Vorgeschichte:
5 Tage 2001er Resturlaub, wieder mal verschoben bis zum
Endanschlag. Plane Grand Canyon de Verdon mit Nachtzug. Alternativ bei
Schlechtwetter Süditalien oder Sardinien, bei Schnee Ski in den Alpen,
bei grosser Wärme Bike & Hike in den Dolomiten. Last-Minute-Flüge
wegen Ostern ausgeklammert.
11 Tage vorher Jochberg-Wanderung in grosser Besetzung.
Tip von Bettina, dass Abreise Donnerstag schon mitten in den Osterferien
liegt und die Chancen auf einen Flug nicht so schlecht sind. Werde dann
am Montag schnell fündig bei lastminute.de: LTU Charterflug nach Alicante,
Abflug am ersten Urlaubstag 6.45 Uhr, Rückkehr am letzten Tag 20.00
Uhr. Punktlandung !
Die 4.19 Uhr-U-Bahn wird etwas knapp, Boxer klärt
mit Silke das Zurückbringen des Autos vom Flughafen. Fahrrad-Werkstatt-Termin-Wartezeiten
von 25 Tagen. Bestelle Krallen-Werkzeug bei Brügelmann, ist 24 Stunden
später da. Samstag+Sonntag vor Abflug schwerer Wintereinbruch mit
enormen Neuschnee-Mengen, Lawinenstufe 5 ! Nutze den Samstag, um das Fahrrad
zu überholen, den Sonntag, um zu packen. Bedauere ansonsten des Wintereinbruchs
wegen schon fast die Andalusien-Buchung ...
Fahre am Dienstag (erster Schönwettertag) mit Steven
zum Ausgleich in die Christlum. Seit Montag Grippe-Signale. Legt sich aber
bis Mittwoch Mittag. Mittwoch 16.00 Feierabend,
Brot und Tee kaufen. Fertig packen und Kühlschrank
abtauen, 23.15 Nachtruhe.
Donnerstag, 28.3.
3.15 Uhr raus, erstaunlich munter. 4.00 unten, Boxer kommt
10 Minuten zu spät. Silke abholen. Ist auch nicht pünktlich.
2 Ostereier für Silke von meinen sieben. Kurz vor fünf am Flughafen.
Kein Sicherheits-Check fürs grosse Gepäck ! Für unsere perfekt
verklebten Fahrrad-Kartons wäre das auch fatal gewesen.
Tolles Alpen-Panorama vom Flugzeug. Wir überfliegen
den Adamello-Gletscher ! Es gibt nur Nestle-Cafe an Bord, Kulturschock.
Am Flughafen zum Glück noch einen guten Lufthansa-Cafe getrunken.
Gut 2 Stunden Flug bis Alicante. Es ist stürmisch und nur mässig
warm. Gepäckaufbewahrung kostet 2-3,8 Euro am Busbahnhof, bis dort
mit dem Flughafenbus. Abzock-Bar am Bahnhof. Bus nach Murcia. Sympathische
Atmosphäre, besserer Espresso und bessere Preise als in Alicante.
Bus bis zur Küste nach Garrucha. Dank Boxer bis zur Dunkelheit Räder
montieren. Füllen eine halbe Mülltonne mit unseren Verpackungsresten.
Starten Richtung Garrucha-Camping, bleiben aber in einem
Hostales am Wegrand stecken. Starker Verkehr auf der Küstenstrasse.
Den ganzen Tag über zersiedelte Landschaft längs der Autobahn.
Die Städte greifen amerika-mäßig weit ins Umland. Köstlicher
Crianza-Riocha im Restaurant gegenüber dem Hotel, geführt von
einer Deutschen und einer Engländerin. Boxer kramt noch bis 23.00,
dann Ruhe.
Freitag, 29.3.
6.30 Wecker, 7.30 raus, schlecht geschlafen. Boxer kramt
bis 9.30. Fahrräder voller Dreck, nachts war heftiger Regen. Angenehme
Temperatur, T-Shirt + Windjacke den ganzen Tag. Reichlich Verkehr, auch
den ganzen Tag. Bauboom längs der Küste. Schlechter Kaffee. Gute
Tomaten.
Mittags schlechte Sonne. Nachmittags dunkle Wolken ohne
Regen. Schöne Küstenlandschaften, degeneriertes Hinterland: Verfallene
maurische Terrassen, Abraumhalden, ein Meer von Folienzelten, aufgegebenes
Kulturland. Gravel Road 10 km, selbst hier viel Verkehr. Gegen 19.00 am
sehr schön an der Felsenküste gelegenen Las Negras Camping. 16
Euro pro Site, kaltes Duschwasser dafür. Essen am Zelt. Stelle fest:
Jede zweite Dusche ist warm ! 22.20 Ruhe. 23.00: Boxer weckt mich, um zu
fragen wann wir aufstehen wollen ...
Samstag, 30.3.
Boxer 6.45, ich 7.00 raus. Dicke Wolken, kalt. Folie nicht
eingeklappt, Wasser unters Zelt gelaufen und durchgedrückt. Hartes
Baguette und Kaffee. Supermarkt am Camp: Baguettes aus der Kühltruhe.
9.30 Start, 11.15 Los Escullos, 2 gute Kaffee und ein sehr gutes Baguette
aus der Küche der Bar. Dazu Tomaten, Käse, Salami, Butter. Vom
Feinsten ! Tafeln auf der
Bar-Terrasse.
Piste nach San Jose. Wilde Rüttelstrecke durch die
Felsenküste, Teatime am Pass mit starkem Panorama auf die steilen
Küstenfelsen und die Wüstenberge. Nur MTBler und ein Dünen-Buggy
kommen über den Pass. Meinem Auge gehts zunehmend schlechter. Abfahrt
nach San Jose. Es wird kalt und wolkig. Lagebesprechung mit Zeitungs-Wetterbericht:
Heute und morgen Regen nur in Südost-Andalusien und Süditalien
...
Langwierige Entscheidung für gleich Weiterfahren.
Zum Playa Mosul. Traumhafter Strand zwischen hängenden Felsen, einem
riesigen Dünen-Berg und Agaven-Wald. In einer versteckten Bucht dreht
man Joints. Dann eine grossartige, autofreie Wanderweg-Piste mit tollem
Blick über die farbige Küsten-Wüsten-Fels-Szenerie. Aussichtspunkt
am Cabo gesperrt, am Rand noch Platz. Phantastische Sonnenuntergangs-Beleuchtung
über der Küste und den tiefgestaffelten Vulkan-Bergen. Stürmisch,
kalt und schmerzendes Auge. Aber sonst super !!!
Abfahrt. Erstes Abendbrot an der Küste in der Abendsonne.
Klarer Himmel ! Durch die Dünen-Landschaft hinter den Salinen, Cabo
de Gata Küsten-Boulevard. Dann Gravel-Road, ein Spanier rettet uns
in der Dunkelheit vor dem Verirren und fährt vor uns bis zum Zeltplatz.
Ich kann mit meiner schmerzenden Achilles-Sehne gerade so mithalten. Sehe
fast nichts in der Dunkelheit, muss der Entzündung im Auge wegen bei
dem Wind die Brille aufbehalten.
Aufbauen, Essen-Schachtel von geplatztem 8-Minuten-Ei
säubern, Duschen. Schmackhaftes Abendbrot und gutes Bier im Restaurante.
Zufrieden ! Glasklarer Sternenhimmel und kühl. Aus dem Hahn kommt
salziges Brackwasser.
Sonntag, 31.3.
Boxer 7.15 raus, ich 8.00. Heftige Probleme mit der Achilles-Sehne.
Glasklarer Morgen ! Sommerzeit: 11.30 Start. Stundenlange Fahrt durch den
Plastik-Ozean. Ein Gentech-Zelt wird ringsum von Hunden bewacht. Verfahren
uns auf einer Zelt-Baustelle. Quäle mich bei Gegenwind langsam voran,
übe mich zwecks Schmerzvermeidung im einbeinigen Fahren. Immer wieder
Marokkaner zwischen den Plastik-Planen.
Gegen 17.30 im alternativ angehauchten Nijar. Super-Espresso
in Prolo-Bar. Einchecken in Hostales, Cafe + Eis, viele Touri-Nepp-Läden
unten. Rundgang: Oberstadt, sehr schöne authentische und untouristische
Altstadt mit toller Lage am Canyon. Hoch zum Mirador, schön von der
Abendsonne beleuchtete Wüstenberge auf der einen, Plastikozean auf
der anderen Seite. Alte Terrassen bis in die höchsten Lagen, dazu
viele Beobachtungstürme.
Essen: Canelones, moussaka-ähnlich mit Pasta + Vino
de la Casa. Halb zehn (!) erscheinen die ersten Spanier zum Essen. Die
entsetzlichen Matratzen aus den noch grässlicheren Betten kommen
auf den Boden, mit Decken verstärkt ganz gut. 23.00 Ruhe. Boxer will
das Aufstehen organisieren ...
Montag, 1.4.
9.00 Aufstehen ... Duschen. Vorzüglicher Milch-Espresso
in der Prolo-Bar von gestern. Ambulatorio: Ostermontag Feiertag, 15 Notfälle
vor mir im Ambulatorio. Apotheke, Cortison-Augentropfen gehen auch ohne
Rezept, 2.83 Euro incl. Zuzahlung ...
Aufbruch ! Start in die Sierra de Alhamilla, dicht bewölkt.
Überwiegend lupenreine Wildnis. Berauschende Kräuterdüfte
und endlose Blütenpracht. Die Achilles-Sehne hat sich
deutlich gebessert.
Gescheitertes Kiefern-Plantagen-Projekt. Ein Meer von
Plastikhülsen überzieht die Hänge.Weiter oben ein leider
gelungenes Pfirsich-Plantagen-Projekt mit total platt gemachter Wüsten-Vegetation
quer über die Bergkuppen. Eine ziemlich harte Störung der harmonischen
Landschaft. Hinter dem Pass dann Blick auf einen gigantischen Talkessel.
Lucainen de las Torres: Cafe, Wasser, Magnum superteuer an der Plaza im
einzigen Restaurant. Es ist saukalt geworden. Aufstieg nach Turrillas.
Achilles-Sehne wieder schlimmer. Dicke, tiefhängende Wolken. Turrillas:
Wolken hängen 50 Hm über dem Ort.
Die einzige Kneipe im Ort hat köstliche Champignon-Tapas
und vermietet eine
authentische ur-andalusische Bauernwohnung, so rustikal
und schräg wie die Typen in der Bar. 19.30 Uhr einsetzender Regen,
entscheiden uns gegen das Zelten auf dem Kamm und nehmen die Wohnung. Selbstkoch-Küche
im Gemeinschafts-Raum. Sattes Abendbrot mit Merluza, Salat und Patatas.
Ab 21.00 Uhr heftiger Dauer-Regen. Hauptgewinn ! Die Krönung: In der
Hausbar stehen 2 fast volle Flaschen spanischer Whisky (mässig) und
Osborne Brandy (super). Verkostung. 23.30 Ruhe.
Dienstag, 2.4.
Der Dauer-Regen hält an. Welch ein Glücksfall
mit der Wohnung ! 9.45 Aufstehen. Duschen. Baguette vom Wirt. Cafe con
Leche Grande. Die Filabres-Berge bis tief runter verschneit, im Licht der
ersten Sonnenstrahlen. Nach 15 Stunden Dauer-Regen 12.00 Abfahrt. Hoch
auf den Alhamilla-Kamm. Prächtige Panoramastrasse mit Blick auf die
Desierto del Tabernas, Filabres, Nevada und die Küste.
Dramatischer Wolken-Aufzug. Abzweig zum Colativi, Radarstation
nicht umzäunt, Klasse-Aussichtspunkt ! Naturpark-Wanderkarte rettet
uns im Wege-Gewirr vor dem Verirren auf den falschen Kamm. Vor dem Colativi
noch Urwaldreste, danach weiträumig Kiefern-Plantagen. Teatime
mit schönem Panorama oberhalb der Desierto. Dann ein ausgedehntes
Gebiet mit ursprünglicher Vegetation, von den Militärs vor der
EU geschützt
... Dann wieder Kiefern-Plantagen.
Eiskalter Downhill mit Plastiktüten in den Schuhen,
hilft auch nicht viel. Gigantisches Panorama, Fahrt durch ungestörte
Wüsten-Vegetation, die EU-Kiefern spriessen aber schon. Spektakulärer
Blick auf bizarre, farbenprächtige Wüsten-Canyons rings um Mini-Hollywood.
Die schneebedeckten Filabres über tiefgestaffelten Wüstentälern,
gekrönt von dramatischen Wolkengebilden. Dazwischen die dröhnende
Autobahn.
Mini-Hollywood ist ein Mini-Disney mit Kunst-Wasserfall
und Mini-Eisenbahn. 4 Kilometer weiter Richtung Tabernas dann das Florida-Camp,
gleicher Zuschnitt. 20.00 in Tabernas, vorzüglicher Con Leche in Prolo-Bar.
Gediegenes Hostales. Phantastisches Wolken- und Farbspektakel am Himmel.
Wir steigen hoch zur Ruine, es ist etwas spät, aber immer noch sehr
schön. Boxer kramt dann noch bis Mitternacht.
Mittwoch, 3.4.
8.00 raus, Klasse Wetter. Cafe con Leche in der Bar von
gestern, Supermercado, Benzin, Start. Fahren stundenlang bei stahlblauem
Himmel voller Haufenwolken durch ein traumhaft schönes Halbwüsten-Flusstal
in voller Blüte, mit kristallklarem Blick auf die schneebedeckten
Filabres. Mehr geht nicht ! Patagonische Atmosphäre, Sturm inklusive.
Werden beide vom Wind in den Strassengraben geweht.
Kaffee in Velifique am Fuss des Filabres-Steilanstiegs.
Dann zieht es schlagartig zu in den Bergen, Graupelschauer. Entscheiden
uns gegen den Filabres-Aufstieg und fahren Richtung Osten eine Gravel-Road
über die Nebenkämme am Hauptkamm entlang. Brutaler Sturm, Schieben
geht gerade noch. Aller 20 Minuten wechseln Sonne, Schneesturm, Regenbögen.
Fahren an Senes vorbei Richtung Pass. Finden einen spektakulären Zeltplatz:
Gelegen in einem Kiefernwäldchen inklusive ergiebiger Quelle (!) direkt
am Steilabsturz eines grossartigen Talkessels. Eiskalter Sturm, Frost,
müssen 22.00 der Kälte wegen in die Zelte.
Donnerstag, 4.4.
9.00 raus. Die ganze Nacht hindurch ein höllischer
Sturm, teils Regen. Im Zelt gezogen wie Hechtsuppe. Gefroren, lange Unterhosen
und ein Paar Socken waren zuwenig. Eisschicht auf dem Wasser. 10.00 Start,
mühsames Schieben mit 2-3 km/h, heftige Sturmböen von der Seite.
Filabres-Kamm in blendendem Weiss, reichlich Neuschnee, aber stabiles Schönwetter
! Nur der Sturm ... Ich würde auf den Kamm hoch gehen, überlasse
aber Boxer die Entscheidung. Wir fahren dann Richtung Norden über
den Pass statt nach links auf den Kamm hochzufahren.
Phänomenale Fernsicht hinter dem Pass: Die tiefverschneite
Sierra de Zagora y Segura dominiert das phantastische Panorama weiter,
wilder Bergketten. Downhill auf der Fernverkehrs-Strasse, nicht ungefährlich
bei dem Verkehr und den Windböen. Durchqueren gigantische Marmor-
& Granit-Steinbrüche, weiter unten sind dann die Fabriken dazu.
Im Tal ist es unglaublich warm und kaum noch Wind. Intensiver
Orangenblüten-Duft allüberall. Die Eisenbahn ist stillgelegt,
wir starten auf der Fernverkehrs-Strasse Richtung Küste. Es rollt
bestens, nur mein Achilles putscht wieder seit der Begegnung mit dem kalten
Sturm. Sehr schöne, teils afrikanisch anmutende Panoramen und Hügelketten
links und rechts der Strasse im Abendlicht. Vom Feinsten !
Wir fahren vor bis zur Autobahn bei Huercal. Zelten einige
hundert Meter hinter der Auffahrt direkt am Abbruch einer spektakulären
Canyon-Landschaft, die wir ganz zufällig auf der Suche nach einem
passenden Fleck zum Zelten finden. Kochorgie, Sternenhimmel bewundern,
22.45 Ruhe.
Freitag, 5.4.
Boxer weckt mich 8.45, um 45 Minuten Vorsprung zu haben.
War eine warme Nacht, musste Socken ausziehen und Schlafsack öffnen.
Es ist ein grandioser Outdoor-Morgen mit leichter Brise, mild, sonnig und
aromatischer Luft. Dazu feine Blicke in den Canyon und zurück auf
die Filabres. Muss dann aber doch noch eine halbe Stunde auf Boxer warten.
An der Strasse nach Huercal Overa noch ein kleiner, aber feiner Canyon.
Huercal Overa: Sympathisches Städtchen, tanke Duschwasser. Reife Apfelsinen,
selbst gepflückt. Die Sonne im Rücken Richtung Küste. Dazu
eine schöne Atmosphäre und Bilder wie gestern, traumhafte Temperaturen.
Die andalusischen Autofahrer sind ausgesprochen rücksichtsvoll
gegenüber Radfahrern. Die Polizeit sehr tolerant: Niemand interessiert
sich für die Helmpflicht, zumindest hier in der Gegend.
Mein Feilauf macht zunehmend Probleme. Setzt dann völlig
aus. Geht wieder, setzt dann endgültig aus. Reparaturversuch mit viel
Herumschrauben scheitert kläglich. Geht aber trotzdem irgendwie wieder,
vielleicht weil die Mutter fester ist als vorher.
Entscheiden uns dann trotz des Total-Ausfall-Risikos
gegen die Hauptstrasse direkt nach Aguilas und für den 18 km Umweg
längs der dünn besiedelten Küste. Zum Lohn hält die
Nabe bis Abends durch. Kurz vor der Küste ein "Menorquing Truffo Plus
Almendrata", das ultimative Eis ! An der Küste in einer windgeschützten,
sonnigen Doline mit 3,5 Liter gut vorgewärmtem Wasser Ganzkörper-Grundreinigung.
Vom Feinsten !
Ich finde dann einen erstklassigen, gut gedeckten Campingplatz
direkt an der Steilküste. Tolles Panorama ! Boxer mosert zwar wieder
mal, lässt sich dann aber doch von dem genialen Platz überzeugen.
Essen endlich mal im Hellen. Boxer winselt wie jeden Abend um mein Messer,
seins ist wie immer perfekt verpackt ...
Im Dunkeln Zelt aufbauen, Garrucha und Aguilas leuchten
in der Ferne. Immer noch das perfekte Outdoor-Wetter. 22.30 Ruhe.
Samstag, 6.4.
7.00 raus, wärmer als am Abend und alles klatschnass
vom Tau. Morgenrot. Nach dem Sonnenaufgang eine zauberhafte Morgenstimmung.
8.30 startklar. Selbst Boxer ist fertig ! Er will sich unbedingt Aguilas
ansehen ... Egal, die Zeiten heute sind der neue Massstab.
Schönes Morgenlicht am Weg. 2 am Berg entgegen kommende
Reiseradler. Riesiger und guter Supermercado in einem Vorort von Aguilas.
Erdbeeren essen an einer phantastischen, trotz Stadtnähe unverbauten,
sinaihaften, gelben Felsenbucht mit Blick auf das dahinter liegende Felsengebirge.
Begehen das Ende der Radtour am Stadtrand von Aguilas mit reichlich Cafe
con Leche & Menorquing-Eis. Geschafft ! Trotz aller Widrigkeiten. Ausgiebige
Stadtrundfahrt.
Seit dem Morgen nähern sich von Westen dunkle Wolken.
Mit dem Einsteigen in den Zug ist die Sonne weg ! 13.45 Abfahrt, Räder
kostenlos und in separatem, mit Vierkant verschlossenem (!) Abteil.
Einheimische Radler kommen gleich mit eigenem Vierkant.
15.37 in Murcia. Die ganze Stadt ist in Aufruhr: Heute
ist das "Begräbnis der Sardine". Wir fahren jetzt schon ein Spalier
von Menschenmassen ab. Bekommen glücklicherweise noch in einem Ein-Sterne-Hotel
ein 51-Euro-Doppelzimmer, nachdem überall wegen der Fiesta ausgebucht
ist und sich der Besitzer des einzigen freien Hostales als spiessiger Radler-Feind
entpuppt hat. Nimmt ausserdem nur verheiratete Pärchen ...
Überall Stimmung, sind 21.45 beim Beginn des Umzuges
schon reichlich pflastermüde. Zwei Stunden lang Umzug: Eine Mischung
aus Werbung, (brasilianischem) Strassen-Karneval und freiem Kunstschaffen.
Die zweite Hälfte des Umzuges ist eine gigantische Materialschlacht.
Die Massen sind wie wild nach den zuerst runter geworfenen Plastiktüten,
um später die reichlich ins Volk fliegenden Bälle, Spielzeug
und Kram aller Art einzusammeln.
Boxer zieht sich zurück, ich gehe noch zur Verbrennung
der Sardine. 01.30 gehts los: Eine enorme und heisse Feuerwand, Glutfetzen
fliegen in die Massen. Dann noch ein gigantisches Höhenfeuerwerk am
Flussufer. 02.45 Uhr im Bett. Warmes und stickiges Hotelzimmer.
Sonntag, 7.4.
9.30 raus, Con Leche, 10.15 zum Bahnhof. Unterwegs Brötchen
kaufen, 10.55 Zug nach Elxe. Ausgiebig Frühstück im Zug: SEHR
schmackhafte, knusprige, dicht und gleichzeitig locker gebackene Brötchen,
Butter, Radieschen, Tomaten und Erbeer-Marmelade. Unvergleichlich ! Schwatz
mit einem in Dormund aufgewachsenen Spanier: "Sudakas" sind die südamerikanischen
Immigranten ...
Elxe anschauen, netter Ort, aber nicht gar zu viel zu
sehen. Per Rad zum Flughafen. Rad dieses Mal nicht verpacken, nur Schaltung
einwickeln, Pedalen ab, Lenker rum. Radtaschen mit Spannriemen zu einem
Gepäckstück verschnüren und ab nach München.