Bulgarien Winter 1989


Eine Runde durch das spätwinterliche Bulgarien, Alpin-Ski & Bergschuhe im Gepäck.




Gesellige Anreise



zu den Buckelpisten im Vitoscha



während in Sofia der Frühling anbricht



toben am Berg die Schneestürme



Urige Atmophäre im Pirin



eine optische Täuschung



und ein echter Gipfelsieg



Tief verschneite Vichrenhütte



und malerisch eingestaubte Panzerkiefern



endlich besseres Wetter



nur der Scooter und die Vorratskammer müssen noch freigeschaufelt werden



nochmal quer durch das einsame Pirin



und dann runter zum Pisten-Halligalli



und noch ein Blick aus dem Zug auf das winterliche Bucegi-Gebirge



18./19. Februar: Pannonia ab Leipzig (ohne Isomatten/Schlafsäcke), zusammen mit 2 Polen (wollen nach Turzii) einem Bulgaren (Dollarbulgare) und einem Rumänen (aus Schweden).

20. Februar: Rossi-Mam holt uns vom Bahnhof ab, Zug zu Rossi ins Neubau-Gebiet. Sofia-Exkursion, Liegeplätze reserviert. Deutsch-Übersetzer getroffen, Adresse + Telefon-Nummern. Orbita ISB, Dachstein + Turnschuhe. Vorzügliches Essen bei Mam.

21. Februar: Sonne und Skifahren im Vitoscha bis zum geht-nicht-mehr. Kaffee am V-Boulevard, vorher Deutsch-Student getroffen (Adresse).

22. Februar: Borovetz - arktische Zustände, Freiberger getroffen (Bekannter von Assel). Orbita: Zimmer-Reservierung ab 10 Tage vorher. Ca. 5 Lewa pro Bett.

23. Februar: Vitoscha - gescheitert, Lift und Bus voll. Besuch Andreas (DDR), Boxer Kauf Kaffee-Maschine. Fieber. Karten von Bansko im NDK.

24. Februar: "Otschen Kupel" nach Bansko (Kumpel von Andreas). Deutscher (Gast bei BRD-Bekannten) gibt Bus-Tip. Bus nach Schiligarnika. Busfahrer, Tiefschnee bis Banderitza (Lednika-Variante). Freundliche Aufnahme in der Berghütte. Einzigartiges Winter-Bergfeeling. Teatime, Kurztrip, abend in Kantine. Hütte gut besetzt, aber nicht voll. Keine Deutschen ! Kostenlos Abendbrot für Ausfall-Alpinisten.

Erste Lehren: Kurzski mit Oberhof-Bindung (Plaste); Schneeschuhe; Schlittenvariante aus Ski, mindestens eine Öse vorn; Stulpen !; Trinkflaschen + Becher !; Kocher (+ Porzellan-Tasse) => NFB; volle Ausrüstung (einschliesslich Schlafsack, Isomatte, Folie); Rettungsfolie => NFU; keine Kraxen !; Oma und  Mütze; Schnee(ski)brille mit Ersatzgläsern; viele Socken (min. 2 Sätze); bengalische Streichhölzer; Hüllen für Sherpas im Schlafsack; Pickel + Steigeisen; ausreichend Oberbekleidung; Stulpen über Sherpas und Thermo-Hose; Zucker (NFS); Skischlaufen am Rucksack; Ösen an Skihose + Gummizug; ausreichend Wechsel-Wäsche!!; Tauchsieder für jeden; Regusal; Daunenzeug von Augustusburg; mehr Kondi + Sauna; Mifa-Brief; Feueranzünder wegen nassem Holz; dichter Überzug für Rucksack + Touren-Rucksack

25. Februar: Sehr stürmische Nacht (Bodenluke). Wegen bärischem Zug früh kalt. Leichte Neuschnee-Decke. Frühstück wie gestern. Erste Bergtour alpin ! Vichren-Hütte 2 Freaks von Post Erfurt + ein alter Freak (Siegfried), ist schon den zehnten Winter im Pirin. Bärischer Sturm, alle Schnee-Verhältnisse: Tiefschnee, Eis, Pulver auf Eis in allen Varianten.
Angriff auf Muratov an 45 Grad-Hang gescheitert, weil keine Steigeisen mit. 2 Tiefschnee-Abfahrer. Vichren-Hütte: 3 Jugoslawen getroffen. Sit in mit den 3 Freaks von der Banderitza-Hütte. Sie wollten eigentlich den Kamm machen, wegen Sturm abgebrochen. Vereinbaren mit Old-Freak 2 Lehrtouren (1x Vichren). Tip für Pickel und Steigeisen: Prag Karlsbrücke Burgseite 1. Strasse links linke Seite 10...20 min. Vorher anrufen !
Ernährungstips: Haferflocken in Honig rösten, Sojamehl für Müsli heiss/kalt verwendbar ! Schmalkaldener Früchte-Schnitten selber machen ! Daunenzeug gibts in Augustusburg (Albust-Nachfolger).

26. Februar: Die halbe Nacht und den ganzen Tag massenhaft Neuschnee, warm aber feucht. Ich früh leicht krank (von Boxer / aus Sofia ?). Ski-Abfahrt nach Schiligarnika, Europa-Cup, Lift steht wegen Sturm. Babylift geht (ich 2 Stunden). Boxer klettert Liftstrecke hoch, ich noch krank (Puls !). Sit in bei den Profis im  Tea Room bei Kaffee.
Durch herrliche Winterwelt hoch zur Hütte, klatschnass, Bulgaren im Zimmer machen Feuer (schon gestern nicht richtig gebrannt). Wechsel-Klamotten fehlen, 18.00 Teatime. Im Raum noch ein russisch/bulgarisches Pärchen, die Bulgaren und die Polen. Ich lese: 2 Lifte mit 850 x 2500 Meter (Tudorin, Tschernomogilski). Abends taut und stürmt es gewaltig. Wintercamping spätestens jetzt unmöglich. Auf Mittelwelle sind Winter-Gewitter zu hören. Unser Ofen geht nicht, das Holz ist zu nass. Heute vom Bergfreak beim Cup erfahren: In den rumänischen Hütten gibts üblicherweise gar kein Heizmaterial ! (Sylvester !)
Die Bulgaren versuchen nachts zu heizen. Wintergewitter. Taut massig.

27. Februar: Früh massenhaft Neuschnee, bislang kältester Tag. Hoch zur Vichren-Hütte, eine Stunde Weg ! Kein Weg mehr da, dafür meterhohe Wächten. In der Hütte eine Stunde Aufwärmen / Trocknen. Ungeeignete Baumwoll-Kleidung ! Dann drei Stunden Tour zum Todorin-Sattel bei arktischen Verhältnissen. Üppige Windböen. Weitermarsch wegen Orientierung unmöglich. Windhosen tragen Boxer und mich aus der Spur. Sehr gute Ski-Abfahrts-Strecke mit ca. 2h Hinweg.
Dann Hütten-Sit-In in der Vichren-Hütte.
Rasieren + Haare waschen. 8 min-Olong Spitze ! Zwischendurch Wolken sehr hoch mit etwas Sonne => Klasse Rila-Fernsicht ! Leider nur Weitwinkel. Bezahlen abends: 6 Lewa pro Bett ! Neu seit 1.1., organisiert nur die Hälfte, in Vichren 3.40.

Weitere Lehren: Eventuell Riemen, um trotz weniger Socken keine Reibung, die WOLLSOCKEN kaputt macht, hier zusätzlich Stulpen festmachen (Stulpen an allen möglichen Punkten festmachen); WOLLKLAMOTTEN !; Handschuhfänger an Anorak und Schneehemd; Piraten in Rumänien !; Innenschuhe aus Hibu (Siegfried, Telefon S.weg, Adresse Schunk); Stirnband; weisse lange Klamotten im Sommer; Lawinen vor allem an Osthängen (60%), Lawinenhänge früh oder abends passieren; immer einen eisernen Reserve-Film einstecken haben - die Sichten / das Wetter ändern sich stündlich !!!; Reisetauchsieder mit angegossenem Stecker; Schneehemd und -hose über die Wollklamotten;
Orientierungspunkte zum Todorin-Sattel: Fichte, Winterwegweiser, Felsen, oberhalb Felsen Wegweiser, rechts um Felsen weniger steil;
Sicherheitsvariante zum Vichren : Muratov-See (Schilder), möglichst die linke Wegstrecke - nicht an der Kiefer vorbei (Lawinen) rechts über Grat und Sattel zum Hwojnati und weiter zum Vichren

28. Februar: Früh über "Radiotelefon" Lift läuft; alle in der Hütte runter, bislang klarste Rilasicht schon auf Hinweg. Keine Gepäckaufbewahrung (an Skiausleihe Gefälligkeitsdienst). Bis Mittag läuft der Lift nicht. Erfahren später bei Bergwacht dank des Künstlers, dass die Truppen auf der Bergstation nur nicht raus wollten, wegen des eiskalten (Schnee-)Sturms auf dem Gipfel. Russische Gruppe bekommt von uns Info.
Die Bulgaren (Knasli+Journalist) bekommen an der Ausleihe keine Bretter (Gruppen first). Wir steigen mit dem Künstler (ATOMIC) zur Bergstation. Umwerfende Rilasicht auf halber Höhe, oben Schneesturm. Sit In bei der Bergwacht (siehe oben). Sehr üppige Abfahrt (meist ca. 45 Grad - FIS-Piste, ca. 850x2500 Meter Winkel). Journalist-Alpinist geht alles zu Fuss hoch und runter. Die Polit-Offizierin hat Bretter bekommen und übt am Babylift. Nach der Abfahrt läuft der Lift nur für uns vier - ohne Geld !
Vorher ungarische Gruppe, Bulgaren kaufen 3x Wein + 1x Wodka + 1x süsser Cognak. Iwan lädt uns zum "Aperitif" auf die deutsch-bulgarische Freundschaft ein. Interessante Unterhaltung, Journalist + Knasti stellen viele interessante Fragen, geben uns bulgarisches Perestroika-Bild. Nachts ist wieder die Maus zu hören.

1. März: Früh wieder Schnee + Nebel, zur Vichren-Hütte. Tea-Time, Siegfried war gestern auf Vichren und Todorin. Unternehmen eine Tour zum Banderischki-Sattel, arktisch. Tea-Time, reisst gegen 17.00 total auf. Die bislang beeindruckendsten Bilder von Vichren und Todorin bei stahlblauem Himmel, leichten Haufenwolken und tiefstehender Sonne. Aber der Film ist alle ... Herrliche Rila-Sicht. Von Siegfried Adresse + Adresse von Albust-Nachfolger.
Eilmarsch zur Banderiza. Zu spät am Lawinenhang (Alpenglühen), abends trocken Röstbrot. Boxer hat die Krise, weil er alleine nicht nach Schnitzel vom Hüttenwirt fragen will. Hat nur eine Büchse Reserve.

2. März: Stehen spät auf, schneit und stürmt, beschliessen Abreise (6 Lewa in den Wind gesetzt). Zu Fuss nach Schiligarnika. Der Lift läuft trotz Schnee - Erfolg der Russen. Busse fahren nicht. 2,5 Stunden noch bis Bansko im Regen. Sofia-Bus ungünstig, weil Platzkarten und nicht in Bansko eingesetzt. In letzter Minute in Rhodopen-Express. Gegen 22.00 in Sofia, Duschen ! Abendbrot.

3. März: Ausgiebigst Frühstück, hervorragendes Wetter. War die letzten Tage auch in Sofia beschissen. Mit Ski in Stadt, Knobi auf Markt, Wollschal und Presso-Maschine im NDK (Feiertag!). Menschen-Massen. Ins Vitoscha, dort Universiade 2.-12. März. Wegen Pistensperrungen ungünstig ! Bis 16.00 Ski fahren + Fotos schiessen. Vordrängeln am Lift, Pizza kaufen, hurry packen, Pizza essen (Boxer zuviel). 20.50 am Bahnhof, 21.20 Uhr Abfahrt.
3 bulgarische Studenten im Abteil, sie wollen zu Marian und Rossi nach Freiberg ! So klein ist die Welt, die Kreise schliessen sich. Recorder. Steigen in Bukarest zwischendurch aus, wollen auch noch nach Warschau, Bratislava, Budapest. Kennen Rossi von der Freiberger Bar, woher sonst ...

4. März: Nachts Wooling (Passkontrolle, Bulgaren Radio). Viele Händler (Boxer Ärger Service). Herrliche Winter-Bucegi-Sicht mit Gipfeln in Wolken. Predeal-Pass ca. 5cm im Schnee. Zigeuner-Gold (Schaffner Tritt !). Abends polnisches Paar einquartiert.

5. März: Früh Flaschen weg => 1 Bier, Prag (künftig Kronen tauschen !) Mitropa. Spiegelei, Schinken, Kaffee, Tee, ca. 10 Mark (keine Lewa, keine Lei). Keine Zollkontrolle ! In Prag überpünktlich. Überlegung Rad Budapest Mai, BIII zur Sachsenschweiz.


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