Montenegro 2005
Eine
interessante und abwechslungsreiche (Outdoor-)Rundreise durch
Montenegro mit Auftakt in Belgrad.
Highlights
... eine
Vorauswahl der
interessantesten
Ecken etc. ...
Do,
26. Mai:
Gestern abend
19.30 Uhr zurück von Dienstreise aus Paderborn. Auspacken,
umpacken, neu packen. 23.00 Uhr alles fertig. Dauert ewig, bis ich zum
Einschlafen komme. Dann beizeiten wach, 6.45 raus, 8.02 U-Bahn.
Flughafen Geld abheben, Brot, Salami, Erdbeeren kaufen , dazu die ZEIT.
Die liegt natürlich auch am Lufthansa-Terminal aus. 11.10 Start,
nachdem Angela schnell noch ihren Daypack samt Taschenmesser aufgegeben
hat.
Flug am Dachstein vorbei, nach gut einer Stunde in Belgrad. Sommerliche
Temperaturen und blauer Himmel, wie seit gestern in München. Geld
in Dinar wechseln, Bus zum Bahnhof. Der Belgrad-Expreß 10.10 Uhr
hat Schienenersatzverkehr um 7.30 Uhr (!), erfahren später dass es
einen Bergrutsch gegeben hat. Straßenbahn zum Hotel Royal,
bekommen ein ruhiges Zimmer nach hinten, mit Frühstück 32 € /
Zimmer. Die Matratze muß mit Zusatzdecke und Therm-a-Rest
entschärft werden. Capuccino in der angenehmen und gut besuchten
Fußgängerzone gleich um die Ecke.
Stadtinfo-Auskunft zu Outdoorladen mit Gaskartuschen-Verkauf. Bei
Intersport im Zentrum gab es nur Camping Gaz Stechkartuschen. Im
Outdoor-Laden gibt es dann gar nichts, nur den Tip, es im Mercator zu
versuchen. Zurück ins Hotel durch's Gradarska-Sezene-Viertel,
Kneipen & Cafes ohne Ende bis zum Kalemegdan-Park. Sehr brauchbarer
Park, zieht sich den Hügel hoch bis zu den alten Festungsmauern.
Großartiger Sonnenuntergang mit weitem Blick über die
Save-Donau-Mündung und dieweitläufigen Auwälder ringsum.
Schweres Begängnis in der Fußgänger-Zone, Cafe an Cafe.
Leckerer Schopska Salata + Bierchen vor dem griechischen Restaurant am
Eingang der Fußgängerzone. 23.00 Uhr Ruhe, Musiklärm
von unten. Entdecken einen Tag später die Restaurant-Band im
Erdgeschoß als Ursache.
Freitag,
27. Mai:
Leidlich
geschlafen, 24 Grad im Raum, 7.45 raus.
Hotel-Keller-Frühstück: Eier, Brot & Türkischer
Kaffee. Saft geht extra. Uns fehlt das Frühstücks-Ticket,
"poslje" meint der Kellner. Tram 11 zum Sava Centar.
Messe-Cafe-Empfang, aber kein Outdoor-Laden, wie in der
Outdoor-Newsgroup empfohlen. Laufen durch ein gewaltiges
Platten-Neu(!)Baugebiet vor zum Mercator Centar, da gibt's einen
Intersport, aber kein Gas. Man schickt uns wieder ins Stadtzentrum zum
Intersport und zum Adidas-Laden ...
Bus Richtung Bus-Bahnhof, wir springen an der Tankstelle kurz raus zum
Benzin kaufen. Es ist krachheiß heute. Bus-Bahnhof: 8.00 Uhr geht
ein Direktbus nach Zabljak ! Ticket für morgen. Bus zur Ada-Insel.
Eingezäunter Altarm mit Strandbad. Gehen rechts zum kleinen See,
vorbei an alternativem Fischrestaurant / Fischsafari-Park, der hintere
Teil des Sees ist für den Safaripark eingezäunt. Umrunden den
See, durch's malerische Dörfchen, Schwarzbau-Foto, einer
klärt uns nach dem Foto auf über den Schwarzbau-Status des
Dorfes.
Über mückenverseuchte Auwald-Pfade, Enten fressen die
weiße "Wolle", die den See bedeckt. Bus-Bahnhof, Aufstieg zur
Innenstadt. Idyllisches Schicki-Cafe mit Wasserfall, guter Capuccino.
Durch den Park ins Zentrum, im Park kämpfen Hund und
Nebelkrähe mit Ausdauer. Die Krähe will den Hund mit allen
Tricks und Schlichen in den Schwanz beißen, einmal schafft sie es
sogar. Danach dreht sich der Hund der Krähe immer hinterher.
Die Fußgängerzone ist berstend voll. Ins Hotel, Rucksack
packen. Schopska Salata und Bierchen beim Griechen-Freisitz.
Kalemegdan-Rundgang, Menschenmassen unterwegs, sehr schöne
Atmosphäre hoch über der Stadt. 23.30 Uhr gibt unsere
Restaurant-Band Ruhe, es waren eh' nur 2 Tische mit biertrinkenden
Twens, die den ohrenbetäubenden Lärm im Restaurant
ausgehalten haben. Duschen, Mitternacht Nachtruhe.
Samstag,
28. Mai:
6.00 raus,
Omelette + Türken-Kaffee. 6.55 Start, gleich in die 2er Tram, 7.10
Uhr Bus-Bhf, kostet 5 Dinar, in den abgezäunten Abfahrts-Bereich
zu gehen. Es wird wieder heiß heute. 8.00 Uhr Start. Der Bus ist
gut gefüllt. 8,5 Stunden Fahrt durch grüne Hügel und
kleine Orte. Sind von Pljevlja bis Zabljak neben dem Fahrer und seinem
Copiloten die einzigen Fahrgäste ! Man gönnte uns zwei
Fotostops, auf und oberhalb der Brücke, spektakulär !
17.30 Uhr am Weide-Hochplateau von Zabljak. Hotels kosten 16 € / p.P.,
Privat-Zimmer 7 €. Die Chefin vom Summit-Reisebüro vermittelt uns
ein Zimmer schräg über die Straße. Empfang mit Rakija
und türkischem Kaffee. Der letzte Winter war schneereich wie nie,
5-6 Meter lagen im Ort ! Der Sohn unserer Vermittlerin gibt morgen
einen neuen Durmitor-Bergführer in Belgrad in Druck, soll in 2
Wochen fertig sein, die Karte bleibt die gleiche wie im alten
Wanderführer von 1986. Wir lassen uns von ihm gleich noch 2 Bikes
herrichten, 8 € p.P. / Tag, wir sind die ersten Biker dieses Jahr, auch
sonst sind noch keine Touris im Ort zu sehen. Gemüse kaufen,
Essen, Ruhe um 21.30 (!) Uhr.
Sonntag,
29. Mai:
7.30 Uhr raus,
die 2 Ostdeutschen sind schon in der Wohnküche beim
Frühstück. Sie waren in den 70er Jahren 4 Jahre in Belgrad
und finden die Atmosphäre auch sehr lebenslustig und angenehm
dort, heute aber verkrampfter als in alten Zeiten. Es gibt selbst
gebackenes Schmalzgebäck mit hausgemachter Marmelade, sehr lecker.
Danach türkischen Kaffee.
Wir wandern über die Straße zum Crno Jezero, Top Wetter.
Vorzügliche Karte 1:50.000 kaufen im Souvenir-Shop. Hochwasser am
Fluß und am See, müssen bei der Seeumrundung oft nach oben
durch den Wald ausweichen. Die Wasserfälle toben in voller
Schönheit über den Pfad, sind vor wenigen Wochen
ausgebrochen. 3 Fälle, Wassereinbrüche in den Schuhen. 2
Teenies barfuß durch die Fälle und über den Schnee.
Reichlich Angler an der Halbinsel. Wir laufen einmal im Kreis und
stehen plötzlich am Ufer wieder gegenüber den Fällen.
Dann zwei Stunden immer wieder Gewitterschauer.
Nach dem letzten Schauer kurz vor Ende der Runde vorzüglicher
Teatime-Platz mit Medjed- und Wasserfall-Blick. Dann im Restaurant am
See neben dem warmen Kamin leckeres und reichliches Forellen-Essen mit
Kartoffeln, Schopska Salata und selbstgebackenem Brot, 8 € p.P.
Bis auf 2 Bussen mit Teenies keinerlei Touris am See gesehen. Auch die
Gaststätte gehört uns alleine.
Auf der anderen Flußseite retour, erst auf dem Pfad, dann durch
Wiesen und Privatweiden, am Ende mit Hundealarm von links und rechts,
die Bäuerin rettet uns. Sind 20.00 Uhr zuhause. Omi will uns noch
mit Kaffee versorgen. 22.00 Uhr Ruhe.
Montag,
30. Mai:
7.30 Uhr raus,
nachts wegen Schwitzen und Rotwein-statt-Wasser-Schluck wenig
geschlafen. Hausgemachter Saft und Kaffee von Oma auf der frisch
bestuhlten Terrasse. Gehen dann die Bikes und Tips holen: Die
Pässe im Durmitor sind nicht begehbar wegen der Schneemassen, den
Tara-Canyon-Pfad der Partisanen-Karte gibt es schon lange nicht mehr.
Den Wanderweg im Susica-Canyon macht eine Bärin mit einem Jungen
unsicher, jetzt wo noch keine Wanderer unterwegs sind. Die
Ringstraße Nord ist schneemäßig offen, trotz
Bergrutschen für MTB's passierbar. Susica-Canyon geht als
MTB-Tagestour problemlos, der Susica-See ist noch voller Wasser. Zum
(Szene-)Bäcker "Pekara & Fast Food" und Gemüse kaufen.
Start durch idyllische Streusiedlungs-Wiesen-Wald-Landschaft Richtung
Curevac. Ca. 1km bevor die Straße den Canyon erreicht, geht
rechts ein gut markierter Pfad zum Gipfel. Vom Gipfel ein
phänomenales Panorama über den Canyon, die Hochflächen
und Gebirgszüge der Umgebung. Sehr ausgiebige Teatime.
Abstieg zu den Bikes, fahren rüber zum Schlangensee. Auf dem
letzten Kilometer Forststraße vor dem See wird der angeblich so
streng geschützte Urwald gerade von Bauern mit Motorsägen
zersägt und mit Ochsen ins Tal geschleppt. 1 km Fußweg zum
See, auch hier ein ziemliches Kettensägenmassaker. Und direkt um
den See hat eine fette Lawine ziemlich viel platt gemacht ... Viel
Schlamm und Schnee auf dem Weg auf den letzten 2 km. Retour nach
Zabljak längs des Mlinski Potok, vorbei am Campingplatz.
Obst und Brot kaufen, Schwätzchen mit Anna von Summit Travel und
ihrem Sohn, dem Chef der MTB-Abteilung und MTB-Rennorganisator. Anna
sagt, daß von 1993 bis vor ca. 2-3 Jahren mit Rückendeckung
der Regierung in Salamitaktik der berühmte Urwald am Schlangensee
abgeholzt wurde. Dann war auf ihren Protest hin Ruhe, jetzt scheint es
nach unseren Beobachtungen wieder losgegangen zu sein, im Schutz von
Schnee und Schlamm rechtzeitig vor Beginn der Touri-Saison. Sie will
das Ganze jetzt nachprüfen und der UNESCO melden. Sie war auch an
der bislang erfolgreichen Verhinderung des Tara-Staudamms
maßgeblich beteiligt.
Dienstag,
31. Mai:
7:00 raus,
stahlblauer Himmel, dickes Müsli, dann kommt Omi noch mit Kuchen
und Kompott, Saft und Kaffee. Eindecken mit Brot und leckeren Snacks
beim Szene-Bäcker. Es gibt überreichlich Tante Emma
Läden im Ort. Allerdings steht ein großer Supermarkt in der
Stadtmitte kurz vor der Eröffnung.
9.30 Uhr: Wandern die Straße hoch zum Beginn des
Kiefern-Labyrinths, vorbei an ausrangierten Küchenherden und
Autos. Super-Panorama über Zabljak und die Berge. Der Einstieg ins
Kiefern-Labyrinth ist gut zu finden, dann kommt das erste große
Schneefeld und die an sich gute Markierung ist verschwunden. Wir
versteigen uns, kostet eine Stunde. Weiter oben kommen immer
gigantischer Schneefelder, messen einmal 3 Meter Dicke. Schon bald
nasse Schuhe.
Auf 2/3 der Höhe das erste leichte Gewitter, dann nochmal 20m
unterm Gipfel, dort wird es ganz heftig, nachdem wir unter uns im
Susica Canyon schon die Blitze und schwarzen Wolkenmauern sehen
konnten. Die Blitze kommen zum Glück nicht bis zu uns, nur der
Sturm, die Wolken und etwas Regen.
Aufwärmen auf dem Gipfelplateau mit starkem Kaffeem um 15.30 Uhr.
Dann ausgiebig Markierungs-Suche in diesem katastrophal
unübersichtlichen Gelände. Finden schließlich den
Abzweig runter nach Jablan Jezero / Zabljak. Der endet schon bald in
einem Schneefeld, jetzt ist die Markierung endgültig verloren,
obwohl wir 30 Minuten alle Lücken im Labyrinth gründlich
absuchen. Beschließen schweren Herzens den Rückmarsch auf
dem Herweg, um nicht in die Dunkelheit zu kommen. Riskieren aber noch
die Vollendung der Plateau-Runde, statt wieder über den Gipfel auf
dem Rundweg zurück zu gehen. Sind dann nach einer Kriechstrecke
erfolgreich wieder am letzten großen Schneefeld des Aufstiegs
angekommen.
Wir sind jetzt schon ziemlich geschlaucht. Es folgt ein ermüdender
und nasser Abstieg auf zum Glück bekannten Pfaden, der so in
dieser Abwärts-Richtung kaum zu finden gewesen wäre.
Straßenhatscher mit schönem Bergpanorama im Abendlicht,
Abkürzen längs des Liftes, unglaublich viele Vogelstimmen im
relativ naturbelassenen Fichten-Wirtschaftswald. Sind 21.00 Uhr nach
12.5 Stunden Wanderung wieder zuhause. Omi bringt uns von Anna einen
Zettel mit den Busverbindungen durch den Tara-Canyon. Wäsche
waschen, umfallen und schlafen.
Mittwoch,
1. Juni:
6.30 raus,
Duschen, packen, Kaffee bei Omi, Brot holen, Gemüse, Zeitung mit
Wetterbericht, soll instabil bleiben hier im Norden. Es ist kalt, die
Wolken hängen tief, hier auf 1500 Hm. Zweiter Kaffee im
Busbahnhof-Cafe. 9.30 Uhr Belgrad-Bus bis zur Tara-Brücke. Ein
Schweppes im Brücken-Wirtshaus. Rucksäcke dort lassen,
Abstieg in den Canyon über ein paradiesisch gelegenes Gehöft,
man hätte besser auch direkt runter gehen können in der
Spitzkehre der Zufahrt.
Finden hinterm Gehöft den Weg nicht, queren am Hang im Buchenwald,
finden den Weg, der am Ende auf eine spektakuläre Quelle vom
Format eines kaukasischen Wildflusses stößt, der sich in die
Tata ergießt. Super-Teatime am Canyongrund. Rückweg durch
den Hangbuchen-Urwald bis zum Gehöft, Opi lädt uns zum
Hinsetzen ein. Kleines Schwätzchen. Gepäck holen, zum
Bushalt, da liegt eine gute verpackte Flasche Rakija im Gras,
einpacken.
14.00 Uhr Bus nach Biogradsko Jezero über Mojkovac.
Phänomenale Canyon-Strecke bis Bistrica (unbedingt noch mal mit
dem Bike abfahren !!!), das großartig in einem Kessel am
Schnittpunkt diverser grandioser, urwaldbestandener Berghänge und
Canyons liegt. Besonders imposant der erste Canyon rechts, wenn man aus
dem Tara Canyon herauskommt. Wenig Verkehr und tolle Landschaft, DIE
Fahrradstrecke !
Im Bus neben uns ein Ex-Profi-Fußballer, hat 8 Jahre in einer
zyprischen Mannschaft gespielt, bis zu einem Autounfall daheim in
Montenegro. Jetzt macht er sich in Montenegro ein gutes Leben, findet
Zypern aber besser.
Aussteigen direkt am Parkeingang, steil die Straße hochlaufen,
zum Glück nimmt uns ein älterer Einheimischer mit, er reicht
uns gleich mal die 2-Liter-Bierflasche zur Begrüßung. Er
will aber zum Schluß nicht, dass wir ihm die Rakija-Flasche
schenken. Links und rechts der Straße eine paradiesiche
Urlandschaft.
Frisch angekommen, hat ein Ranger gerade eine Viper gefangen.
Vermessung ergibt 1 Meter Länge. Landkarte kaufen, im Wald ein
Stück den Berg hoch ist Zelten gratis ohne Auto. Noch weiter oben
entsteht eine neue Bungalowsiedlung, die Motorsägen kreischen bis
in die Dunkelheit.
Zelt aufbauen, Essen kochen, Eine Stunde Rundgang um den See. Eine
unglaublich schöne Bergwildnis aus Buchenwäldern mit
blühenden Bärlauch-Teppichen und einem Binnen-Sumpf-Delta des
Seen-Zuflusses mit Holzbohlensteg. Im Dunkeln rufen die Käuzchen
und die Eulen heulen. Wir sind die einzigen Übernacht-Gäste.
Die Festbeleuchtung wird trotzdem angeschaltet mit Einbruch der
Dunkelheit. 12 Grad.
Donnerstag,
2. Juni:
Aufstehen
fällt sehr schwer, die neue Salewa Diadem Ultralight war zu warm.
Dafür war es Angela zu kalt in ihrem dünnen
Kunstfaser-Schlafsack. 8.30 Uhr endlich draußen, kalter Wind und
klare Luft. Müsli, dann Start zum D. Lumer. Den Pfad zum Einstieg
in den Jezerstica-Canyon gibt's nicht mehr, die ganze Wand ist zur
Straße hin abgerutscht. Wir gehen am Canyon-Rand durch den Wald,
Super-Panorama über die Schlucht, den Fluß und die Gebirge
hinter der Mündung in die Tara.
Sind heute allgemein abgeschlafft und gar nicht so sauer über den
fehlenden Pfad zum D. Lumer. Laufen weiter und stoßen auf einen
Pfad zu einer Brücke über den Canyon. Dahinter viel Urwald,
aber kein Pfad. Vpn hier könnte man aber mit Kompaß den
"Todorova Dolina"-Bach hoch den Lumer erreichen. Den Pfad retour kommen
wir zum See. See-Umrundung Nr. 2, diesmal links herum. Teatime an der
Landzunge. Unmengen junger Fische, mögen weder Brot noch Kekse.
Testen dann weiter hinten noch den ausgeschilderten Weg auf den G.
Lumer, da muß man auch mit dem Kompaß hoch. Einzig der Weg
zur Quelle der Biogradska Rijeka dürfte einigermaßen zu
finden sein, da permanent am Fluß. Aber auch da kein Weg zu sehen.
Froschfriedhof am Ufer. Kochen Abendessen auf der Abendsonnen-Halbinsel
Nähe Lager. Im und am Lager ist heute Einiges an Halligalli.
Freitag,
3. Juni:
Nachts wieder zu
warm, 14 Grad im Zelt. 7.30 raus, 8.20 Start zum Aussichtsberg
über dei Allrad-Piste. Schöner Wechsel von Urwald und offenen
Wiesen-Stellen. Perfektes Wetter. Phantasievolle Weidezaun-Isolatoren
aus Plastik-Flaschenhälsen. Sind beizeiten auf dem Gipfel. Nach
vorn grandioser Ausblick über den See und das Urwald-Tal auf die
fernen Berge. Nach hinten die kahlen Gras-Rücken der hohen
Bjelasica-Berge. Stundenlange Tea-Time mit Reiseplanung. Beim Abstieg
botanisierende Studenten aus Podgorica. 2 MTB'ler, Locals auf dem Weg
zum höchsten Berg, ohne jedes Gepäck.
Unten am Zelt ein älteres Pärchen mit vollem Gepäck auf
dem Weg ganz hoch zum See. Sie kennen das Schnee-Problem, haben deshalb
das Durmitor geskippt, waren aber im Karanfili, unterer Bereich. Viel
Party heute im Lager. Abendessen kochen wieder auf der Halbinsel.
Wärmer als gestern, abends 15 Grad.
Samstag,
4. Juni:
Fleece-Schlafsack
+ Biwaksack mit im Hüftbereich eingelegter Iso-Jacke hat sich
bewährt, Angela konnte mit meiner (Zusatz-)Daune auch endlich gut
schlafen. Super-Wetter heute. Packen, Abmarsch runter zur
Hauptstraße. Trampen nach Kolasin. Der Fahrer ist gnatzig, er
hatte beim Winken nur Angela gesehen ... Von der Brücke zum
Ort/Busbahnhof. Der ist gerade abgebrannt, das Cafe funktioniert aber
noch.
Beschließen statt Ruhetag in Kolasin eine Tour nach Plav/Gusinje.
Der Bus kommt 5 min später, wir fahren durch bis Berane. Der Bus
nach Gusinje geht lt. Tafel in 30 min, trinken in der
Freisitz-Cafeteria noch einen Kaffee. Tatsächlich geht der Bus
aber erst in 1,5 Stunden ... Treffen einen Einheimischen, der uns nach
Plav mitnimmt. Es ist der Polizeikommandant, der seine Frau zum Friseur
nach Berane gebracht hat. Sie laden uns ein, geben uns ein Zimmer in
der zweiten Etage mit Top-Blick auf die bizarren Berge der Prokletije.
Dann gibt's Rakija und ein Riesen-Essen. Dann einen
Straßenhatscher rein nach Plav. Rundgang, viele Bauruinen, ein
Riesenhotel in toller Panorama-Lage am See, war bis vor kurzem voller
Flüchtlinge, jetzt voller Graffitty, runtergekommen und
abgeschlossen.
Schöner See, reichlich Teichrohrsänger, glasklare Luft,
hinter dem See die patagonien-mässigen Berge. Viel Polizei ! Viele
Cafes, einige Jugendliche tummeln sich drin. Die Bäckerin spricht
englisch. Ein Minarett. 60% Albaner hier, 30% Christen. Gehen die
ehemalige Hotel-Ufer-Promenade entlang, zerworfene Lampen, dann ein
Viehzaun, drüber, dann ein sehr schöner Trampelpfad durch
blühende Wiesen, über einen Zaun auf ein Baugrundstück,
zurück zur Strße, weiter zum Haus.
Boris, unser Hauherr, war früher Manager in einer staatlichen
Zeitungs-Druckerei in Podgorica. Mit Beginn der Jugoslawien-Krise ist
er (vor 15-12 Jahren) auf eine private Polizeischule nach Los Angeles,
finanziert mit einem Job in einer Pizza-Bäckerei. Hat nach seiner
Rückkehr gleich den Job als Polizeichef in Plav bekommen und sich
das Haus neben dem seiner Schwiegereltern gebaut. Wir können uns
auch eins hinbauen, kein Problem.
Duschen, Rakija trinken, dann kommen die beiden Schwestern von Branca.
Eine ist Biologin aus Podgoritza, unverheiratete Kettenraucherin, Job
bei einer schwedischen Seafood-Aquakultur-Firma. Igor, der
jüngere Sohn (12 Jahre), hat ein Internet-Problem, nach 3 Minuten
Disconnect, dann no dialtone. Es ist aber nichts defekt. Der
ältere Sohn studiert, das kostet satte 5000 (!) Euro im Jahr.
Sonntag,
5. Juni:
7.30 raus,
Kaffee in der Wohnstube, die Biologin schaut zerknittert aus und
zündet sich erstmal eine Zigarette an. 8.30 wirft Boris den Colt
und etwas Verpflegung in seinen Rucksack, dann Start auf den Visitor.
Durch das Grundstück von Brancas Eltern, durch
Laubwald-Gebüsch und Wiesen bergauf, überall gut gepflegte
Wasserquellen, ein Stück weiter oben eine Panorama-Wiese mit
Wasser, gehört auch Brancas Eltern. Steigen über ein Gewirr
von Pfaden auf den ersten Bergkamm, runter in das dahinter liegende
Tal, erreichen eine Wiese mit einem schönen Blockhaus, immer offen
für jedermann, gehört Boris Kumpel.
Weiter aufwärts im Tal durch jetzt urwüchsigen Wald
längs des Baches auf Makadam-Piste bis zu einer idyllischen Wiese
mit Lichtung direkt am Talschluß unterhalb des Visitor-Gipfels.
Top-Camping-Möglichkeit, die Hütte gepflegt und immer offen,
nur etwas windschief. Boris zeltet jeden August mit seinem Sohn hier
oben für einige Tage. Wir steigen gleich hinter der Hütte
rechts durch Urwald auf den Sattel oberhalb vom Visitor-See, hier oben
wieder eine gute und offene Hütte, und wieder Wasser ohne Ende. Es
zieht leicht zu. Großes Wiesen-Picknick bei einigen Regentropfen.
Blick über den Visitor-See ins nächste Tal und die Bergkette
dahinter, von wo sich der Kahlschlag langsam in den Urwald ausbreitet.
Steilaufstieg über das tiefe Karstloch und die Gipfelwiese bis zum
Gipfel, ca. 1300 Hm über dem Ausgangspunkt. Bewölkt, aber
gutes Panorama. Tief verschneite Prokletije. Metall-Gipfelwegweiser,
gut gemacht. Teatime. Boris schläft, bis ihn der plötzlich
kalt einsetzende Wind weckt. Er hatte die ganze Nacht Einsatz und nur
eine Stunde geschlafen.
Abstieg schon mit etwas schweren Beinen, diesmal direkt runter
zur Talschluß-Wiese. Markierter Pfad durch schönen Urwald
mit einzelnen riesigen Panzerkiefern. Millionen fliegende Flöhe
wie Blütenstaub in der Luft. Abstieg rechts weg von der Wiese
über breiten Holzrückpfad. Der degenerierte Wald beginnt
schon bald hinter der Talschluß-Wiese. Interessante
Brennholzbäume links und rechts vom Weg, der aussieht wie die
Holzrutschen in Asien.
Wir quälen uns abwärts bis zum Haus von Bratcas Eltern. Omi
bringt Saft und Kaffee, dann muß ich den nassen Teppich mit vom
Stahlseil wuchten und unters Sofa und den Schrank manövrieren. Zur
Belohnung gibt's Rakija. Rüber in Boris Haus, waschen, dickes
Abendbrot. Dann Internet, geht heute problemlos, 45 Minuten email.
Montag,
6. Juni:
8.00 raus, Regen
prasselt pausenlos auf's Dach, tief hängende Wolken, unten niemand
da, Kaffee kochen. Boris kommt, er macht heute frei, wir können
aber nichts unternehmen wegen des Wetters. Frühstück,
Physiotherapie für Boris, Schwätzchen, Memoiren schreiben,
Tourenplanung. Starker Schafgarbentee, Boris mag weder Kaffee noch
indischen Tee. Später Teatime. Tourenplanung.
Boris kocht leckeren Kartoffelauflauf, dazu Weißkohl-Salat. Wir
schlagen zu, nachdem Bratca von ihrem Bank-Job zurück ist.
Später läßt der Regen nach. Kleiner Einkauf &
Klärung Bus im Ort. Ein Sammeltaxi fährt ständig nach
Berane. Nochmal zur Bäckerin, die freut sich, auch die Jungs und
Mädel vom Tante-Emma-Laden überschlagen sich fast vor Freude.
Unmengen tolle BMW und Mercedes touren im Ort herum.
Bratca kocht abends Knoblauch-Medizin: Knoblauch + Zitrone kochen, 24 h
ziehen lassen, abfüllen. Wir helfen bei der Benutzung der
schrecklichen türkischen Küchenmaschine. Zur Belohnung
gibt's süße, frisch gebackene Cookies. 22.00 - 22.45 Uhr
packen, 23.00 Uhr Ruhe. Boris hat den Busfahrer angerufen, der holt uns
morgen frühe 6.30 Uhr vorm Haus ab, Direkt-Minibus nach Podgorica !
Dienstag,
7. Juni:
5.00 wach von
der Helligkeit, hatte dummerweise keine Brille auf. Es regnet immer
noch. 5.45 klingelt das Handy. Aufstehen, fertig packen, etwas essen,
Abschied von Boris, in Regenklamotten runter zur Straße, 6.40 Uhr
kommt der Minibus. Meine Socken und Schuhe sind noch nass von gestern.
Der Kleinbus füllt sich schnell, wir fahren dann ab Andrijevica
links hoch über den Paß !
Satter Jugo-Schlager-Pop, der Fahrer telefoniert und raucht mit der
rechten Hand, mit der Linken wird gelenkt und gestikuliert, dann wird
die Musik endlich mal leiser gedreht.
Draußen sattgrüne, idyllische Landschaften, leider oben in
den Wolken. Hinterm Paß dann nicht runter nach Kolasin sondern
durchs Hinteland ab Matesovo Richtung Südwest längs der Tara
über Jabuka, Lijeva Rijeka zum Canyon mit der Eisenbahnbrücke
und weiter runter zum Moracka Canyon nach Podgorica.
Busbahnhof Podgorica: Eine Frau zeigt uns gleich den optimalen
Anschluß nach Herzeg Novi. Ein anderer Bus- und ein Taxifahrer
wollen uns abwerben. Start Richtung Cetinje mit starkem Blick auf die
Kegelberge und den Skadarsee. In Cetinje klarer Blick auf die
grüne Seite des Lovcen, fette Antennen-Anlagen auf dem gesperrten
Stirovnik.
Rüber und runter nach Budva mit tollem Blick über Sv. Stefan
und die spektakuläre Gebirgsküste. Große Müdigkeit
bis Kotor, dann der Fjord: Starke Strecke ab Kotor über Orahovac
(super Lage !) bis Perast. Dann ab Risan fast über die gesamte
Länge des Fjords auf halber Höhe ein in die Felswand
gefräster Straßen-Neubau mit riesigen Schutthalden, die sich
Richtung Meer den Hang herabziehen. Die totale Fjord-Verschandelung.
Am Busbahnhof Herzeg Novi gleich zwei Schlepper, wir trinken erst mal
einen Capuccino. Lassen uns dann das Zimmer zeigen, sehr ruhige und
komfortable, hostelartige Anlage in der Altstadt mit 3 Zimmern, 2
Bädern, Kühlschrank und einer Outdoor-Küchennische auf
der überdachten Veranda. Dazu Billard-Tisch und Kraftmaschine,
überdacht von Kiwi-Ranken. Erst ab 3 Tagen kostet es nur 6 Euro
p.P., was man uns beim Abschleppen so nicht erzählt hat ...
Daddy kann russisch sprechen, Mam kredenzt den obligatorischen Kaffee
mit Sirup-Saft.
Wandern dann die 7km-Ex-Eisenbahn-Promenade nach Igalo, über den
Fluß, bis zu den Häusern auf der anderen Seite des Fjords.
Von dort grandioser Blick auf die Orjen-Berge, Herzeg Novi und den
Lovcen. Essen ein vorzügliches Fischgericht mit
Knoblauch-Kräuter-Öl, Kartoffeln und Gemüse. Danach ein
eher schlechter Schopska-Salata, dazu 0.5 Liter Niksic. Macht 11 Euro
für zwei.
Retour über den Boulevard, ganz gutes Begängnis, fast kein
Ausländer. 22.00 Uhr Ruhe.
Mittwoch,
8. Juni:
Nachts 2x
aufgeweckt wegen heftigem Regen, am morgen schüttet es weiter.
8.30 Uhr raus, Kaffee auf der Terrasse, Notizen schreiben. Endlos
Regen. Besser hier als im Zelt in den Bergen. Essen, lesen, Teatime,
Regen, Teatime, Lesen, Regen. 15.00 Uhr hört es auf, zur
Polizei-Meldestelle, hat schon zu, 7-15.00 Uhr offen, Lebensmittel
einkaufen. Leckerer Apfelstrudel im Stadtcafe.
Rundgang Strandpromenade bis hinter Zelenika, nicht so toll, ein
riesiges Krankenhaus-Gelände in der Mitte. Abends noch leckere
Kartoffelbrei-Suppe mit Globi-Bohnen und Trockengemüse &
Cenovis-Würfel.
Donnerstag,
9. Juni:
6.30 raus,
Kaffee, schmeckt schrecklich aus dem kleinen Plastik-Schnellkocher.
Müsli. 8.00 Uhr Bus nach Krusevice, der Fahrer schenkt uns die
Fahrt ! 3 km vor Krusevice ein neuer Highway, absolut
häßlich und mit riesigen Geröllhalden (Richtung
Bosnien) in den grünen Hang gefräst.
Krusevice: Kleines Nest vor einer grauen, kahlen Karstmauer. Aufstieg,
erst auf der Straße, folgen dann einem Einheimischen auf der
alten Karawanen-Straße, die die neue Straße fast
vollständig abkürzt. Oben am Paß ein Stück
Straße bis zu den (Ferien- ?) Häusern, auf Verdacht dort
rein und dem Hauptweg Richtung Wald folgen. Dann ein Wanderwegezeichen
!
Eintauchen in den Wald, auftauchen bei einem Idyll von Karstwiese,
allseitig umgeben von üppig grünen Karstbergen,
Grillen-Zirpen und Vogelstimmen. Top-Picknick. Weiter auf der Wiese, 2
Mistkäfer rollen gemeinsam eine Kugel, beim Fototermin wirft sich
einer auf den Rücken und stellt sich tot, der andere haut ab.
Weiter, rechts dann ein toll überdachter Brunnen mit Wegweiser
"H2O" und Cola-Holz-Wasser-Schöpfer. Aufstieg durch Buchen-Urwald
bis zum Talschluß der Subra-Nordwand. Teatime vor herrlicher
Kulisse. Auf dem Rückweg kurz vor dem Brunnen eine große
Sandviper mitten auf dem Weg im Gras, das gezackte Band ist gut zu
erkennen, sie läßt sich nicht fotografieren.
Noch ein Picknick auf der großartigen Karstwiese, dann Abstieg,
bis ins Dorf auf der alten Karawanen-Straße. 17.00 da, laufen
noch vor bis zum Abzweig des neuen Highway, halten dort den Bus an. Der
Fahrer legt sich nach Erreichen des Ortseingangs von Herzeg Novi seine
Dienst-Krawatte an. Strandpromenade, Eis, Fischessen. Der raffinierte
Wirt will uns heimlich ein viel größeres und teureres Essen
unterjubeln. Schmeckt dann auch nicht so gut wie vorgestern.
Freitag,
10. Juni:
7.00 raus,
Kaffee, packen, Müsli, zum Bus. Fährt 10 min später,
steht nicht auf dem Fahrplan. Überstürzter Ausstieg in Kotor,
meine Fleece Jacke bleibt im Bus, Bullshit. Werden dann gleich von
einer Zimmerwirtin vereinnahmt. Bekommen ein gutes Zimmer mit
Camping-Gaskocher, vor dem Verkehrslärm geschützt nach hinten
raus hinter der Stadtmauer, vor der der Verkehr tobt.
Begrüßungs-Cola & -Kaffee auf der sonnigen
Terrasse.
Marsch zur Polizei, 11.00 da, sollen in einer Stunde wieder kommen,
dann soll der zuständige Inspektor da sein. Laufen ein Stück
die andere Seite der Bucht entlang, schönes Kotor-Panorama,
schmale Straße, kein Fußweg. Es ist kühl nur im Hemd
ohne Fleece Jacke, hungrig, nichts zu beißen weit und breit. Nach
einer Stunde ist dann immer noch kein Inspektor da. Nach weiteren
30 Minuten geht es los, beantragen dummerweise nur für 3 Tage.
Teatime im Hostel, Stadtrundgang, viele schöne Plätze
zwischen schmalen Gassen, ganz ohne Autos, Belieferung mit
Lastenfahrrädern. Ausflug in den Canyon am Wasserwerk. Flussquelle
vor dem Stadttor in häßlicher Gewerbegebiets-Atmophäre.
4 Eier vom Eierhändler, kochen. Abens eine Stunde Internet, Boxer
hat wie meine Eltern gerade seine Silvester-Postkarte bekommen, hat gut
ein halbes Jahr bis Deutschland gebraucht. Abends angenehme
Promenier-Atmosphäre der Einheimischen, unter der beleuchteten
Burgmauer, tags viele Touris, vor allem Franzosen.
Samstag,
11. Juni:
Nächtliches
Wecken durch röhrenden und nässenden Kühlschrank, 9.00
raus. Kaffee im Hof, Frühstück kaufen beim Bäcker,
Straßen schon gut belebt, 10.15 Uhr Start Aufstieg hinterm
Wasserwerk. Stahlblauer Himmel, sehr warm, ab Mittag wolkig. Im
Aufstieg eine Viper, beim Abstieg noch eine. Den ganzen Tag insgesamt
vier Schlangen.
Der Boden duftet nach Pfefferminze und Ziegen-Pisse. Die Unmengen von
Ziegen gehören der alten Frau, die als letzte noch ein Haus der
alten Siedlung in Festungshöhe bewohnt. Der Weg ist entsprechend
vollgeschissen, bis zur Kurve hinter der Ziegenhöhle, wo der
Wanderweg die alte Karawanenstraße verläßt.
Mittag zieht es zu, Aufstieg am Canyonrand durch Kiefernwald, oben ist
der Canyon-Schluß zugeschüttet und durch ein staudammartiges
Bauwerk abgeriegelt. Wasserversorgung ? Zum Weitergehen ist kein
Wanderwege-Zeichen mehr zu finden, weder auf dem Pfad Richtung Canyon
(Totenkopf-Warnung) noch im trockenen Flußbett, von dem man ein
schönes wildes Panorama talaufwärts hat. Vermutlich geht es
die Wiese hinter dem "Staudamm" hoch, oder neben dem Flußbett
entlang.
Abstieg zur Festung, Einstieg durch's untere Fenster, Teatime ganz
oben, Brotzeit eine Treppe tiefer mit Sonne, die inzwischen wieder vom
blauen Himmel scheint. Dazu ein schöner Blick auf die (Alt-)Stadt
und den Fjord. Abhängen, Planen, Notizen schreiben, Durst.
Abstieg während die Sonne hinter den Bergen auf der anderen
Fjordseite unter geht. Klamotten abladen, Internet -Cafe, geht aber
heute nicht, warum auch immer. Rundgang, finden versteckt noch ein
zweites, gehen weiter zur "Strandpromenade". Keine Beleuchtung,
trotzdem einige Leute. Retour in die Altstadt, Eisbecher im
Internet-Cafe. Gutes Begängnis am Stadttor-Platz, vorbei am Open
Air Halligalli der Szenekneipe nach Hause.
Sonntag,
12. Juni:
9.45 Bus
Buljarica, ab Budva sehr schöne Küstenstrecke, mit Hammer und
Schraubenzieher wird beim Ausstieg das klemmende Gepäckfach
geöffnet, unter Mithilfe des halben Busses. Laufen runter zum
Strand, der Campingplatz wird gerade wieder aufgebaut, wir dürfen
trotzdem zelten, kostet auch nichts. Ruhig, Panorama nach allen Seiten.
Wasser und (guter) Monopol-Cappucino aus der Strandkneipe.
Super-angenehmes Klima, wir wandern über den Hügel zur
nächsten (sehr idyllischen) Badebucht. Der schöne alte
Waldweg wird gerade in eine Betonpiste verwandelt. Eine
Schildkröte im Gras am Weg und zwei Schlangen auf dem Weg, eine
verschlingt gerade ein Tier und entkommt millimeterscharf meinem linken
Fuß (das waren Schlange #5+6).
Weiter über den nächsten Hügel nach Petrovac. Einmal den
Strand entlang, durch den Ort zurück, alles überschaubar und
angenehm. Dann über den letzten Hügel zurück zum
Strandidyll. Wasser tanken an verlassener Bar.
Dann auf einem hang- und gipfelnahen Trampfelpfad unter Umgehung der
neuen Betonpiste über den Hügel zu unserer Zeltbucht. Dieser
Pfad ist ein absolutes Highlight ! Totale Wildnis, eine traumhafte
Gipfelwiese im Abendlicht mit schönem Berg- und Buchten- und
Felsen-Panorama, dazu 3 große Schlangen (#7-9), davon zwei
unproblematisch, einen nur Millimeter unter meinem linken Fuß.
Stachliger Abstieg.
Abendbrot beim Fröschequaken. Abendspaziergang bis zur
Müllkippe am Rand der Sumpfwiesen. Immer wieder Autos bis dahinter
und retour. Auch einige Spaziergänger.
Montag,
13. Juni:
Die Sonne jagt
uns aus dem Zelt. Gehen vor zur Straße, Taxi bis Sutomore (4
Euro). Laufen die Promenade von Sutomore ab, vorzüglicher
Cappucino, Baden, Picknick, hinten am schönen
(wasserführenden) Canyon hoch zur Straße, weiter mit Taxi
zum Busbahnhof, 2 Euro, aber nicht ganz sauber.
Kaufen Ticket nach Ulcinj, lassen uns von Taxifahrer zur Rückgabe
überreden, es gibt 3 von 4,40 Euro zurück. Zahlen dann 6 Euro
für eine flotte Fahrt bis zur Altstadt von Ulcinj. Reiseagentur
will 35 Euro (Sonderangebot incl. "Kurtaxe") pro Nacht. Wir marschieren
den Berg hoch, bekommen ein tolles Zimmer mit Gemeinschaftsküche.
Die Tochter des Hauses macht uns einen Preis von 7 Euro. Wir ziehen
ein, dann kommt Mam mit Kopftuch und zetert, weil wir nur eine Nacht
bleiben. Wir sollen jetzt 30 Euro zahlen ("mein Haus !"). Als wir mit
Auszug drohen, kostet es nur noch 20 Euro.
Teatime auf dem Balkon, vorzügliches Wasser, mit Blick auf die
istanbul-mäßig sich die Hügel hochziehende Stadt.
Rundgang. Kein Bus nach Murici, dafür zwei nach Shkodra am Skadar
See in Albanien. Zwei DSL-Internet Cafes !
Die Polizei hat schon zu, gehen rechts hoch auf den Berg und runter
Richtung Küste, tolle Villen, viel Wohlstand. Seit Petrovac bis
hier runter übrigens überall kristallklares Meerwasser. Unten
lang zum Panorama-Felsen östlich vom Stadtstrand. Der Hausmeister
vom Albatros-Hotel und sein Kumpel (beide Albaner) mit einer
litauischen Mode-Designerin ("Ulcinj - der schönste Ort der Welt,
hier kann ich richtig leben") beim Biertrinken, wir sollen mitmachen,
man will uns schon Stühle besorgen.
Sie erzählen uns von der besonderen Sprachbegabung der Albaner.
Tatsächlich spricht hier in Ulcinj fast jeder Deutsch ! Die
Kinder lernen es auch in der Schule.
Runter zum Beach, rüber zu uns, Picknick, Runde durch die kleine
Burg-Altstadt, zum Terrassen-Restaurant; der Kellner war 12 Jahre in
München, sein Vater seit 37 Jahren. Ist nach Ulcinj, nachdem er
seine Frau "verloren" hat und deshalb nicht mehr in Deutschland bleiben
konnte. War Maschinenführer. Arbeitet jetzt 3 Monate 12x7 Stunden
/ Woche und hat dann 9 Monate frei.
Versuchen dann, die Sonnenuntergangsbucht zu finden, durch Villen,
Wald, alte Oliven ("Trespassing forbidden - private property") und
Müllkippen, schaffen es aber nicht. Die Landzunge am Stadtstrand
wäre optimaler gewesen.
Die ganze Bucht wird beschallt von einer Jugo-Pop-Disko. Morgens um
halb eins hinlegen, Fenster zu wegen dem Höllenlärm,
schlechte Neubauluft.
Dienstag,
14. Juni:
Mies geschlafen,
4.00 Uhr Fenster wieder auf. Morgensonne beizeiten im Bett. 7.30 raus,
Morgenkaffee auf dem Balkon. Packen, Müsli, bleiben doch nur einen
Tag. Hoch zum Internet Cafe, Angela zur Polizei, ich email. DSL Speed !
Der zuständige Polizeibeamte war leider gerade auf Schulung ...
Einer bietet uns sein Appartement für 7 Euro p.P. an, meint 10
Euro wäre viel zu viel. Sammeltaxi-Haltestellen auf dem Weg zum
Busbahnhof, man fängt uns ab. Bis Bahnhof Bar, Teatime, 13.35
Schnellzug nach Kolasin. Grandiose Strecke: Erst längs des
Rumija-Gebirges, dann durch den Tunnel, dann durch die ehemals
idyllische Polje, jetzt verwüstet druch einen Autobahn-Neubau.
Dann ca. 10 km großartige Strecke über Skadar-See und
-Sümpfe und -Auwälder. Weiter durch die trockene Gegend um
Podgorica. Dann mit Stil & Kaffee im Speisewagen durch den
grandiosen Moracka Canyon.
Kolasin, Super-Wetter und angenehme Temperaturen. Picknick mit
Berg-Panorama auf einer schönen Blumenwiese unterhalb vom Bahnhof.
Lebensmittel einkaufen für die Mrtvica Canyon Tour. Kate, eine
Engländerin, fängt uns ab in der Cafe Allee im Stadtzentrum.
Sie erzählt uns: Alle Hotels sind noch zu, nach einer Stunde
suchen hat man für sie und ihren Freund (Australier) die Villa
Jelka geöffnet, unter der Bedingung Halbpension, 12 € p.P. Sie
schwärmen von dem tollen "home cooked" Essen.
Wir trinken ein Bier mit Kate & Co., dann zum Hotel. Outdoor Guide
empfängt uns, hat auch gleich diverse Vorschläge, u.a.
Öko-Dorf-Aufenthalt und Auffahrt zum oberen Ende des Mrtvica
Canyons mit dem Jeep ...
Abendessen: Nachdem Kate uns von dem tollen Essen von gestern
vorgeschwärmt hatte, heute der Hammer: Für die
Nicht-Vegetarier gibt es ein Nationalgericht, viel säuerlichen
Käse & Kartoffeln zermatscht und aufgewärmt, ich schlucke
tapfer alles runter, Kate und Co. lassen reichlich übrig. Angela
bekommt nach ihrem Outing als Vegetarierin als einzige eine
(Wild!)Forelle, die zufällig gerade vom Angeln nachhause gebracht
worden ist, perfekt zubereitet und unglaublich lecker.
Ziehen los in die Stadt, Busabfahr-Zeiten klären & Benzin
suchen, nächste Tankstelle ist eine Stunde vom Hotelam Hwy nach
Podgorica. Bis 22.30 Uhr Party mit Gitarren-Klängen vor dem
Fenster.
Mittwoch,
15. Juni:
Großartiges
Frühstück mit leckerem Brot und Marmelade (Butter von uns),
dazu ein Super Omelette & türkischer Kaffee. Größer
könnte der Kontrast zum Abendessen nicht sein. Dann kommt die
Rechnung: Nichts mit 12 Euro, es kostet 20 Euro p.P.
Gehen zum Bus, kaufen vorher noch Keks und Schokolade. Später dann
festgestellt, dass die "Tadelle" mit Pistazien doch unerreicht gut ist.
Bus fährt mit Verspätung um 9.45 Uhr los, Angela muss vorher
nochmal zurück zum Hotel die Sachen holen, die noch im Schrank
liegen.
Am Hwy ein Schild, 50 km Bauarbeiten, die übliche EU-gesponserte
Landschaftsverschandelung. Nach 15 km Pause mit Baustellenspaziergang
und Panoramablick. Dann ein sehr schöner Blick von unterhalb des
Moracka-Klosters talaufwärts Richtung Crvenik-Pass.
Der Fahrer läßt uns in der Kurve vor der Mrtvica
Mündung raus. Wir marschieren über die nächste
Brücke talwärts über die Moracka, weiter über die
blaue Metallbrücke auf's linke Ufer der Mrtvica. Kraxeln hoch zum
Asphaltsträßchen, laufen 200 Meter talauf, werden von Boris
in Empfang genommen. Boris ist der Herr über den gesamten Talhang
bis runter zur Mrtvica. Wir müssen erst mal zu ihm, ein
Schwätzchen halten, dazu kommen noch Tochter Sarah, 6 Jahre, und 2
Katzen, eine davon mit einem kleinen, ewig kläffenden Hund
befreundet.
Omi bringt uns Kaffee, Saft und ein dickes Mittagessen mit Salat. Ein
250 Jahre altes Haus, unterteilt in einen traditionellen und einen
modernen Bereich für den Boss, dazu ein neues Häuschen
für die zwei Töchter (die größere, 12 Jahre,
werkelt in der Küche) und seien zweite Frau, eine bekannte
Journalistin aus Podgorica. Sie schreibt für die Pobjeda und
einzige Frauenzeitschrift in Montenegro, hat gerade ein Porträt
von einem der Verfasser des neuen Montenegro-Wanderbuches verfasst, der
auch der Besitzer des botanischen Gartens in Kolasin ist. Ist auch ein
alter Bekannter von Boris.
Boris hat noch ein vermietetes Haus in Belgrad. Er war 12 Jahre als
Schlosser in Deutschland, war mit einer Deutschen verheiratet, ist seit
8 Jahren schon zurück in Montenegro. Er sieht keinen Grund, jetzt
noch arbeiten zu gehen, da er hier nur 200 Euro im Monat ausgibt. Seine
Töchter lernen deutsch mit KiKa und RTL via Satellit.
13.00 Uhr: Bresto bewaffnet sich mit einem Gossir, einer Mischung aus
Axt und Machete, und führt uns auf einem Pfad über sein
Grundstück Richtung Steinbrücke. Sein Hund verspeist gerade
eine Schlange (#10). Wir schauen uns die noch gut intakte 500 (!) Jahre
alte Wassermühle an, liegt nach 50 Meter Pfad auf der anderen
Seite der Mrtvica, schafft 100 kg Mehl / Tag.
Der markierte Pfad, der auf der orografisch linken Seite die
Brücke berührt und dort weiter führt, ist nach Breskos
Info zugewuchert. Wir gehen auf einem anderen Pfad hoch zur
Forststraße, vorbei an einer Ausgeburt an Geschmacklosigkeit am
anderen Ufer, einer feudal mit Asphaltstraße in den Berg
gefrästen Villa im Küstenstil. Gehört einem reichen
Notar, Rendite-Mietobjekt. Vorbei am Haus eines
Selbstversorger-Nachbarn, durch dessen Grundstück der Weg
führt. Dem Nachbarn ist die Frau weggelaufen, seine beiden Hunde
kommen mit uns mit.
Dann das letzte Haus des Tals, gehört einem ehemaligen
großen Partei-Funktionär, der jetzt unter der Betonplatte im
Garten liegt.
Dann der Einstieg in die grandiose Schlucht, erste Pause unter
Neuseeland-mäßigen Moosbäumen am Wasser, ist der
Lieblingsplatz des Botanikers. Dann eine gigantische Karstquelle auf
der anderen Seite, dann ein tschechisches Pärchen, das meint,
weiter oben geht nichts mehr: "Too much vegetables". Tatsächlich
liegen jetzt schon reichlich Bäume und Gesträuch, von Schnee
und Lawinen umgeworfen und niedergrdrückt, auf dem Weg. Bresko hat
mit seinem Gossir alle Hände voll zu tun. Er hilft Angela
außerdem noch beim Rucksack-Tragen.
Dann kommt die berühmte Galerie, Mitte der 80er Jahre auf 200
Meter von Titos Bundesarmee, die den ganzen Weg für
militärische Zwecke gebaut hat, in die senkrechte Canyonwand
gefräst. Dann noch ein sehr schöner Pausenplatz am Wasser,
incl. Camping-Kiesbank. Hier meint Bresko, wir können es bis oben
schaffen, er muß jetzt umdrehen.
Die Hunde haben sich gut mit uns angefreundet, besonders der
Schäferhund, ein Ex-Polizeihund der professionell unsere
Rucksäcke inspiziert. Er badet in dem eiskalten Wasser.
Verabschiedung von Bresko und den Hunden. Dann beginnt der Kampf mit
dem niedergedrückten Holz, sehr anstrengend beim Aufstieg. Angela
sieht 2 Schlangen (#11-12) und einen schwarzen Skorpion.
Wasser gibt's bis kurz vor dem oberen Knick nach links, hinter dem
Knick ist der Canyon trocken. Wir schlagen das Zelt auf der ersten
brauchbarn Fläche im flachen oberen Teil des Canyons Richtung Dorf
auf, 20.30 Uhr, später hätte es nicht werden dürfen. Wir
sind reichlich kaputt vom Kampf mit dem Unterholz.
Donnerstag,
16. Juni:
7.45 raus,
packen, Rucksack verstecken, Spaziergang Richtung Dorf, immer wieder
zelttaugliche (Moos-) Wiesen, einige Kuhfladen, das Wasser fließt
wieder oberirdisch. Drehen noch vor dem Dorf um, starten den Abstieg
10.30 Uhr. Erstklassiges Wetter, ab Mittag ersten Donnergrollen, ab
15.00 Uhr Donner ohne Ende. Im Canyon fallen aber nur einige Tropfen,
hinter und vor uns sieht es schon schlimmer aus. Sind heute ziemlich
groggy von gestern, brauchen viele Pausen.
Unten bei den Hunden lädt uns der Hundebesitzer ein, es gibt Saft
und Kaffee. Den Saft und den Kaffee muessen wir uns selbst
("Cafegas"-Brenner) zubereiten, da keine Frau im Hause ist. Das
Aufkochen endet mit überschäumen, also nur
übergießen. Er zeigt uns sein Haus mit Ahnengalerie
über dem Bett, TV, Gästezimmer mit 3 Doppelstockbetten.
Dann kommt der Nachbar mit Fahne & 2 Liter Flasche, unser Gastgeber
muss den Generator anwerfen, damit der Nachbar (aus dem Haus des
Funktionärs ?) sein Handy aufladen kann. Sitzen dann mit dem
Nachbarn auf der Treppe und trinken Kaffee. Der Nachbar erzählt
Schlechtigkeiten über unseren Gastgeber, der mault von hinten,
dass wir SEINE Gäste sind.
Wir ziehen dann weiter, Abschied von Hund und Herrchen, im
Gebirge hinter uns ist es ziemlich schwarz. Hier unten war auch
reichlich Regen, jetzt ist großes Vogelkonzert. Abstieg zur
Steinbrücke, Zelt auf der Kiesbank aufstellen, Essen, Memos
schreiben. Feuchte Nebelluft im Mini Canyon, 18 Grad. 21.30 Uhr Ruhe.
Freitag,
17. Juni:
8.00 raus,
TOP-Wetter, heute nach durchgängig mit Socken, Leggins, Unterhemd,
Shirt, Hemd, Fleece und Warmpeace-Biwaksack geschlafen. 6.15 Uhr erster
Blick auf die Uhr, 8.00 Uhr raus. Etwas abhängen, dann Besuch bei
Vesco. Der meint, das Zelt am Fluß ist zu unsicher. Kein Strom heute bis
zum abend wegen Bauarbeiten. Tchibo-Kaffee im
Garten mit meinem Kocher, lecker. Ziehen dann los, Zelt abbauen, alles
in den Schuppen unterstellen, sicher vor Sarah.
Dann ein dickes Essen, anschließend Rundgang durch Vescos unteres
Reich zum Mrtvica-"Privatstrand", am Ufer zur "Grünen Gumpe" an
der Steinbrücke. Auf der anderen Uferseite (orografisch links) vor
zur Makadam-Straße/Hwy. Das wäre der Original-Wanderweg
gewesen, der Einstieg wegen Ausbau der Makadamstraße in einer
Kurve wäre aber kaum zu finden gewesen.
Gehen rüber zum großen Haus, kaufe 30 Eier (endlich darf ich
auch mal einen ausgeben) von frei laufenden Hühnern. Vesco hatte
früher eine Farm mit 300 Hühnern in Batterien. Seit 2 Stunden
zieht sich ein Gewitter zusammen. Gestern hat es hier den ganzen Tag
heftig geregnet, während es im Canyon nur getröpfelt hat.
Kurz vor Erreichen von Vescos Haus fängt es an zu regnen.
Teatime-Versuch, aber 3 cm Benzin im Tank sind scheinbar zu wenig, geht
immer wieder aus. Stärkerer Regen, rein in die Wohnstube. Gegen 18
Uhr kommen Strom, Sarah, Svetlana (gestreßt und Kopfschmerzen von
Interview-Reise in die Berge) und ein Riesen-Essen. Danach ein
Interview für Svetlanas Zeitung.
Muss dann noch die Sprache des Computers auf Serbisch umstellen, damit
Svetlana künftig auch zuhause arbeiten kann. Außerdem noch
den Drucker reparieren, die schwarze Patrone brauchte nur eine
Spiritus-Reinigung, die farbige ist leer. Das CD-Laufwerk ist auch
hinüber, da kann ich leider nichts machen.
Svetlana ist ein großer Autonomie-Fan, Vesco (mit
Eigentumswohnung + Haus in Belgrad) ist dagegen. Duschen,
Wäsche waschen in Vescos Bad. 23.00 Uhr Ruhe bei 22 Grad im
Zimmer, die kleinen Fenster voll auf, aber ganz schlechte
Durchlüftung. Vesco schläft im Schuppen.
Samstag,
18. Juni:
5.30 Uhr kommt
Vesco wecken, ohne Kaffee oder Frühstück Blitzstart zum
Kirchenberg. Quer durch den oberen Teil von Vescos Reich, einige Hektar
uralter, sehr gut erhaltener Wald mit einem Teil Brennholz-Bäume.
Buche/Eiche-Mischwald mit dichtem Farnteppich im Morgennebel, tolle
Atmosphäre, durch den dichten Wald Ganzjahres-Trinkwasserquelle.
Weiter oben Besuch bei Baba, 85 Jahre, 1 Hund, 2 Katzen, 1 Kuh im
Untergeschoß, 1 Handy. Es gibt guten Sliwowitz und Kaffee. Sie
macht alles noch selbst, war noch nie beim Arzt. Wir steigen dann hoch
auf den Kirchenhügel, 1000jährige Gräber und -Kirche,
dazu die neuen Gräber von Vescos Familie und Bekannten. Auf dem
Altar Wein und äußerst leckerer Sliwowitz.
Tolles Panorama zum Canyon-Eingang und zu den Gebirgen der Umgebung.
Beim Auf- und Abstieg Kirschen und Walderdbeeren bis zum Abwinken. Dazu
ein kollosales Vogelkonzert. Kurzer Abstieg zu den Sensenmännern
am Hang, Vescos Kumpel aus Podgorica, einer davon schwerreich, einer
heiratet jedes Jahr neu und muss sein Haus dann wieder neu teilen. Es
gibt wieder Sliwowitz. Später kommen die Frauen und bringen die
Brotzeit.
Wir gehen weiter vor zum Canyon-Aussichtspunkt. Da steht ein
verlassenes Haus, seit 10 Jahren wohnen nur noch Schlangen drin.
Abstieg zum Kirschbaum, vorbei an Vescos kühe-hütender
Nichte. Zum Haus durch den urigen Wald, wirkt ohne Nebel im hellen
Tageslicht lange nicht mehr so dramatisch wie am Morgen im Nebel.
Svetlana kredenzt ein leckeres
Nudel-Soja-Fleisch-Ersatz+Soßengericht und selbst gebackenes
Brot. Pappesatt. Verdauuungs-Schnäpschen. Kaffee im Garten.
Zum Essen ist Sarah verschwunden, Svetlana gerät schwer in Panik,
ein Journalisten-Kollege mit 3jährigem Kind hat am Strand gerade
einen Entführungs-Versuch vereitelt. Sarah ist ganz begeistert von
unserem frisch aufgebauten Zelt, ansonsten aber ziemlich frech und
schleppt alles davon was nicht niet- und nagelfest ist. Sarah soll erst
mit uns mitkommen, will dann aber doch nicht, ist auch viel zu riskant
mit diesem Wildfang an die Blaue Gumpe zu gehen.
Sie bleibt dann bei Vescos Neffen und seiner Freundin, die gerade
frisch eingetroffen sind. Außerdem eingetroffen: Eine weitere
Verwandte, die eine Riesenberg Kirschen mitbringt. Der Neffe ist
Mrtvica Canyon Wächter, 160 Euro / Monat, für 2 Jahre, damit
niemand angelt im Fluß. Ist ausgerüstet mit Handy +
Digitalfotoapparat für gerichtsverwertbare Beweise.
Am Abend wieder ein Riesen-Essen von Svetlana mit leckerem, frisch
gebackenem Kuchen als Desert. Als 2tes Dessert gibt's leckere
süße Mini-Kirschen, nie gesehen bei uns, hier aber weit
verbreitet Der Hund schleift derweil die jaulende Katze am Kragen
über die Wiese, um mit ihr zu spielen. Die Ziege frißt die
Rinde vom Pflaumenbaum. Ziegenhalten war lt. Vesco bis vor 30 Jahren
von Tito verboten. Der Hund gewöhnt sich langsam an uns und
kläfft schon weniger. Sarah kann gar nicht vom Zelt lassen. 23.00
Uhr Ruhe, 22 Grad im Zelt, Fleece-Schlafsack offen reicht.
Sonntag,
19. Juni:
Der Hund
kläfft die ganze Nacht unser Zelt an, außerdem 2
Füchse, Vesco war aufgestanden um nachzusehen. Svetlana konnte
wegen dem Lärm genauso wenig schlafen wie wir.
7.00 Uhr, ein so kristallklarer und stahlblauer Himmel wie in den
ganzen letzten 3 Wochen nicht. 8.00 raus, Kaffee kochen auf der von
Vesco frisch reparierten Kochplatte, die eigentlich nur im Winter
für's Ziegenfutter hergenommen wird. Dann Stromsperre.
Zelt abbauen, Schwätzchen halten mit Svetlana, nebenher Sarahs
Attacken abwehren. Vesco fragt uns, wofür die ganze Demokratie
eigentlich gut ist. Ein Engländer hat für 5 Millionen Euro
das ganze Skigebiet von Kolasin gekauft incl. Motel und gleich die
Preise drastisch erhöht. Jetzt können sich nur noch die
Ausländer und reiche Einheimische das Skifahren leisten. Er wollte
auch gleich noch den Mrtvica Canyon kaufen und Eintritt kassieren, zum
Glück gehört der Canyon -zig verschiedenen Leuten und der
Verkauf hat nicht geklappt.
Vesco: Unter Tito und Milosevic waren die Jugoslawen politisch nicht
frei, ansonsten ging es ihnen materiell und sozial gut und sie konnten
problemlos ins Ausland reisen und dort arbeiten. Dagegen hat jetzt kaum
noch jemand Geld zum Reisen, ein Arztbesuch ist unerschwinglich
geworden, ein Studium ebenfalls, es gibt jetzt Arbeitslosigkeit,
Kriminalität und Drogen.
Svetlana schreibt für die Tageszeitung Pobjeda, vor allem für
die Ressorts Ökonomie, Kinderbeilage (Sarah als Indianer) und
Tourismus. Außerdem noch für eine Frauenzeitung und eine
Pilzzeitung. Sie läuft jeden Tag vor zum Hwy und fährt dann
mit dem Bus rein nach Podgorica. Sarah ist auch ein Medienstar, hatte
sogar schon einen Fernseh-Auftritt, sie ist großer TV-Star-Fan.
10.30 Uhr Abmarsch, vor zum Hwy, 20 Minuten Autstop, keiner hält.
Leute fragen, wann der nächste Bus geht, soll in 15 Minuten
kommen. Nach 15 Minuten hält ein alter (!) PKW, sitzt schon ein
Tramper drin. Flotte Fahrt durch den spektakulären Moracka Canyon
bis direkt zum Bus-Bahnhof / Bahnhof (!) von Podgorica. Wir geben den
Buspreis (2x2Euro) als Benzingeld, Widerrede wird nicht zugelassen, bei
den hohen Benzinpreisen für die armen Leute hier.
Setzen uns in den Freisitz des Busbahnhof-Cafes, guter Cappucino, am
Nachbartisch sitzt ein Ehepaar aus Wien. Sie wohnen schon seit
Jahrzehnten in Österreich. Sie ist in Podgorica geboren und
später nach Bosnien/Herzegovina gezogen. Er stammt aus dem Kosovo.
Sie waren 2 Wochen im Urlaub in Ulcinj. Sie erzählen: Der
derzeitige Regierungschef Djukanovic bringt den Aufschwung. Der neue
Straßentunnel (der durch die Poljana, s.o.) wird im Juli
eingeweiht.
Die Frau besorgt für 8 Euro (!) ein Taxi, wir geben am Flughafen
10 Euro, der Fahrer will 2 Euro zurueck geben, muss das Geld aber
behalten, dafür dass er ein ehrlicher Fahrer ist. Die beiden
hatten beim letzten Mal auch 8 Euro ausgemacht, sollten am Ziel aber 10
Euro bezahlen. Es gab daraufhin einen Mords-Streit, sie haben dann
nachgegeben.
Ein absolut relaxter Miniflughafen, der neue größere Airport
ist aber bereits im Bau, unmittelbar daneben. Alles sitzt draußen
im Cafe und wartet auf die Ankunft des Flugzeugs aus Wien. Mehr
passiert nicht in 3 Stunden. Kaufe am Kiosk noch eine Tadelle Pistazien
Schokolade, gleicher Preis wie im Supermarkt. Dann landet eine kleine
Propeller-Maschine, kurz darauf startet das Boarding. Grandioses
Bergpanorama heute. Wir sehen von oben Vescos Reich und den Mrtvica
Canyon. Schon bald zieht es zu und dann bleibt es bewölkt bis kurz
vor die Südalpen.
Landung in Wien mit Verspätung, unser Anschluß ist weg. 2
Stunden später geht die nächste Maschine. Landung in
München kurz vor Sonnenuntergang bei genauso kristallklarem Himmel
wie in Montenegro, auch genauso warm.
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