Andalusien 2002


Eine Frühjahrs-MTB-Tour durch die Wüstengebiete des spanischen Südostens.

Vorgeschichte:

5 Tage 2001er Resturlaub, wieder mal verschoben bis zum Endanschlag. Plane Grand Canyon de Verdon mit Nachtzug. Alternativ bei Schlechtwetter Süditalien oder Sardinien, bei Schnee Ski in den Alpen, bei grosser Wärme Bike & Hike in den Dolomiten. Last-Minute-Flüge wegen Ostern ausgeklammert.
11 Tage vorher Jochberg-Wanderung in grosser Besetzung. Tip von Bettina, dass Abreise Donnerstag schon mitten in den Osterferien liegt und die Chancen auf einen Flug nicht so schlecht sind. Werde dann am Montag schnell fündig bei lastminute.de: LTU Charterflug nach Alicante, Abflug am ersten Urlaubstag 6.45 Uhr, Rückkehr am letzten Tag 20.00 Uhr. Punktlandung !
Die 4.19 Uhr-U-Bahn wird etwas knapp, Boxer klärt mit Silke das Zurückbringen des Autos vom Flughafen. Fahrrad-Werkstatt-Termin-Wartezeiten von 25 Tagen. Bestelle Krallen-Werkzeug bei Brügelmann, ist 24 Stunden später da. Samstag+Sonntag vor Abflug schwerer Wintereinbruch mit enormen Neuschnee-Mengen, Lawinenstufe 5 ! Nutze den Samstag, um das Fahrrad zu überholen, den Sonntag, um zu packen. Bedauere ansonsten des Wintereinbruchs wegen schon fast die Andalusien-Buchung ...
Fahre am Dienstag (erster Schönwettertag) mit Steven zum Ausgleich in die Christlum. Seit Montag Grippe-Signale. Legt sich aber bis Mittwoch Mittag. Mittwoch 16.00 Feierabend,
Brot und Tee kaufen. Fertig packen und Kühlschrank abtauen, 23.15 Nachtruhe.

Donnerstag, 28.3.

3.15 Uhr raus, erstaunlich munter. 4.00 unten, Boxer kommt 10 Minuten zu spät. Silke abholen. Ist auch nicht pünktlich. 2 Ostereier für Silke von meinen sieben. Kurz vor fünf am Flughafen. Kein Sicherheits-Check fürs grosse Gepäck ! Für unsere perfekt verklebten Fahrrad-Kartons wäre das auch fatal gewesen.
Tolles Alpen-Panorama vom Flugzeug. Wir überfliegen den Adamello-Gletscher ! Es gibt nur Nestle-Cafe an Bord, Kulturschock. Am Flughafen zum Glück noch einen guten Lufthansa-Cafe getrunken. Gut 2 Stunden Flug bis Alicante. Es ist stürmisch und nur mässig warm. Gepäckaufbewahrung kostet 2-3,8 Euro am Busbahnhof, bis dort mit dem Flughafenbus. Abzock-Bar am Bahnhof. Bus nach Murcia. Sympathische Atmosphäre, besserer Espresso und bessere Preise als in Alicante. Bus bis zur Küste nach Garrucha. Dank Boxer bis zur Dunkelheit Räder montieren. Füllen eine halbe Mülltonne mit unseren Verpackungsresten.
Starten Richtung Garrucha-Camping, bleiben aber in einem Hostales am Wegrand stecken. Starker Verkehr auf der Küstenstrasse. Den ganzen Tag über zersiedelte Landschaft längs der Autobahn. Die Städte greifen amerika-mäßig weit ins Umland. Köstlicher Crianza-Riocha im Restaurant gegenüber dem Hotel, geführt von einer Deutschen und einer Engländerin. Boxer kramt noch bis 23.00, dann Ruhe.

Freitag, 29.3.

6.30 Wecker, 7.30 raus, schlecht geschlafen. Boxer kramt bis 9.30. Fahrräder voller Dreck, nachts war heftiger Regen. Angenehme Temperatur, T-Shirt + Windjacke den ganzen Tag. Reichlich Verkehr, auch den ganzen Tag. Bauboom längs der Küste. Schlechter Kaffee. Gute Tomaten.
Mittags schlechte Sonne. Nachmittags dunkle Wolken ohne Regen. Schöne Küstenlandschaften, degeneriertes Hinterland: Verfallene maurische Terrassen, Abraumhalden, ein Meer von Folienzelten, aufgegebenes Kulturland. Gravel Road 10 km, selbst hier viel Verkehr. Gegen 19.00 am sehr schön an der Felsenküste gelegenen Las Negras Camping. 16 Euro pro Site, kaltes Duschwasser dafür. Essen am Zelt. Stelle fest: Jede zweite Dusche ist warm ! 22.20 Ruhe. 23.00: Boxer weckt mich, um zu fragen wann wir aufstehen wollen ...

Samstag, 30.3.

Boxer 6.45, ich 7.00 raus. Dicke Wolken, kalt. Folie nicht eingeklappt, Wasser unters Zelt gelaufen und durchgedrückt. Hartes Baguette und Kaffee. Supermarkt am Camp: Baguettes aus der Kühltruhe. 9.30 Start, 11.15 Los Escullos, 2 gute Kaffee und ein sehr gutes Baguette aus der Küche der Bar. Dazu Tomaten, Käse, Salami, Butter. Vom Feinsten ! Tafeln auf der
Bar-Terrasse.
Piste nach San Jose. Wilde Rüttelstrecke durch die Felsenküste, Teatime am Pass mit starkem Panorama auf die steilen Küstenfelsen und die Wüstenberge. Nur MTBler und ein Dünen-Buggy kommen über den Pass. Meinem Auge gehts zunehmend schlechter. Abfahrt nach San Jose. Es wird kalt und wolkig. Lagebesprechung mit Zeitungs-Wetterbericht: Heute und morgen Regen nur in Südost-Andalusien und Süditalien ...
Langwierige Entscheidung für gleich Weiterfahren. Zum Playa Mosul. Traumhafter Strand zwischen hängenden Felsen, einem riesigen Dünen-Berg und Agaven-Wald. In einer versteckten Bucht dreht man Joints. Dann eine grossartige, autofreie Wanderweg-Piste mit tollem Blick über die farbige Küsten-Wüsten-Fels-Szenerie. Aussichtspunkt am Cabo gesperrt, am Rand noch Platz. Phantastische Sonnenuntergangs-Beleuchtung über der Küste und den tiefgestaffelten Vulkan-Bergen. Stürmisch, kalt und schmerzendes Auge. Aber sonst super !!!

Abfahrt. Erstes Abendbrot an der Küste in der Abendsonne. Klarer Himmel ! Durch die Dünen-Landschaft hinter den Salinen, Cabo de Gata Küsten-Boulevard. Dann Gravel-Road, ein Spanier rettet uns in der Dunkelheit vor dem Verirren und fährt vor uns bis zum Zeltplatz. Ich kann mit meiner schmerzenden Achilles-Sehne gerade so mithalten. Sehe fast nichts in der Dunkelheit, muss der Entzündung im Auge wegen bei dem Wind die Brille aufbehalten.
Aufbauen, Essen-Schachtel von geplatztem 8-Minuten-Ei säubern, Duschen. Schmackhaftes Abendbrot und gutes Bier im Restaurante. Zufrieden ! Glasklarer Sternenhimmel und kühl. Aus dem Hahn kommt salziges Brackwasser.

Sonntag, 31.3.

Boxer 7.15 raus, ich 8.00. Heftige Probleme mit der Achilles-Sehne. Glasklarer Morgen ! Sommerzeit: 11.30 Start. Stundenlange Fahrt durch den Plastik-Ozean. Ein Gentech-Zelt wird ringsum von Hunden bewacht. Verfahren uns auf einer Zelt-Baustelle. Quäle mich bei Gegenwind langsam voran, übe mich zwecks Schmerzvermeidung im einbeinigen Fahren. Immer wieder Marokkaner zwischen den Plastik-Planen.
Gegen 17.30 im alternativ angehauchten Nijar. Super-Espresso in Prolo-Bar. Einchecken in Hostales, Cafe + Eis, viele Touri-Nepp-Läden unten. Rundgang: Oberstadt, sehr schöne authentische und untouristische Altstadt mit toller Lage am Canyon. Hoch zum Mirador, schön von der Abendsonne beleuchtete Wüstenberge auf der einen, Plastikozean auf der anderen Seite. Alte Terrassen bis in die höchsten Lagen, dazu viele Beobachtungstürme.
Essen: Canelones, moussaka-ähnlich mit Pasta + Vino de la Casa. Halb zehn (!) erscheinen die ersten Spanier zum Essen. Die entsetzlichen Matratzen aus den noch grässlicheren Betten kommen  auf den Boden, mit Decken verstärkt ganz gut. 23.00 Ruhe. Boxer will das Aufstehen organisieren ...

Montag, 1.4.

9.00 Aufstehen ... Duschen. Vorzüglicher Milch-Espresso in der Prolo-Bar von gestern. Ambulatorio: Ostermontag Feiertag, 15 Notfälle vor mir im Ambulatorio. Apotheke, Cortison-Augentropfen gehen auch ohne Rezept, 2.83 Euro incl. Zuzahlung ...
Aufbruch ! Start in die Sierra de Alhamilla, dicht bewölkt. Überwiegend lupenreine Wildnis. Berauschende Kräuterdüfte und endlose Blütenpracht. Die Achilles-Sehne hat sich
deutlich gebessert.
Gescheitertes Kiefern-Plantagen-Projekt. Ein Meer von Plastikhülsen überzieht die Hänge.Weiter oben ein leider gelungenes Pfirsich-Plantagen-Projekt mit total platt gemachter Wüsten-Vegetation quer über die Bergkuppen. Eine ziemlich harte Störung der harmonischen Landschaft. Hinter dem Pass dann Blick auf einen gigantischen Talkessel. Lucainen de las Torres: Cafe, Wasser, Magnum superteuer an der Plaza im einzigen Restaurant. Es ist saukalt geworden. Aufstieg nach Turrillas. Achilles-Sehne wieder schlimmer. Dicke, tiefhängende Wolken. Turrillas: Wolken hängen 50 Hm über dem Ort.

Die einzige Kneipe im Ort hat köstliche Champignon-Tapas und vermietet eine
authentische ur-andalusische Bauernwohnung, so rustikal und schräg wie die Typen in der Bar. 19.30 Uhr einsetzender Regen, entscheiden uns gegen das Zelten auf dem Kamm und nehmen die Wohnung. Selbstkoch-Küche im Gemeinschafts-Raum. Sattes Abendbrot mit Merluza, Salat und Patatas. Ab 21.00 Uhr heftiger Dauer-Regen. Hauptgewinn ! Die Krönung: In der Hausbar stehen 2 fast volle Flaschen spanischer Whisky (mässig) und Osborne Brandy (super). Verkostung. 23.30 Ruhe.

Dienstag, 2.4.

Der Dauer-Regen hält an. Welch ein Glücksfall mit der Wohnung ! 9.45 Aufstehen. Duschen. Baguette vom Wirt. Cafe con Leche Grande. Die Filabres-Berge bis tief runter verschneit, im Licht der ersten Sonnenstrahlen. Nach 15 Stunden Dauer-Regen 12.00 Abfahrt. Hoch auf den Alhamilla-Kamm. Prächtige Panoramastrasse mit Blick auf die Desierto del Tabernas, Filabres, Nevada und die Küste.
Dramatischer Wolken-Aufzug. Abzweig zum Colativi, Radarstation nicht umzäunt, Klasse-Aussichtspunkt ! Naturpark-Wanderkarte rettet uns im Wege-Gewirr vor dem Verirren auf den falschen Kamm. Vor dem Colativi noch Urwaldreste, danach weiträumig Kiefern-Plantagen.  Teatime mit schönem Panorama oberhalb der Desierto. Dann ein ausgedehntes Gebiet mit ursprünglicher Vegetation, von den Militärs vor der EU geschützt
... Dann wieder Kiefern-Plantagen.

Eiskalter Downhill mit Plastiktüten in den Schuhen, hilft auch nicht viel. Gigantisches Panorama, Fahrt durch ungestörte Wüsten-Vegetation, die EU-Kiefern spriessen aber schon. Spektakulärer Blick auf bizarre, farbenprächtige Wüsten-Canyons rings um Mini-Hollywood. Die schneebedeckten Filabres über tiefgestaffelten Wüstentälern, gekrönt von dramatischen Wolkengebilden. Dazwischen die dröhnende Autobahn.
Mini-Hollywood ist ein Mini-Disney mit Kunst-Wasserfall und Mini-Eisenbahn. 4 Kilometer weiter Richtung Tabernas dann das Florida-Camp, gleicher Zuschnitt. 20.00 in Tabernas, vorzüglicher Con Leche in Prolo-Bar. Gediegenes Hostales. Phantastisches Wolken- und Farbspektakel am Himmel. Wir steigen hoch zur Ruine, es ist etwas spät, aber immer noch sehr schön. Boxer kramt dann noch bis Mitternacht.

Mittwoch, 3.4.

8.00 raus, Klasse Wetter. Cafe con Leche in der Bar von gestern, Supermercado, Benzin, Start. Fahren stundenlang bei stahlblauem Himmel voller Haufenwolken durch ein traumhaft schönes Halbwüsten-Flusstal in voller Blüte, mit kristallklarem Blick auf die schneebedeckten Filabres. Mehr geht nicht ! Patagonische Atmosphäre, Sturm inklusive. Werden beide vom Wind in den Strassengraben geweht.
Kaffee in Velifique am Fuss des Filabres-Steilanstiegs. Dann zieht es schlagartig zu in den Bergen, Graupelschauer. Entscheiden uns gegen den Filabres-Aufstieg und fahren Richtung Osten eine Gravel-Road über die Nebenkämme am Hauptkamm entlang. Brutaler Sturm, Schieben geht gerade noch. Aller 20 Minuten wechseln Sonne, Schneesturm, Regenbögen. Fahren an Senes vorbei Richtung Pass. Finden einen spektakulären Zeltplatz: Gelegen in einem Kiefernwäldchen inklusive ergiebiger Quelle (!) direkt am Steilabsturz eines grossartigen Talkessels. Eiskalter Sturm, Frost, müssen 22.00 der Kälte wegen in die Zelte.

Donnerstag, 4.4.

9.00 raus. Die ganze Nacht hindurch ein höllischer Sturm, teils Regen. Im Zelt gezogen wie Hechtsuppe. Gefroren, lange Unterhosen und ein Paar Socken waren zuwenig. Eisschicht auf dem Wasser. 10.00 Start, mühsames Schieben mit 2-3 km/h, heftige Sturmböen von der Seite. Filabres-Kamm in blendendem Weiss, reichlich Neuschnee, aber stabiles Schönwetter ! Nur der Sturm ... Ich würde auf den Kamm hoch gehen, überlasse aber Boxer die Entscheidung. Wir fahren dann Richtung Norden über den Pass statt nach links auf den Kamm hochzufahren.
Phänomenale Fernsicht hinter dem Pass: Die tiefverschneite Sierra de Zagora y Segura dominiert das phantastische Panorama weiter, wilder Bergketten. Downhill auf der Fernverkehrs-Strasse, nicht ungefährlich bei dem Verkehr und den Windböen. Durchqueren gigantische Marmor- & Granit-Steinbrüche, weiter unten sind dann die Fabriken dazu.

Im Tal ist es unglaublich warm und kaum noch Wind. Intensiver Orangenblüten-Duft allüberall. Die Eisenbahn ist stillgelegt, wir starten auf der Fernverkehrs-Strasse Richtung Küste. Es rollt bestens, nur mein Achilles putscht wieder seit der Begegnung mit dem kalten Sturm. Sehr schöne, teils afrikanisch anmutende Panoramen und Hügelketten links und rechts der Strasse im Abendlicht. Vom Feinsten !
Wir fahren vor bis zur Autobahn bei Huercal. Zelten einige hundert Meter hinter der Auffahrt direkt am Abbruch einer spektakulären Canyon-Landschaft, die wir ganz zufällig auf der Suche nach einem passenden Fleck zum Zelten finden. Kochorgie, Sternenhimmel bewundern, 22.45 Ruhe.

Freitag, 5.4.

Boxer weckt mich 8.45, um 45 Minuten Vorsprung zu haben. War eine warme Nacht, musste Socken ausziehen und Schlafsack öffnen. Es ist ein grandioser Outdoor-Morgen mit leichter Brise, mild, sonnig und aromatischer Luft. Dazu feine Blicke in den Canyon und zurück auf die Filabres. Muss dann aber doch noch eine halbe Stunde auf Boxer warten. An der Strasse nach Huercal Overa noch ein kleiner, aber feiner Canyon. Huercal Overa: Sympathisches Städtchen, tanke Duschwasser. Reife Apfelsinen, selbst gepflückt. Die Sonne im Rücken Richtung Küste. Dazu eine schöne Atmosphäre und Bilder wie gestern, traumhafte Temperaturen.
Die andalusischen Autofahrer sind ausgesprochen rücksichtsvoll gegenüber Radfahrern. Die Polizeit sehr tolerant: Niemand interessiert sich für die Helmpflicht, zumindest hier in der Gegend.

Mein Feilauf macht zunehmend Probleme. Setzt dann völlig aus. Geht wieder, setzt dann endgültig aus. Reparaturversuch mit viel Herumschrauben scheitert kläglich. Geht aber trotzdem irgendwie wieder, vielleicht weil die Mutter fester ist als vorher.
Entscheiden uns dann trotz des Total-Ausfall-Risikos gegen die Hauptstrasse direkt nach Aguilas und für den 18 km Umweg längs der dünn besiedelten Küste. Zum Lohn hält die Nabe bis Abends durch. Kurz vor der Küste ein "Menorquing Truffo Plus Almendrata", das ultimative Eis ! An der Küste in einer windgeschützten, sonnigen Doline mit 3,5 Liter gut vorgewärmtem Wasser Ganzkörper-Grundreinigung. Vom Feinsten !

Ich finde dann einen erstklassigen, gut gedeckten Campingplatz direkt an der Steilküste. Tolles Panorama ! Boxer mosert zwar wieder mal, lässt sich dann aber doch von dem genialen Platz überzeugen. Essen endlich mal im Hellen. Boxer winselt wie jeden Abend um mein Messer, seins ist wie immer perfekt verpackt ...
Im Dunkeln Zelt aufbauen, Garrucha und Aguilas leuchten in der Ferne. Immer noch das perfekte Outdoor-Wetter. 22.30 Ruhe.

Samstag, 6.4.

7.00 raus, wärmer als am Abend und alles klatschnass vom Tau. Morgenrot. Nach dem Sonnenaufgang eine zauberhafte Morgenstimmung. 8.30 startklar. Selbst Boxer ist fertig ! Er will sich unbedingt Aguilas ansehen ... Egal, die Zeiten heute sind der neue Massstab.
Schönes Morgenlicht am Weg. 2 am Berg entgegen kommende Reiseradler. Riesiger und guter Supermercado in einem Vorort von Aguilas. Erdbeeren essen an einer phantastischen, trotz Stadtnähe unverbauten, sinaihaften, gelben Felsenbucht mit Blick auf das dahinter liegende Felsengebirge. Begehen das Ende der Radtour am Stadtrand von Aguilas mit reichlich Cafe con Leche & Menorquing-Eis. Geschafft ! Trotz aller Widrigkeiten. Ausgiebige Stadtrundfahrt.
Seit dem Morgen nähern sich von Westen dunkle Wolken. Mit dem Einsteigen in den Zug ist die Sonne weg ! 13.45 Abfahrt, Räder kostenlos und in separatem, mit Vierkant verschlossenem  (!) Abteil. Einheimische Radler kommen gleich mit eigenem Vierkant.

15.37 in Murcia. Die ganze Stadt ist in Aufruhr: Heute ist das "Begräbnis der Sardine". Wir fahren jetzt schon ein Spalier von Menschenmassen ab. Bekommen glücklicherweise noch in einem Ein-Sterne-Hotel ein 51-Euro-Doppelzimmer, nachdem überall wegen der Fiesta ausgebucht ist und sich der Besitzer des einzigen freien Hostales als spiessiger Radler-Feind entpuppt hat. Nimmt ausserdem nur verheiratete Pärchen ...
Überall Stimmung, sind 21.45 beim Beginn des Umzuges schon reichlich pflastermüde. Zwei Stunden lang Umzug: Eine Mischung aus Werbung, (brasilianischem) Strassen-Karneval und freiem Kunstschaffen. Die zweite Hälfte des Umzuges ist eine gigantische Materialschlacht. Die Massen sind wie wild nach den zuerst runter geworfenen Plastiktüten, um später die reichlich ins Volk fliegenden Bälle, Spielzeug und Kram aller Art einzusammeln.

Boxer zieht sich zurück, ich gehe noch zur Verbrennung der Sardine. 01.30 gehts los: Eine enorme und heisse Feuerwand, Glutfetzen fliegen in die Massen. Dann noch ein gigantisches Höhenfeuerwerk am Flussufer. 02.45 Uhr im Bett. Warmes und stickiges Hotelzimmer.
 

Sonntag, 7.4.

9.30 raus, Con Leche, 10.15 zum Bahnhof. Unterwegs Brötchen kaufen, 10.55 Zug nach Elxe. Ausgiebig Frühstück im Zug: SEHR schmackhafte, knusprige, dicht und gleichzeitig locker gebackene Brötchen, Butter, Radieschen, Tomaten und Erbeer-Marmelade. Unvergleichlich ! Schwatz mit einem in Dormund aufgewachsenen Spanier: "Sudakas" sind die südamerikanischen Immigranten ...
Elxe anschauen, netter Ort, aber nicht gar zu viel zu sehen. Per Rad zum Flughafen. Rad dieses Mal nicht verpacken, nur Schaltung einwickeln, Pedalen ab, Lenker rum. Radtaschen mit Spannriemen zu einem Gepäckstück verschnüren und ab nach München.


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