Italien 2001


Eine Spätfrühlings- Kurztour durch Mittel- und Norditalien.

Donnerstag, 07. Juni:

Grottenschlechtes Wetter seit der Rückkehr von Kroatien und keine Aussicht auf Besserung. Alle Tourenpläne in der näheren Umgebung kann ich vergessen. 9.30 Zug nach Rom. Ab Brenner wieder bestes Wetter. Klasse-Cappucino im Zug-Restaurant ! Arroganter Business-Traveller in meinem Abteil. Beschliesse, bis Rom durchzufahren. Schaffe in den 10 Stunden kollosal viel  zu lesen. 20.00 da. Sandy's Hostel ist voll, 3 Weitere (die Chefin telefoniert herum) auch. Fahre raus zum Flaminio Camping. Vom S-Bahnhof 500m zu Fuss, fussgängerfreundlich über gut befahrene fussweg- und Ampel-lose Schnellstrasse. Bangkok. Finde am hinteren Ende im E-Block ruhigen Platz. Das "Rotel" steht noch (oder wieder) an derselben Stelle wie vor 11 Jahren. Kein Strassenlärm, Musik erträglich, viel grün und Blütenduft. Optimal ! Essen, Duschen, Schlafen gegen Mitternacht.

Freitag, 08. Juni:

Schon ziemlich früh Baulärm nebenan, raffe mich 9.30 auf. 10.00 Start. Bahnhof, lange Schlange an der Info. Sonntag Fahrplanwechsel. Checke Abfahrt Richtung Avenza und Napoli wegen Abruzzen. Fahre zum Colloseum. Einmal umrunden, weiter zum Forum Romanum. Hoch zum Capitol, weiter Blick über die alten Trümmer.
Hoch zum Monument, Blick über Roma. Hitze und gleissende Helligkeit durch den vielen Marmor, Indonesien-Auge schmerzt, Sonnenbrille ist im Zelt. Pause im Monument, Notizen schreiben. Start zum Papst via Plaza de Navonna / Cafe Tre Scali. Das angeblich beste Tartuffe-Eis auf Erden (gefrorene Zartbitterschokolade mit Sahne). Gehe dann wieder Cappucino trinken, wo das Volk trinkt ...
In der Peterskirche überkommt mich tatsächlich der heilige Schauer ! Dann Geschäfts-Strassen-Runde mit Super-Espresso zur nächsten U-Bahn.
Plaza Espagna. Ein paar Schleifen. Schuhe und Socken trocknen in der Sonne auf der berühmten Treppe. Riesiges Pistazieneis (Roms Bestes) bei Giolitti, Via degli Uffici del Vicario 40. Südrunde über Trastevere, das Begängnis beginnt gerade, 21.00 Uhr. Richtung Colloseo, Pizza, U-Bahn. Pflastermüde und immer noch leichte Probleme mit dem Indonesien-Auge von der Marmor-Blendung. 22.44 fährt die letzte (!) S-Bahn, feiertags um 22.10 ... Mitternacht ins Bett.

Samstag, 09. Juni:

0.30 wieder raus, heute Live-Konzert. Ohropax hilft nicht. Drehe noch eine Runde durch die kühle Nacht zum Ort des Geschehens: Eine idyllisch gelegene Waldbühne, Zufahrten mit Öl-Lichtern markiert. Die Massen rücken gerade an. Stelle das Zelt um, hinter den Waschräumen ist es etwas ruhiger. 02.00 Uhr fertig, dann ist auch die Musik plötzlich leiser.
9.30 Aufstehen, Duschen, Essen. Muss zu allem Überfluss feststellen, dass vom vielen Rumlaufen die Hornhaut an der linken Ferse tief aufgeplatzt ist. Eincremen. Ausserdem schmerzt die Schulter und das Auge brennt schon am Morgen. Hänge die zerflossene Butter in den Baumschatten. Es gibt wieder keine Tageskarten an der Rezeption ("Hat uns keiner gebracht" - "Soll ich sie bringen?" .. No answer.) Bus zur Strassenbahn, Strassenbahn zur Flaminio-Bahn. Tour durch den Borghese-Park. Schöner, alter Park. Aber ala Bois de Boulogne viele Zäune, Strassen, Autos.

Laufe die Via Nazionale runter. 64er Bus zum Bahnhof. Info-Ticket für Bahnauskunft, Lebensmittel kaufen, dann wieder zur Info, bin in zwei Minuten dran. Die Tussi hinter dem Schalter ist unfreundlich, schlampig, unwillig und inkompetent ... Hantiert mit dem Kursbuch, statt mit dem Rechner. O-Ton: "We are in the Suthern World". Telekom-Italia Internet Cafe: Spezial-Browser und Tastatur. CNN-Wetter lässt sich nicht verwenden, es gibt keine ">" und "Del" Zeichen auf der Tastatur. O-Ton der Chefin: "Gibt's auch nicht" ...
Fontana di Trevi, enormes Gewusel. "Trevi"-Internet Cafe, das blanke Kontrastprogramm zur Telekom, alles vom Feinsten hier. Abschlussrundgang: Testaccio, noch sehr volkstümlich, Trastevere (ein kühles Bier im Gewimmel), Fiori, Navonna, Pantheon, Fontana di Trevi, Spagna, Corso, Popolo, Flaminio. 22.24 vorletzter Zug. Mitternacht im Bett. Die bislang wärmste Nacht. Selbst das Bettlaken ist zuviel zum Zudecken.

Sonntag, 10. Juni:

Nachts einmal von der Musik aufgewacht, Ohropax war locker geworden. 8.30 raus, Essen, Duschen, Abbauen, Zahlen. 10.00 Start, 11.00 am Termini. Statt an der Schlange anzstellen, Ticket bequem am Automaten. Super ! Inklusive Zugauskunft. Die Massen stehen immer noch an der Bahn-Auskunft, heute sogar mit Einlasser. Im Untergeschoss stehen die unbenutzten Automaten.
Maxi-Cappucino. Geld abheben. Lebensmittel im Bahnhof-Supermarkt. 12.35 Abfahrt. Vertilge Riesen-Berg Obst mit Blick auf grüne Berge und Schwalben-Nest-Dörfer. Hochebene und Berge von Avezzano ziemlich öde. Heute kein Bus Richtung Nationalpark. Dafür morgen gleich fünf.
Nehme Zimmer im "Albergo Creati". Freundliche Leute, man schaut eine altrömischen Heldenfilm. Super-Zimmer mit grossem TV-Vorraum incl. fettem Sofa ! Tea Time. Optimale Umgebung für einen halben Ruhetag.
In die Stadt. Sympathische Atmosphäre, vorzügliches Schokoeis im sich anbahnenden abendlichen Begängnis. Eine Stunde Internet, bis 01.00 Uhr offen ! 19.30 berstend volle Plaza. Gehe duschen, draussen Böllerschüsse. Jetzt leer Plaza. Köstliche sizilianische Tomaten aus dem Bahnhofsladen in Rom. Mitternacht hinlegen. Heiss !

Montag, 11. Juni:

8.30 raus, immer noch heiss. Cappucino unten an der Bar. Aufwachen. Frühstück mit den köstlichen
Tomaten. Runde durch die Stadt. 11.00 Start Bus nach Civitella Alfedena. Am Bahnhof gestern durchgestrichene Fahrpläne, heute handgeschriebene Neue. Die Gegend bis kurz vor Viletta Barrea reisst mich nicht vom Hocker. Es nieselt. Dann sehr urwüchsige Landschaft, aber nur rings um die Camosciara. Sonst retezatähnlich, aber mehr zersiedelt, mehr Kommerz, mehr kahlgeschorene Berge.
Civitella Alfedena: Die Sonne kommt wieder. Zum Camping Wolf. Chef mäht gerade Gras und sagt "Chiuso". Kostet mich viel Mühe, ihn für eine Nacht zu überreden (kein Wasser auf dem Camp). Auf prächtigem Panoramaweg Runde ins Val Camosciara. Toller Südalpen-mässiger Talschluss ! Aber alles junge Bäume, vor allem Buchen. Reichlich Weiden im Val Fondillo.
Zurück ins Dorf, ein halbes Kilo Erdbeeren, die bislang Besten der Saison ! Letzter Bus nach Castel di Sangrio fährt in 35 Minuten. Zum Camp, abbauen, zum Bus. Fahrt durch Barrea, tolle Lage über dem See Richtung Sonnenuntergang. Schöne Blicke im Abendlicht zur Camosciara.
Castel di Sangrio: Keine Infos am Bahnhof, Anwohner geben mir die Zeiten. Gehe ins Hotel 200 Meter vom Bahnhof. Der Chef holt die Abfahr-Zeiten nochmal per Handy. Super. Kein Warmwasser im Hotel, kostet dafür nur 50 DM. Rundgang. Freundliche Stadt. Die Wäsche darf noch draussen hängen ! Das Zimmer ist ausgesprochen kühl und ruhig. Unglaublich !

Dienstag, 12. Juni:

Von 4.00-4.30 ein Höllenlärm im Haus, erst wie Hammerschläge, dann Stimmen. 7.00 Aufstehen, nicht so richtig ausgeschlafen. Bahnhof: Carabineris befassen sich mit Osteuropäern im Warteraum. 8.36 Start nach Sulmona, Fahrt durch den Maiella-Nationalpark. Weitläufiges Gebiet, eher trocken.
Sulmona: Der Bahn-Computer gibt für das Ticket nach München nur Bahncard ODER Railplus her ... Nehme Railplus bis Innsbruck. Schock: Ticket ist nur 48 Stunden gültig. DIE Lösung: Abschlusstour ins Rofan. Wenn das Wetter mitspielt ...
Verschärftes Waldsterben an den Südhängen Richtung Pescara. Pescara: Grosser, leerer, sitzplatzloser Bahnhof mit riesigem (Autopark-)Vorplatz. Weiter mit IC nach Verona, bei zunehmender Bewölkung oft direkt am Strand entlang. Der Schaffner will, dass ich meine Schuhe wieder anziehe, ich verstehe aber kein italienisch ...

Verona: Nehme den Stadtbus Richtung Zeltplatz in die falsche Richtung. Eine Stunde Eilmarsch zum Zeltplatz incl. Supermarkt-Einkauf. Der Zeltplatz macht erst in drei Tagen auf. Gehe zur Jugendherberge. Liegt am Castel-Berg in einem schönen alten Palazzo mit Super-Aussenanlagen. Dort darf man aber seit drei Jahren nicht mehr zelten. O-Ton: "Die Politiker sind schuld". Ist aber wohl eher der Zeitgeist und die verspiesserte Wohlstandsgesellschaft, die da schuld sind. Nehme schweren Herzens Bett in einem 40-Betten-Schlafsaal. 8-Mann-Gruppendusche, das gabs das letzte Mal bei der Armee. Dafür ist Frühstück schon mit drin. "Passegiato"-Rundgang durchs Zentrum. Ein Liter Bier in Pizzeria an Plaza kostet 40 DM ... Via Sottoriva mit urigen Einheimischen-Weinkneipen und Internet gratis, das alles hinter der Santa Anastasia Kirche.
Internet-Cafe am Hostel: CNN sagt ab Brenner schlechtes Wetter voraus. Dann ewig lange Lärm in diesem blöden Schlafsaal. Lese bis 0.30 Uhr, bin dann der Letzte ! Irgendwer macht dann das Licht aus.

Mittwoch, 13. Juni:

7.00 fängt einer an zu singen, der Schlafsaal wird wach ... Frühstück mit frischen Brötchen & Malzkaffee. Wanderung durch die Altstadt zum Bahnhof. 35 Minuten. 9.00 nach Bozen. Gepäckautomat verweigert Schein-Annahme, der Gepäckschalter & der Tabacchi-Stand wechseln nicht, die Gepäck-Aufbewahrung will 7,50 DM pro Stück. Der Typ wird noch frech, "niemand ist verantwortlich für die Automaten". Typisch italienische Abzocke. Tausche dann beim Barmann.
Stadtrundgang 4 Stunden. Klasse-Sicht auf den Rosengarten und die Umgebung. Das Auge brennt wieder. Lebensmittel-Einkauf, da morgen Feiertag. 14.30 Weiterfahrt, besichtige vorher den Orient-Express auf seinem Bahnsteig. Im Zug Interview vom "Ufficio Italiano dei Cambi". Ein Farbfilm als Präsent. Super-Wetter mit erstklassigen Fernblicken in Innsbruck. Apfelstrudel mit Schlagsahne dazu. Es zieht sich dann wild zusammen, erste Regentropfen + Donner. Prognose für Morgen ist schlecht. Rofan-Plan wird gecancelt, ab nach Hause. 20.30 auf dem Münchner Bahnhof.


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