Seealpen Juli 2006


Auf wilden Pisten von der Cote Azure durch Ligurien und die Seealpen nach Turin.


Samstag, 1. Juli: 

5:30 raus, nach 5 Stunden Schlaf, gestern waren es nur 4 Stunden. 6:30 zur U-Bahn, Angela steigt mit "Einkaufswagen" am Sendlinger Tor zu. Sind beizeiten am Flughafen, Bikes werden 1way bezahlt und zum Sperrgepäck gebracht, Geld abheben, Espresso trinken. Die Süddeutsche gibt's am Gate, 9:40 Start mit Condor. Super-Alpen-Panorama.

Tropisches Klima bei der Ankunft in Genua, Airport-Bus zum Hauptbahnhof, Zugtickets für Regionalzug nach San Remo, lange Schlangen, auch am Automaten, 12.59 Start, 15.45 da. Räder am Bahnhof aufbauen, Gepäck in der Stadt umpacken. Schieben durch die schöne Altstadt, weiter an der Küste bis zum Zeltplatz: 27 Euro für einen "halben" Platz, viele Wohncontainer, höchste Packungsdichte, Stein-Untergrund, direkt am Zaun, der den Zeltplatz vom "Strand" trennt.
Der Strand ist in bester türkischer Schwarzmeer-Qualität verunstaltet. Nachts gibt's reichlich Licht, dazu eine externe Disko und eine interne (Kinder-)Disko, die um 22:30 Uhr beginnt ... Mitternacht Hinlegen, 27 Grad.

Sonntag, 2. Juli: 

Früh 23 Grad, etwas feucht, nachts eingecremt wegen beißender Insekten. Ich hab ohne Zelt geschlafen. Einpacken, Duschen, 9.45 Start, 10.00 wäre letzter Check Out. Lebensmittel kaufen in Ospedaletto. Schöner, schattiger Pausenplatz mit Blick auf die Hügel am Meer. Daneben ein Drachenflieger-Landeplatz. Ausgiebig Frühstück.

12:00 in sengender Hitze bergauf Richtung Perinaldo, immer die abgebrannten Küstenberge im Blick, seit Genua ist alles abgebrannt, war gut zu sehen vom Zug. Stundenlange, schattenlose Quälerei. Erst in Kammnähe wird es zunehmend grüner, 17:30 Teatime im Parco Naturale Monte Brignone auf einer Bankgruppe im Wald.
Danach lockeres Radeln, erst oben lang, durch schönen Kastanienwald, wenig abgestorben, dann flott abwärts nach Perinaldo, ein schönes altes Städtchen auf einer Bergkuppe.  
Ein englischer Immobilien-Entwickler, seit 6 Monaten hier, italienisch verheiratet, kommt mit Weingläsern auf den Platz, macht hier sein erstes Projekt, zeigt uns den Weiterweg, ist ganz begeistert von unserer Radtour, meint wir können nur Deutsche sein und Deutschland wird die Fußball-WM gewinnen. Wegen des Klimas wohnen viele Deutsche hier.  

Abfahrt durch Wald und Oliven-Plantagen, Zelten auf einer Oliven-Terrasse oberhalb der Straße, reichlich Mücken. Es ist zu trocken zum Kochen. Wir sind reichlich platt nach ca. 1000 Hm in der Sonnen-Glut. 23:00 Ruhe, 23 Grad.

Montag, 3. Juli: 

8:00 raus, Leinenschlafsack war genug, absolut alles trocken. 9:15 Start, runter nach Apricale, Brot und Tomaten kaufen, Rundgang durch das Höhlen-Labyrinth des sehenswerten Ortes in toller Hügellage. Super Capuccino und Espresso. Schwätzchen mit 82 Jahre altem Herrn aus Schwaben, der sich schon 1972 zu sehr günstigen Preisen hier eingekauft hat.

Brotzeit unten in Isolabona, aufwärts mit schönem Bergblick durchs Nervia-Tal nach Pigna, sengende Hitze. Hinter Pigna rechts weg zum Pso. Langon mit schönem Blick auf den wilden Felsenkessel oberhalb von Buggia (422m) Mt. Peireville, 2038m. Weiter bei zunehmender Schwüle und Bewölkung auf schöner Panorama-Strecke mit Blick auf tolle Dschungel-Berge auf der anderen Talseite. Leichter Gewitter-Regen nach der Teatime, unter der Folie bei schönem Panorama.

Hoch zur Alm unterhalb vom Paß, Wasser tanken. Am Paß eine von Vandalen zerlegte Herberge, mit Bar, alles Mobiliar noch drin, aber zertrümmert. Gut gedeckte Biwak-Panorama-Terrasse mit Kirschbaum zum Pflücken. Extrem wenig Verkehr. Kartoffelbrei mit Bohnen. 23:00 Ruhe, 20 Grad.

Dienstag, 4. Juli: 

8:00 raus, immer noch 20 Grad ! Zelt etwas feucht. Panorama-Filterkaffee, packen, Angela fährt nochmal Wasser holen von der Alm, 12 Liter.  Zunehmend Ausflügler unterwegs. Start, große Waschaktion ein Stück weiter hinter dem Abzweig zum Melosa-Paß oberhalb der Alm am zweiten Auto-Wrack. Dann schöne Wald-Panorama-Strecke zur CAI-Hütte am Melosa-Paß. Man erzählt uns, dass im Gegensatz zu unserer MTB-Touren-Beschreibung oben am Rif. Grai kein Wasser ist.

Beratung bei exzellentem Hütten-Cappucino. Ausgiebig Siesta auf dem Hügel hinter der Hütte unter der Lärche mit schönem Blick auf den Hauptkamm und das Rifugio Grai. Schokolade kaufen und Wasser tanken bei der brasilianischen Wirtin, haben jetzt in Summe 14 Liter. Halb schiebend, halb fahrend die Serpentinen hoch zum Rifugio Grai. Die einzige Quelle auf dem Anstieg ist komplett in neues Gemäuer gefaßt  und nicht mehr zugänglich. Die letzte halbe Stunde in leichtem Regen, am Rifugio angekommen hört es auf.

Das Rifugio ist eine alte Kaserne von 1920, zu einem Drittel renoviert und verschlossen, auch die Wasserstelle ist verschlossen ... Der Rest ist vergammelt. Wir kochen auf der Panorama-Terrasse,  unter uns der Stausee und die Avanella-Hütte. Dann Aufstieg auf den Monte Grai, oben ein weites Panorama, aber der Jahreszeit entsprechend ziemlich diesig.
Schlaflager im offenen Nebengebäude, vorher Staub und Zweige wegfegen, Gepäck-Lager auf zwei alten, rostigen Bettgestellen. Auf der Terrasse bei Halbmond ein Lindt-Schokoladen-Mahl. 22:45 bei 17 Grad Nachtruhe.

Mittwoch, 5. Juli: 

7:00 raus, Lerchen-Gezwitscher, stahlblauer Himmel, Kaffee auf der Terrasse, packen, Frühstück. 9:15 Start. Hinter unserer Hütte ein lange Höhle, auto-befahrbar (!), ab 20 Meter rein mit Wasser gefüllt, geht Richtung Wasser-Versorgung auf der Hütten-Seite des Berges. Das Wasser ist aber hier auf der Rückseite des Berges sehr kalkschlamm-haltig.

Weiter leicht aufwärts, bis zum Abzweig zur Cima Martha, ist nicht mehr für Autos gesperrt. Weiter zum großen Kasernen-Ruinen Gelände mit Schäferhaus. 3 Straßen führen weiter, lt. Schäfer sollen wir rechts die grasige Piste durch den Lärchenwald nehmen. Sehr schöne Lärchenwald- und Wiesen-Strecke zum B. de Samson. Weiter an der alten Kaserne vorbei zum Paso de Colle Ardente, dort eine Art Pfadfinderlager der Franzosen mit Strom-Generator, Wohnwagen und reichlich Fahrzeugen.
Weiter immer steil hoch zum Pso. de Tanare, reichlich "Pfadfinder"-Fahrzeuge mit und ohne Teenies in alle Richtungen unterwegs. Einer überholt uns und verliert seinen Schafzaun. Der Campingwagen wird hinter uns hergezogen, diverse Motorradfahrer, eine tschechisch-rumänische Jeep-Karawane. Ein Murmeltier kreuzt den Weg.

Dann die große Überraschung: Unter dem Monte Saccarello, schön im Lärchen-Schatten mit Panoramablick, ein Quelle ! Zwar abgeleitet, aber mit zwei Abflußrohrer zur freien Verfügung. Großes Waschen und Rasieren & Teatime & Müsli mit dem gut vorgewärmten Kanisterwasser; die Quelle selbst ist eiskalt.
Oben am Tanare-Paß (2050m) haben die Schafzüchter-Pfadfinder ihr Lager schon hinter einer Schäfer-Hütte aufgebaut und den mit einem Solar-Weidezaungerät gespeisten mobilen Zaun drumherum aufgebaut.

Wir machen eine ausgiebige Pause in der Abendsonne am Paß mit Blick über Tenda auf die Seealpen. Der Schäfer kommt, mit Jeep, 3 Hunden und Taschenradio. Wir verziehen uns auf die Straßenseite wo die Schäfer nicht sind, hinter den ersten kleinen Hügel. Zelt aufbauen im tiefen Gras, direkt am Abhang über der Straße mit Abendsonne über der Argentera. Unter uns treibt der Schäfer mit 4 Hunden die Schafe ins frisch aufgestellte Gatter bei dem Wohnwagen und den Jeeps. Der Generator läuft schon.

Es wird schon vor Sonnenuntergang sehr schnell naß und kalt. Wir sind schon bald in der lockeren "Passatwolke", die wir gestern schon über den Paß schwappen sehen konnten. Das Zelt ist innen und außen naß, die Klamotten auch. 22:00 schöner Blick auf die freigezogene Argentera. 22:30 Ruhe, 14 Grad.

Donnerstag, 6. Juli: 

6:00 leichter Regen, immer noch 14 Grad, sind mitten in der dicken Wolkensuppe. 8:00 klart es etwas auf, aufstehen. Notdürftiges Trocknen, Kaffee, packen, Frühstück. Abfahrt runter zum Abzweig Richtung Saccarello-Skigebiet  und zum Abzweig nach Monase, auch auf dieser Hangseite ein ausgedehntes Weidegebiet. Weiter immer am Hang entlang durch ein ausgedehntes, wildes Lärchenwaldgebiet mit explizitem Campingverbot (Azienda Faunistico = Mega Farm). Immer wieder Motorrad-Schwärme und reichlich Bauern-Fahrzeuge. Zwei weitere Schäfer-Wohnwagen am Weg, der zweite genau am 100sten Kilometer der Tour, an einer Brücke über den ersten Bach, den wir auf der gesamten Tour bislang gefunden haben !

Ausgiebig Siesta an einem Mini Canyon auf der anderen Seite der Brücke mit Wasserfall und Blumenwiese. Das Wetter ist diesig, neblig, wolkig, kühl, ab und zu scheint die Sonne durch. Am Schäfer-Wohnwagen versammeln sich derweil 4 Schäfer-Jeeps zur Siesta. Insgesamt deutlich mehr Motorräder als auf der Südhälfte der Grenzkamm-Straße, ein Deutscher kommt mit einem gepanzerten Armee-Fahrzeug !

Zunehmend neblig, Sichtweite teils nur noch 10 Meter. Weiter durch die Lärchenwälder der riesigen "Azienda Faunistico", es geht zunehmend bergauf. Wilde Piste, steile Abhänge verschwinden im Nebel. Am Colle dei Signori lichtet sich der Nebel, Blick frei auf die Rif. Barbera und die weitere Strecke hoch in die Felsenzone. Auf einen Cappucino runter ins Refugio, 17:30 Uhr. Draußen erwartet uns der  Wirt, erzählt die Hütte ist letzten Samstag neu eingeweiht worden !
Alles nagelneu, der Wirt ist noch am Bauen. Hat noch keine Espresso-Maschine, dafür gibt es einen Riesen Cafe Latte. Draußen zieht es wieder zu. Gönnen uns eine Halbpension a 37 Euro p.P., 30 Minuten später fängt es an zu regnen ...

Dann gibt's ein spektakuläres Feinschmecker Menu: Pasta, leckere Soße, frisches Brot, Gemüse Kartoffelsuppe, Steak mit grünen Bohnen, Omelette, Sahne Dessert. Wir sind pappesatt und zufrieden. Drehen noch eine kleine Abendrunde auf die Anhöhe, es regnet nicht mehr und zieht von Frankreich her frei. 23:00 Ruhe, 17 Grad im Raum.

Freitag, 7. Juli: 

01:30 Uhr wach, viel zu warm mit der dünnen Daune, ist wohl das viele Essen und die Matratze und das Zimmer. Nehme 2 Decken her. Angela zeigt aus dem Fenster talabwärts (Südost). Dort tobt unter uns in den Wolken ein infernalisches Gewitter, mehrere Blitze pro Sekunde zwischen den Wolken und zum Boden.
7.45 Aufstehen, reichliches Frühstück mit frischem Weißbrot, leckerem Biskuit-Zwieback, Butter, Marmelade, Honig und einem riesigen Cafe Latte.

9.15 Start in den grandios ausgeleuchteten Felsenkessel. Heute ist zum ersten mal kristallklare Luft ! Murmeltiere ohne Ende. Teils äußerst brutale Piste mit bergab schieben. Zunehmend wolkig, an der berühmten Haarnadel-Schleife des Col della Boaria Brotzeit & Kaffee bei dicker Nebelsuppe.  Start 1:30 Uhr bei wieder guter Sicht bis runter nach Limone. Hinter dem Paß ein riesiger Talkessel, ein einziges Meer von Alpenrosen.
Treffen dort zwei französische MTB-Rentner, haben heute ihren letzten Urlaubstag, und einen jüngeren Franzosen mit unglaublich ausgerüstetem Fully: Klappverdeck gegen Regen, Armaturenbrett mit Radio, jede Menge Reserve-Schläuche & -Mäntel an Rahmen und Gabel befestigt. Er rast mit Mords-Speed über die felsige Piste.

Am letzten großen Paß am Ausgang des Alpenrosen-Kessels noch ein Blick auf Skipisten-verwüstete Abhänge, dann wieder dicke, kalte Nebelsuppe. Die Bar am zweiten Lift hat zwar zu, die herumlaufenden Bauarbeiter meinen aber, ein Cafe geht immer. Tatsächlich ! Cappucino (lauwarm) und einen (sehr leckeren) Espresso. Angela schwatzt angeregt mit den Leuten, ich schaue in der Zeitung nach dem Wetterbericht: Ganz Italien schlecht und Regen, nur die Seealpen Wolken mit Sonne ohne Regen !

Abfahrt, zwei deutsche Motorradfahrer, sind vom Meer auf Tagesausflug hier und haben nichts gesehen außer Nebel. Wir fahren runter zum Zentral-Fort am Tenda-Pass, ausgedehnte Anlage, das Fort blickt runter nach Frankreich, dahinter die zerbröselnde Kaserne Richtung Italien. Sehr lange Siesta, von eiskaltem und dickem Nebel tendenziell immer besser, 17.30 ist das Seealpen-Panorama gegenüber weitgehend freigezogen und die Sonne brutzelt herunter.
Wir beschließen, heute abend hier oben zu bleiben. Lager aufbauen an der kleinen Ruine nördlich unterhalb vom Fort. In der Kasernen-Anlage bauen einige per PKW angereiste Italiener ihre Zelte auf. Tolle Abend-Atmosphäre mit Blick bis zum Monviso. Der bislang kälteste Abend: 9 Grad um 22:00 Uhr ! Hose + 2x Socken + beide Schlafsäcke + Biwaksack.

Samstag, 8. Juli: 

Nachts viel zu warm, Socken + Hose aus. 6.45 raus, 7 Grad. Glasklare Sicht über den Alpen-Hauptkamm und den Monviso, 80 km weg, zum Greifen nah. Brillante Sicht auf die Seealpen und die 48 Kurven der alten französischen Tenda-Paßstraße und zurück auf die Abfahrt vom Colle della Perla.
4 Italo-Mtb'ler mit schweren Rucksäcken auf dem Weg zum Paß machen einen Abstecher über's Fort. Wir drehen noch eine Abschiedsrunde über das grandiose Panorama-Biwak-Fort-Plateau.

27 km Abfahrt bis Roccavione (646m), ca. 1250 Hm. Massen von Mtb'lern auf dem Stück nach Limone 1400 und viele Rennradler, wenige Hornissen, wenig Autos. Ab dem Tunnelausgang dann Verkehrshölle, zum Glück nur Abfahrt. Brot und Tomaten kaufen in der Rentner-Stadt Limone, Hochzeit auf dem Kirchplatz, Angela ist ziemlich fertig heute. Die Tankstelle Vernante hat Siesta, Brotzeit in kleinem Park mit Bergblick, üppig grüne Hügel, heiß. Kocher auftanken am Kreisverkehr hinter Roccavione, der Supermarkt hat Siesta.

Weiter Richtung Valdieri mit tollem Blick auf die Seealpen-Berge über üppig grünen Hügeln. Erschöpfungs-Bade-Nothalt in den Gesso-Auen mit Teatime, hinter dem Auslaß des Pumpspeicherwerkes. Endlos viele Kalk-Bergwerke verschandeln die eigentlich traumhaft schöne Gegend.
Unmengen Obst und Gemüse kaufen im Tante-Emma-Laden in Valdieri. Alles in den großen Rucksack packen für den ad hoc für morgen geplanten Ruhetag. Bis Entraque keine Chance auf einen passenden Biwakplatz, der Campingplatz am Ortseingang ist eine große Sardinenbüchse, noch dazu mit krass vielen Lampen. Wir quälen uns durch den schönen alten Ort, letzter Lebensmittel-Einkauf. Hoch zum zweiten Camping, dort nur direkt an der Straße Platz frei. Fahren wieder runter zum Ort, zum Staudamm, hoch zur Straße Richtung Barra-Tal.

Hinter dem grotten-häßlichen Stausee beginnt eine tolle Landschaft vom Allerfeinsten, Erinnerungen an den Kaukasus kommen hoch. Steile, subtropisch grüne Täler, an deren Ende Schnee von den gezackten 3000ern blitzt. Kollosale Wassermassen stürzen den Fluß hinunter. Wir sind aber viel zu fertig, um uns an der Herrlichkeit richtig zu erfreuen.
Kurz vor 22:00 Uhr, bevor wir den nächsten und letzten Camping erreichen, finden wir eine geniale Wiese am tosenden Fluß, einigermaßen gedeckt vor der Straße, die zum Glück an allen Ausweichstellen Parkverbot hat. Es gibt eine alte Feuerstelle und einen frischen Abdruck eines kleinen Zeltes im Gras. Mit letzter Kraft die Zelte aufstellen, Tomatenbrot essen, schlafen um 23:30 bei 17 Grad und mit dünner Daune.

Sonntag, 9. Juli: 

Früh alles klatschnaß, aber Super-Wetter, 14 Grad um 8:00 Uhr. Nachts 3x die Luftmatratze aufgeblasen, ein neues Loch, beim letzten Aufblasen die warme Daune übergezogen. Sonst gut geschlafen. Kaffee, klappt gut mit der neuen Kombi-Filter-Methode. Zelte abbauen, Lager in Picknick-Platz vewandeln. Große Trocken- & Waschaktion bis Mittag, warm & sonnig, ideales Ruhetag-Wetter hier in 1200 m Höhe im Juli. Ab und an brauen sich ein paar Wolken zusammen.

Warmwasser-Duschversorgung mit Boots-Sack und Rucksack-Solar-Anlage. Nur Abspülen durch Sprung in den eiskalten Fluss. 17:00 Uhr ist die Sonne hinter der westlichen Talseite verschwunden, 26 Grad. Ich töte eine Zecke an der Hand und wechsle aus dem Gras auf die Folie.
Erstes Abendbrot, Lager aufbauen, Bierchen trinken, zweites Abendbrot. Schöne Abend-Atmosphäre, 23:00 Ruhe.

Montag, 10. Juli: 

7:45 raus, Zelt total trocken ! Stahlblauer Himmel, klare Sicht. 10:00 Start nach San Giacomo, wieder schöne Blicke auf den Mt. Gelas, ringsum die subtropische Vegetation, links der Fluß mit Stromschnellen und Gumpen. In San Giacomo endlich mal ein schöner und nicht überfüllter Campingplatz.
Start Richtung Rifugio Sorio Elias, erst ein Stück angenehm durch Buchenwald, bis zum Parkplatz für die Leute mit Sonder-Genehmigung. Dann die bislang härteste und steilste Geröllpiste in brütender Sonne, 400 Hm schieben, äußerst brutal. Auf halber Höhe ein Steinbock-Weibchen mit 2 Jungen, nicht sonderlich scheu.

Wir kommen ziemlich geschafft an der Hütte an. Eine Philippina und 2 italienische Mädchen managen die ansonsten leere Hütte. Wir bekommen ein 7er Zimmer mit 50% AV-Rabatt für 8.50 Euro p.P. Gegen 19:30 beginnt es schwer zuzuziehen. Die Hütte hat einen Speisesaal, einen Leseraum und 40 Meter talab ein ständig offenes, altes Winterraum-Gebäude. Es gibt frisch gebackenen, leckeren Apfelkuchen zum Abendbrot. Eine der Wirtinnen ist aus Cuneo, ist seit einer Woche auf der Hütte, außer gestern hat es jeden Nachmittag geregnet ! Sie ist begeisterte Pfadfinderin und meint, 20% aller Italiener und fast alle Engländer sind Pfadfinder.
Eine Gruppe Pfadfinder baut derweil unterhalb der Hütte im Talgrund am Bach ihre Zelte auf, Gitarren-Klänge. Dünne Schaumstoff-Matratze. Dicke Luft trotz offenem Fenster. 22:30 Uhr Ruhe.

Dienstag, 11. Juli: 

7:30 raus, schlecht geschlafen, wegen der dicken Luft. Super Wetter, draußen Kaffee und Kuchen. Entscheidung für Biwaktour nach Frankreich. Packen, essen, Gepäck abliefern, Bikes hinter die Hütte. 9:00 Uhr sind alle drei Hütten-Wirtinnen aufgestanden. Schokolade kaufen, 9:40 Uhr Start. 600 Hm Steinwüste hoch zum Paß Richtung Frankreich. Oben Unmengen französische Wanderer, unterwegs reichlich Steinböcke. Ab dem Paß viele Wolken,  oben alte Bunker, bewohnt von Steinböcken. Landschaft hinter dem Paß teils sehr bizarr, aber nicht so schön.

Rüber zum P. de Ladres Richtung Vallee de Boscon durch schönes, mit rötlichem Kalkstein durchsetztes Biwak-Gelännde mit Super-Panorama. Am Paß Blick auf einen überaus malerischen Talkessel mit idyllischem Mini-Stausee, hinter dem sich sehr schön die Berge vom M. Pelago bis zum Alpen-Hauptkamm erheben. Der See ist umgeben von lockererem, angekränkeltem Lärchenwald und hellen, abgerundeten Kalkstein-Felsen.  Total malerisch !

Teatime im Sonnenschein auf der Ostseite, Brotzeit auf der Westseiten-Anhöhe. Biwak wg. der Gewitterwolken nicht oben am Paß sondern unter der Anhöhe in einer malerischen Mini-Schlucht mit Blick im O auf See & Talkessel & Pass, im W auf den Hauptkamm und die bis über 2000 m lärchen-bestandene Schlucht davor.
Auf der italienischen Seite ist die untere Zone bis 1500 Hm schöner, in Frankreich die obere. Wasser holen von unterhalb der kleinen Naturstein-Staumauer in einem Mini-Canyon, da Wasser quillt zwischen den im unteren Bereich der Staumauer locker geschichteten Steinen hervor.Wasser desinfizieren wegen der Pferdeherde, die ihre Äpfel rings um den See gut verteilt hat.

Couscous kochen, kleiner Abendspaziergang durchs Revier, Angela mit Spezial-Folien-Biwak und Moskito-Kopfnetz gegen die zahlreichen Mücken. Klasse Abendrot, als sich gegen 21:15 Uhr (14 Grad in 2000 Hm) die Wolken zurück ziehen vom Hauptkamm. 2er Folienzelt fertigbauen, 23:00 Uhr Ruhe.

Mittwoch, 12. Juli: 

Nachts mehrfach die Luft aus der Matratze, 2 neue Löcher an den Ventilen ! Dazu permanentes Folien-Knattern. 7:30 ziemlich geschlaucht aufstehen. TOP-Wetter. 9:40 Start, gegen 11:00 wieder oben am Paß. Schlaff, unausgeschlafen schon die  zweite Nacht, gereizte Stimmung.

Trotzdem hoch auf die C.me de Agnelliere, eingrandioser Aussichtsberg, 2699 m, eine totale Trümmerwüste, viele Steinmauer-Biwakplätze oben im Sattel direkt unter dem Gipfel. 2 Schneefelder oben ! Dazu reichlich Blumen. Blick nach St. Martin, ins Salese-Tal, auf die Argentera-Gruppe, glasklar, bei bestem Bergwetter. Schöne Panorama-Kammwanderwege aus Richtung Süden.

Viele Franzosen unterwegs, vor allem Ältere. Retour zum P. des Ladres, wieder Streitereien wegen Nichtigkeiten. Teatime, schneller Aufzug von Gewitterwolken aus Richtung Süden, Abmarsch zum Col de Fenestre und runter Richtung Hütte. Himmel bedeckt, aber kein Regen. Bikes und Gepäck packen an der Hütte. Reichlich Steinböcke, Gemsen und Murmeltiere den ganzen Tag, in Frankreich sind die Steinböcke scheuer.

Verabschiedung vom Hütten-Team, überwiegend schiebend auf der Horrorpiste bis zum ersten Parkplatz. Dann befreit fahren bis San Giacomo, dort großes Drama um das leckere Nußeis; ein abgrundschlechter Tag heute. Talab zum letzten BW-Platz, Waschen + Rasieren. Memos schreiben. Versöhnungs-Abendessen. Blitze im Tal, kommen immer näher. Planen über die Zelte spannen, in letzter Minute. Ab 22:30 heftiger Gewitter-Regen.

Donnerstag, 13. Juli: 

Regen immer wieder bis in den Morgen, 8:45 raus, große Trocken-Aktion & Waschen im Fluß. 11:45 los, 10 Minuten später leichter Regen bis Entraque. Lebensmittel-Einkäufe, Regen-Ende. Räder am Pizzeria-Parkplatz unter Baum anschließen, zweites Frühstück. Rundgang zum und durch die Gorge della Reina; kleiner & feiner Canyon, begehbar bis zum malerischen Moos-Wasserfall & -Geriesel.
Leckeres Eis & Cappucino im Ort bei überaus freundlicher Bedienung, werden mit unserem Bar-Cappucino sogar draußen am Tisch platziert. Sehr lebendiger, freundlicher und ansehnlicher Ort.

Runter ins Haupt-Tal, kurz vor Valdieri zur Brücke abbiegen. Die Piste auf der anderen Fluss-Seite fluß-abwärts, finden schon ein Zelt an einer schönen Stelle im Auenwald. Ein Stück weiter dann der Top-Zeltplatz: Auf einer idyllischen Sandinsel, über eine Mini-Brücke erreichbar, Badegumpen-Lagune, Berge von Treibholz und schöne Berg- und häßliche Stromleitungs-Hochspannungsmasten-Blicke.
Abends leckere asiatische Gemüsesuppe mit italienischem Tiefkühlgemüse und vorgekochtem italienisch/indischem Basmatireis. 22:30 Richtung Süden wieder Blitze. Wieder Folien aufspannen. 23:30 Ruhe, einschlafen, wieder aufwecken durch heftigen Gewitter-Regen. Der Fluß ist sehr laut, Schlafsack offen und nicht gut im Griff.  

Freitag, 14. Juli: 

8:45 raus, die Sonne kommt gerade über den Kamm. Wieder große Trocken-Aktion ... Packen, baden, 12:20 Start. Cappucino + Espresso in Valdieri, sehr lecker. Flotter Aufstieg zum Paß, Teatime mit schönem Blick über die Kirche "Madonna di Colletta" auf die Dolomiten-Felsen über dem Paß. Großeltern + Enkel mit Jeep zum Eisen-Murmeln + Siesta.

Schöne Abfahrt ins Stura-Tal. Sehr schöner Laubwald-Dschungel auf beiden Seiten des Passes. Gemütliches Radeln auf ruhiger Nebenstraße durch das üppig grüne Stura-Tal nach Demonte. Schöne, alte Stadt mit Laubengängen, netter Dompark und Verkehrshölle im Stadtzentrum, dank Sturatal-Hauptstraße. Rundgang + Großeinkauf, leckeres Nußeis, etliche begeisterte Fans unserer Tour, ein Ladenbesitzer erzählt vom italienischen WM-Sieg und schenkt Angela ein Italien-Fahne.

Auffahrt Richtung Maira-Tal im schönsten Abendlicht. Biwak unterhalb der Straße auf einer brombeer- und dornen-verseuchten Wiese nicht weit vom Fluß. Kochen, schlafen, sehr laute Wiese, Ohropax. Beim Ei legen vor dem Schlafen gehen noch in einen Bach getreten mit rechter Sandale und Socke.

Samstag, 15. Juli: 

7:30 raus, dicke Wolken aus dem Tal, Donner. Beschleunigtes Packen, dann aber doch in Ruhe Kaffee trinken und Frühstück. Alles voller Nacht-Schnecken(-Schleim) heute morgen. 9:30 Start durch schönen Wald und kleine Siedlungen, dann wieder mal Beginn einer riesigen Rinder-Hazienda auf noch riesigeren kahlen Hängen, die sich bis zu den Gipfeln hinziehen. Nur die steilen Nordhänge sind noch bewaldet.

Morgens kollosal viele Radrennfahrer auf dieser Giro d' Italia Strecke, ab mittags reichlich Autos und Hornissen, erst abends wird es besser. Marco Pantani Denkmal am Paß. Klettern auf den Gipfel, oben schönes Abendlicht, feines Panorama, aber im Dunst. Die meisten Autofahrer halten nicht einmal an hier oben. Verwerfen Biwak-Pläne wegen fehlendem Wasser und Gewittergefahr.

Auf der anderen Seite wieder eine riesige Hazienda, zum Glück finden wir unverseuchtes Wasser schon 100 m unter dem Paß. Finden dann eine erstklassige BW-Stelle auf einer kleinen lärchen-bestandenen Panorama-Wiese auf einer Anhöhe 50 Hm über der Straße. Dunstig, der Monviso, diesmal ganz nah im Abendlicht. Schönes, weites Panorama Richtung Norden, unter uns die Hazienda. Der Glockenlärm ist auf unserem Platz gut gedämmt durch eine kleine Erhöhung am Rande der Wiese. Reichlich Mücken in dieser Rinder-Gegend. Zelt aufstellen gar nicht so einfach zwischen den vielen Kuhfladen.
1500 Hm heute und ein harter Schlußaufstieg zur Wiese. Kochen, schlafen. Ca. 2100 Hm, 11 Grad um 22:30 Uhr. Sehr ruhig, bis auf die vielen Flugzeuge.

Sonntag, 16. Juli: 

8:30 raus, Temperatur war optimal mit dicken Socken, Leggins, Salewa Daune, Biwaksack. Viele Mücken schon am Morgen. Wolken verdecken das Monviso-Panorama. Sind ziemlich erholungsbedürftig von den letzten Tagen, beschließen 3/4 Ruhetag. Rollen weiter durch die riesige, abgefressene, erodierte und vollgeschissene (wie unser idyllisches Camp) Hazienda, dann durch die Zone des kranken Lärchenwaldes. Wieder sind die Südhänge am schlimmsten betroffen. Dann durch eine schöne, canyonartige Dschungel-Waldzone unter ins Valle Maira.

Vorher Teatime auf halber Höhe mit schönem Blick auf Canosio und das V.ne di Prat dahinter. Cappucino + Espresso in Ponte Marmora, dazu leckerer Rotwein-Grappa, auf Einladung eines schon leicht angetüdelten (eine Flasche Rotwein) italienischen Ingenieurs, mit seinem minderjährigen Sohn zum Frühschoppen-Brunch. Nettes Schwätzchen, Visitenkarte, email, RTL mit Formel 1 im TV, Wetterbericht für morgen schwer bewölkt in der Gegend hier überall, sonst ok. Unser schwankender Freund und sein Sohn setzen sich ins Auto und fahren nach Hause ...

Wir überdenken unseren Plan mit dem V.ne di Elva und der Varaita/Maira Kammstraße, zumal auch an guten Tagen die Sicht zu dieser Jahreszeit bescheiden ist und die Aussicht auf noch mehr Almgelände ist nicht allzu verlockend. Ein Stück unterhalb von Ponte Marmora ein sehr schöner Wald-Wiesen-Fluß-Camping, freundlich & lässig in französischem Stil geführt, nur leider an der Straße gelegen, die jetzt am Wochenende reichlich mit Motorrädern und Autos verseucht ist.

Frei Platzwahl (!), bauen unten am Fluß auf mit größtmöglichem Abstand zur Straße. Duschen + Klamotten waschen, Donner-Grollen, Angela Zelt + Folie drüber, meine Folie als großes Vorzelt zum Regen-Aufenthalt. Es tröpfelt dann aber nur, gerade mal eine Stunde. Massen von Waldameisen, mein Zelt auch noch unters Vordach. Keine Kühe, keine Mücken, welche Wohltat. Ab 22:30 läßt dann auch noch der Auto- und Motorrad-Terror nach. 23:00 Ruhe.

Montag, 17. Juli: 

8:00 raus, Wolken wabern, Sonne dazwischen. Cappucino & Espresso beim Chef in der Bar. TV-Nachmieter, dicke Lava-Ströme aus dem Ätna, Wetter morgen und übermorgen stark bewölkt hier in der Gegend, sonst überall Sonne oder Sonne mit Wolken. Wir überlegen, ob Cuneo / Lago Maggiore oder Elva Canyon + Pass trotz der Prognose. Riskieren dann die Paßfahrt ...

Kurz vor 11:00 Start. Toller, wilder, grüner & spektakulärer Canyon. Dann Elva, ein paar Häuser, eine Touri-Gaststätte und -Kirche, 600 Hm geschafft. Sind jetzt ziemlich schlaff, Der 3/4 Ruhetag gestern war wohl zu wenig nach 15 Tagen Tour mit 14 Tagen Fahren. Oberhalb Elva öde Hügel / Weide / Graslandschaft mit kranken Lärchen durchsetzt. Den ganzen Tag nur minimaler Verkehr.

Sehr schwer, in der Ödnis einen angemessenen Siesta-Platz zu finden. Werden gegen 16:00 fündig, 16:30 Donnergrollen und erste Regentropfen, die Sonne ist jetzt ganz hinter dunklen Gewitterwolken verschwunden. Ausgiebig essen unter der Folie, warten auf das Gewitterende. 17:30 immer noch warten, 18:30 geht's endlich los. Eine typische Gebirgs-Nachgewitter-Stimmung entwickelt sich mit dramatischen Wolkenbildern über den jetzt glasklar zu sehenden Bergen.
Reichlich Blumen, wie beim letzten Aufstieg erst kurz vor dem Paß. Am Vorpaß steht eine Hütte + Bar, zu spät, dafür gibt es ein schönes Panorama nach Süden. Kalte Winde, am Hauptpaß grandioses Monviso-Panorama, das gerade noch nicht in der sich Richtung Frankreich wieder verstärkenden Gewitterwolke steckt.

Abfahrt ca. 200 Hm durch eine schöne, bis oben hin bewachsene Hochgebirgs-Landschaft, durch einige Almen aufgelockert, der ganze Hang gehört wieder zu einer "Azienda". Finden eine gut gedeckte Panorama-Wiese rechts über der Straße, auf dem ersten Plateau neben der Alm. Zelteingang mit Monviso-Panorama.   Ein Bach entspringt direkt am Rande der Wiese, dahinter ein altes Alm-Gemäuer mit Totenkopf-Schild. Klasse-Abend-Farben über dem Monviso, dickes Vollkorn-Nudel-Essen um 21:00 bei 10 Grad. 23:00 Schlafen bei endlich mal absoluter Ruhe.

Dienstag, 18. Juli: 

Nachts Unterwäsche kurz + Salewa Daune + BW-Sack, optimal, 6:15 Uhr dünne Daune dazu, kalte Füße, alles noch im Nebel draußen, kein Monviso. 8:00 lichtet sich der Nebel über dem Monviso, aufstehen, Kaffee kochen, ab 8:30 Uhr immer wieder Sonne, Angela macht bei 13:00 eine Ganzkörper-Morgen-Wäsche im eiskalten Bach, der idyllisch an unserer Wiese vorbei murmelt. Ab 9:30 Uhr wieder dicke Wolken.

11:00 Abfahrt den schön bewaldeten Hang hinunter, immer noch Azienda-Gelände, nach Sampeyres, gerade noch rechtzeitig vor der Siesta zum Einkaufen. Eis- und mäßiger Cappucino, wieder kein Internet. Lange Abfahrt bis zum Nebenstraßen-Abzweig nach Saluzzo, sort soll es Internet geben ... Außerdem jede Stunde Bahnanbindung nach Turin. Wollen aber versuchen, einen Weg am Po entlang zu finden.

Enorme Formschwächen heute, ausgiebige Teatime vor dem Mini-Anstieg in die Hügel von Saluzzo. Lt. Karte ca. 80 Hm, tatsächlich ca. 300 Hm durch ein üppig grünes Laubwald Mittelgebirge. Rollen dann durch Kiwi- und andere Obstplantagen nach Saluzzo, dort hat das einzige Internet Cafe Jul/August durchgängig geschlossen ...
Üble Verkehrshölle längs der Hauptstraße, finden Ausgang Richtung Po-Nebenstraße nicht, Hauptstraßen Horror. Am Po auf Feldweg rechts weg 2 km, dann links eine Furt durch das wasserleere (!) Flußbett. Geradeaus weiter bis zum Kieswerk, Sackgasse. Retour, durch die Furt. Auf der anderen Seite kreuz und quer, mal mehr und mal weniger vom Po weg, mal mehr und mal weniger Nebenstraße, überwiegend durch güllestinkende, bewässerte Maisfelder und Bauernhöfe, u.a. eine "Azienda Agro-Turismo".

Nächste Po-Furt ist schon mit (von der Gülle schmierigem) kniehohem Wasser gefüllt. Da müssen wir durchwaten. Schlagen auf der anderen Seite unser Lager in der Pappel-Plantage auf. Viele kleine Stechfliegen, die auf Zanzarin nicht reagieren ! 22:45 / 23 Grad, Inlet reicht zum Schlafen.

Mittwoch, 19. Juli: 

6:30 raus, 18 Grad. Nachts erst BW-Sack, dann dünne Daune drüber. 7:25 Start, nach nur 55 (!) Minuten. Trotz Kaffee trinken, um die Morgenkühle auszunutzen. Hinter Madonna Orti endet unsere tolle Nebenstraße am Po, ohne daß dieses Mal eine Furt zu entdecken ist. Habe den Kanal voll von diesen Gülle-Maisfeld-Radwander(!)wegen. Über Bussi  nach Vigone - Cercenasco - Virle - Castagnole - Piobesi - Vinovo.

In Vinovo Siesta, Schwatz mit freundlichem Alternativ-Italiener, begleitet von 2 Fußhupen. Er lobt die Altstadt von Turin. Kann englisch. Fahren in "La Loggia" auf die Hauptstraße, Verkehrshölle bis zum ersten Park am Po-Ufer in Turin. Kilometerweit durch die ausgedehnten Parks (bissige Mücken) am verkehrs-gesperrten Po-Ufer entlang bis zur Brücke rüber zum Camping-Hügel. Die gesamte Hügelseite üppig grün und von Bausünden und großen Straßen verschont, bis auf die Uferstraße. Auf den hohen Hügeln thronen tolle Bauwerke über der Szenerie.

In sengender Hitze hoch zum Campingplatz. Klein, idyllisch, grün und ruhig in einem alten Gemäuer gelegen, mit Panorama bis zu den Alpen. 16 Euor für 2 Leute, Ein-Sterne-Camping, die Duschen funktionieren warm auch ohne Chip, trotz vorhandenem Automaten. Dazu Liegestühle zu freien Verfügung, die man sich vor's Zelt stellen kann. Ein Italo-Dauercamper-Pärchen mit 2 Hunden und eine Holländer-Familie als Nachbarn unseres Claims, der mit Hecke & überdachter Waschecke & Wäscheleine ausgerüstet ist.

17:30 ist alles aufgebaut, beschließen Feierabend für heute, ausgelaugt nach den langen 25 km/h Strecken in der heißen Ebene. Große Koch-Aktion, Memos schreiben. Zum Sonnen-Untergang Spaziergang die Straße den Hügel hoch vom Campingplatz mit schönem Abendrot und Berg-Panorama hinter der Stadt über dem Dunst der Ebene. Zumindest im Prinzip, weil die Villen(Grundstücke) fast lückenlos die Sicht verstellen. 20:00 Uhr noch 30 Grad ! Um 23:30 Uhr noch 25 Grad. Unser Italo-Nachbar schläft laut schnarchend bei laufendem Fernseher. Die Mücken beißen immer noch.

Donnerstag, 20. Juli: 

8:00 raus, Mücken-Terror. Langsam in die Gänge kommen, Fahrrad vom Gülle-Schlamm befreien. 10:30 in die Stadt, ohne Rad. Es ist schon wieder krachheiß. ÖV-Tagesticket für nur 3 Euro ! Kreuz und quer laufen und Bus fahren, miserable Bahnhofs-Auskunft. Internet bei Mondolibro mit bürokratischer Registrierung, Bahn-Tickets kaufen für morgen, viel Eis essen (sehr gut), Cappucino (lauwarm) und Espresso (gut). Draußen alles 3x so teuer wie drinnen, Espresso mit ca. 90 Cent und Capuccino mit ca. 1,20 Euro selbst in den noblen Cafes "al banco" sehr preiswert.

Lange und langweilige Garibaldi-Fußgängerzone. Ein Brieftaschen-Klausversuch einer fremdländisch wirkenden Tussi, gescheitert dank Stahlkette an der Brieftasche. Alles groß hier und schnurgerade und rechtwinklig. Hitzewelle in ganz Europa, Krieg im Nahen Osten, die "ZEIT" von heute (!) am Kiosk.

Einkaufen im Campingplatz-Markt. Duschen, Essen, Wein trinken, aggressive Mücken, Zanzarin bis zum letzten Tropfen verbrauchen. 23:30 wieder 25 Grad, aber heute schwülwarm im Zelt, war auch kein Bergpanorama heute. Einschlafen fällt schwer bei der dicken Luft. Aber draußen schlafen geht nicht, wegen der Mücken.

Freitag, 21. Juli: 

5:30 raus, tolles Vogel-Morgenkonzert, angenehm frische und kiefernwürzige Morgenluft. Das Tor zum Campingplatz ist noch zu, wir müssen das Gepäck und die Räder über den Zaun hieven. Als wir endlich alles draußen haben, öffnet einer vom Campingplatz-Clan das Tor ... Fahren runter zum Po, die Pier-Abend-Partymeile entlang. Alkohol-Leichen, Plastikbecher-Halden, Disko-Musik und Aufräum-Kommandos.

Räder einpacken, leerer Zug ohne Reservierungs-Schilder. Wir vergessen das Ticket-Abstempeln, der Schaffner spricht deutsch. Bis Milano schön leer, ab Milano berstend voll und etliche Reservierungen im Abteil. Omi bekommt meinen Fensterplatz, schließt den Vorhang. In Verona Zugwechsel, wir landen vorerst auf dem Flur mit unserem Mega-Gepäck, nicht einfach. Ab Trento dann Sitzplatz. Bis München fast durchgehend die "ZEIT" lesen und trotzdem nicht geschafft.


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