Montenegro 2005


Eine interessante und abwechslungsreiche (Outdoor-)Rundreise durch Montenegro mit Auftakt in Belgrad.

Highlights              ... eine Vorauswahl der interessantesten Ecken etc. ...


Do, 26. Mai: 

Gestern abend 19.30 Uhr zurück von Dienstreise aus Paderborn. Auspacken, umpacken, neu packen. 23.00 Uhr alles fertig. Dauert ewig, bis ich zum Einschlafen komme. Dann beizeiten wach, 6.45 raus, 8.02 U-Bahn. Flughafen Geld abheben, Brot, Salami, Erdbeeren kaufen , dazu die ZEIT. Die liegt natürlich auch am Lufthansa-Terminal aus. 11.10 Start, nachdem Angela schnell noch ihren Daypack samt Taschenmesser aufgegeben hat.

Flug am Dachstein vorbei, nach gut einer Stunde in Belgrad. Sommerliche Temperaturen und blauer Himmel, wie seit gestern in München. Geld in Dinar wechseln, Bus zum Bahnhof. Der Belgrad-Expreß 10.10 Uhr hat Schienenersatzverkehr um 7.30 Uhr (!), erfahren später dass es einen Bergrutsch gegeben hat. Straßenbahn zum Hotel Royal, bekommen ein ruhiges Zimmer nach hinten, mit Frühstück 32 € / Zimmer. Die Matratze muß mit Zusatzdecke und Therm-a-Rest entschärft werden. Capuccino in der angenehmen und gut besuchten Fußgängerzone gleich um die Ecke. 

Stadtinfo-Auskunft zu Outdoorladen mit Gaskartuschen-Verkauf. Bei Intersport im Zentrum gab es nur Camping Gaz Stechkartuschen. Im Outdoor-Laden gibt es dann gar nichts, nur den Tip, es im Mercator zu versuchen. Zurück ins Hotel durch's Gradarska-Sezene-Viertel, Kneipen & Cafes ohne Ende bis zum Kalemegdan-Park. Sehr brauchbarer Park, zieht sich den Hügel hoch bis zu den alten Festungsmauern. Großartiger Sonnenuntergang mit weitem Blick über die Save-Donau-Mündung und dieweitläufigen Auwälder ringsum.

Schweres Begängnis in der Fußgänger-Zone, Cafe an Cafe. Leckerer Schopska Salata + Bierchen vor dem griechischen Restaurant am Eingang der Fußgängerzone. 23.00 Uhr Ruhe, Musiklärm von unten. Entdecken einen Tag später die Restaurant-Band im Erdgeschoß als Ursache.

Freitag, 27. Mai: 

Leidlich geschlafen, 24 Grad im Raum, 7.45 raus. Hotel-Keller-Frühstück: Eier, Brot & Türkischer Kaffee. Saft geht extra. Uns fehlt das Frühstücks-Ticket, "poslje" meint der Kellner. Tram 11 zum Sava Centar. Messe-Cafe-Empfang, aber kein Outdoor-Laden, wie in der Outdoor-Newsgroup empfohlen. Laufen durch ein gewaltiges Platten-Neu(!)Baugebiet vor zum Mercator Centar, da gibt's einen Intersport, aber kein Gas. Man schickt uns wieder ins Stadtzentrum zum Intersport und zum Adidas-Laden ...

Bus Richtung Bus-Bahnhof, wir springen an der Tankstelle kurz raus zum Benzin kaufen. Es ist krachheiß heute. Bus-Bahnhof: 8.00 Uhr geht ein Direktbus nach Zabljak ! Ticket für morgen. Bus zur Ada-Insel. Eingezäunter Altarm mit Strandbad. Gehen rechts zum kleinen See, vorbei an alternativem Fischrestaurant / Fischsafari-Park, der hintere Teil des Sees ist für den Safaripark eingezäunt. Umrunden den See, durch's malerische Dörfchen, Schwarzbau-Foto, einer klärt uns nach dem Foto auf über den Schwarzbau-Status des Dorfes.
Über mückenverseuchte Auwald-Pfade, Enten fressen die weiße "Wolle", die den See bedeckt. Bus-Bahnhof, Aufstieg zur Innenstadt. Idyllisches Schicki-Cafe mit Wasserfall, guter Capuccino. Durch den Park ins Zentrum, im Park kämpfen Hund und Nebelkrähe mit Ausdauer. Die Krähe will den Hund mit allen Tricks und Schlichen in den Schwanz beißen, einmal schafft sie es sogar. Danach dreht sich der Hund der Krähe immer hinterher.

Die Fußgängerzone ist berstend voll. Ins Hotel, Rucksack packen. Schopska Salata und Bierchen beim Griechen-Freisitz. Kalemegdan-Rundgang, Menschenmassen unterwegs, sehr schöne Atmosphäre hoch über der Stadt. 23.30 Uhr gibt unsere Restaurant-Band Ruhe, es waren eh' nur 2 Tische mit biertrinkenden Twens, die den ohrenbetäubenden Lärm im Restaurant ausgehalten haben. Duschen, Mitternacht Nachtruhe.

Samstag, 28. Mai: 

6.00 raus, Omelette + Türken-Kaffee. 6.55 Start, gleich in die 2er Tram, 7.10 Uhr Bus-Bhf, kostet 5 Dinar, in den abgezäunten Abfahrts-Bereich zu gehen. Es wird wieder heiß heute. 8.00 Uhr Start. Der Bus ist gut gefüllt. 8,5 Stunden Fahrt durch grüne Hügel und kleine Orte. Sind von Pljevlja bis Zabljak neben dem Fahrer und seinem Copiloten die einzigen Fahrgäste ! Man gönnte uns zwei Fotostops, auf und oberhalb der Brücke, spektakulär !
17.30 Uhr am Weide-Hochplateau von Zabljak. Hotels kosten 16 € / p.P., Privat-Zimmer 7 €. Die Chefin vom Summit-Reisebüro vermittelt uns ein Zimmer schräg über die Straße. Empfang mit Rakija und türkischem Kaffee. Der letzte Winter war schneereich wie nie, 5-6 Meter lagen im Ort ! Der Sohn unserer Vermittlerin gibt morgen einen neuen Durmitor-Bergführer in Belgrad in Druck, soll in 2 Wochen fertig sein, die Karte bleibt die gleiche wie im alten Wanderführer von 1986. Wir lassen uns von ihm gleich noch 2 Bikes herrichten, 8 € p.P. / Tag, wir sind die ersten Biker dieses Jahr, auch sonst sind noch keine Touris im Ort zu sehen. Gemüse kaufen, Essen, Ruhe um 21.30 (!) Uhr.

Sonntag, 29. Mai: 

7.30 Uhr raus, die 2 Ostdeutschen sind schon in der Wohnküche beim Frühstück. Sie waren in den 70er Jahren 4 Jahre in Belgrad und finden die Atmosphäre auch sehr lebenslustig und angenehm dort, heute aber verkrampfter als in alten Zeiten. Es gibt selbst gebackenes Schmalzgebäck mit hausgemachter Marmelade, sehr lecker. Danach türkischen Kaffee.

Wir wandern über die Straße zum Crno Jezero, Top Wetter. Vorzügliche Karte 1:50.000 kaufen im Souvenir-Shop. Hochwasser am Fluß und am See, müssen bei der Seeumrundung oft nach oben durch den Wald ausweichen. Die Wasserfälle toben in voller Schönheit über den Pfad, sind vor wenigen Wochen ausgebrochen. 3 Fälle, Wassereinbrüche in den Schuhen. 2 Teenies barfuß durch die Fälle und über den Schnee. Reichlich Angler an der Halbinsel. Wir laufen einmal im Kreis und stehen plötzlich am Ufer wieder gegenüber den Fällen. Dann zwei Stunden immer wieder Gewitterschauer.
Nach dem letzten Schauer kurz vor Ende der Runde vorzüglicher Teatime-Platz mit Medjed- und Wasserfall-Blick. Dann im Restaurant am See neben dem warmen Kamin leckeres und reichliches Forellen-Essen mit Kartoffeln, Schopska Salata und selbstgebackenem Brot, 8 € p.P.  Bis auf 2 Bussen mit Teenies keinerlei Touris am See gesehen. Auch die Gaststätte gehört uns alleine.
Auf der anderen Flußseite retour, erst auf dem Pfad, dann durch Wiesen und Privatweiden, am Ende mit Hundealarm von links und rechts, die Bäuerin rettet uns. Sind 20.00 Uhr zuhause. Omi will uns noch mit Kaffee versorgen. 22.00 Uhr Ruhe.

Montag, 30. Mai: 

7.30 Uhr raus, nachts wegen Schwitzen und Rotwein-statt-Wasser-Schluck wenig geschlafen. Hausgemachter Saft und Kaffee von Oma auf der frisch bestuhlten Terrasse. Gehen dann die Bikes und Tips holen: Die Pässe im Durmitor sind nicht begehbar wegen der Schneemassen, den Tara-Canyon-Pfad der Partisanen-Karte gibt es schon lange nicht mehr. Den Wanderweg im Susica-Canyon macht eine Bärin mit einem Jungen unsicher, jetzt wo noch keine Wanderer unterwegs sind. Die Ringstraße Nord ist schneemäßig offen, trotz Bergrutschen für MTB's passierbar. Susica-Canyon geht als MTB-Tagestour problemlos, der Susica-See ist noch voller Wasser. Zum (Szene-)Bäcker "Pekara & Fast Food" und Gemüse kaufen.
Start durch idyllische Streusiedlungs-Wiesen-Wald-Landschaft Richtung Curevac. Ca. 1km bevor die Straße den Canyon erreicht, geht rechts ein gut markierter Pfad zum Gipfel. Vom Gipfel ein phänomenales Panorama über den Canyon, die Hochflächen und Gebirgszüge der Umgebung. Sehr ausgiebige Teatime.

Abstieg zu den Bikes, fahren rüber zum Schlangensee. Auf dem letzten Kilometer Forststraße vor dem See wird der angeblich so streng geschützte Urwald gerade von Bauern mit Motorsägen zersägt und mit Ochsen ins Tal geschleppt. 1 km Fußweg zum See, auch hier ein ziemliches Kettensägenmassaker. Und direkt um den See hat eine fette Lawine ziemlich viel platt gemacht ... Viel Schlamm und Schnee auf dem Weg auf den letzten 2 km. Retour nach Zabljak längs des Mlinski Potok, vorbei am Campingplatz.

Obst und Brot kaufen, Schwätzchen mit Anna von Summit Travel und ihrem Sohn, dem Chef der MTB-Abteilung und MTB-Rennorganisator. Anna sagt, daß von 1993 bis vor ca. 2-3 Jahren mit Rückendeckung der Regierung in Salamitaktik der berühmte Urwald am Schlangensee abgeholzt wurde. Dann war auf ihren Protest hin Ruhe, jetzt scheint es nach unseren Beobachtungen wieder losgegangen zu sein, im Schutz von Schnee und Schlamm rechtzeitig vor Beginn der Touri-Saison. Sie will das Ganze jetzt nachprüfen und der UNESCO melden. Sie war auch an der bislang erfolgreichen Verhinderung des Tara-Staudamms maßgeblich beteiligt.

Dienstag, 31. Mai: 

7:00 raus, stahlblauer Himmel, dickes Müsli, dann kommt Omi noch mit Kuchen und Kompott, Saft und Kaffee. Eindecken mit Brot und leckeren Snacks beim Szene-Bäcker. Es gibt überreichlich Tante Emma Läden im Ort. Allerdings steht ein großer Supermarkt in der Stadtmitte kurz vor der Eröffnung.

9.30 Uhr: Wandern die Straße hoch zum Beginn des Kiefern-Labyrinths, vorbei an ausrangierten Küchenherden und Autos. Super-Panorama über Zabljak und die Berge. Der Einstieg ins Kiefern-Labyrinth ist gut zu finden, dann kommt das erste große Schneefeld und die an sich gute Markierung ist verschwunden. Wir versteigen uns, kostet eine Stunde. Weiter oben kommen immer gigantischer Schneefelder, messen einmal 3 Meter Dicke. Schon bald nasse Schuhe.

Auf 2/3 der Höhe das erste leichte Gewitter, dann nochmal 20m unterm Gipfel, dort wird es ganz heftig, nachdem wir unter uns im Susica Canyon schon die Blitze und schwarzen  Wolkenmauern sehen konnten. Die Blitze kommen zum Glück nicht bis zu uns, nur der Sturm, die Wolken und etwas Regen.
Aufwärmen auf dem Gipfelplateau mit starkem Kaffeem um 15.30 Uhr.
Dann ausgiebig Markierungs-Suche in diesem katastrophal unübersichtlichen Gelände. Finden schließlich den Abzweig runter nach Jablan Jezero / Zabljak. Der endet schon bald in einem Schneefeld, jetzt ist die Markierung endgültig verloren, obwohl wir 30 Minuten alle Lücken im Labyrinth gründlich absuchen. Beschließen schweren Herzens den Rückmarsch auf dem Herweg, um nicht in die Dunkelheit zu kommen. Riskieren aber noch die Vollendung der Plateau-Runde, statt wieder über den Gipfel auf dem Rundweg zurück zu gehen. Sind dann nach einer Kriechstrecke erfolgreich wieder am letzten großen Schneefeld des Aufstiegs angekommen.

Wir sind jetzt schon ziemlich geschlaucht. Es folgt ein ermüdender und nasser Abstieg auf zum Glück bekannten Pfaden, der so in dieser Abwärts-Richtung kaum zu finden gewesen wäre. Straßenhatscher mit schönem Bergpanorama im Abendlicht, Abkürzen längs des Liftes, unglaublich viele Vogelstimmen im relativ naturbelassenen Fichten-Wirtschaftswald. Sind 21.00 Uhr nach 12.5 Stunden Wanderung wieder zuhause. Omi bringt uns von Anna einen Zettel mit den Busverbindungen durch den Tara-Canyon. Wäsche waschen, umfallen und schlafen.

Mittwoch, 1. Juni: 

6.30 raus, Duschen, packen, Kaffee bei Omi, Brot holen, Gemüse, Zeitung mit Wetterbericht, soll instabil bleiben hier im Norden. Es ist kalt, die Wolken hängen tief, hier auf 1500 Hm. Zweiter Kaffee im Busbahnhof-Cafe. 9.30 Uhr Belgrad-Bus bis zur Tara-Brücke. Ein Schweppes im Brücken-Wirtshaus. Rucksäcke dort lassen, Abstieg in den Canyon über ein paradiesisch gelegenes Gehöft, man hätte besser auch direkt runter gehen können in der Spitzkehre der Zufahrt.
Finden hinterm Gehöft den Weg nicht, queren am Hang im Buchenwald, finden den Weg, der am Ende  auf eine spektakuläre Quelle vom Format eines kaukasischen Wildflusses stößt, der sich in die Tata ergießt. Super-Teatime am Canyongrund. Rückweg durch den Hangbuchen-Urwald bis zum Gehöft, Opi lädt uns zum Hinsetzen ein. Kleines Schwätzchen. Gepäck holen, zum Bushalt, da liegt eine gute verpackte Flasche Rakija im Gras, einpacken.

14.00 Uhr Bus nach Biogradsko Jezero über Mojkovac. Phänomenale Canyon-Strecke bis Bistrica (unbedingt noch mal mit dem Bike abfahren !!!), das großartig in einem Kessel am Schnittpunkt diverser grandioser, urwaldbestandener Berghänge und Canyons liegt. Besonders imposant der erste Canyon rechts, wenn man aus dem Tara Canyon herauskommt. Wenig Verkehr und tolle Landschaft, DIE Fahrradstrecke !

Im Bus neben uns ein Ex-Profi-Fußballer, hat 8 Jahre in einer zyprischen Mannschaft gespielt, bis zu einem Autounfall daheim in Montenegro. Jetzt macht er sich in Montenegro ein gutes Leben, findet Zypern aber besser.
Aussteigen direkt am Parkeingang, steil die Straße hochlaufen, zum Glück nimmt uns ein älterer Einheimischer mit, er reicht uns gleich mal die 2-Liter-Bierflasche zur Begrüßung. Er will aber zum Schluß nicht, dass wir ihm die Rakija-Flasche schenken.  Links und rechts der Straße eine paradiesiche Urlandschaft.

Frisch angekommen, hat ein Ranger gerade eine Viper gefangen. Vermessung ergibt 1 Meter Länge. Landkarte kaufen, im Wald ein Stück den Berg hoch ist Zelten gratis ohne Auto. Noch weiter oben entsteht eine neue Bungalowsiedlung, die Motorsägen kreischen bis in die Dunkelheit.
Zelt aufbauen, Essen kochen, Eine Stunde Rundgang um den See. Eine unglaublich schöne Bergwildnis aus Buchenwäldern mit blühenden Bärlauch-Teppichen und einem Binnen-Sumpf-Delta des Seen-Zuflusses mit Holzbohlensteg. Im Dunkeln rufen die Käuzchen und die Eulen heulen. Wir sind die einzigen Übernacht-Gäste. Die Festbeleuchtung wird trotzdem angeschaltet mit Einbruch der Dunkelheit. 12 Grad.

Donnerstag, 2. Juni: 

Aufstehen fällt sehr schwer, die neue Salewa Diadem Ultralight war zu warm. Dafür war es Angela zu kalt in ihrem dünnen Kunstfaser-Schlafsack. 8.30 Uhr endlich draußen, kalter Wind und klare Luft. Müsli, dann Start zum D. Lumer. Den Pfad zum Einstieg in den Jezerstica-Canyon gibt's nicht mehr, die ganze Wand ist zur Straße hin abgerutscht. Wir gehen am Canyon-Rand durch den Wald, Super-Panorama über die Schlucht, den Fluß und die Gebirge hinter der Mündung in die Tara.

Sind heute allgemein abgeschlafft und gar nicht so sauer über den fehlenden Pfad zum D. Lumer. Laufen weiter und stoßen auf einen Pfad zu einer Brücke über den Canyon. Dahinter viel Urwald, aber kein Pfad. Vpn hier könnte man aber mit Kompaß den "Todorova Dolina"-Bach hoch den Lumer erreichen. Den Pfad retour kommen wir zum See. See-Umrundung Nr. 2, diesmal links herum. Teatime an der Landzunge. Unmengen junger Fische, mögen weder Brot noch Kekse.

Testen dann weiter hinten noch den ausgeschilderten Weg auf den G. Lumer, da muß man auch mit dem Kompaß hoch. Einzig der Weg zur Quelle der Biogradska Rijeka dürfte einigermaßen zu finden sein, da permanent am Fluß. Aber auch da kein Weg zu sehen.
Froschfriedhof am Ufer. Kochen Abendessen auf der Abendsonnen-Halbinsel Nähe Lager. Im und am Lager ist heute Einiges an Halligalli.

Freitag, 3. Juni: 

Nachts wieder zu warm, 14 Grad im Zelt. 7.30 raus, 8.20 Start zum Aussichtsberg über dei Allrad-Piste. Schöner Wechsel von Urwald und offenen Wiesen-Stellen. Perfektes Wetter. Phantasievolle Weidezaun-Isolatoren aus Plastik-Flaschenhälsen. Sind beizeiten auf dem Gipfel. Nach vorn grandioser Ausblick über den See und das Urwald-Tal auf die fernen Berge. Nach hinten die kahlen Gras-Rücken der hohen Bjelasica-Berge. Stundenlange Tea-Time mit Reiseplanung. Beim Abstieg botanisierende Studenten aus Podgorica. 2 MTB'ler, Locals auf dem Weg zum höchsten Berg, ohne jedes Gepäck.
Unten am Zelt ein älteres Pärchen mit vollem Gepäck auf dem Weg ganz hoch zum See. Sie kennen das Schnee-Problem, haben deshalb das Durmitor geskippt, waren aber im Karanfili, unterer Bereich. Viel Party heute im Lager. Abendessen kochen wieder auf der Halbinsel. Wärmer als gestern, abends 15 Grad.

Samstag, 4. Juni: 

Fleece-Schlafsack + Biwaksack mit im Hüftbereich eingelegter Iso-Jacke hat sich bewährt, Angela konnte mit meiner (Zusatz-)Daune auch endlich gut schlafen. Super-Wetter heute. Packen, Abmarsch runter zur Hauptstraße. Trampen nach Kolasin. Der Fahrer ist gnatzig, er hatte beim Winken nur Angela gesehen ... Von der Brücke zum Ort/Busbahnhof. Der ist gerade abgebrannt, das Cafe funktioniert aber noch.

Beschließen statt Ruhetag in Kolasin eine Tour nach Plav/Gusinje. Der Bus kommt 5 min später, wir fahren durch bis Berane. Der Bus nach Gusinje geht lt. Tafel in 30 min, trinken in der Freisitz-Cafeteria noch einen Kaffee. Tatsächlich geht der Bus aber erst in 1,5 Stunden ... Treffen einen Einheimischen, der uns nach Plav mitnimmt. Es ist der Polizeikommandant, der seine Frau zum Friseur nach Berane gebracht hat. Sie laden uns ein, geben uns ein Zimmer in der zweiten Etage mit Top-Blick auf die bizarren Berge der Prokletije.
Dann gibt's Rakija und ein Riesen-Essen. Dann einen Straßenhatscher rein nach Plav. Rundgang, viele Bauruinen, ein Riesenhotel in toller Panorama-Lage am See, war bis vor kurzem voller Flüchtlinge, jetzt voller Graffitty, runtergekommen und abgeschlossen.

Schöner See, reichlich Teichrohrsänger, glasklare Luft, hinter dem See die patagonien-mässigen Berge. Viel Polizei ! Viele Cafes, einige Jugendliche tummeln sich drin. Die Bäckerin spricht englisch. Ein Minarett. 60% Albaner hier, 30% Christen. Gehen die ehemalige Hotel-Ufer-Promenade entlang, zerworfene Lampen, dann ein Viehzaun, drüber, dann ein sehr schöner Trampelpfad durch blühende Wiesen, über einen Zaun auf ein Baugrundstück, zurück zur Strße, weiter zum Haus.

Boris, unser Hauherr, war früher Manager in einer staatlichen Zeitungs-Druckerei in Podgorica. Mit Beginn der Jugoslawien-Krise ist er (vor 15-12 Jahren) auf eine private Polizeischule nach Los Angeles, finanziert mit einem Job in einer Pizza-Bäckerei. Hat nach seiner Rückkehr gleich den Job als Polizeichef in Plav bekommen und sich das Haus neben dem seiner Schwiegereltern gebaut. Wir können uns auch eins hinbauen, kein Problem.

Duschen, Rakija trinken, dann kommen die beiden Schwestern von Branca. Eine ist Biologin aus Podgoritza, unverheiratete Kettenraucherin, Job bei einer schwedischen Seafood-Aquakultur-Firma.  Igor, der jüngere Sohn (12 Jahre), hat ein Internet-Problem, nach 3 Minuten Disconnect, dann no dialtone. Es ist aber nichts defekt. Der ältere Sohn studiert, das kostet satte 5000 (!) Euro im Jahr.

Sonntag, 5. Juni: 

7.30 raus, Kaffee in der Wohnstube, die Biologin schaut zerknittert aus und zündet sich erstmal eine Zigarette an. 8.30 wirft Boris den Colt und etwas Verpflegung in seinen Rucksack, dann Start auf den Visitor. Durch das Grundstück von Brancas Eltern, durch Laubwald-Gebüsch und Wiesen bergauf, überall gut gepflegte Wasserquellen, ein Stück weiter oben eine Panorama-Wiese mit Wasser, gehört auch Brancas Eltern. Steigen über ein Gewirr von Pfaden auf den ersten Bergkamm, runter in das dahinter liegende Tal, erreichen eine Wiese mit einem schönen Blockhaus, immer offen für jedermann, gehört Boris Kumpel.

Weiter aufwärts im Tal durch jetzt urwüchsigen Wald längs des Baches auf Makadam-Piste bis zu einer idyllischen Wiese mit Lichtung direkt am Talschluß unterhalb des Visitor-Gipfels. Top-Camping-Möglichkeit, die Hütte gepflegt und immer offen, nur etwas windschief. Boris zeltet jeden August mit seinem Sohn hier oben für einige Tage. Wir steigen gleich hinter der Hütte rechts durch Urwald auf den Sattel oberhalb vom Visitor-See, hier oben wieder eine gute und offene Hütte, und wieder Wasser ohne Ende. Es zieht leicht zu. Großes Wiesen-Picknick bei einigen Regentropfen. Blick über den Visitor-See ins nächste Tal und die Bergkette dahinter, von wo sich der Kahlschlag langsam in den Urwald ausbreitet.

Steilaufstieg über das tiefe Karstloch und die Gipfelwiese bis zum Gipfel, ca. 1300 Hm über dem Ausgangspunkt. Bewölkt, aber gutes Panorama. Tief verschneite Prokletije. Metall-Gipfelwegweiser, gut gemacht. Teatime. Boris schläft, bis ihn der plötzlich kalt einsetzende Wind weckt. Er hatte die ganze Nacht Einsatz und nur eine Stunde geschlafen.

Abstieg schon  mit etwas schweren Beinen, diesmal direkt runter zur Talschluß-Wiese. Markierter Pfad durch schönen Urwald mit einzelnen riesigen Panzerkiefern. Millionen fliegende Flöhe wie Blütenstaub in der Luft. Abstieg rechts weg von der Wiese über breiten Holzrückpfad. Der degenerierte Wald beginnt schon bald hinter der Talschluß-Wiese. Interessante Brennholzbäume links und rechts vom Weg, der aussieht wie die Holzrutschen in Asien.

Wir quälen uns abwärts bis zum Haus von Bratcas Eltern. Omi bringt Saft und Kaffee, dann muß ich den nassen Teppich mit vom Stahlseil wuchten und unters Sofa und den Schrank manövrieren. Zur Belohnung gibt's Rakija. Rüber in Boris Haus, waschen, dickes Abendbrot. Dann Internet, geht heute problemlos, 45 Minuten email.

Montag, 6. Juni: 

8.00 raus, Regen prasselt pausenlos auf's Dach, tief hängende Wolken, unten niemand da, Kaffee kochen. Boris kommt, er macht heute frei, wir können aber nichts unternehmen wegen des Wetters. Frühstück, Physiotherapie für Boris, Schwätzchen, Memoiren schreiben, Tourenplanung. Starker Schafgarbentee, Boris mag weder Kaffee noch indischen Tee. Später Teatime. Tourenplanung.

Boris kocht leckeren Kartoffelauflauf, dazu Weißkohl-Salat. Wir schlagen zu, nachdem Bratca von ihrem Bank-Job zurück ist. Später läßt der Regen nach. Kleiner Einkauf & Klärung Bus im Ort. Ein Sammeltaxi fährt ständig nach Berane. Nochmal zur Bäckerin, die freut sich, auch die Jungs und Mädel vom Tante-Emma-Laden überschlagen sich fast vor Freude. Unmengen tolle BMW und Mercedes touren im Ort herum.

Bratca kocht abends Knoblauch-Medizin: Knoblauch + Zitrone kochen, 24 h ziehen lassen, abfüllen. Wir helfen bei der Benutzung der schrecklichen  türkischen Küchenmaschine. Zur Belohnung gibt's süße, frisch gebackene Cookies. 22.00 - 22.45 Uhr packen, 23.00 Uhr Ruhe. Boris hat den Busfahrer angerufen, der holt uns morgen frühe 6.30 Uhr vorm Haus ab, Direkt-Minibus nach Podgorica !

Dienstag, 7. Juni: 

5.00 wach von der Helligkeit, hatte dummerweise keine Brille auf. Es regnet immer noch. 5.45 klingelt das Handy. Aufstehen, fertig packen, etwas essen, Abschied von Boris, in Regenklamotten runter zur Straße, 6.40 Uhr kommt der Minibus. Meine Socken und Schuhe sind noch nass von gestern.
Der Kleinbus füllt sich schnell, wir fahren dann ab Andrijevica links hoch über den Paß !

Satter Jugo-Schlager-Pop, der Fahrer telefoniert und raucht mit der rechten Hand, mit der Linken wird gelenkt und gestikuliert, dann wird die Musik endlich mal leiser gedreht.
Draußen sattgrüne, idyllische Landschaften, leider oben in den Wolken. Hinterm Paß dann nicht runter nach Kolasin sondern durchs Hinteland ab Matesovo Richtung Südwest längs der Tara über Jabuka, Lijeva Rijeka zum Canyon mit der Eisenbahnbrücke und weiter runter zum Moracka Canyon nach Podgorica.

Busbahnhof Podgorica: Eine Frau zeigt uns gleich den optimalen Anschluß nach Herzeg Novi. Ein anderer Bus- und ein Taxifahrer wollen uns abwerben. Start Richtung Cetinje mit starkem Blick auf die Kegelberge und den Skadarsee. In Cetinje klarer Blick auf die grüne Seite des Lovcen, fette Antennen-Anlagen auf dem gesperrten Stirovnik.
Rüber und runter nach Budva mit tollem Blick über Sv. Stefan und die spektakuläre Gebirgsküste. Große Müdigkeit bis Kotor, dann der Fjord: Starke Strecke ab Kotor über Orahovac (super Lage !) bis Perast. Dann ab Risan fast über die gesamte Länge des Fjords auf halber Höhe ein in die Felswand gefräster Straßen-Neubau mit riesigen Schutthalden, die sich Richtung Meer den Hang herabziehen. Die totale Fjord-Verschandelung.

Am Busbahnhof Herzeg Novi gleich zwei Schlepper, wir trinken erst mal einen Capuccino. Lassen uns dann das Zimmer zeigen, sehr ruhige und komfortable, hostelartige Anlage in der Altstadt mit 3 Zimmern, 2 Bädern, Kühlschrank und einer Outdoor-Küchennische auf der überdachten Veranda. Dazu Billard-Tisch und Kraftmaschine, überdacht von Kiwi-Ranken. Erst ab 3 Tagen kostet es nur 6 Euro p.P., was man uns beim Abschleppen so nicht erzählt hat ...
Daddy kann russisch sprechen, Mam kredenzt den obligatorischen Kaffee mit Sirup-Saft.

Wandern dann die 7km-Ex-Eisenbahn-Promenade nach Igalo, über den Fluß, bis zu den Häusern auf der anderen Seite des Fjords. Von dort grandioser Blick auf die Orjen-Berge, Herzeg Novi und den Lovcen. Essen ein vorzügliches Fischgericht mit Knoblauch-Kräuter-Öl, Kartoffeln und Gemüse. Danach ein eher schlechter Schopska-Salata, dazu 0.5 Liter Niksic. Macht 11 Euro für zwei.
Retour über den Boulevard, ganz gutes Begängnis, fast kein Ausländer. 22.00 Uhr Ruhe.

Mittwoch, 8. Juni: 

Nachts 2x aufgeweckt wegen heftigem Regen, am morgen schüttet es weiter. 8.30 Uhr raus, Kaffee auf der Terrasse, Notizen schreiben. Endlos Regen. Besser hier als im Zelt in den Bergen. Essen, lesen, Teatime, Regen, Teatime, Lesen, Regen. 15.00 Uhr hört es auf, zur Polizei-Meldestelle, hat schon zu, 7-15.00 Uhr offen, Lebensmittel einkaufen. Leckerer Apfelstrudel im Stadtcafe.
Rundgang Strandpromenade bis hinter Zelenika, nicht so toll, ein riesiges Krankenhaus-Gelände in der Mitte. Abends noch leckere Kartoffelbrei-Suppe mit Globi-Bohnen und Trockengemüse & Cenovis-Würfel.

Donnerstag, 9. Juni: 

6.30 raus, Kaffee, schmeckt schrecklich aus dem kleinen Plastik-Schnellkocher. Müsli. 8.00 Uhr Bus nach Krusevice, der Fahrer schenkt uns die Fahrt ! 3 km vor Krusevice ein neuer Highway, absolut häßlich und mit riesigen Geröllhalden (Richtung Bosnien) in den grünen Hang gefräst.

Krusevice: Kleines Nest vor einer grauen, kahlen Karstmauer. Aufstieg, erst auf der Straße, folgen dann einem Einheimischen auf der alten Karawanen-Straße, die die neue Straße fast vollständig abkürzt. Oben am Paß ein Stück Straße bis zu den (Ferien- ?) Häusern, auf Verdacht dort rein und dem Hauptweg Richtung Wald folgen. Dann ein Wanderwegezeichen !
Eintauchen in den Wald, auftauchen bei einem Idyll von Karstwiese, allseitig umgeben von üppig grünen Karstbergen, Grillen-Zirpen und Vogelstimmen. Top-Picknick. Weiter auf der Wiese, 2 Mistkäfer rollen gemeinsam eine Kugel, beim Fototermin wirft sich einer auf den Rücken und stellt sich tot, der andere haut ab.
Weiter, rechts dann ein toll überdachter Brunnen mit Wegweiser "H2O" und Cola-Holz-Wasser-Schöpfer. Aufstieg durch Buchen-Urwald bis zum Talschluß der Subra-Nordwand. Teatime vor herrlicher Kulisse. Auf dem Rückweg kurz vor dem Brunnen eine große Sandviper mitten auf dem Weg im Gras, das gezackte Band ist gut zu erkennen, sie läßt sich nicht fotografieren.

Noch ein Picknick auf der großartigen Karstwiese, dann Abstieg, bis ins Dorf auf der alten Karawanen-Straße. 17.00 da, laufen noch vor bis zum Abzweig des neuen Highway, halten dort den Bus an. Der Fahrer legt sich nach Erreichen des Ortseingangs von Herzeg Novi seine Dienst-Krawatte an. Strandpromenade, Eis, Fischessen. Der raffinierte Wirt will uns heimlich ein viel größeres und teureres Essen unterjubeln. Schmeckt dann auch nicht so gut wie vorgestern.

Freitag, 10. Juni: 

7.00 raus, Kaffee, packen, Müsli, zum Bus. Fährt 10 min später, steht nicht auf dem Fahrplan. Überstürzter Ausstieg in Kotor, meine Fleece Jacke bleibt im Bus, Bullshit. Werden dann gleich von einer Zimmerwirtin vereinnahmt. Bekommen ein gutes Zimmer mit Camping-Gaskocher, vor dem Verkehrslärm geschützt nach hinten raus hinter der Stadtmauer, vor der der Verkehr tobt. Begrüßungs-Cola & -Kaffee auf der  sonnigen Terrasse. 

Marsch zur Polizei, 11.00 da, sollen in einer Stunde wieder kommen, dann soll der zuständige Inspektor da sein. Laufen ein Stück die andere Seite der Bucht entlang, schönes Kotor-Panorama, schmale Straße, kein Fußweg. Es ist kühl nur im Hemd ohne Fleece Jacke, hungrig, nichts zu beißen weit und breit. Nach einer Stunde ist dann immer noch  kein Inspektor da. Nach weiteren 30 Minuten geht es los, beantragen dummerweise nur für 3 Tage.

Teatime im Hostel, Stadtrundgang, viele schöne Plätze zwischen schmalen Gassen, ganz ohne Autos, Belieferung mit Lastenfahrrädern. Ausflug in den Canyon am Wasserwerk. Flussquelle vor dem Stadttor in häßlicher Gewerbegebiets-Atmophäre. 4 Eier vom Eierhändler, kochen. Abens eine Stunde Internet, Boxer hat wie meine Eltern gerade seine Silvester-Postkarte bekommen, hat gut ein halbes Jahr bis Deutschland gebraucht. Abends angenehme Promenier-Atmosphäre der Einheimischen, unter der beleuchteten Burgmauer, tags viele Touris, vor allem Franzosen.

 Samstag, 11. Juni: 

Nächtliches Wecken durch röhrenden und nässenden Kühlschrank, 9.00 raus. Kaffee im Hof, Frühstück kaufen beim Bäcker, Straßen schon gut belebt, 10.15 Uhr Start Aufstieg hinterm Wasserwerk. Stahlblauer Himmel, sehr warm, ab Mittag wolkig. Im Aufstieg eine Viper, beim Abstieg noch eine. Den ganzen Tag insgesamt vier Schlangen.
Der Boden duftet nach Pfefferminze und Ziegen-Pisse. Die Unmengen von Ziegen gehören der alten Frau, die als letzte noch ein Haus der alten Siedlung in Festungshöhe bewohnt. Der Weg ist entsprechend vollgeschissen, bis zur Kurve hinter der Ziegenhöhle, wo der Wanderweg die alte Karawanenstraße verläßt.

Mittag zieht es zu, Aufstieg am Canyonrand durch Kiefernwald, oben ist der Canyon-Schluß zugeschüttet und durch ein staudammartiges Bauwerk abgeriegelt. Wasserversorgung ? Zum Weitergehen ist kein Wanderwege-Zeichen mehr zu finden, weder auf dem Pfad Richtung Canyon (Totenkopf-Warnung) noch im trockenen Flußbett, von dem man ein schönes wildes Panorama talaufwärts hat. Vermutlich geht es die Wiese hinter dem "Staudamm" hoch, oder neben dem Flußbett entlang.

Abstieg zur Festung, Einstieg durch's untere Fenster, Teatime ganz oben, Brotzeit eine Treppe tiefer mit Sonne, die inzwischen wieder vom blauen Himmel scheint. Dazu ein schöner Blick auf die (Alt-)Stadt und den Fjord. Abhängen, Planen, Notizen schreiben, Durst.

Abstieg während die Sonne hinter den Bergen auf der anderen Fjordseite unter geht. Klamotten abladen, Internet -Cafe, geht aber heute nicht, warum auch immer. Rundgang, finden versteckt noch ein zweites, gehen weiter zur "Strandpromenade". Keine Beleuchtung, trotzdem einige Leute. Retour in die Altstadt, Eisbecher im Internet-Cafe. Gutes Begängnis am Stadttor-Platz, vorbei am Open Air Halligalli der Szenekneipe nach Hause.

Sonntag, 12. Juni: 

9.45 Bus Buljarica, ab Budva sehr schöne Küstenstrecke, mit Hammer und Schraubenzieher wird beim Ausstieg das klemmende Gepäckfach geöffnet, unter Mithilfe des halben Busses. Laufen runter zum Strand, der Campingplatz wird gerade wieder aufgebaut, wir dürfen trotzdem zelten, kostet auch nichts. Ruhig, Panorama nach allen Seiten. Wasser und (guter) Monopol-Cappucino aus der Strandkneipe.

Super-angenehmes Klima, wir wandern über den Hügel zur nächsten (sehr idyllischen) Badebucht. Der schöne alte Waldweg wird gerade in eine Betonpiste verwandelt. Eine Schildkröte im Gras am Weg und zwei Schlangen auf dem Weg, eine verschlingt gerade ein Tier und entkommt millimeterscharf meinem linken Fuß (das waren Schlange #5+6).
Weiter über den nächsten Hügel nach Petrovac. Einmal den Strand entlang, durch den Ort zurück, alles überschaubar und angenehm. Dann über den letzten Hügel zurück zum Strandidyll. Wasser tanken an verlassener Bar.

Dann auf einem hang- und gipfelnahen Trampfelpfad unter Umgehung der neuen Betonpiste über den Hügel zu unserer Zeltbucht. Dieser Pfad ist ein absolutes Highlight ! Totale Wildnis, eine traumhafte Gipfelwiese im Abendlicht mit schönem Berg- und Buchten- und Felsen-Panorama, dazu 3 große Schlangen (#7-9), davon zwei unproblematisch, einen nur Millimeter unter meinem linken Fuß. Stachliger Abstieg.

Abendbrot beim Fröschequaken. Abendspaziergang bis zur Müllkippe am Rand der Sumpfwiesen. Immer wieder Autos bis dahinter und retour. Auch einige Spaziergänger.

Montag, 13. Juni: 

Die Sonne jagt uns aus dem Zelt. Gehen vor zur Straße, Taxi bis Sutomore (4 Euro). Laufen die Promenade von Sutomore ab, vorzüglicher Cappucino, Baden, Picknick, hinten am schönen (wasserführenden) Canyon hoch zur Straße, weiter mit Taxi zum Busbahnhof, 2 Euro, aber nicht ganz sauber.
Kaufen Ticket nach Ulcinj, lassen uns von Taxifahrer zur Rückgabe überreden, es gibt 3 von 4,40 Euro zurück. Zahlen dann 6 Euro für eine flotte Fahrt bis zur Altstadt von Ulcinj. Reiseagentur will 35 Euro (Sonderangebot incl. "Kurtaxe") pro Nacht. Wir marschieren den Berg hoch, bekommen ein tolles Zimmer mit Gemeinschaftsküche. Die Tochter des Hauses macht uns einen Preis von 7 Euro. Wir ziehen ein, dann kommt Mam mit Kopftuch und zetert, weil wir nur eine Nacht bleiben. Wir sollen jetzt 30 Euro zahlen ("mein Haus !"). Als wir mit Auszug drohen, kostet es nur noch 20 Euro.

Teatime auf dem Balkon, vorzügliches Wasser, mit Blick auf die istanbul-mäßig sich die Hügel hochziehende Stadt. Rundgang. Kein Bus nach Murici, dafür zwei nach Shkodra am Skadar See in Albanien. Zwei DSL-Internet Cafes !
Die Polizei hat schon zu, gehen rechts hoch auf den Berg und runter Richtung Küste, tolle Villen, viel Wohlstand. Seit Petrovac bis hier runter übrigens überall kristallklares Meerwasser. Unten lang zum Panorama-Felsen östlich vom Stadtstrand. Der Hausmeister vom Albatros-Hotel und sein Kumpel (beide Albaner) mit einer litauischen Mode-Designerin ("Ulcinj - der schönste Ort der Welt, hier kann ich richtig leben") beim Biertrinken, wir sollen mitmachen, man will uns schon Stühle besorgen.
Sie erzählen uns von der besonderen Sprachbegabung der Albaner. Tatsächlich spricht hier in Ulcinj fast jeder Deutsch !  Die Kinder lernen es auch in der Schule.

Runter zum Beach, rüber zu uns, Picknick, Runde durch die kleine Burg-Altstadt, zum Terrassen-Restaurant; der Kellner war 12 Jahre in München, sein Vater seit 37 Jahren. Ist nach Ulcinj, nachdem er seine Frau "verloren" hat und deshalb nicht mehr in Deutschland bleiben konnte. War Maschinenführer. Arbeitet jetzt 3 Monate 12x7 Stunden / Woche und hat dann 9 Monate frei.

Versuchen dann, die Sonnenuntergangsbucht zu finden, durch Villen, Wald, alte Oliven ("Trespassing forbidden - private property") und Müllkippen, schaffen es aber nicht. Die Landzunge am Stadtstrand wäre optimaler gewesen.
Die ganze Bucht wird beschallt von einer Jugo-Pop-Disko. Morgens um halb eins hinlegen, Fenster zu wegen dem Höllenlärm, schlechte Neubauluft.

Dienstag, 14. Juni: 

Mies geschlafen, 4.00 Uhr Fenster wieder auf. Morgensonne beizeiten im Bett. 7.30 raus, Morgenkaffee auf dem Balkon. Packen, Müsli, bleiben doch nur einen Tag. Hoch zum Internet Cafe, Angela zur Polizei, ich email. DSL Speed !
Der zuständige Polizeibeamte war leider gerade auf Schulung ... Einer bietet uns sein Appartement für 7 Euro p.P. an, meint 10 Euro wäre viel zu viel. Sammeltaxi-Haltestellen auf dem Weg zum Busbahnhof, man fängt uns ab. Bis Bahnhof Bar, Teatime, 13.35 Schnellzug nach Kolasin. Grandiose Strecke: Erst längs des Rumija-Gebirges, dann durch den Tunnel, dann durch die ehemals idyllische Polje, jetzt verwüstet druch einen Autobahn-Neubau. Dann ca. 10 km großartige Strecke über Skadar-See und -Sümpfe und -Auwälder. Weiter durch die trockene Gegend um Podgorica. Dann mit Stil & Kaffee im Speisewagen durch den grandiosen Moracka Canyon.

Kolasin, Super-Wetter und angenehme Temperaturen. Picknick mit Berg-Panorama auf einer schönen Blumenwiese unterhalb vom Bahnhof. Lebensmittel einkaufen für die Mrtvica Canyon Tour. Kate, eine Engländerin, fängt uns ab in der Cafe Allee im Stadtzentrum. Sie erzählt uns: Alle Hotels sind noch zu, nach einer Stunde suchen hat man für sie und ihren Freund (Australier) die Villa Jelka geöffnet, unter der Bedingung Halbpension, 12 € p.P. Sie schwärmen von dem tollen "home cooked" Essen.
Wir trinken ein Bier mit Kate & Co., dann zum Hotel. Outdoor Guide empfängt uns, hat auch gleich diverse Vorschläge, u.a. Öko-Dorf-Aufenthalt und Auffahrt zum oberen Ende des Mrtvica Canyons mit dem Jeep ...

Abendessen: Nachdem Kate uns von dem tollen Essen von gestern vorgeschwärmt hatte, heute der Hammer: Für die Nicht-Vegetarier gibt es ein Nationalgericht, viel säuerlichen Käse & Kartoffeln zermatscht und aufgewärmt, ich schlucke tapfer alles runter, Kate und Co. lassen reichlich übrig. Angela bekommt nach ihrem Outing als Vegetarierin als einzige eine (Wild!)Forelle, die zufällig gerade vom Angeln nachhause gebracht worden ist, perfekt zubereitet und unglaublich lecker.
Ziehen los in die Stadt, Busabfahr-Zeiten klären & Benzin suchen, nächste Tankstelle ist eine Stunde vom Hotelam Hwy nach Podgorica. Bis 22.30 Uhr Party mit Gitarren-Klängen vor dem Fenster.

Mittwoch, 15. Juni: 

Großartiges Frühstück mit leckerem Brot und Marmelade (Butter von uns), dazu ein Super Omelette & türkischer Kaffee. Größer könnte der Kontrast zum Abendessen nicht sein. Dann kommt die Rechnung: Nichts mit 12 Euro, es kostet 20 Euro p.P.
Gehen zum Bus, kaufen vorher noch Keks und Schokolade. Später dann festgestellt, dass die "Tadelle" mit Pistazien doch unerreicht gut ist. Bus fährt mit Verspätung um 9.45 Uhr los, Angela muss vorher nochmal zurück zum Hotel die Sachen holen, die noch im Schrank liegen.

Am Hwy ein Schild, 50 km Bauarbeiten, die übliche EU-gesponserte Landschaftsverschandelung. Nach 15 km Pause mit Baustellenspaziergang und Panoramablick. Dann ein sehr schöner Blick von unterhalb des Moracka-Klosters talaufwärts Richtung Crvenik-Pass.
Der Fahrer läßt uns in der Kurve vor der Mrtvica Mündung raus. Wir marschieren über die nächste Brücke talwärts über die Moracka, weiter über die blaue Metallbrücke auf's linke Ufer der Mrtvica. Kraxeln hoch zum Asphaltsträßchen, laufen 200 Meter talauf, werden von Boris in Empfang genommen. Boris ist der Herr über den gesamten Talhang bis runter zur Mrtvica. Wir müssen erst mal zu ihm, ein Schwätzchen halten, dazu kommen noch Tochter Sarah, 6 Jahre, und 2 Katzen, eine davon mit einem kleinen, ewig kläffenden Hund befreundet.

Omi bringt uns Kaffee, Saft und ein dickes Mittagessen mit Salat. Ein 250 Jahre altes Haus, unterteilt in einen traditionellen und einen modernen Bereich für den Boss, dazu ein neues Häuschen für die zwei Töchter (die größere, 12 Jahre, werkelt in der Küche) und seien zweite Frau, eine bekannte Journalistin aus Podgorica. Sie schreibt für die Pobjeda und einzige Frauenzeitschrift in Montenegro, hat gerade ein Porträt von einem der Verfasser des neuen Montenegro-Wanderbuches verfasst, der auch der Besitzer des botanischen Gartens in Kolasin ist. Ist auch ein alter Bekannter von Boris.
Boris hat noch ein vermietetes Haus in Belgrad. Er war 12 Jahre als Schlosser in Deutschland, war mit einer Deutschen verheiratet, ist seit 8 Jahren schon zurück in Montenegro. Er sieht keinen Grund, jetzt noch arbeiten zu gehen, da er hier nur 200 Euro im Monat ausgibt. Seine Töchter lernen deutsch mit KiKa und RTL via Satellit.

13.00 Uhr: Bresto bewaffnet sich mit einem Gossir, einer Mischung aus Axt und Machete, und führt uns auf einem Pfad über sein Grundstück Richtung Steinbrücke. Sein Hund verspeist gerade eine Schlange (#10). Wir schauen uns die noch gut intakte 500 (!) Jahre alte Wassermühle an, liegt nach 50 Meter Pfad auf der anderen Seite der Mrtvica, schafft 100 kg Mehl / Tag.

Der markierte Pfad, der auf der orografisch linken Seite die Brücke berührt und dort weiter führt, ist nach Breskos Info zugewuchert. Wir gehen auf einem anderen Pfad hoch zur Forststraße, vorbei an einer Ausgeburt an Geschmacklosigkeit am anderen Ufer, einer feudal mit Asphaltstraße in den Berg gefrästen Villa im Küstenstil. Gehört einem reichen Notar, Rendite-Mietobjekt. Vorbei am Haus eines Selbstversorger-Nachbarn, durch dessen Grundstück der Weg führt. Dem Nachbarn ist die Frau weggelaufen, seine beiden Hunde kommen mit uns mit.
Dann das letzte Haus des Tals, gehört einem ehemaligen großen Partei-Funktionär, der jetzt unter der Betonplatte im Garten liegt.

Dann der Einstieg in die grandiose Schlucht, erste Pause unter Neuseeland-mäßigen Moosbäumen am Wasser, ist der Lieblingsplatz des Botanikers. Dann eine gigantische Karstquelle auf der anderen Seite, dann ein tschechisches Pärchen, das meint, weiter oben geht nichts mehr: "Too much vegetables". Tatsächlich liegen jetzt schon reichlich Bäume und Gesträuch, von Schnee und Lawinen umgeworfen und niedergrdrückt, auf dem Weg. Bresko hat mit seinem Gossir alle Hände voll zu tun. Er hilft Angela außerdem noch beim Rucksack-Tragen.

Dann kommt die berühmte Galerie, Mitte der 80er Jahre auf 200 Meter von Titos Bundesarmee, die den ganzen Weg für militärische Zwecke gebaut hat, in die senkrechte Canyonwand gefräst. Dann noch ein sehr schöner Pausenplatz am Wasser, incl. Camping-Kiesbank. Hier meint Bresko, wir können es bis oben schaffen, er muß jetzt umdrehen.
Die Hunde haben sich gut mit uns angefreundet, besonders der Schäferhund, ein Ex-Polizeihund der professionell unsere Rucksäcke inspiziert. Er badet in dem eiskalten Wasser. Verabschiedung von Bresko und den Hunden. Dann beginnt der Kampf mit dem niedergedrückten Holz, sehr anstrengend beim Aufstieg. Angela sieht 2 Schlangen (#11-12) und einen schwarzen Skorpion.

Wasser gibt's bis kurz vor dem oberen Knick nach links, hinter dem Knick ist der Canyon trocken. Wir schlagen das Zelt auf der ersten brauchbarn Fläche im flachen oberen Teil des Canyons Richtung Dorf auf, 20.30 Uhr, später hätte es nicht werden dürfen. Wir sind reichlich kaputt vom Kampf mit dem Unterholz.

Donnerstag, 16. Juni: 

7.45 raus, packen, Rucksack verstecken, Spaziergang Richtung Dorf, immer wieder zelttaugliche (Moos-) Wiesen, einige Kuhfladen, das Wasser fließt wieder oberirdisch. Drehen noch vor dem Dorf um, starten den Abstieg 10.30 Uhr. Erstklassiges Wetter, ab Mittag ersten Donnergrollen, ab 15.00 Uhr Donner ohne Ende. Im Canyon fallen aber nur einige Tropfen, hinter und vor uns sieht es schon schlimmer aus. Sind heute ziemlich groggy von gestern, brauchen viele Pausen.

Unten bei den Hunden lädt uns der Hundebesitzer ein, es gibt Saft und Kaffee. Den Saft und den Kaffee muessen wir uns selbst ("Cafegas"-Brenner) zubereiten, da keine Frau im Hause ist. Das Aufkochen endet mit überschäumen, also nur übergießen. Er zeigt uns sein Haus mit Ahnengalerie über dem Bett, TV, Gästezimmer mit 3 Doppelstockbetten.
Dann kommt der Nachbar mit Fahne & 2 Liter Flasche, unser Gastgeber muss den Generator anwerfen, damit der Nachbar (aus dem Haus des Funktionärs ?) sein Handy aufladen kann. Sitzen dann mit dem Nachbarn auf der Treppe und trinken Kaffee. Der Nachbar erzählt Schlechtigkeiten über unseren Gastgeber, der mault von hinten, dass wir SEINE Gäste sind.

Wir ziehen dann weiter, Abschied von Hund  und Herrchen, im Gebirge hinter uns ist es ziemlich schwarz. Hier unten war auch reichlich Regen, jetzt ist großes Vogelkonzert. Abstieg zur Steinbrücke, Zelt auf der Kiesbank aufstellen, Essen, Memos schreiben. Feuchte Nebelluft im Mini Canyon, 18 Grad. 21.30 Uhr Ruhe.

Freitag, 17. Juni: 

8.00 raus, TOP-Wetter, heute nach durchgängig mit Socken, Leggins, Unterhemd, Shirt, Hemd, Fleece und Warmpeace-Biwaksack geschlafen. 6.15 Uhr erster Blick auf die Uhr, 8.00 Uhr raus. Etwas abhängen, dann Besuch bei Vesco. Der meint, das Zelt am Fluß ist zu unsicher. Kein Strom heute bis zum abend wegen Bauarbeiten. Tchibo-Kaffee im Garten mit meinem Kocher, lecker. Ziehen dann los, Zelt abbauen, alles in den Schuppen unterstellen, sicher vor Sarah.

Dann ein dickes Essen, anschließend Rundgang durch Vescos unteres Reich zum Mrtvica-"Privatstrand", am Ufer zur "Grünen Gumpe" an der Steinbrücke. Auf der anderen Uferseite (orografisch links) vor zur Makadam-Straße/Hwy. Das wäre der Original-Wanderweg gewesen, der Einstieg wegen Ausbau der Makadamstraße in einer Kurve wäre aber kaum zu finden gewesen.

Gehen rüber zum großen Haus, kaufe 30 Eier (endlich darf ich auch mal einen ausgeben) von frei laufenden Hühnern. Vesco hatte früher eine Farm mit 300 Hühnern in Batterien. Seit 2 Stunden zieht sich ein Gewitter zusammen. Gestern hat es hier den ganzen Tag heftig geregnet, während es im Canyon nur getröpfelt hat. Kurz vor Erreichen von Vescos Haus fängt es an zu regnen.

Teatime-Versuch, aber 3 cm Benzin im Tank sind scheinbar zu wenig, geht immer wieder aus. Stärkerer Regen, rein in die Wohnstube. Gegen 18 Uhr kommen Strom, Sarah, Svetlana (gestreßt und Kopfschmerzen von Interview-Reise in die Berge) und ein Riesen-Essen. Danach ein Interview für Svetlanas Zeitung.
Muss dann noch die Sprache des Computers auf Serbisch umstellen, damit Svetlana künftig auch zuhause arbeiten kann. Außerdem noch den Drucker reparieren, die schwarze Patrone brauchte nur eine Spiritus-Reinigung, die farbige ist leer. Das CD-Laufwerk ist auch hinüber, da kann ich leider nichts machen.

Svetlana ist ein großer Autonomie-Fan, Vesco (mit Eigentumswohnung + Haus in Belgrad) ist  dagegen. Duschen, Wäsche waschen in Vescos Bad. 23.00 Uhr Ruhe bei 22 Grad im Zimmer, die kleinen Fenster voll auf, aber ganz schlechte Durchlüftung. Vesco schläft im Schuppen.

Samstag, 18. Juni: 

5.30 Uhr kommt Vesco wecken, ohne Kaffee oder Frühstück Blitzstart zum Kirchenberg. Quer durch den oberen Teil von Vescos Reich, einige Hektar uralter, sehr gut erhaltener Wald mit einem Teil Brennholz-Bäume. Buche/Eiche-Mischwald mit dichtem Farnteppich im Morgennebel, tolle Atmosphäre, durch den dichten Wald Ganzjahres-Trinkwasserquelle.

Weiter oben Besuch bei Baba, 85 Jahre, 1 Hund, 2 Katzen, 1 Kuh im Untergeschoß, 1 Handy. Es gibt guten Sliwowitz und Kaffee. Sie macht alles noch selbst, war noch nie beim Arzt. Wir steigen dann hoch auf den Kirchenhügel, 1000jährige Gräber und -Kirche, dazu die neuen Gräber von Vescos Familie und Bekannten. Auf dem Altar Wein und äußerst leckerer Sliwowitz.

Tolles Panorama zum Canyon-Eingang und zu den Gebirgen der Umgebung. Beim Auf- und Abstieg Kirschen und Walderdbeeren bis zum Abwinken. Dazu ein kollosales Vogelkonzert. Kurzer Abstieg zu den Sensenmännern am Hang, Vescos Kumpel aus Podgorica, einer davon schwerreich, einer heiratet jedes Jahr neu und muss sein Haus dann wieder neu teilen. Es gibt wieder Sliwowitz. Später kommen die Frauen und bringen die Brotzeit.

Wir gehen weiter vor zum Canyon-Aussichtspunkt. Da steht ein verlassenes Haus, seit 10 Jahren wohnen nur noch Schlangen drin. Abstieg zum Kirschbaum, vorbei an Vescos kühe-hütender Nichte. Zum Haus durch den urigen Wald, wirkt ohne Nebel im hellen Tageslicht lange nicht mehr so dramatisch wie am Morgen im Nebel. Svetlana kredenzt ein leckeres Nudel-Soja-Fleisch-Ersatz+Soßengericht und selbst gebackenes Brot. Pappesatt. Verdauuungs-Schnäpschen. Kaffee im Garten.

Zum Essen ist Sarah verschwunden, Svetlana gerät schwer in Panik, ein Journalisten-Kollege mit 3jährigem Kind hat am Strand gerade einen Entführungs-Versuch vereitelt. Sarah ist ganz begeistert von unserem frisch aufgebauten Zelt, ansonsten aber ziemlich frech und schleppt alles davon was nicht niet- und nagelfest ist. Sarah soll erst mit uns mitkommen, will dann aber doch nicht, ist auch viel zu riskant mit diesem Wildfang an die Blaue Gumpe zu gehen.
Sie bleibt dann bei Vescos Neffen und seiner Freundin, die gerade frisch eingetroffen sind. Außerdem eingetroffen: Eine weitere Verwandte, die eine Riesenberg Kirschen mitbringt. Der Neffe ist Mrtvica Canyon Wächter, 160 Euro / Monat, für 2 Jahre, damit niemand angelt im Fluß. Ist ausgerüstet mit Handy + Digitalfotoapparat für gerichtsverwertbare Beweise.

Am Abend wieder ein Riesen-Essen von Svetlana mit leckerem, frisch gebackenem Kuchen als Desert. Als 2tes Dessert gibt's leckere süße Mini-Kirschen, nie gesehen bei uns, hier aber weit verbreitet  Der Hund schleift derweil die jaulende Katze am Kragen über die Wiese, um mit ihr zu spielen. Die Ziege frißt die Rinde vom Pflaumenbaum. Ziegenhalten war lt. Vesco bis vor 30 Jahren von Tito verboten. Der Hund gewöhnt sich langsam an uns und kläfft schon weniger. Sarah kann gar nicht vom Zelt lassen. 23.00 Uhr Ruhe, 22 Grad im Zelt, Fleece-Schlafsack offen reicht.

Sonntag, 19. Juni: 

Der Hund kläfft die ganze Nacht unser Zelt an, außerdem 2 Füchse, Vesco war aufgestanden um nachzusehen. Svetlana konnte wegen dem Lärm genauso wenig schlafen wie wir.
7.00 Uhr, ein so kristallklarer und stahlblauer Himmel wie in den ganzen letzten 3 Wochen nicht. 8.00 raus, Kaffee kochen auf der von Vesco frisch reparierten Kochplatte, die eigentlich nur im Winter für's Ziegenfutter hergenommen wird. Dann Stromsperre.

Zelt abbauen, Schwätzchen halten mit Svetlana, nebenher Sarahs Attacken abwehren. Vesco fragt uns, wofür die ganze Demokratie eigentlich gut ist. Ein Engländer hat für 5 Millionen Euro das ganze Skigebiet von Kolasin gekauft incl. Motel und gleich die Preise drastisch erhöht. Jetzt können sich nur noch die Ausländer und reiche Einheimische das Skifahren leisten. Er wollte auch gleich noch den Mrtvica Canyon kaufen und Eintritt kassieren, zum Glück gehört der Canyon -zig verschiedenen Leuten und der Verkauf hat nicht geklappt.
Vesco: Unter Tito und Milosevic waren die Jugoslawen politisch nicht frei, ansonsten ging es ihnen materiell und sozial gut und sie konnten problemlos ins Ausland reisen und dort arbeiten. Dagegen hat jetzt kaum noch jemand Geld zum Reisen, ein Arztbesuch ist unerschwinglich geworden, ein Studium ebenfalls, es gibt jetzt Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Drogen.

Svetlana schreibt für die Tageszeitung Pobjeda, vor allem für die Ressorts Ökonomie, Kinderbeilage (Sarah als Indianer) und Tourismus. Außerdem noch für eine Frauenzeitung und eine Pilzzeitung. Sie läuft jeden Tag vor zum Hwy und fährt dann mit dem Bus rein nach Podgorica. Sarah ist auch ein Medienstar, hatte sogar schon einen Fernseh-Auftritt, sie ist großer TV-Star-Fan.

10.30 Uhr Abmarsch, vor zum Hwy, 20 Minuten Autstop, keiner hält. Leute fragen, wann der nächste Bus geht, soll in 15 Minuten kommen. Nach 15 Minuten hält ein alter (!) PKW, sitzt schon ein Tramper drin. Flotte Fahrt durch den spektakulären Moracka Canyon bis direkt zum Bus-Bahnhof / Bahnhof (!) von Podgorica. Wir geben den Buspreis (2x2Euro) als Benzingeld, Widerrede wird nicht zugelassen, bei den hohen Benzinpreisen für die armen Leute hier.

Setzen uns in den Freisitz des Busbahnhof-Cafes, guter Cappucino, am Nachbartisch sitzt ein Ehepaar aus Wien. Sie wohnen schon seit Jahrzehnten in Österreich. Sie ist in Podgorica geboren und später nach Bosnien/Herzegovina gezogen. Er stammt aus dem Kosovo. Sie waren 2 Wochen im Urlaub in Ulcinj. Sie erzählen: Der derzeitige Regierungschef Djukanovic bringt den Aufschwung. Der neue Straßentunnel (der durch die Poljana, s.o.) wird im Juli eingeweiht.
Die Frau besorgt für 8 Euro (!) ein Taxi, wir geben am Flughafen 10 Euro, der Fahrer will 2 Euro zurueck geben, muss das Geld aber behalten, dafür dass er ein ehrlicher Fahrer ist. Die beiden hatten beim letzten Mal auch 8 Euro ausgemacht, sollten am Ziel aber 10 Euro bezahlen. Es gab daraufhin einen Mords-Streit, sie haben dann nachgegeben.

Ein absolut relaxter Miniflughafen, der neue größere Airport ist aber bereits im Bau, unmittelbar daneben. Alles sitzt draußen im Cafe und wartet auf die Ankunft des Flugzeugs aus Wien. Mehr passiert nicht in 3 Stunden. Kaufe am Kiosk noch eine Tadelle Pistazien Schokolade, gleicher Preis wie im Supermarkt. Dann landet eine kleine Propeller-Maschine, kurz darauf startet das Boarding. Grandioses Bergpanorama heute. Wir sehen von oben Vescos Reich und den Mrtvica Canyon. Schon bald zieht es zu und dann bleibt es bewölkt bis kurz vor die Südalpen.
Landung in Wien mit Verspätung, unser Anschluß ist weg. 2 Stunden später geht die nächste Maschine. Landung in München kurz vor Sonnenuntergang bei genauso kristallklarem Himmel wie in Montenegro, auch genauso warm.


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