale Biwak-Wiese bei der letzten, südöstlichen Kamm-Berührung, aber kein Wasser. Die arme Angela kann wegen ihrer Probleme nicht mal die Stöcke benutzen.

Noch ein toller Panorama-Paß mit Wildwest-Tafelberg, dann steil abwärts durch felsiges Schuttgelände. Grandiose Abend-Beleuchtung. Teils schwere Wegfindung, vor allem im Hartlaub-Dschungel. Der Weg hangelt sich horizontal über Felsbänder, teils kilometerweit, nur um den nächsten kleinen Abstieg von teils nur einigen wenigen Höhenmetern hinzubekommen. Landen schließlich auf dem besser markierten Hauptweg. Immer noch kein Wasser, seit dem letzten Bach vor der Selbstversorger-Hütte nichts mehr, es ist schon stockdunkel, als wir ein Rinnsal finden um 20:30 Uhr, nach ca. 9 Stunden Trockenheit.

Wasser mit gerollter Plastikfolie einfangen, große Essen-Pause. Ein Stück weiter liegt wundersamerweise eine kleine, hügelige, aber ziemlich gerade Wiese am Hang links vom Weg, mitten im Steilgelände. Unser großes Glück, Angela ist wegen ihrer Schmerzen absolut am Ende. Wegen der verboten tiefen Lage Wecker auf 6:45 Uhr. Planen aufstellen, Angela Ruhe, ich essen & kramen, 23:30 Ruhe. Super-Sternenhimmel, ziemlich trocken. 

Donnerstag, 28. September: 

Angela jammert die halbe Nacht wegen ihrer Schmerzen, trotz reichlich Diclofenac. Ich schlage 5:30 aufstehen vor. Komprimiertes Packen, kann so Angelas leeren Rucksack oben quer legen, so bessere Gewichtsverteilung als gestern, als der volle Rucksack oben quer gelegen hat.
Frühstücken, 7:10 Start, nach ca. 2 Stunden unten bei den Fahrrädern. Abfahrt durch den Canyon, der im Morgen-Gegenlicht nicht annähernd so toll wirkt, wie Mittags bergauf mit der Sonne im Rücken. Vorher meine neue Continental-Bereifung wieder mal aufpumpen ... Ausgiebige Kaffee-Pause auf dem Campingplatz. Volle Expeditions-Ausrüstung am Fahrrad: Angelas Ortlieb-Taschen (echt gut !) + Ortlieb Bootssack auf dem Gepäckträger, meine Bootssäcke vorne  + mein Rucksack auf dem Rücken.

Start nach Ainsa, Cortado Stop auf halber Strecke. Ainsa: Busverbindungen aufklären. Barbastro-Barcelona mit großem Bus. Hostal Dos Rios, gleiches Zimmer. Supermarkt. Besuch im "Medical Centre" wegen Angelas Schulter-Schmerzen. Arzt tippt auf Entzündung. Angela soll nach Barcelona in ein großes Hospital gehen.
Zum Hotel, Benzin-verseuchte Ausrüstung in der Sonne auslüften, Wasch- und Trockenaktion auf dem sonnigen Fensterbrett.
Mords-Packaktion im und am Hotel: 2 Räder + 2 Rucksäcke packen, keine Zeit mehr für Internet. Nur noch baden und 23:00 todmüde schlafen.

Freitag, 29. September: 

5:30 raus, Essen, Gepäck runter und um die Ecke zum Hostal bzw. Bar Pirineos, 6:45 da, dort und schräg gegenüber tobt schon das pralle Kaffeehaus-Leben. Minibus kommt mit reichlich (überwiegend spanischen) Backpackern mit klassischen Isomatten. Der große Bus hält dann dummerweise wie schon der kleine Bus auf der anderen Straßenseite und nicht vor dem Pirineos. Schnell alles rüber wuchten, es ist reichlich Platz im Gepäckfach. 7:10 Start, unterwegs Sonnenaufgang, Fahrt durch teils wilde Landschaft, teils mit mit Blick auf den stark abgesenkten Stausee.

Barbastro: Bus nach Monzon geht ca. eine Stunde vor dem Bus nach Barcelona, ist ziemlich leer. In Monzon warten wir dann auf den Barcelona-Bus, der von Huesca/Barbastro kommt ... Der Bahnhof ist viel zu weit weg. 10:40 Bus nach Barcelona, Gepäckfächer schon gut gefüllt, aber unsere gut verpackten Räder gehen noch mit rein.
Unterwegs geht es Angela ziemlich dreckig, der Rüttelei auf die Gelenke wegen. 13:20 Uhr in Barcelona. Telefonieren wegen Hotel, extrem schwierige Lage, entweder alles ausgebucht oder nur eine Nacht möglich in einem Schlafsaal zur lauten Straße hin. Finden dann zum Glück noch ein Zimmer in den "Appartamentos Rembrandt", erstaunlicherweise für 75 Euro statt 90,- wie im Führer angegeben. Reservierung nur gegen Kreditkarten-Angabe. Angela versucht Taxi zu organisieren, geht aber angeblich erst 17:00 Uhr wegen Lage des Hotels in einer Fußgängerzone.

Wilde Gepäckschlepp-Aktion rüber zum Bahnhof Sants, dort (Pfand!) Gepäckwagen runter zur S-Bahn, Gepäck reinwerfen in den Zug, rauswerfen an der Haltestelle Catalunya, eine Station weiter. Nächste Schlepp-Aktion hoch an die Oberfläche, landen dummerweise an der "Rambla de Catalunya" statt an den "Ramblas". Ich muss alles (natürlich je zweimal hin und her) über den Platz schleppen, inkl. 1x Ampel + 1x wilde Querung durch geparkte Mopeds.
Malheur beim letzten Gepäckstapel: Liegt mitten in der kleinen Fußgängergasse ("Canuda"), wenige Meter vom Hotel, als ein kleiner LKW kommt. Stoppt, hupt, ich räume 3x weg, nur mein Rad liegt noch da, als er Gas gibt und mein Rad vor sich her über den Asphalt schleift. Angela stoppt den Fahrer, großer Aufstand, es ist aber dummerweise gerde 17:00 Uhr geworden und damit schon keine Fußgängerzone mehr.

Gepäck hoch schaffen, schönes, komfortables und ruhiges Zimmer. Extra-Schlüssel vom Treppenhaus, wo noch die Drähte von den gerade renovierten Wänden hängen und auch noch Privatleute wohnen. Start zum Telefon, 061/112 schickt uns zum nächsten Medical Center. Cort ca. eine Stunde warten, dann müssen wir mit dem 59er Bus entlang der proppevollen Rambla und entlang der Beachfront zum "Hospital del Mar". Sind ca. 20:30 da. Vor uns liegt einer in einem, auf der linken Seite blutdurchweichten, weißen Hemd, unter dem sich 3 Einschußkrater abzeichnen. Blut rinnt aus Nase und Mund. Kann aber noch die Augen bewegen.

Angela muß warten, die vielen akut Verletzten haben Priorität. Ich mache zwischendurch einen Spaziergang an der Strandpromenade von Barceloneta. "Blade Night", viele lockere Gaststätten, teils mit Sofas, keine Imbisse und vor allem keine Take Aways wie in Barcelona. Schöner, langer Sandstrand bis zum Olympia-Hafen. Mit blauem Engel. Ab ca. 2:30 Uhr mehrere Schlafrunden, zuvor ein Fettgebäck aus dem Automaten, an das nur Leute kommen, die das Geld ganz langsam einschieben.
Alle öffentlichen Telefone haben Karten- und Münz-Funktion, nicht wie in D und F, wo es nur diese asozialen Karten-Telefone gibt. Ein 10er Streifen-Fahrschein für beliebig weite Fahrten im Stadtgebiet kostet 6,65 Euro, macht 66 Cent pro Fahrt !
 Nach nur 8 Stunden, um 4:30 Uhr, ist Angela fertig. Geröntgt, Blut entnommen & analysiert: Bakterielle Gelenkhaut-Entzündung, der Zeckenbiß von vor 6 Monaten ? 2 verschiedene Antibiotika für 8-10 Tage + Omep als Magenschutz + Schmerztabletten + Bewegungsverbot für den rechten Arm.
Nachtbus zur Catalunya, Essen, 6:00 ins Bett.

Samstag, 30. September: 

11:00 raus, war schön ruhig beim Schlafen, nur der Wanduhr musste ich die Batterien entziehen wegen der seltsamen Geräusche. Angela bleibt im Bett. Cortado in Cafebar, Baguette, Tomaten, Obst gegenüber aus dem "Champion" Supermarkt, den ich noch von meinem letzten Besuch vor 16 Jahren kenne.

Frühstück, laufe dann meine erste Runde. Ein unglaublicher Trubel. Hoch in die Neustadt ("Rambla de Catalunya"), "Modernisme" anschauen, 2te Metro retour, durch die Altstadt ans Meer, über die Fußgänger-Brücke zum Maremagnum, die Ramblas hoch zum Appartement, vorher noch im berühmten Mercado Obst kaufen. Die Vielfalt des hochgelobten Markts ist mäßig, schon im Vergleich mit einem beliebigen deutschen Supermarkt. Gleiches gilt für die Supermärkte, außer Royal Gala nichts Genießbares zu kaufen.
Hotel, Ausruhen, pflastermüde.

19:15 Start nächste Runde. Erst ins "Decathlon" nebenan schräg gegenüber, Geruch von billiger Plastik und Menschenmassen. Leichte Drachenflieger-Schnur (110 kg Haltekraft) als Outdoor-Ideallösung, aber zu lange Schlangen an den Kassen. Weiter in die hintere Fußgänger-Zone, dort (Attac-)Demo gegen die Wohnungs-Spekulation und Mietpreis-Steigerungen. Man zieht zur Placa Convention und macht reichlich Party nebenher. "Vermiete Duplex-Garage für 600 Euro". Heftiges Aufgebot an Blaulicht und Leuten in Kampfanzügen, die alle Ausgänge des Platzes abriegeln.

Durch die Gassen zum hafenseitigen Rambla-Ende, dort Bühne mit Hare Krishna Konzert und Snacks aus dem großen weißen Stoffbeutel. Runde durch Raval / Rambla de Raval, als die Blaulichter die Ramblas stürmen weil Attac sich nähert. Volle Ausländer-Szene in Raval. Die Ramblas hoch, eine Runde um die Pl. Catalunya, etliche Indio-Bands, Attac mit Abschluß-Party und Bergzelten zu vermieten für 600 Euro / Monat. 22:15 Uhr noch 25 Grad, Hotel, Pillen-Plan für Angela aufstellen, Essen, Packen, Ruhe. 

Sonntag, 01. Oktober: 

7:00 raus, Duschen, exzellenter Cafe Cortado im "Vienna", inkl. Gratis Mini Croissant 1,15 Euro. Essen, fertig packen, Gepäck runter räumen, Schlepp-Aktion zum ersten Cafe am Pl. Catalunya, unterwegs ein deutscher Penner. Cafe hier 50% teurer als im Vienna und ohne Croissant. Zum Aerobus, alle müssen trotz Mords-Gepäck vorn einsteigen. Steigen am Terminal A aus, weil da Condor dran steht, müssen aber zum Terminal B.
Einchecken: Sperrgepäck wird einfach am Check In hinterlegt. Bekommen falsches Abflug-Rondell (M4 statt M3) auf die Bordkarte gestempelt. Angenehmer Flughafen, keine überzogenen Kontrollen, nicht einmal die Bergschuhe müssen ausgezogen werden. Freundliche Gaststätten- und Einkaufszone.


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