Kroatien 2003


Seen- und Wasserfall-Idyll hinterm Minengürtel, grandiose Velebit-Landschaften, Hitzehölle an der Adria, Radfeinde in Slowenien.




Mittwoch, 28.Mai:
14:00 Feierabend. Einkaufen: Lebensmittel, Gas, Brot, Salami. Paket mit kaputtem Fully-Dämpfer nach Memmingen schicken. Fertig packen, Geldgeschäfte. 20:00 Uhr Entscheidung für Kroatien. Vorher ausgiebige Montenegro-Überlegungen; wird aber nichts wegen einreisefeindlicher Regelungen der Serben. Sollte eine reine Hike-Tour werden, Boxers Badehosen-&-Bike-geschundenem Hintern wegen.
Duschen, Lonely Planet und Landkarten einpacken. Vergesse natürlich den nagelneuen Dalmatien-Wanderführer ... 22.45 Uhr Radeln zum Bahnhof, Ticket kaufen, Rad verpacken, eine Pitlock-Mutter springt weg, auf den glatten Kacheln nicht mehr zu finden, die Reserve-Mutter muss dran glauben.
Ab zum Zug, nur ein Waggon geht nach Zagreb, ein Liegewagen mit reichlich Platz, trotz Feiertag morgen ! Nehme ein Abteil in Beschlag, Boxer kommt 5 Minuten vor Abfahrt. Abendbrot, Bierchen vom Schaffner. Gegen 01:00 Hinlegen, behalten das ganze Abteil alleine, es gibt sogar noch leere Abteile !

Donnerstag, 29. Mai:
Gegen 4.30 Uhr slowenische Grenzkontrolle. Es dauert, bis wir mit unserem Ohropax wach werden und die Zapp-Zerapp-Sperre öffnen ... 7.30 Uhr wecken vom Schaffner, bringt uns gleich frisch gebrühten türkischen Kaffee. Draußen Sonne und sattgrüne Berge und ich bin gut drauf. Super !
8.35 Uhr in Zagreb. Geld tauschen, Ticket nach Ogulin für 10.20 Uhr. Mit 4 Stunden Aufenthalt in Ogulin. Ein Schlepper lässt uns die Tickets (ca. 40 Cent Storno) zurück geben, bringt uns zum Busbahnhof: Straßenbahnen 2 und 6 rechts vom Bahnhof, Abfahrt in rechter Richtung, ca. 5 Minuten Fahrt. Straßenbahn-Tickets gibt’s im Bahnhof gleich am Ausgang am Zeitungskiosk. Sind 9.15 am Busbahnhof, 9.30 geht der nächste Bus, fahren aller 30 Minuten !
Unser Schlepper will dann 15 Euro von jedem, kriegt aber nur 10 zusammen, macht deshalb ein Riesen-Gezeter. Wie in Indien ... In Karlovac und den Orten südlich sind viele Fassaden noch übersät von Einschüssen. Das Hinterland ist der totale Gegensatz zur Adriaküste und so grün wie Slowenien ! Je weiter südlich wir kommen, desto mehr Wolken. Der Busfahrer setzt uns oben am Jezero-Hotel ab. Räder aufbauen bei heftigem Verkehr, röhrenden Asphaltier-Maschinen und Teergestank. Toller Auftakt !

Fahren dann zurück zur Park-Info. Der Eintritt ist heftig gestiegen und beträgt jetzt 10 Euro. Kaufe eine Landkarte des Seengebiets in der Nationalpark-Verwaltung. Menschenmassen ! Fahren weiter auf dem Highway Richtung Campingplatz, folgen dann aber einem Schild „Zimmer“ und landen schliesslich, noch innerhalb der Nationalparkgrenzen, bei einem alten Opi mit kleinem Häuschen im Grünen. Bekommen ein kleines Zimmer mit einem Bett und einer Einzelmatratze für 15 Euro. Der halbe Satz, was es sonst kostet.
Teatime auf der Terrasse, Opi bewundert ausgiebig unsere Bikes und ist ganz hingerissen. Fahren dann den Highway runter bis zum Fluß, weiter durch Smoljanac zum Mini-Markt, Eis essen. Vorbei am Badefluß-See unterhalb des Campingplatzes,   glasklar und idyllisch  in einem kleinen Canyon gelegen.


Oben auf dem Hügel dann ein schöner und noch ziemlich leerer Wiesen-Camping mit tollem Panorama auf den Fluß und die Berge. Regenschauer treiben uns unter das Vordach des Camp-Restaurants, da der SB-Laden erst 17.00 wieder öffnet. Super-Espresso mit Blick auf den Regen. Dann noch eine köstliche Forelle in der Bedien-Abteilung, danach scheint wieder die Sonne und der SB-Laden ist offen. Einkaufen. Die Gegend ist ein uppig grünes Idyll voller Vogelzwitschern und Grillen-Zirpen ! Sehr angenehmes Klima. Essen und Rotwein trinken auf Opis Terrasse. Müsli für morgen früh ansetzen, Opi ist sehr erstaunt. Schnaken aus dem Zimmer jagen, 23.00 Ruhe.

Freitag, 30. Mai:
6.30 raus, vorher schon wach, Helligkeit trotz Schlafbrille. 7.40 Start, Opi geht in die Stadt und schließt das Haus ab. Mit dem Bike auf die Touri-Bus-Straße, 2 Stunden zu Fuß zwischen Galovac- und Burgeti-See durch die Wasserfälle. Weiter per Bike, Espresso an der Bus-Wendeschleife, Apfelstrudel mitnehmen für die Teatime. Weiter auf einer alten, unkrautbewachsenen Asphaltstraße, an aufgegebenen Bootsanlegern vorbei, längs des letzten Sees zur aufgegebenen Siedlung Plitvitcki Ljeskovac. Sehr urige,einsame und idyllische Gegend ! Teatime mit Froschkonzert am verlandeten Binnen-Delta. Perfektes Wetter.

Hoch zum Kamm durch urige Buchen-Mischwälder, verlassenen Almen und Häuser. Ab Plitvice Osredak wieder besiedelt. Straße runter zum Holzsteg, schieben rüber: Rundgang zum Veliki Wasserfall und retour. Toller Blick ins Tal vor dem Wasserfall ! Unmengen gefräßige Mast-Fische in Ufernähe, Berge abgeschnittenes Schilf und komplett abgeholzte Sinter-Terrassen, getarnt als „Scientific Project Euthrophication“.

Radeln hoch zu den Hotels, Espresso auf der Hotel-Terrasse, Karten einwerfen, Supermarkt wegen Boxers Bummelei 17.50 gerade noch geschafft. Gebe einem Israeli-Biker noch ein paar Tips, er beneidet uns um Kroatien in der Nachbarschaft, weil die israelischen Nachbarn mögen die Israelis nicht ... Köstliches „Kings-Nugat-Vanille-Schololade“, „Seehecht“ (paniertes Fischmehl-Schnitzel) und ein Bierchen im Poljana-Restaurant. Am Morgen war es noch diesig, jetzt stahlblauer Himmel.
Bei Opi gibt’s noch Rakija. Keine Schnaken heute, nicht mehr schwül.  

Samstag, 31. Mai:
6.30 raus, 7.30 los. Kein Wölkchen am Himmel ! Opi (73 Jahre) wollte uns schon am Morgen wieder mit Rakija beglücken. Eine entsetzliche Autoflut wälzt sich schon zu dieser frühen Morgenstunde durch den Park. Wir fahren zum Bellevue-Hotel, heben Geld am EC-Automaten ab und kaufen Brot. Doppelter Espresso im Terrassen-Cafe am Parkeingang. Über den Holzsteg hoch ans andere Ufer. Super-Aussichtspunkt oberhalb vom großen Wasserfall mit perfekter Beleuchtung und Regenbogen.
Komplett neu aufgebaute Dörfer. Minenfelder, direkt am Straßenrand sind die Löcher der ausgegrabenen Minen. Biegen in Kuselj ab nach Corkova Uvala. Links von der Piste alles vermint. Dann auch noch rechts ... Dann ein toller, lichtdurchfluteter Urwald und ein einzigartiges Vogelkonzert. Noch schöner als im Risnjak. Bis Rudopolje immer wieder idyllische Wiesen-Lichtungen ganz ohne Kühe, dafuer mit Grillen-Konzert.

Kochen uns im Ort einen Kaffee, statt dem 17.25-Uhr-Zug hinterher zu jagen. Virhovine: Nächster Zug geht 01.04 Uhr. Fahren mit dem Rad weiter, beschließen Velebit Nord-Süd-Überquerung. Obst und Gemüse in Tante Emma Laden. Obstsalat. Ein Gewitter zieht schräg vorbei.  Im nächsten Ort ist schon alles naß, dann wieder Regen. Dann eine rettende Bar mit großem Vordach. Weiter nach Otocac. Eine nagelneue Autobahn (Zagreb-Split) verwüstet die Landschaft, die Bauarbeiter belegen die Privatquartiere. Finden dann, etwas abgelegen, eine sehr komfortable Pension. Überaus freundlicher Empfang mit Oj-Bier, Sohn (Fluglotsen-Fuhrpark-Dispatcher) wohnt mit Frau auf 35qm in Zagreb für 150 Euro, sie gehen noch in die Bar.
Mam spendiert uns noch zwei Stück Kuchen. Ich muss mir aus Boxers Doppelzimmer noch eine Matratze ausleihen. 

Sonntag, 1.Juni:
Mam empfängt uns unten schon mit köstlichem Türken-Kaffee. Dann müssen wir jeder noch eine Flasche Bier in der Packtasche verstauen. Herzliche Verabschiedung. Lebensmittel-Läden sind alle offen, Butter, Tomaten, Käse, Brot. Dann durch überaus idyllische Mittelgebirgs-Mischwald-Landschaften durch beschauliche Dörfer. Ganztägiges Vogelkonzert und Grillenzirpen. Statt Espresso gibt es in den Bars süßlich-türkischen Kaffee.
Ausgiebige Wiesen-Siesta. Kaum fertig, setzt schlagartig Regen ein. Werden von einer Omi ins Gartenhaus zum Unterstellen eingeladen, Kaffee inklusive. Ich muss dringend mal, habe aber keine Chance ... Hagel und Gewitter.

Langer, ätzender Anstieg auf einer massiven, gleichmässig ansteigenden Schotterstraße bis zur Berghütte „Zavizan“ auf knapp 1600 Hm. Blick aufs Meer, die Inseln und eine schöne Wald- und Karstlandschaft. Begrüßung vom Wirt mit exzellentem Kräuter-Schnaps.
Ein Techniker der kroatischen Telekom von der Relais-Station auf dem Nachbarberg managt die Konversation: Es gibt Spiegelei, Brot und Würstchen. Der Typ ist ein Berg- und Tourenbike-Freak aus Zagreb,  hat hier seinen Traumjob gefunden. Nun hat aber die deutsche Telekom die kroatische aufgekauft und  die Station soll geschlossen werden ... Alpines Gegenrecht gibt’s in Kroatien nur für Slowenen.
Die Hüttenküche kann für 1,30 Euro mitbenutzt werden, super ! Der Wirt und die Hütte gehören zu 50% den kroatischen Meteorologen, der Wirt ist auch Chef der Meteorologen. Nachts sind nur die Meteorologen und wir da.

Montag, 2. Juni:
8.45 Uhr Start auf den Zavizan-Berg, viel zu spät, nach dem grandiosen Morgenwetter wallen schwere Nebel vom Meer hoch, trotzdem noch ein toller Blick über die Karstlandschaft Richtung Süden. Stundenlange Gewitterstimmung, wandern den Kamm um den botanischen Garten. Sind am frühen Nachmittag zurück, erstaunlich kühl. Der Rest ist Ruhetag, ist nach dem Marathon gestern auch nötig.
Das kroatische Fernsehen macht von der Hütten-Terrasse Bergaufnahmen. Für uns fallen dabei noch 2 Gläser des exzellenten Kräuterschnaps ab. Ganztägig ein großartiges Vogelkonzert, selbst in dieser Höhe. Abends lockert es auf. Fernsicht vom Hüttenberg bis Slowenien. Grandiose Lichtspiele über der Insel Otok: Die Insel schwimmt  auf einem Meer aus roter Lava. Dann zwei Spiegeleier mit Würstchen und ein großer Berg kroatische Kekse mit Schoko-Füllung. Dazu der erste Regen des heutigen Tages. Wie gestern abend 15 Grad.

Dienstag, 3. Juni:
Wie gestern früh 13 Grad. Übernachtung wie überall ca. 14 Euro. Küchen-Benutzung normal 1,40 Euro, für uns umsonst. Freundliche Verabschiedung, außer uns sind nur ein älteres kroatisches Paar und die Wetterfrösche da. Lange Abfahrt auf verschärfter Rüttelpiste aus Fels und Schotter, Schritt-Tempo. Hecklastig durch das viele Wasser. 45 Minuten nach dem Losfahren verschärfter Regen, ich schaffe es gerade noch, die Folie als Notzelt aufzubauen. Boxer kommt ewig nicht nach. Er wollte nur seine Tasche feststellen, fährt los, da platzt sein neuer Schwalbe-Mantel. Er setzt den hinteren Reifen nach vorne, flickt notdürftig mit 3 Mantelflicken und Kabelbindern. Die Bremse wird dauerhaft ausgehängt.
Weiterfahren ist problematisch ... Da hocken wir nun im strömenden Regen, -zig Kilometer vom nächsten Ort, in einer wasserlosen Gegend. Zwei Stunden später Regen-Ende. Stechende Sonne und Boxer braucht noch eine Stunde. Wir fahren 500 Meter weiter, dann sitzen wir wieder eine Stunde unter der Folie. Weiter, abbiegen zu den Rozanski Kukovi. Räder bleiben am Weg, wir steigen hoch in ein phantastisches Dolinen-, Canyon- und Felsgewirr. An einem der schönsten Punkte steht die Skloniste-Hütte mit Zisternen-Brunnen und Meer-Blick ! Hätten wir das gewusst ...

Weiter bis vor zum Crkvenitza-Gipfel mit tollem Rundblick bei schönster Beleuchtung. Ein Stück zurück, Abzweig auf den Rossijev-Kuk, Kraxelei. Grandiose Spätabend-Stimmung über der wilden Felsenwelt mit Blick übers Meer und weit ins Inland über ein Meer von Bergen. Es ist schon recht spät, der Weiter-„Weg“ ist im Gegensatz zum Przemucizc-Weg ein schwach markierter, ungesicherter Klettersteig durch Dolinen, über Gipfel und luftige Grate (Wege Nr. 12 u. 10), den wir wegen der anbrechenden Dunkelheit fast im Laufschritt machen, um wieder aus diesem Labyrinth heraus zu kommen. Finden zum Glück einen Ausstieg über den Vratarsko Sedlo. Steil und teils klettersteigmässig abwärts über Geröllfelder und durch Bergwald-Dschungel. Extrem schwierige Orientierung mit halbleerer Stirnlampe und nur noch gelegentlichen, noch dazu arg verblassten Markierungen.  Tauchen unten ein in dicken, nassen Nebel, von oben waren die Nebelwolken gut zu sehen. Dann der Sattel, wir sind gerettet ! Beschliessen, den Sattel nicht mit den Rädern zu überqueren, sondern außen rum zu fahren. Holen die Räder aus dem feuchten Wald und bauen 23.15 Uhr auf der Wendeschleife die Zelte auf. Ich liege um eins geschafft im Bett, Boxer kramt noch.

Mittwoch, 4. Juni:
Grandioses Wetter, stahlblauer Himmel ! 9.15 raus, Boxer ist schon fast fertig mit packen. Kaffee, Nüsse, dazu packen und 10.30 los. Zuvor noch Besuch von den Jungs der Wetterstation. Sie machen einen Ausflug mit ihrem Nationalpark-Jeep und frühstücken an der Wendeschleife.
Ein paar Kilometer weiter an der Straße unterhalb der Hajduckenfelsen ein nettes ehemaliges Almgelände mit offener Berghütte und gut gefüllter Zisterne ! Große Siesta mit Zelt trocknen. Ein Stück weiter noch eine Ex-Alm mit offener Zisterne. Dann ein Stück Asphalt, am ersten Abzweig Richtung Westen eine große geschlossene Berghütte (Lug) mit Zisterne. Entscheiden uns wegen Boxers Reifen (der zweite schwächelt auch schon) auf Asphalt weiterzufahren bis zum letzten Alan-Abzweig. Einige Hundert Meter nach dem letzten Abzweig bricht dann eine Gepäckträger-Öse von Boxers Fahrrad ... Boxer sieht aber nicht ein, dass seine masslose Gepäckzuladung schuld sein könnte.
Befasse mich derweil mit der Landkarte: An der Zufahrt zu den Hajduckenfelsen ist an der Lubenovac-Alm gleichzeitig der Ausgangspunkt für Bergtouren auf den Veliko Kozjak !
Durch eine hügelige Alm- und Waldlandschaft zur Alan-Berghütte. Super-Hütte, offen, leer, zur Zeit unbewirtschaftet, offene Zisterne dahinter. Jedem sein eigenes Zimmer, Ausflug vor zum Meeresblick, schöner klarer Blick über die Inseln. Bekommen dann noch Besuch: Eine Frau mit einer Hütte in der Nähe bringt einen Alten und einen Armisten, sie nehmen auch jeder ein eigenes Zimmer. Sie spendieren eine Gaslampe und frisches Quellwasser, super. Die Frau spricht deutsch und ist klar erkennbar die Chefin.

Donnerstag, 5. Juni:
7.00 raus, Terrassen-Kaffee, Super-Wetter, witziges Klo. 9.15 Uhr los. Extreme Holperpiste mit tollem Panorama über die zugedschungelten Vorberge aufs Meer und die Inseln. Die Inseln teils Wüste, teils dicht bewaldet. Vogelkonzert von allen Seiten, warm. Teatime unter alten Eichen, während Boxer wieder mal seine Reifen repariert. Dann eine grandiose Panorama-Abfahrt runter zur Fähre.
Auf der Insel Rab dann die totale Wüstenhitze und –Landschaft bis hoch zum Kamm. Dann Kiefern-Plantagen. Die Stadt Rab: Gelegen in einer Cote d’ Azur – Landschaft, nur der Espresso und das Eis sind viel günstiger. Der einzige Laden mit Fahrrad-Reifen hat 15.00 Uhr zugemacht. Weiter nach Lopar, hier gibt’s mehr grün in der Landschaft. Dann der Camping-Platz: Tolle Sandbucht, Strandwald und unsere Zelte auf einer kleinen Anhöhe am Südende des Platzes mit kollosalem Panorama-Blick auf die Bucht, den Ort und alle Berge, auf denen wir in den letzten Tagen waren !
Schwimmen, Duschen, Wäsche waschen,  Buchtrundfahrt (Kasatschok für die zahlreichen Sachsen). Zum Sonnenuntergang leckere Tomatenbrote und kroatischer Edelwein auf unserem Million-Dollar-View-Zeltplatz.
Dank Lonely Planet ! Die Schmalz-Musik dröhnt vom anderen Ende der Bucht zu uns, zum Glück zelten wir nicht weiter drüben. Die Kroaten sitzen zu 15t am Meer und singen mit Gitarre. Sympathisches Alternativ-Programm zu dem Spießer-Rummel hier.

Freitag, 6. Juni:
6.45 raus, Kaffee, packen, zur Fähre: Das Touri-Office in Rab hat Müll erzählt, die Fähre geht nicht früh um neun sondern Nachmittag um drei ... Also Ruhetag bis 15.00 Uhr. Kaufe die „Zeit“ von gestern, super ! Abhängen im Schatten am Strand. Dann rüber nach Krk, angenehm entspannte Hafenstadt. Durch ein schönes und grünes Tal, auf beiden Seiten eingerahmt von Felskämmen, hoch zum Kamm. Von oben schöne Rückblicke auf die Wüstenberge, den Hafen und das Velebit. Auf der anderen Seite des Passes dann eine Mischung aus Arizona und Teneriffa mit sehr niedriger einheimischer Vegetation, die uralte, in Stein gefasste Mini-Parzellen an einem weitläufigen, flachen Hang überwuchert. Darüber ein schönes Abendlicht.
Blick über die Yacht-Bucht, rein nach Krk. Enge, alte Gassen und viel Begängnis, schöne Atmosphäre. Raus Richtung Rijeka, viel Verkehr am Highway. Ich schaffe es mit viel Mühe, Boxer zum Abbiegen auf die ruhigere Nordroute zu überreden. Fahrt durch hohe und dschungelmässig dichte Vegetation mit zahllosen Privat-Eingängen und wenig offenem Platz. Finden dann in der Dämmerung einen offenen Eingang mit 2 schönen Lichtungen dahinter. Der Verkehr auf der Nebenstraße ist anfangs noch recht hoch, lässt dann aber rasch nach.

Samstag, 7. Juni:
7.30 los, reichlich Lastwagen zum Asphaltwerk nebenan. Dann ruhiges Radeln durch untouristische Orte, Highlight Dobrinj: Erst Supermarkt, dann auf der Terrasse am Steilhang Frühstück mit leckerer „Dukatella Mediterranee“ und grandiosem Panorama, ringsum sattgrüne Nicht-Kiefern-Wälder mit vielstimmigem Vogelkonzert. Sehr idyllischer Ort, verwinkelt und mit steilen Gassen.
Abfahrt zur Bucht durch subtropischen Dschungel, dann nach etwas Suchen auf einer frisch durch die Wildnis gehauenen LKW-Piste mit Indonesien-Atmosphäre bei Haufenwolken, blauem Himmel und brütender Hitze durch den Busch. Weiter über den ätzenden Highway auf die gigantische Brücke, spektakuläre Gewitterwolken ballen sich über uns zusammen. Weiter hoch in die Dörfer am Hang Richtung slowenische Grenze . Eine entsetzliche Autopest verfolgt uns. Am liebsten würde ich über den Risnjak nach Slowenien fahren, das scheidet aber wegen Boxers Fahrrad-Zustand aus.
Dafür gibt’s erstklassigen Capuccino in einem Teenie-Cafe am Straßenrand. Dann wieder Hitze, Hügel an Hügel ohne dabei Höhe zu gewinnen, dazu der nicht endende Auto-Terror. Abends erreichen wir dann eine ruhige Nebenstraße die über ca. 500 Hm steil auf einen Mittelgebirgs-Pass führt. Ein kroatischer MTBler fragt uns, wie wir auf diese abgelegene Straße gekommen sind. Finden dann zur Belohnung direkt auf dem Pass die Einfahrt zu einem alten Steinbruch mit perfektem Blick auf den Sonnenuntergang. Zelte aufschlagen. Im Dunkeln kommt noch 2x Besuch mit Autos, die aber beim Anblick unserer Stirnlampen wieder abdrehen. Abends 22 Grad.

Sonntag, 8. Juni:

Morgens immer noch 22 Grad, in der Sonne ist schon jede Bewegung schweißtreibend. Eine Gottesanbeterin sitzt im Gras. Fahren runter nach Rijeka, um angesichts der endlosen Mittelgebirgs-Kämme die wir queren müssten, überhaupt noch eine Chance zu bekommen, heute Slowenien zu erreichen.
In Rijeka ist jede noch so kleine Gasse in die Innenstadt abgeriegelt, weil man Angst um den Papst hat. Richtung Rijeka Bahnhof kein Durchkommen mit Fahrrad. James-Bond-mässig stehen je vier schwarz-gedresste Scharfschützen auf den Kufen der überall kreisenden Hubschrauber. Wir fahren auf halber Höhe über absolut menschen- und autoleere innerstädtische Highways Richtung Opatija, Ziel der Bahnhof. Cappuccino in Bar, Boxer muss sein Hemd anziehen, um was zu bekommen ... Auf allen Bildschirmen läuft das Papst-Event.
Statt nach Opatija geraten wir auf die Straße nach Slowenien, fahren dann auch gleich weiter, Ziel Ljubljana. Massive Verkehrslawine, krachheiss, es rollt aber viel besser als gestern. Letzte Einkehr zu Eis und Kaffe an der Grenze. Steigen
14.30 in Ilirska Bistritza in den von Rijeka kommenden Zug, nachdem man uns freundlicherweise eine Ausnahmegenehmigung für die Mitnahme unserer Räder gegeben hat. Es gibt keinen Fahrrad-Waggon.

Sind 15.50 Uhr in Ljubljana, am Bahnsteig gegenüber geht 16.00 Uhr der Direktzug nach München. Boxer will gleich mit, keine Chance mit den Fahrrädern. Ein Bierchen in der Altstadt, Teatime auf der Burg mit Alpen-Blick. Viele MTBler in der Stadt und noch mehr Fahrrad-Verbots-Schilder, die es bei meinem letzten Besuch noch nicht gab. Boxers Rad verliert jetzt immer häufiger die Luft, Glück gehabt ! Holen uns noch ein Schlafwagen-Ticket am Bahnhof.
Treffen in der langen Altstadt-Gasse einen Berliner auf 9-Wochen-Tour. Er ärgert sich über die extremen Fahrrad-Verbote überall im Land, ist mir heute ja auch schon aufgefallen dass sich da was geändert hat in Slowenien. Schade.
Zum Abschluss gibt’s noch ein köstliches Wildschweinsteak auf der Promenier-Meile. Neben uns tafelt ein schwedisches Pärchen, ist mit dem Bike unterwegs von Istanbul nach Stockholm.
Dann ab zum Bahnhof, Rad verpacken, rein in den Schlafwagen und ab nach München. Irgendwie bekomme ich aber nicht so ausreichend viel Schlaf wie auf der Hinfahrt nach Zagreb, wahrscheinlich ist die Strecke von Ljubljana zu kurz.


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