Brenta, Adamello, Gardasee 2003
 


Nach acht Jahren Pause wieder mal in die Brenta und ins Adamello. Die einzigen Schlechtwettertage des ganzen Dürre-Sommers !


Donnerstag, 26.Juni:
Vormittag in der Firma noch eilig die letzten Aktionen vor dem Start meiner zweiten Laufbahn als Siemens-Leiharbeiter. Mittags nach Hause. In aller Ruhe fertig packen.

Freitag, 27.Juni:
6.15 raus, 7.45 zum Bahnhof. Angela kauft noch eine Bahncard. Nehmen ein Retour-Ticket nach Mezzocorona. 75 Euro mit Bahncard-Partnertarif und Rail Plus. Die ZEIT kaufen. Räder verpacken und ins Gepäckfach. 9.30 Start, 13.30 in Bozen, weiter mit dem Bummelzug bis Mezzocorona. 14.30 da, es ist dramatisch heiss. Räder aufbauen, Eis und Kaffee im Ort. Treffen Dumont-Kroatien-Reisebuchautor Höllhuber. Er ist gerade mit Reise-MTB und Laptop vom Chiemsee hier her gefahren und hat jetzt ein Quartier am Gardasee.
Im Feierabendverkehr hoch nach Spormaggiore; Cappucino in der gleichen Bar wie das letzte Mal 1995 ! Auf Verdacht aus dem Ort raus in Richtung Sporeggio-Radweg. Ein deutsch sprechender Italiener, frisch zurück von einer Tour ans Nordkap, bestätigt uns die Richtung. Endlich Ruhe vor dem Auto-Terror ! Am Bach entlang. Am Felsüberhang erwischt uns der erste Regen. Dann den Berg hoch, finden am Bach eine schöne Biwakstelle. Eine viertel Stunde, nachdem das Zelt steht, geht ein heftiger Schauer nieder. Kartofffelbrei mit Couscous + Cenovis-Würfel + Butter + Bordeaux + Schokolade. Lecker !

 Samstag, 28. Juni:
8.00 Uhr raus, 100 mal aufgewacht die Nacht. Dann ein barbarisch steiler Schotterweg. An etlichen Stellen geht Schieben mit Gepäck gerade noch. Direkt unter den Ost-Abbrüchen der Brenta zum Pass, dann runter nach Andalo. Der See ist fast ausgetrocknet, tolle Sportanlage. Auf der 421 flott bergab nach Molveno, wie Andalo eine gesichtslose Hotelsiedlung. Dafür grandios gelegen am Eingang des spektakulären Val Seghe; aus dem See steigt die Brenta steil auf, eine Fahrradstraße passt gerade noch ans Ufer. Teatime am Strand auf der Liegewiese bei kaltem, auffrischendem Wind und wolkigem Wetter. Ein Gewitter braut sich zusammen, die Massen flüchten. Wir finden, kurz nachdem der Regen losgeht, Schutz im Sägemühlen-Info-Unterstand.
Dann am See entlang, weiter auf ruhiger Nebenstraße bis zur 421, die sich als spektakuläre Panorama-Straße bis S. Lorenzo in Banale zieht. Hocken zwischendurch für eine Stunde bei Regen, wilden Wolkengebilden und einem tollen Canyon-Blick unter der Folie.
18.45 Uhr Supermarkt San Lorenzo in Banale. Kurz hinter Tavodo auf einer Panorama-Wiese am Kiesplatz Lager. Inklusive Duschen am Trinkwasser-Überlauf-Behälter oben am Hang ! Ab abends um zehn dann Dauer-Regen.

Sonntag, 29.Juni:
8.00 raus, seit 5.00 Glockenläuten ... Es hat fast die ganze Nacht geregnet, gestern im Radio Besserung für heute angesagt. Morgen-Cappucino in Sclemo, Castell anschauen in Stenico, Panoramastrecke am Hang abwärts bis zum Abzweig ins Val d’ Algone. Korsika-ähnlich, nur die ersten 500 Hm kein Wasser, die italien-typische Kraftwerks-Umleitung.
Weiter oben eine tolle Szenerie, besonders vom Rifugio Brenta, Angela hat es leider sehr eilig. Picknick mit Waschen am Hahn auf der kuhlosen Malga Nambi. Dann mit vielen Erdbeeren bis hoch zum Picknick-Platz der (reichlich zugeschissenen) Malga Movlina. Die letzten paar Hundert Meter dramatisch schöne Blicke Richtung Osten auf eine gewaltige Felswildnis in der Abendsonne. Abendessen stilvoll mit Bank und Alpenglühen. Die Kinder von der Alm schauen kurz vorbei. Memoiren schreiben erst bei starkem Tau, dann in den Wolken.

Montag, 30. Juni:
7.30 raus, glasklares Wetter, tolle Presanella-Sicht von hier oben. Alles ziemlich nass. 9.30 los, Wasser von der Movlina-Alm. Räder und Ausrüstung Nähe Abzweig zum Wanderweg am Wald auf der Wiese mit der grünen Folie abdecken. Die 341 auf schönem Pfad durch die Felsenkessel. Unten schöne Vegetation, Edelweiss, oben Brenta-Geröllwüste. Wilde Quellbewölkung wogt durch die Gegend. Gehen hoch bis zum Pso. 12 Apostoli (2697), die Gletscher sind fast verschwunden. Runter zur Rif. Dodici Apostoli, nagelneu.
Unter der eindrucksvollen Cima Nardis Abstieg in ein tolles Hochtal bei bester Beleuchtung. Unterer Abschluss des Tales ist eine traumhaft gelegene (Camping-)Wiese. Weiter auf einem sehr schönen Wildpfad zur Malga Movlina. Halbscharige Bewölkung, Brotzeit mit halbem Brenta-Panorama, Rest in Wolken. Dann teils extrem steile, holprige, rutschige und im Wege-Gewirr schwer zu findende Abfahrt. Wiesen und Wege sind zu steil und uneben zum Zelten. Fahren bis zu einem Blockhaus 50 Meter rechts ab vom Weg. Essen davor, Schlafen dahinter unter einem Vordach. Kein Tau ! Schlechtwetter-Zeichen.

Dienstag, 1. Juli:
8.30 raus, eine Schafherde wird 50 Meter weiter oben am Wald entlang zur Straße getrieben. Wilde Schotter-Steilabfahrt bis Massimeno. Weiter durch die Dörfer bis Pinzolo. Touri-Info: Wechselhaftes Wetter ist angesagt. Zum Camping-Platz. Der ehemals idyllische Wiesen-Campingplatz am Fluss ist inzwischen ganz massiv ausgebaut, eingezäunt und zum Autofahrer-Camp umgebaut worden. Angela ist schwerst enttäuscht und will dort keinesfalls zelten.
Capuccino in Carisolo, dann hat der Supermarkt zu, Siesta-Zeit. Rein nach Pinzolo, Offener Supermarkt, schließt mitten in unserem Einkauf. Angela ist megasauer auf mich, weil wir entgegen ihrem Vorschlag  nicht schon früher einkaufen waren und jetzt in Stino-Pinzolo auf das Siesta-Ende warten müssen. Teatime im Park vor der Touri-Info bei extrem schlechter Stimmung. Immer wieder leichter Regen, hocken unter der Folie. Ich gehe Rasieren und Haare waschen.
16.00 Uhr Fortsetzung des Einkaufs. Dann Start ins Val Genova. Immer wieder Regenpause, einmal mit Sitzplatz in Ameisen-Haufen.
Finden eine geschlossene Pizzeria oben am Eingang des Tals mit ein paar verfallenen Häusern und einer hochgelegenen Terrasse dahinter. Die Terrasse gibt einen vorzüglichen und gut gedeckten Camping-Platz ab. Sind gerade fertig mit Kochen, als ein heftiger Gewitter-Regen einsetzt, der bis zum Einschlafen nicht aufhört.

Mittwoch, 2. Juli:
7.30 raus, unten an der Pizzeria ist schon Betrieb. In Ruhe frühstücken und alles in der Morgensonne trocknen lassen. Stahlblauer Himmel ! Fahren dann mit einem Gruß an der verdutzten Wirtin vorbei, die vor der Pizzeria sitzt. Wesentlich mehr Autoverkehr unter der Woche als vor 8 Jahren, dazu eine Armada stinkender Busse und die Mautstelle ist jetzt die ganze Woche über geöffnet, statt nur am Wochenende.
Gegenüber dem Nardis-Wasserfall steht jetzt eine fette Ristorante-Herberge mit Picknick-Verbot auf der Wiese davor ... Wander-Abstecher zum Lares-Fall. Das Tal ist schwer ausgebaut worden, Wegweiser, neue Wanderwege, Felsbrocken-Reihen als Parkplatzsperre.
Strudel & Cappucino in der Stella-Alpina mit Val Gabbiolo-Blick. Super-Temperatur und –Wetter heute. Kurzer Halt an der Bedole-Hütte, dann hoch bis zum Ende der Fahrstraße zum Material-Lift. Zelt aufbauen etwas abseits im Gebüsch, massive Mückenplage. Kochen dann auf dem freien Platz, müssen uns trotzdem gegen die Mücken einölen.
Abend-Tour hoch zum Talschluß über die zauberhafte M.ga Matarot Bassa, ein lärchenbestandenes Juwel, umrahmt von einem ausgedehnten Erlendschungel mit Blick auf die Wasserfälle der Talschluß-Wände. Leider nicht in der Morgen- oder Abendsonne, es ist jetzt bewölkt mit guter Bergsicht. Dazu eine rustikale Almhütte, offen und mit Doppelbett. Abstieg, Windjacke mit Kapuze gegen die Mücken, mehr einölen, Memoiren schreiben. 22.00 / 12 Grad im Zelt.

Donnerstag, 3. Juli:
7.30 aufstehen, Sonne. Räder parken an der Bedole-Hütte, Halbtagestour hoch Richtung Bedole-Hütte bis ein Stück oberhalb der Panorama-Bank. Das Wetter dreht sich allmählich, wie im Radio vorhergesagt, ein erster Schauer. Abstieg nach Teatime auf der Panorama-Bank. Regen im Tal, Espresso in der Bedole-Hütte. Der Regen hält an, Brotzeit unterm Baum. Immer noch Regen. Regenmontur anziehen.
Beschliessen Abfahrt nach Pinzolo im strömenden Regen. Dann gleich weiter Richtung Süden. Der Regen hört bald hinter Pinzolo auf, Brotzeit und Kaffee an der Kirche. Weiter, bald wieder strömender Regen. Ab Tione Fahrt durch eine Authölle entlang der Sarca. Finden im ersten großen Tunnel einen Abzweig zum alten Tunnel mit mehreren Seitenausgängen zum Fluß. Schlagen in einer dieser Höhlen unser Lager auf, 18.30 Uhr. Viel Platz und gute Luft. Ab und zu weht etwas Niesel herein. Drei alte Reifen und ein alter Bau-Handwagen ergeben mit Plane bespannt das perfekte Bufett. Dazu ein Kieshaufen als Sofa. Es regnet ohne Ende. Beizeiten Ruhe.

Freitag, 4. Juli:
7.30 raus wegen ständigem hereingewehtem Niesel im Gesicht und auf dem Schlafsack. Immer noch strömender Regen. Ausgiebig Frühstück, alles notdürftig trocken wischen, Vorbereitung auf die nächste Regenfahrt mit Folie als Poncho. 9.30 Uhr Start, 30 Minuten später hört es auf ! Dann der nächste Tunnel mit halb zugewachsener Umgehung, wir müssen die Räder nur über die Planke heben. Die letzten Tunnel mit einer spektakulären Umgehung direkt am Hang des Sarca-Canyons. Am Ende der Strecke mit Blick auf die Sarche zwei Stunden Siesta mit ausgiebiger Trocken-Aktion, die den ganzen Weg blockiert. Fast die ganze Zeit Sonnenschein. Eine Gruppe bayrischer MTBler kommt ausgerechnet jetzt diesen einsamen Weg entlang, umfahren aber gekonnt unsere trocknende Ausrüstung.

Auf dem Radweg längs der Sarca Richtung Arco, ab Arco nur noch stahlblauer Himmel ! Weiter nach Riva, Baden und Brotzeit bis die rabenschwarzen Wolken aus den Bergen fast über uns sind. Düsen am Ufer entlang bis Torbole, dann mit Vollgas die Gardesana Occidentale bis Garda, gejagt vom Unwetter dass sich ziemlich genauso schnell wie wir nach Süden bewegt. Es nähert sich teils bis auf wenige Meter, Sturmböen schütteln uns immer wieder, Schaumkronen jagen neben uns über den See, die Regenwand ist mal mehr, mal weniger dicht hinter und neben uns. Wir bekommen aber nie mehr als ein paar Tropfen ab, während hinter uns absolut Land unter ist. In Garda haben wir gesiegt, das Unwetter ist stehen geblieben !
Als Belohnung gibt’s einen Riesen-Eisbecher und zwei Espresso. Holen noch eine Landkarte aus der Stadtinfo, fahren weiter bis zum letzten Camping vor Bardolino. Unser Zelt steht fast direkt am See mit tollem Blick übers Schilf und den See zu den Bergen, die langsam wieder freiziehen. Sonnenuntergang mit großartigem Farbspektakel am Himmel. Essen kochen, Stadtbesichtigung. Nette Stadt mit schwerem abendlichen Begängnis. 23.15 Ruhe.

Samstag, 5. Juli:
Nachts vom Billig-Weckradio 30 Minuten wachgehalten, bis ich endlich begreife, dass es MEIN Radio ist ... 7.30 raus, Super-Wetter ! Dann am Strand entlang bis zur Straße. Rein nach Lazise; Käse, Brötchen, Schinken und Wein in tollem Lebensmittel-Laden kaufen. Ortsrundgang, Super-Espresso, nette Atmosphäre im Städtchen. Picknick und Baden am Strand. Hohe Quellwolken über den glasklar zu sehenden Bergen.
Beschließen dann Fahrt durchs Hinterland, Ziel Lessini-Berge. Ist dann aber schon recht spät, fahren durchs Tal auf der Fernstraße parallel zur Autobahn Richtung Rovereto. Am Anfang geht’s durch Canyon-Landschaft. Verschärfte Autopest bis Rovereto, ein Motorradfahrer wird vom Asphalt gekratzt und per Hubschrauber ausgeflogen.

Abends von Ala die Wanderweg-Forststraße hoch, zeltende Teenies linkerhand und einige Erwachsene. Weiter oben dann noch ein neugieriger Mopedfahrer, der aber nur unsere liegenden Räder sieht, während wir noch die Gegend hinter dem Abzweig zur Privatstraße erkunden. Ist aber nicht Zelt-tauglich. Überlegen, auf dem Weg zu zelten. Schinden uns dann aber noch weiter bis zu einem kleinen Picknickplatz; schräg aber mit Wasser ! Sind ziemlich fertig. Isomatte gut unterfüttern, ist dann einigermassen gerade. Stechende Bremsen in der ersten Stunde, dann kälter und feuchter.              

Sonntag, 6. Juli:
7.00 raus, 6.00 kam schon das erste Auto vorbei gefahren. Zum Glück haben wir nicht auf dem Weg gezeltet ... Die Bremsen stechen schon wieder, Super-Wetter. 9.00 Start, 11.00 Uhr in Rovereto. Stadt anschauen, Räder verpacken, 13.40 Uhr ab nach München.


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