Freitag, 25. Januar:
7.48 Zug ab Zella Mehlis. Vorher noch Last-Minute-Entschluss
fuer Super-Minimal-Gepaeck. JH-Ausweis kaufen in Erfurt. In Bebra Eurodomino-Karte
kaufen fuer Spanien+Frankreich. Umsteigen in Frankfurt. In Saarbruecken
warten auf den ersten Zug nach Mitternacht.
Zella-Mehlis nach Bebra: 21 DM, E-Domino 404 DM.
Samstag, 26. Januar:
Im Wartesaal ueble Kaelte und reichlich Penner. Ich sitze
auf der Heizung, die "Zeit" als Unterlage. Mein geplanter Zug nach Perpignan
faehrt nicht. Fahre 1.53 nach Paris, 7.00 da. Kaufe in Paris ein Formula1-Ticket
zwecks Stadt-Besichtigung. Reserviere TGV-Ticket fuer 15.55 Uhr. Erst Filzung
auf dem Bahnhof. Werde in der Stadt dann noch 3x gefilzt, 2x im Kaufhaus,
1x im Centre Pompidou. Massig National-Polizei im Einsatz, die Strassen
im Quartier Latin sind mit Einsatz-Fahrzeugen verbarrikadiert. Konvois
von bis zu 20 Mannschaftswagen sind mit Blaulicht und Signalhorn unterwegs.
Besuche den Triumphbogen, sehe den Eiffelturm von der
U-Bahn. Zur Notre Dame, zum Samaritaine-Kaufhaus (groesstes von Paris).
Sehr rustikal, leider ist die Terrasse zu. Hallenviertel & Centre Pompidou
(Aussicht !). Montmartre: Top-Viertel mit Spitzen-Aussichten, leider neblig.
Sacre Coueur, Marktstrassen, Red Light. Dann ins Quartier Latin, reichlich
Strassen-Barrikaden. Zum Tour Montparnasse, mit 200m Europas hoechstes
Buero-Hochhaus. War leider zu kalt in Paris.
15.55 ab Montparnasse mit TGV Richtung Sueden. Spuere
die utopische Beschleunigung beim Anfahren im Ohr. Steige gegen 21.00 Uhr
in Hendaye aus. Gehe zu Fuss ueber die spanische Grenze, schaue mir Irun
an. Eine Atmosphaere wie in Italien oder Rumaenien, schwer was los in den
Strassen der Stadt. 23.00 Start nach Madrid. Es fehlt eine Stunde ! Habe
ein eigenes Abteil mit Klima-Anlage.
Sonntag, 27. Januar:
Bei der Einfahrt nach Madrid am Stadtrand futuristische Industrie-Bauten. 8.15 in Madrid. Zum "Rastro"-Flohmarkt. DAS Ereignis ! Stadtrundgang. Stahlblauer Himmel, Sonne, nachmittags 13 Grad im Schatten. Der Zug 19.00 Uhr nach Algeciras faehrt nicht. 21.00 Abfahrt. Auf den letzten Pfiff kommt noch ein spanisches Paar mit Platzkarten, Mist. Nachts verschaerfte seitliche Schwinungen im Zug, kann kaum schlafen. Der Platz geht aber.
Montag, 28. Januar:
Frueh gegen 2.00 kommen noch 2 deutsche Railerinnen mit
Platzkarten, jetzt ist es aeusserst beengt. Ausserdem verhindert das Schuetteln
des Zuges jeden Schlaf zuverlaessig. Die Abteile sind aeusserst schmal,
kaum Platz fuer die Beine. Nehme mir vor, wegen der Schwingungen nicht
mehr ins letzte Abteil eines Zuges zu gehen. Rasieren (Islam). Meine Schuppen
jucken. 8.30 in Algeciras. Kaufe Ticket nach Ceuta fuer 10.30, 9.30 waere
doppelt so teuer gewesen. Kaufe auf dem Markt Brot, Margarine, Wuerstchen
(Konsum), Bananen und Mandarinen. Abfahrt dann 10.45. 11.45 drueben. Das
Rif-Gebirge ist deutlich zu sehen ! Gehe zu Fuss zur Grenze. Man sagt mir,
die Grenze ist wegen einem Streik geschlossen. Ist tatsaechlich aber offen.
Es herrscht ein baerisches Wooling am Uebergang. Die Marokkaner wollen
in Massen Richtung Europa, duerfen aber nicht. Und ich darf nicht nach
Marokko ... Man akzeptiert meinen Zone-Reisepass nicht. Die allgegenwaertigen
Schlepper versuchen ihr Bestes, koennen mir aber auch nicht helfen. Vor
mir in der Queue war ein Marokkaner mit spanischem Pass. Sein Passbild
war mit Scheichtuch, an die Grenze ist er aber mit Sport-Klamotten gekommen.
Er muss auch umkehren. Mit dem Stadtbus Nummer 7 geht es zurueck. Bin schwer
deprimiert. Verwerfe die Idee, es an einem anderen Uebergang nochmal zu
versuchen.
Schaue mir Algeciras an, ist ganz schoen gross. 19.40
Zug nach Ronda. 21.40 dort. Gehe gleich ins Hostel Morales ("F'da de Espagnola"
gar nicht erst gesucht -> Sierrablick). 1000Pt, Warmwasser ! Haare waschen,
schlafen.
Dienstag, 29. Januar:
8.30 raus. Sagenhaft ausgeschlafen. Bin ein neuer Mensch. Das Warmwasser reicht leider nicht mehr zum Baden. Besuche Ronda. Spitzenlage auf zwei Felsen. Stehe in der Morgensonne auf der beruehmten Bruecke mit Blick ueber die zedern-bewachsenen Bergkaemme der Sierra. Einfach gewaltig ! Hemmingway. Cafe am Ende des Boulevards mit Schmalzgebaeck gratis. Vorzuegliches Menu: Riesen-Broetchen mit Wurst-Pasteten.Konserve ! Die Mandelbluete ist schon im Gange. 13.45 Zug nach Granada. Urwuechsige Landschaft. 17.40 in Granada, Regen. Bis zu JH im Regen. Komme gleichzeitig mit einem alternativen Muenchner Baustudenten an und in Zimmer 108. War auch in Algeciras, wollte nach Tanger, hat auch von Massen-Unruhen und Grenzblockaden gehoert und ist wieder umgedreht. Ganz urspruenglich wollte er nach Salamanca fuer 2 Wochen, um einen Spanisch-Kurs zu machen. Hat dann aber 1000 DM gekostet statt 400 DM, abgeblasen. Kernige Duschen, 2 Bett-Zimmer, 700 Pt. ohne Fruehstueck.
Mittwoch, 30. Januar:
8.30 raus. 9.00 Zimmer verlaengern. Stadt im Ueberblick.
TOP-Zone ist das Araber-Viertel, Spitzensicht. Die Sierra ist leider schon
zugezogen, als ich oben bin. Granada ist DAS Spanien ! Ist sehr kalt heute.
Komme an 2 Baustellen vorbei: 10.30 wird auf einer gesoffen und gewuerfelt,
auf der zweiten gesoffen und gegrillt ...
Bier gibt's in praktischen 1,5 Liter Flaschen. Abends
mit dem Studioso auf ein Bier durchs Szeneviertel. Lichtpausen von Interrail
Barcelona. Beizeiten Nachtruhe.
Donnerstag, 31. Januar:
Hostel-Fruehstueck. Habe mich ueberzeugen lassen, muss
unbedingt nach Portugal: Sagres, Lissabon, Porto. Gebe den Tuerkei- &
Griechenland-Teil dem Studenten. Setze in aller Ruhe die Stadtbesichtigung
fort. Alhambra von aussen, Sacromonte frueh (Sonne, aber dunstig) und abends
(TOP Sierra-Sicht). Deutlich waermer heute.
Laengerer Aufenthalt im Araber-Viertel. Einsame Spitze.
Nach 21.00 noch mal durch die Szene, es ist schwer was los (Sol und links
um die Ecke rechte Seite). Treffe auf Bahnhof Type aus Frankfurt/Main,
hat nur noch 20 Pfennig, Einladung zum Bierchen.
23.15 Abfahrt nach Madrid. Die Type stellt fest: Brustbeutel
samt IR-Ticket & 500 DM fort, er war vorher mit einem Australier trinken
gewesen. Er hat zum Glueck eine Geldkarte von der Volksbank, gilt auch
fuer die "Banco Populair" in Spanien. Der Schaffner spielt erstaunlicherweise
mit und laesst den Typ kostenlos (!) bis Madrid mitfahren ...
Freitag, 1. Februar:
Recht gut geruht, ganze Bank, der Typ auf dem Boden. In
Madrid verschaerfter Regen. Entscheide mich gegen Portugal und fuer Barcelona.
Beschliesse Zwischen-Stop in Zaragoza. 9.20 mit leichter Verspaetung Abfahrt.
Lese im Zug endlich mal die Euro-Domino Bedingungen: Stelle fest, habe
mir ganz umsonst eine Platte gemacht, gilt bei Nachtzuegen ab 19.00 Vortag.
Gegen halb elf geht der Regen in Schnee ueber, eine geschlossene Schneedecke
! Wueste, endlose, menschenleere Karstlandschaften. In Zaragoza immer noch
Regen; fahre schon frueher weiter nach Barcelona. Der Regen hoert bis Barcelona
auf, die Sonne kommt durch. Treffe auf dem Bahnhof wieder den Muenchner
Studenten, wir ziehen in die Jugendherberge (trotz Winter nur eine Decke
p.P.). Incl. Fruehstueck 675 Pt.
Rundgang Ramblas und Barrio Gotic, sehr warm und kerniges
Feeling.
Samstag, 2. Februar:
Sehr kalte Nacht, musste alle Klamotten anziehen. Fruehstueck
und Croissants kaufen, es regnet. Lauwarm duschen. Regnet kaum noch. Zum
Hafen, dann zum Bahnhof wegen Verbindung fuer morgen. 14.00 Treff mit Studenten,
uebergebe Interrail-Buch. Es regnet wieder. Im Kaufhaus 2 Gurtbaender gekauft.
Tausche am Automaten 10 DM, bekomme umgerechnet 1,50 Mark raus, 8,50 DM
sind Provision ...
Saglada-Kathedrale im vollen Regen, es ist alles zu spaet.
Totaler Tiefpunkt. Warte im "Kabul" auf morgen. Habe das Bett schon 14.00
gekauft fuer 745 Pt. ohne Fruehstueck (?). Zugiges 10-Mann-Zimmer, kalt
wie draussen. Die Fenster klappern, es ist alleruebelst. Wueste Szene incl.
Catch im TV. Heute frueh Info von einer Finnin: Interrail 26+ gilt auch
in Finnland, nicht in der Schweiz. Gegen zehn ins Nest. Habe 2 Decken !
Schweres Gewitter. Unheimlicher Laerm durch die Szene und die Roll-Laeden.
Sonntag, 3. Februar:
7.45 raus, gibt kein Fruehstueck. Dafuer Regen. Auf die Gefahr hin, noch einen Tag zu verlieren, 9.19 Start in die Pyrenaeen. Das Wetter klart auf, Klasse Sicht auf den Hauptkamm schon aus der Ferne. Dann eine tolle Winter-Sonne-Wald-Schnee-Hochgebirgs-Landschaft vom allerfeinsten. DER Kontrast zu Barcelona ! Bei Manresa (?) ist gegen 12.40 Uhr ein herrliches Hochtal erreicht. Links schraeg hinten ein sehr alpiner Hochgebirgs-Zug (pruefen !). Naechste Bahnstation "Puigcerda", 13.09 am Gare International von Tour de Carol. Beschliesse eine Bergtour, da 19.19 guenstiger Zug nach Paris (ist 6.46 da). Wird eine verschaerfte Tour: Klettern mit vollem Gepaeck (Schwimmen nach Kamin), Urgestruepp. Die Hose ist danach hin. Sagenhaftes Panorama in Richtung Spanien. Viel Schnee. Trotz Sonne hinter den Wolken aeusserst warm ! Der bislang waermste Tag in Europa (ausser Algeciras), ca. 20 Grad. Die Schuhe sind durchnaesst, dann ein gnadenloser Abstieg. Im Tal zurueck auf den letzten Pfiff, um 19.05 am Bahnhof. Bin zum Glueck nicht zum Inlandsbahnhof von Tour de Carol, der Zug haelt dort nicht ... Jetzt von allen Seiten dicke Wolken, nur der Kessel ist bis zuletzt frei ! Im Kessel auch wenig Schnee im Vergleich zu ausserhalb.
Montag, 4. Februar:
Austerlitz an 8.58, extrem kalt ! Weiter Richtung Cevennen.
Felsige, urwuechsige und duenn besiedelte Landschaft mit gewaltiger Ausdehnung
(ca. 3h Zugfahrt). Wegen Dunst ist von Auvergne nichts zu sehen, dafuer
viele tote Gehoefte. Richtung Nimes dann stahlblauer Mittelmeer-Himmel.
Angenehm einfache Naturstein-Bauweise der Haeuser wie in den Pyrenaeen;
aeusserst abwechslungsreiches Gebirge !
Vegetations-Wechsel zu mediterranen Gewaechsen, tote
Industrie-Anlagen, vor allem vom Bergbau. Nimes selbst sehr angenehm vom
Zug aus, Jugend-Herberge aber weit ausserhalb. Entscheide mich deshalb
fuer Montpellier 20 Zugminuten von Nimes. Am Abend ein tolles Feeling in
Montpellier; die Post hat ausserplanmaessig zu, die Jugendherberge
auch ... Zwei Amerikaner wollen deshalb gleich weiter in die Schweiz. Es
ist warm hier, wie in Algeciras ! Ich fahre weiter nach Sete, dort am Meer
ist es etwas frischer. Die Jugendherberge liegt auf dem Stadt-Huegel mit
Spitzen-Sicht auf die naechtliche Stadt. Fuer 17,50 DM mit 2 Brasilianern
im Zimmer. Die Beiden waren in Madrid/Barcelona (Mietwagen), wollen weiter
nach Cannes/Nizza und Mailand.
Lauwarme Dusche, Boiler im Bungalow. Das Zimmer ist eiskalt,
habe zum Glueck noch eine zweite Decke bekommen. 22.30 Licht aus.
Dienstag, 5. Februar:
Schon sehr frueh Wooling im Nachbar-Zimmer, der Boiler
hat die ganze Nacht gelaermt. 8.18 erster Blick auf die Uhr, 8.30 Fruehstueck.
1. Gang: 2 Becher Kaffee + knuspriges Broetchen + Marmelade. 2. Gang: Grosse
Schale Kakao + Butter-Broetchen. 3. Gang: Ein Becher Joghurt.
Sagenhaftes Wetter + Blick ueber Stadt, See, Meer und
Kanaele. Stadtrundgang. Industrie-Zone gleich an der Altstadt. Eine Raffinerie
und massig Autoverkehr. Trotzdem angenehme Atmosphaere. Hohe Obst- und
Gemuese-Preise. Apfelsinen 3x so teuer wie in Spanien, Kartoffeln 3 Mark/kg.
10.23 Start nach Marseille. Stadtbesichtigung. Das pure
Afrika ! Dafuer nur halb so teuer wie Sete. Kaffee kostet beim Araber nur
1,20 DM. Unheimliche Waren-Vielfalt. Deli-Shopping-Mall. Post: 400,- abgehoben
vom Post-Sparbuch. 15.10 mit RER Regionalbahn Start nach Aix. Hoffentlich
kostenlos. Es gibt keine Kontrolle, das waere in Spanien undenkbar. Kein
Anschluss nach Grenoble. Schaue mir die City an, ist ganz nett. Aber kalt.
In der Neustadt ein Top-Einkaufszentrum.
19.50 weiter nach Marseille, laessige Schaffner-Kontrolle.
Dafuer nach Ankunft in Marseille eine heftige Bullenrazzia nach Fahrscheinen
! 20.35 nach Toulon. 21.16 da. 22.34 nach Chamonix in einem saukalten,
uralten Waggon. Hatte bis jetzt in Frankreich nur 1a-Waggons mit Klima-Anlage.
Englisch-Kommunikation mit zwei Kaliforniern. Nicht top, aber ging. Ich
mache wegen der Kaelte Laerm beim Conductor, er fummelt an einem Schaltschrank
herum. Eine rote Lampe brennt. Er laesst mich nicht Richtung Schlafwagen
durch. Ich steige in Avignon um in einen Wagen Richtung Geneve. Araber
kommen nicht mit, hoffen auf Reparatur (1.04 Uhr).
Mittwoch, 6. Februar:
Schiebe einen Schwarzen beiseite, bin dann endlich im
Warmen. Nach immerhin 2,5 Stunden im Frost ! Nach einer weiteren Stunde
bin ich aufgetaut. Schlafen ist leider Stress, ich darf Aix-les-Bains nicht
verpassen, dort Umsteigen nach St. Gervais. 6.08 in frisch angekoppelten
Waggon, Heizung ist ok. Die 2 Schwarzen sind in Valence rausgestuerzt,
haben dabei ihr Taschenmesser vergessen. Ist jetzt meins, habe auch gerade
mein Kuechenmesser verloren. In Cluses setzt leichter Schneefall ein. Bis
dato war noch kein Schnee zu sehen. In DRS1 fuer die Schweiz in 2000 Meter
-19 Grad angesagt. Eiskalt und dunstig in St. Gervais. Fahre trotzdem weiter
nach Chamonix. 40 Minuten in ungeheiztem Ruettel-Schuettel-Blech. Verschaerfte
Schlagloch-Strasse, schlichte Ortschaften. Weit und breit keine Skifahrer
zu sehen ! Ab Servoz geschlossene Schneedecke. Wolken duenn, aber tief.
Toller gefrorener Wasserfall auf der linken Seite.
Gegen 10.00 da. Alles dicht in Wolken. Beschliesse trotzdem,
weder weiter noch zurueck. 20 Grad minus ! Und ich habe nur ein Hemd und
eine duenne Windjacke. Stuerze zwecks Ueberleben sofort in den naechsten
Sportladen und kaufe 2 Promotion-Angebote aus Italien/Macao: Fuer 18,-DM
einen Pullover und fuer 25 DM einen Jogging-Anzug. 30 Minuten spaeter,
11.33, ein kollosaler Sonnenaufgang ueber dem Montblanc ! Satte 3800 Meter
Hoehen-Unterschied zwischen Chamonix und dem Gipfel.
Der Dunst verzieht sich peu a peu. Wahnsinns-Panorama,
Grandes Jorasses ! Stadtrundgang. Rueckfahrt auf 13.54 verschoben. Ein
Gebirgs-Bild wie im Karakorum. Panorama-Rundgang ueber die Skipisten an
der Stadt-Rueckseite. Unvergleichlich herrlich ! Von der Bahn dann noch
ein schoener Gletscher-Blick und ein anderer Blickwinkel auf das Mont Blanc
Gebiet.
Auch St. Gervais liegt spitzenmaessig in einem Kessel.
Der absolute Knueller ist aber Annecy: Spitzenlage am See, dahinter die
Alpen. Top-Altstadt, Klein-Amsterdam. Das Ganze dann noch in der Abendsonne.
Dieser Tag war der absolute Hoehepunkt der ganzen Tour !!!
Das Centre de Sejour gibt auf JH-Ausweis keine Ermaessigung,
70 FF sind zu teuer, trotz Lage am See. Dafuer sehr gemuetliche JH etwas
ausserhalb im Wald den Berg hoch. So, wie man sich eine JH vorstellt !
Eine Familie schmeisst den Laden, Sohn & Tochter machen die Arbeit.
Uebernachtung blank 39FF, JH-Schlafsack 13 FF (ware aber nicht noetig gewesen).
Fruehstueck wahlweise, 15 FF. Ausser mir nur noch ein Kanadier hier. Er
war vor 8 Jahren noch Ukrainer, hat in Toronto Polit-Wissenschaften studiert
und ist jetzt arbeitslos. Macht gerade ein 10-Tage-Praktikum in Annecy.
Grosse Waesche, herrlich heisses Wasser. Duschen ! Alle
Heizungen mit Klamotten zum Trocknen belegt.
Donnerstag, 7. Februar:
8.15 raus, 8.40 Fruehstueck in Familie mit gedecktem Tisch
& Bedienung. Der Zug 9.40 ist natuerlich weg. Wetter heute bedeckt,
haette heute kaum so einen Top-Eindruck von Annecy gehabt. Uebelster Frost.
Einmal Socken zu wenig, das zweite Paar ist noch feucht. Letzter Stadtrundgang
durch Annecy, 11.43 nach Aix-les-Bains. Dort Live-Entscheidung: Sofort
ab nach Turin. Urspruenglicher Plan Grenoble wegen pausenlosem Schneefall
und Sicht=0 gecancelt. Unglaubliches Schwein gestern mit dem Wetter in
Chamonix und Annecy !
Fahrkarte ab Modane: 36 FF. Italiano-Zug (14.04), etliche
Waggons kaputt & eisig, der Rest ist kuehl. Der Schaffner kennt scheinbar
kein Euro-Domino. Und franzoesische Grenzer kennen scheinbar keine DDR-Paesse
... Beratschlagen ueber die Gueltigkeit. Die Italiener haben damit keine
Probleme.
Schneesturm auf der italienischen Seite bis kurz vor
Turin. 17.30 in Turin. Bahnhof-Change ist zu, in der Stadt ist auch alles
zu. Kann zum Glueck in einem Hotel wechseln. Stadtrundgang. Jede Menge
Bogen-Gaenge an diversen Avenues, massenhaft Bars und Konditoreien. Lebensmittel
gibt's nur in dunklen Nebenstrassen. Insgesamt viel kaeltere Atmosphaere
als in Frankreich. Wie der Kontrast zwischen Ungarn und Rumaenien. Nur
alles reicher. Ticket bis Milano 10800 Lire (ca. 15 DM). Summe bis jetzt
26 DM. Sehr komfortabler Diretto-Zug, ganz im Gegensatz zum Internationalen.
Weiter nach Milano. Baerischer Schneefall, verzichte auf Pizza-Essen. Teste
die Auskunfts-Computer incl. Drucker. Kaufe Ticket Milano-Venezia: 16.800
Lire (ca. 24 DM). Summe: 50 DM. Abfahrt so, dass Ankunft in Venezia 4.20
gewesen waere. 1 Stunde verspaetete Abfahrt. 2 Studenten aus Muenchen und
Freiburg kommen noch ins Abteil. Die italienischen Sitze lassen sich sehr
guenstig ausfahren und sind optimal zum Schlafen fuer 3 Leute. Bullige
Hitze im Abteil. Muss mich Stueck fuer Stueck entblaettern, obwohl die
Heizung aus ist. Kann schlecht schlafen, zumal die beiden Studenten schwul
sind und die ganze Nacht mit Turteln beschaeftigt sind ...
Freitag, 8. Februar:
Nachts kaum geschlafen. 7.00 mit 160 Minuten (zum Glueck
!) Verspaetung in Venedig. Jede Menge Schnee ueber Nacht gefallen. Toller
Anblick: Venedig tief verschneit. Die Lagune ist zugefroren, Treibeis schwimmt
in den Kanaelen. Rundgang bis Mittag. Ist schon beeindruckend, vor allem
durch den Schnee. Es sollen nur wenige Touristen sein heute, ich weiss
ja nicht ... Karneval gibt's nur im Zelt. Durchgeweichte Schuhe, obwohl
gut eingefettet.
Mittag weiter nach Triest, Rundgang. Kein Schnee mehr,
dafuer truebes Wetter. Und ich bin aeusserst lasch. Im Bahnhof reinigen
des Essen-Beutels von nachts durch die Hitze ausgelaufener Maragarine.
Im Wartesaal jede Menge Slawen mit riesigen Einkaufs-Beuteln, die damit
beschaeftigt sind, fuer den Zoll die Einkaufs-Schilder abzumachen ... Typische
Balkan-Atmosphaere.
Alles wartet auf den Zug 20.45, teilt sich nach Belgrad/Athen
auf, soll 3.30 in Zagreb sein. In Venedig Ticket bis Zagreb, war evtl.
ein Fehler: 34.200 Lire (ca. 50 DM). Summe: 100 DM. Abfahrt 30 Minuten
verspaetet, laesst auf Verhaeltnisse wie gestern hoffen. Habe ein ganzes
Abteil=volle Liegeflaeche fuer mich (italienische Zuege !). Gegen Mitternacht
werden vom Schaffner noch zwei (zum Glueck nur zwei) Leute einquartiert.
Er hatte mich vorher schon belastet: "Viel Platz !". Fahren durch tiefverschneite
Berge und Waelder.
Samstag, 9. Februar:
Gerade noch geschafft auszusteigen, unchristliche Zeit
(3.30), wie zur Abfahrt leider nur 30 min spaeter. Auf dem Bahnhof liegen
Massen in den Gaengen. Ich lege mich dazu. Fussboden-Heizung ! Zagreb ist
auch zugeschneit. Belastend. Fette meine Schuhe neu ein. 6.00 kommen die
Wisch-Rollkommandos. Muss mich auf einen Stuhl setzen. 07.00 Info Bahnkosten
+ Oeffnung Geldschalter. Gehe zum Youth Hostel, erst gegen Mittag Neubelegungen.
Probleme mit altem (vier Nullen mehr) und neuem Geld. Visit City, Lebensmittel-Einkaeufe,
nur unwesentlich billiger als in Italien bei DM-Dinar-Kurs von 1:8. Ausgedehnter
Markt in der Innenstadt. Kaffee 8-9 Dinar. Spekulanten vor der Bank. Bekomme
keine Forint. Hier gibts 1 Dinar fuer 85 Lire, in Triest schon fuer 70.
Sehr raetselhaft. Entschliesse mich, auch ohne Forint (Sonntag !) fuer
den Kauf eines Tickets bis Gyekene.
Schaue bis zum Mittag das untere Stadt-Zentrum an. Ab
12.00 kann das Hostel bezogen werden, 17.60 DM fuer "Over25". IYHF ist
egal. Am Nachmittag Besichtigung oberes Stadtzentrum. Sehr angenehm, Blick
von den Terrassen. Warm & Schlammschlacht. Ab 16.00 kalt.
2 rumaenische Studenten, total groggy, durften an mehreren
Grenz-Uebergaengen nicht einreisen +1 Koreaner + 1 Afrikaner mit auf der
Bude. Alles Raucher, ausser der Schwarze. Ascher im Zimmer ! Bin 17.00
wieder im Hostel. Muede & durchfroren. Schlechtes Licht zum Karten-Schreiben.
19.00 (!) ins Nest.
Sonntag, 10. Februar:
6.45 war der Wecker gestellt. 7.26 zweiter Blick auf die
Uhr. 7.41 Abmarsch. 7.45 Kaffee trinken bis 7.49. 7.50-7.52 fuer die letzten
Dinar einkaufen. 7.55 auf den fahrenden Zug aufspringen, war der Letzte
bis Mittag. Glasklares, sonniges & warmes Wetter, sehe jetzt zum ersten
Mal die schoene, bergige Umgebung von Zagreb.
Feststellung im Zug: Bin bis jetzt nicht einem einzigen
O-Deutschen begegnet !
Preise: Ticket Zagreb-Gyekenes: 15 DM, Summe 115 DM.
Im Zug nach Budapest noch mal 21 DM (260Km -> 8Pf/km). Summe: 136 DM.
Fahrt entlang des Balaton. Duennschiss seit heute morgen.
Wetter in Budapest wie gestern in Zagreb. Aber noch dunstiger, Sonne schimmert
nur durch. In Budapest dann jede Menge Schneematsch. Alle JH's sind privatisiert,
eine Person minimal 1550 Ft = 35 DM. Nehme dann ein Privat-Zimmer fuer
700 Ft. Gehe in guter Etelbar Hawaii-Pizza essen, fuer 2 DM total knuelle.
Erste Markt-Pruefung: Wrangler-Cord 30 DM, Pullover 15 DM, Foron-Waschmaschine
70 DM, Anoraks 50 DM. Kaffe 20 Pf - 1 DM. Leben wie Gott in Frankreich.
Nicht so billig wie Polen & Bulgarien, aber besser. Mehr Stil &
Niveau als in Italien. Nobles Zimmer bei Familie im Stadt-Zentrum. TV mit
Kriegsfilm (22.30) nebenan. Schwarze Levis 501, 70 DM (bei uns 140,-).
Laerm in der Strasse, mache das Doppelfenster trotzdem auf, die Gasheizung
ist zu warm.
Montag, 11. Februar:
6.45 Aufstehen. Nur Haare waschen + rasieren, Gepaeck
zum Keleti Bahnhof. Finde guenstigen Zug um 15.10. Ticket 100km-Zone 190
Ft. Sind auch etwa 100km. Entspricht etwa 4 Pf. / km. Summe bis Komarom:
140 DM.
Aeusserst laestig: Massen von Arabern wollen West-Money.
1:70 schon beim ersten Nachhaken geboten. Super-Essen den ganzen Tag. Kaufe
blaue Wrangler fuer 33 DM und schwarze Levis Cord fuer 42 DM. Pullover
33 DM, 4 Filzer 1 DM. Budapester Szene-Fuehrer 5 DM. Hervorragendes Eis
fuer 0,20 DM.
Uebelste Penner-Szene auf den Bahnhoefen, fast alles
Schwarze. 15.10 Abfahrt nach Komarom, 17.00 da. Die Ungarn kontrollieren
gar nicht, die Tschechen muessen wegen meinem Pass beratschlagen. Tausche
an Grenze 50 DM 1:18. Der Changer fragt mich, ob ich einen geklebten 20
DM-Schein nehmen wuerde, die Zentralbank mag ihn nicht. Ich auch nicht.
17.30 in der Stadt. Einkauf Shampoo und 2 lange Gurtbaender mit Plast-Schnallen,
2 Langlauftraeger aus Plaste, 4 Skigummis fuer zusammen 1,50 DM (!).
In einer kleinen Dorfstampe bei den urigsten Typen Schaschlik
+ 2 Brausen zum Mitnehmen, 1.80 DM. Der Typ freut sich unheimlich, als
ich auf russisch was zu ihm sage.
19.00 ab nach Bratislava: 92 km fuer 28 Kcs = 1,55 DM
= 1,7 Pf/km. Summe 141 km.
Abfahrtsbretter und -Stiefel fuer 70-80 DM, Langlaeufer
25,- DM.
Seit Budapest den ganzen Tag Schneefall und -matsch.
Ueberlege, dass 2 Wochen Ski in CSR/PL das Beste waere und nur ein paar
Tage Englisch. Bratislava Nova verspaetet 21.30 an. Mit Strassenbahn 6+8
zum Hauptbahnhof. Spekuliere auf den Zug 22.10 ab und 7.10 an. Bekomme
aber ungefragt Reservierung fuer Istropolitan (Endziel ist Leipzig) ab
22.50, an Praha Vorort 5.03. Fuege mich in mein Schicksal.
Seit Juni letzten Jahres neues Reservierungs-System ARES
! Kostet fuer 456 km 134 Kcs + 6 Kcs Reservierung entpricht 7,40 DM + 0,30
DM = 1,62 Pf. / Km, trotz Expresszug ! Kein Zuschlag ? Faellt vielleicht
nicht ins Gewicht. Summe: 149 DM.
Lese den "Spiegel". Kostet genau 4,50 DM in Budapest
!
Dienstag, 12. Februar:
Leider puenktlich um 5.03 Uhr da. Checke Weiterfahrt.
Fruehstueck in Jidelna, fast umsonst. Drehe Wenzel-Runde, Innenstadt, Prior,
Hradschin, Sport-Kaufhaus an der anderen Moldau-Seite. Rucksack 15 DM,
Swix bei uns 6 DM, hier 1 DM, etc, etc.
Wachabloesung auf Hradschin das erste Mal, es herrscht
keine Zucht. Wueste Penner-Szene, fast nur Jugend, auf dem Hauptbahnhof.
Hervorragendes Wetter, Frost und Schnee. Alles in allem aber kein Vergleich
zu Budapest.
Check Up: Ticket Prag-Decin-Erfurt haette mich 125,-
gekostet; fuer O-Deutschland also etwa der doppelte Reichsbahn-Tarif !!!
Kaufe Ticket nach Franzisbad, ueber Plzen, kostet ca. 4,50 DM. Summe: 153,50
DM. 14.33 Abfahrt Plzen. Top-Wetter und -Schnee im Boehmerwald. 16.20 in
Plzen. Visit bis 18.43, nicht weltbewegend. Uebelster Matsch. Weiter nach
Cheb. Abendbrot in der Mitropa. Eine Zigarette rauchen mit der Szene. Kippe
rechtzeitig unter den Fuss, als die Bullen kommen. Mit Ruettelblech nach
L. um 21.46. Weiter nach V. um 22.43. Fussmarsch bis Bad B. Bahnhof. Gegen
0.30 da, Bahnhof ist verriegelt und verrammelt. Ziehe mich in rumstehendem
Zug um, nasse Klamotten wechseln. Lege mich hin, nach wenigen Minuten eiskalt.
Kniebeugen und Liegestuetzen helfen auch nicht. Gehe wieder raus, finde
offenen und beleuchteten Einstieg in den Heizungskeller. Lege falsche Spuren
im Schnee zur Ablenkung und steige dann ein. Lese den Spiegel. Nach 30
Minuten steigt der Bundes-Grenzschutz ein, um mich wegen Einbruch zu verhaften.
Wollte vorher schon auf der Strasse Kleinbus stoppen, Dienstwagen, ist
nicht.
Wir kommen aber gut ins Geschaeft, man faehrt mich nach
Adorf. Eigentlich sind die Jungs auf der Jagd nach illegalen Migranten.
Offener Bahnhof in Adorf, 3.14 erster Zug nach Plauen.
Unterhaltung mit Reisefreak ueber Frankreich, Italien und Marokko: Die
Deutschen sind gut angesehen, weil die Araber Hitler verehren, weil er
die Juden vernichten wollte. 3.14 Abfahrt. Es ist wieder mal alles im Lot.
Lese den Spiegel. Zahle im Zug 4,80 DM. Summe: 158,30. Sofort nach Ankunft
in Plauen umsteigen nach D-Zug Rostock ueber Leipzig. Incl. Nachloesegebuehr
18 DM. Ticket bis Zella Mehlis 21 DM. Summe: 190 DM.
Leipzig: Durch die Stadt, dann raus zu Frank & Jimmy.
2 Stunden schlafen, dann in die Moritzbastei.
Mittwoch, 13. Februar, 21. Tag:
10.00 in die Moritzbastei, 11.55 nach Erfurt.