Osteuropa-Radtour
Sommer 1988


Eine Rad-Rundtour durch Osteuropa nach Bulgarien und retour. Mit 3-Gang-Fahrrad Marke "Mifa Sprint" und Minimalgepaeck.

Ein idyllisches Biwak hinterm Friedhof



Biwak auf dem Kirchengelände in einem tschechischen Dorf



Komfortabler Bungalow für die Nacht - eine tschechische Bushaltestelle



Komfortables Radreisen - fast autofrei



Die Nacht mit der Wanze



Der höchste Punkt der Tour ist erreicht



Trockenaktion nach der Horrornacht



Rumänisches Shopping-Event nach Art von Ceaucescu



Brennende Ölquelle



Königstein-Bewunderer



Flucht vor Ceaucescus Spitzeln im Morgengrauen



Alt-Bukarest



Ceaucescus Pracht-Boulevard



Ostdeutsche unerwünscht



Ein heilsames Bad in Baile Herculane



Endstation Camping Bad Schandau


10. August:
Heftige Knieprobleme die letzten Wochen. Entschliesse mich trotzdem zum Start.
Gepaeck aufgeben einschliesslich Oktober-Einladungen. 6.10 Uhr Abfahrt ab Zella Mehlis. 14.33 in Bad Schandau. An der Grenze maximaler Gepaeck-Filz, nachdem ich erzaehlt habe, dass ich mit dem Rad nach Bulgarien will. Selbst das Klo-Papier wird durchleuchtet ...
16.00 geht's los. An einer Steigung meint ein Paerchen, das ich ja noch recht frisch aussehe. Erste Etappe durch die Lucianske Hory (Luzifergebirge). Rhoen-aehnliche Gegend mit vulkanartigen Kegelbergen. Zum Sonnenuntergang erste Begegnung mit einem gefluegelten Ameisenschwarm. 21.30 im Dunkeln an einer Friedhofsmauer das erste Lager. Kilometer: 60.

11. August:
8.15 raus, 9.15 los. Rein nach Liberec. Alles voller Zonis. Sehr schoene Lage, aber zu dunstig zum Fotografieren. 15-16.00 Mittagspause. 16.00-16.30 Gewitter. In Jicin auf dem Marktplatz ein 8-Sitzer Tandem mit Hilfsmotor ! Bis Jicin rechts das tschechische Paradies. Horice, ein superlanges Dorf. Dahinter im Wald 21.00-22.00 Lager aufschlagen. Kilometer: 120.

12. August:
6.15 raus, 7.00 los. 3 Stunden Besichtigung von H.K. Nicht beruehmt, aber sehr viele Fahrraeder ! Ist aber bei den Tschechen eh' weiter verbreitet als bei uns. Selbst die alten Omis fahren mit dem Rennrad einkaufen. Von Jicin bis Vamperk oede Gegend. Mittagsruhe an der Kirche in Vamperk. Detaillierte Karten fehlen ! Schwimmbad Vamperk. Danach wieder schoenere Gegend. Knie-Probleme und viel Zeitverlust durch ein Gewitter. Es pisst pausenlos, abends und nachts. Rechtzeitig in einer Regenpause mangels Zelt im 1. Dorf nach Zamberk Richtung Mladkow (weg von den Eurostrassen !) Bus-Wartehaus Pendeltuer gefunden, dort haeuslich eingerichtet. Bis zum spaeten Nachmittag war Sonne, aber diesig. Kilometer: 93.

13. August:
Bis jetzt der voluminoeseste Tag. Beschissene Nacht durchgemacht. Strassenlaerm und Leutelaerm in der Nacht. Zum Glueck ist keiner rein gekommen. 5.30 auf. 6.00 los. Wolkenverhangen. Beim Aufstieg ins Adlergebirge (Orlicke Hory) zum Stausee schoene Fernsicht auf Gipfel im Nebelmeer Richtung Sueden. Kraliky, ein Ort mit Feeling (IBF). Fruehstueck im Hotel. Einkaeufe fuers Wochenende. Dann rasante Abfahrt aus den Bergen bis Sumperk. Besichtigung, gute Atmosphaere. Baden in Dorf hinter Sumperk. Sachen trocknen. Das Wetter ist umgeschlagen. Haufenwolken und Fernsicht. Aufstieg ins Jesenik-Gebirge. Herrliche Strecke bis Bruntal, dafuer belastender Aufstieg. Imbiss auf dem Pass in einer Huette mit Bedienung. Bruntal ist eine malerisch gelegene Industriestadt mit ordentlichen und neuen Neubauten, untermalt mit Kirchen etc. Naechtige auf einer Wiese am Hang mit Blick auf Bruntal und den Sonnenuntergang ueber dem Jesenik. Kilometer: 135.

14. August:
Frueh alles sehr nass, die Wiese ist ungemaeht. Mein Unterarm ist dick angeschwollen, da in der Nacht in ueppigster Art zerstochen. Bis Ostrawa lockere Fahrt durch den Niederen Jesenik. Solides Altbau-Stadtzentrum. Bekomme von einem Daddy den Rat: "Frydek-Mistek ist gutes Reisen", dann hinter F.M. herrlichster See mit Beskiden-Blick. Nach einem Bad Weiterfahrt laengs der Beskiden. Dann rein bis Frenstat, sehr schoener Wintersport-Ort mit beruehmter Schanze (Grand Prix), oberhalb auf Privatalm ohne Folie das Nachtlager aufgeschlagen. Der Eigentuemer (Bauer und Bergfreak) kommt, er erzaehlt: "Frueher war hier alles schoen, jetzt sterben die Waelder und es gibt keine Hoffnung."
Den ganzen Tag war Spitzen-Wetter mit GLASKLAR-Sicht; Frenstat liegt am Abend unter meinem Rastplatz in einem allseitigen Beskiden-Kessel. Kilometer: 133.

15. August:
Frueh sehr trocken ! Absolut kein Tau die Nacht, halb sechs raus. Eine riesige, handtellergrosse Blattwanze hat sich unter meiner Decke verkrochen. Halb sieben los. Ein Auge ist zugeschwollen, muss es bei Abfahrten mit einer Hand zuhalten. Fahre quer durch die Beskiden, herrliche Gegend, aber pausenlos Serpentinen auf- und ab bis Zilina. Pomfortionoeses Fruehstueck mit Schinkenei und Kaffee. an der Landesgrenze (Beskiden-Pass) in einer Baude. Zilina sehr angenehmer Urlauberort mit schoenem Zentrum und imposantem Tatra-Panorama. Kaufe eine Skibrille, um mein Auge zu schuetzen. Fatra-Durchfahrt: Gewaltige Abhaenge zur Strasse hin, beeindruckendes Fluss-Engtal. Auf der anderen Seite Martin, weitlaeufige Grosstadt mit vielen Stadt-Teilen in einem weitlaeufigen Gebirgskessel, nochmal schoenes Fatra-Panorama von der anderen Seite. Bad im ersten Ort hinter Martin. Abendbrot ist ein Parkplatz-Espresso, dann durch herrliche Schlucht zwischen Mala/Velka Fatra noch eine Stunde Speed. Leider zu dunkel zum Fotografieren. Gegen 21.00 Uhr 200 Meter weg von der Strasse an einem Hang ohne Folie Nachtruhe. Muss dann eine Stunde spaeter im Dunkeln wegen einem Angriff der gefluegelten Ameisen das Lager verlegen. Hole dieses Mal die Folie raus. Ueppige Lichtblitze am glasklaren Himmel. Gewitter oder Sternschnuppen ? Kilometer: 140.

16. August:
Halb sechs raus. Nur leichte Feuchtigkeit. Halb sieben los, bis Ruzomberok (CSSR-Bitterfeld) noch ein schoenes Tal, dann Liptovsky Mikulas: Panorama von West- und Niederer Tatra, Zugang zu den zentralen Teilen, schoenes Zentrum. Dann ueber F-Strasse nach Podbanske (kein Ort, nur im Wald verstreute Anwesen). Den ganzen Tag schon Gewitterstimmung. Hinter Podbanske komme ich voll ins Gewitter. Durchmarsch in Badehose unter Regenfolie bis Strbske Pleso. Dort Imbiss und Regenende abwarten. Ueppigste Menschenmassen ! Einzigartiges Panorama. Kurz vor Tatr. Poljanka festgestellt, Weitwinkel-Objektive ist defekt, schief. Trotzdem schoenes Tal gefilmt. Kurz nach Poljanka wieder ueppigster Regen. Untergestellt in Ferienheim o.ae. Alles zu spaet heute (der 7te Tag !?). Gelenk putscht. Gewaltritt nach Strbske Pleso nicht verkraftet. Eine dicke Fette scheucht mich dann weg: "Nur fuer unsere Offiziere".
Weiterfahrt nach Smokovez (fuer Kfz) gesperrt, besichtigt, immer wieder Regen, Tatranska Lomnica, Wolken reissen auf, runter zu den Campingplaetzen, einzigartiges Panorama der gesamten Hohen Tatra, weiter ins Tal, im Kornfeld genaechtigt. War von Strbske Pleso 30 km fast nur Speed Abfahrt !
Kilometer: 135.

Mittwoch, 17. August:
5.15 auf, alles nass und schlammig; 6.00 los, in Poprad spitzenmaessige Fruehstuecks-Stube (von 6-6 geoeffnet), sonst nicht viel los. Weiter nach Spisska Nova Ves, 2tes Fruehstueck, dann am Hornad entlang; langweilige Huegellandschaft, dann Erzgebirge mit Pass, teilweise ueppiger Misch-Urwald; auf Pass Klamotten getrocknet (nur 20 Grad !). Dann 2ter Pass, dann Gebirgs-Stadtpark Kosice (>6000 ha mit Pionier-Eisenbahn). Kosice - die Offenbarung: Wieder Klasse-Wetter, suedlich-ungarisches Feeling (spaetere Erklaerung von Georg), Klasse-Atmosphaere, auch die suedlich gelegenen Doerfer einzigartig. Penne auf Camping Cana (nur 13 Kronen, da ohne Zelt ...). Kilometer: 143.

Donnerstag, 18. August:
5.15 auf, nachts war Wooling ums "Zelt" (ein Tier) und Muecken drin, bin durchfroren. 6.15 los, Konsum letzter Ort vor Grenze. Grenzbeamter filzt mich. Im Konsum spricht man ungarisch. Dann ueber Grenze. Desaster mit Fahrradverboten. Die Ungarn ignorieren die Verbote , einfach. Deshalb nach Scerencs (Schoko) verfahren, dann durch Weinaecker nach Tokaj. Dann Nyiregyhaza, esse Hamburger fuer 14 Forint (!). Ueberwaeltigendes Angebot in der Kaufhalle. Stadtrundgang, der Ungar Georg erklaert die Stadt, war mit meinem Kollegen Josef 1968-71 in Suhl im EGS ! Er macht seine Witze ueber die verkalkten DDR-Politiker; erklaert mit den Weg zum Camping. Camping ist ruhig am Salzsee gelegen. Keine Eilass-Kontrolle und keine Deutschen (!). Die Polen auf dem Camping sind voellig baff. Erzaehle aber nur, dass ich runter nach Bulgarien will und nicht retour ... Kilometer: 140

Freitag, 19. August:
Camping war 3*** Camp, haette 130 Ft gekostet ! Rezeption war auf der anderen Strassen-Seite. In Nyregyhaza Fruehstueck. Auf Europastrasse nach Debrecen (ein Bulle hupt, einer sagt nichts), Debrecen Thermalbad (Pfoertner). Sehr grosse Stadt mit gut erhaltenen Altbauten; Stadtausfahrt wegen Verboten nur auf Umwegen moeglich. Dann ueber die Erdoe-Pussta auf Europastrasse nach Biharkeresztes, bis zur Grenze geschoben. 2ter deutscher Radwanderer in Gegenrichtung. Ueber die Grenze, drueben sauschlechte Strasse (erst ca. 30 km vor Cluj besser). Besuch in Oradea, bin bei unvorsichtigem Spurwechsel knapp dem Tod entkommen, ein Dacia schleudert ueber's Pflaster, passiert aber niemandem was. Ausgesprochen schoenes Altstadt-Zentrum, im Dunkeln Lager an Feldweg. Kilometer: 157.

Samstag, 20. August:
7.15 los (Zeitverschiebung), beschissene Strasse (Serpentinen nicht ausfahrbar), ueber ersten Pass und noch mehr nach Siebenbuergen, in Alesd Vorrat eingekauft (1 Beutel Biskuiti ca. 400g/19 Lei, einmal Bohnen mit Fleisch 13 Lei, Obst am Strassenrand). Mittag in Restaurant bei Hanul Richtung Craiului (Rumpsteak mit Champignon & 2 Brause / 39 Lei). Enorme Hitze-Schwaechen, 2 h Rast, abends Wasser von Ungarn-Gehoeft: Man freut sich ueber den Deutschen, schimpft auf Ceaucescu; sie sagen, sie werden unterdrueckt. Lager auf Wiese am Waldesrand. Kilometer: Nur 124 wegen schlechter und von der Hitze klebriger Strasse.

Sonntag, 21. August:
Frueh ist alles trocken ! Besuche Klausenburg, sehr schoen, wieder viele Ungarn, Geschaefte alle offen, dafuer 23.+24. zu ! Dann nach Turda, auch sehr ordentlich. Im Dorf danach 15 Mann am Mittagstisch (Tele fehlt !) beim Beten, gegen 14.00 eine Wasserpumpe und Schatten gefunden. Waschen, Rasieren, Klamotten waschen. Die Strasse hierher war fifty fifty, teilweise verheerend. Die Rumaenen baden in der wild fliessenden Mures. Biege dann ab, runter ins Weinland. Schoene Sicht auf Tirnava, aber eben leider kein Tele mit. Lauter Paesse, spaetabends schoene Sicht auf Mediasch, ist schon dunkel. Sammle auf einem Grundstueck hinter Mediasch Heu zusammen, Nachtruhe. Leider wittern mich die Hunde, wie so oft. Kilometer: 150.

Montag, 22. August:
Halb sechs ist es noch dunkel, um sechs auf, halb sieben los, nach Schaessburg. Unterhalte mich an kollosaler Warteschlange vor Ape Mineralna-Laden mit einem Rumaenen vom Dorf: "So wie Ihr lebt, koennen wir nur im Traum leben" ...  "nicht so laut, sonst komme ich ins Kittchen" ... "2x8 Stunden rausgearbeitet fuer 23./24." ... "es gibt nur Bier und Mineralwasser und Wurst wegen Feiertag" ... "in Bukarest nicht rationiert" ... "ich habe Glueck, ich komme vom Dorf, dort gibt es mehr" ... "uns geht es schlecht, weil alles wegrationalisert ist und zu den Negern geschickt wird". Will dann an einem Stand Milch kaufen, die gibt es aber nur gegen Lebensmittel-Marken ... Man schickt mich zur HO (Selbst-Bedienung), dort gibt es dann zwar keine Milch aber eine lange Warteschlange.
Schaessburg macht keinen so guten Eindruck wie Klausenburg / Oradea. Weiter zum Quellenparkplatz vor Schaessburg. Die Rumaenen wollen KAFFEE. In Reps versucht Kompott etc. zu kaufen, gibts nicht, auch kein Most o.ae. Mittagspause 14.30 mit meinen Biskuiti, Wasser und Brot. Weiter ueber die Rupea-Berge bis kurz vor Brasov. Das billigste Essen in der billigsten Stampe: 3 Fleischersatz-Kloesse + Sosse + 3 halbe Scheiben Brot: 11 Lei. Nachtlager an der Suedseite eines Maisfeldes. Millionen von Muecken, alles zu spaet. Kilometer: 155.

Dienstag, 23. August:
Frueh auesserst unausgeschlafen, wegen der vielen Muecken. Ausserdem hat mich irgendwas ziemlich Giftiges ins rechte Handgelenk gebissen, ziemlich schmerzhaft. Besuche Brasov, nicht so toll wie O & K. In einem Bistro 2 Kraeuter-Rouladen + Sosse + 1Broetchen fuer 8,50 Lei !
Bei Spitzensicht ueber Bran- und Fundatapass. Podu Dimbovitei und Rud, die Entdeckung ! Malerische Lage in einem Kessel zwischen Klammen im Karstgebiet. Gestern schon erste leichte Wolken, heute zieht es sich von Sueden zu, Dimbovita-Tal sehr sehenswert: Oben saechsische Schweiz, unten ein einziger Obstgarten und schmucke Bauerndoerfer. Dagegen wirkt Siebenbuergen wie eine Steppe und das Tal hier wie eine Oase ! Halb acht zieht es sich gewittermaessig zu, ich warte in Bus-Wartehaus (dreckig und stinkt, Vergleich CSSR-Wartehaus). Das Gewitter verzieht sich wieder. Fahre weiter. Dann Regen und von allen Seiten aufziehendes Gewitter. Kann klatschnass bei Bauernfamilie unterschluepfen. Sie lassen mich freundlicherweise auch uebernachten, trotz Problemen mit dem Sohn, der bei der Armee ist und Angst vor der Securitate hat. Es regnet noch die ganze Nacht (der 13te Tag !). Kilometer: ???

Mittwoch, 24. August:
7.00 los, Tirgoviste Drecknest, Verzicht auf Dracula-Schloss, Mittag in Bukarest. Einfahrt in die Stadt auf gerade frisch asphaltierter und sogleich freigegebener Fahrban, hinterlasse Reifenabdruck im Asphalt. Bukarest ist nicht die Welt, in Bufett etwas Aufschnitt ohne Brot 22 Lei. Praechtiges neues Zentrum, allerdings Stalin-Rom-Verschnitt. 20 km vor Giurgiu, erster Versuch das Nachtlager aufzuschlagen scheitert wegen Muecken. Weiter bis Giurgiu, dort auf Campingplatz. Kurz mit dem Waechter bekannt gemacht (Licht & Lichtkasten). Die ganze Nacht Kampf mit den Muecken. Dazu permanent Generatorlaerm vom Notstromer. Diese Teile stehen auch in vielen Gaststaetten. Kilometer: ???

Donnerstag, 25. August:
Dank Bekanntschaft mit dem Waechter war die Uebernachtung kostenlos. Bei Kilometerstand 1988 (!) im Morgengrauen im Niemandsland mitten auf der Donaubruecke. Bei Stand 2000 am Park-Anfang auf dem Boulevard in Russe ! Endlich bin ich wieder Mensch und das Elend vorerst los. Ich komme mir vor wie im Paradies. Dann gleich in die erstbeste Baeckerei und den Magen vollschlagen. Bis 11.00 Stadtbummel mit reichlich & gutem Essen. Dann weiter. Fahrverbot auf Europastrasse. Fahre ueber Borovo, erste Rast, Bjala (Jeans), bis kurz vor Objedinenie; erste Nacht mit neuem Moskitoschutz (frisch erstandene Tischdecke) ! Kein Hupen mehr !

Freitag, 26. August:
7.00 los, Moskitoschutz war gut, gibt aber wesentlich weniger Moskitos hier als in Rumaenien ! Weiter: Pavlikeni, Sevliero, dort Brot, frisch aus der Backstube (!), bekomme reichlich Gemuese geschenkt von den Bauersfrauen, Alleen mit reifen Aepfeln am Strassenrand, es ist paradiesisch.
Rast kurz vor Trojan, eine sehr sympathische Stadt mit langem Boulevard und viel gruen am Balkan-Nordhang. Eine ueberbackene Kaeseschnitte, ein Schoko-Crossi, ein Schweppes: Ganze 50 Stotinki ! Raus aus der Stadt, in einer Obstplantage den Hang hoch, dort an Baumstumpf Lager aufschlagen.

Samstag, 27. August:
Die Nacht war stuermisch, kalt und trocken, obwohl sich am Abend allerhand zusammen geschoben hatte. Aufstieg auf den Trojan-Pass lang & hart. 5 Kilometer sehr schlechte Schotter-Strasse, wird aber gerade ausgebessert. Ein Linien-Busfahrer will mich unbedingt bis hoch zum Pass mitnehmen. Kann leider nicht einwilligen. Oben tobt ein schwerer Sturm, kann nur im Liegen fotografieren. Spitzensicht: Botev, Rhodopen, Rosental. Abfahrt sehr gut, aber eiskalt. Unten bin ich Feinfrost. Waerme mich in Karnare in der Kantine mit Hackfleisch-Roellchen wieder auf.
Klares, aber relativ kuehles Wetter, wieder wie im letzten Jahr ein Wetterumschlag auf dem Kamm des Balkan-Gebirges. Ein Nordwest-Wind treibt mich (leider nur diesen Tag) ueber Sopot & Karlovo & Banja (baden !) nach Plovdiv. Unterwegs die Armee in Badelatschen. Stadtbesichtigung, einwandfrei, abends Lager an Maisfeld in Muecken-Eldorado. Es ist alles zu spaet, bis ich ins Nest komme, bin ich total zugerichtet.

Sonntag, 28. August:
Der stuermische Nordwest laesst mich nicht vorwaerts kommen. Die rechte Hand und der Unterarm sind wegen einem Stich oder Biss geschwollen und zeigen leichte Laehmungs-Erscheinungen. Abstecher in die ichtimanische Sredna Gora, Holperpiste, wird gebaut, urwuechsiges Mittelgebirge im Thueringer-Wald-Format. Abendessen in Ichtiman (TV) und Nachtlager in den Mountains.

Montag, 29. August:
Die Nacht war mueckenfrei, aber EIS-kalt. Warte die ganze Nacht, dass es hell wird. Es wird eben doch Herbst, zumindest in den Bergen, beschliesse Kauf einer zweiten Decke. Sehr schoene und glasklare Tour zum Samokov-Stausee und nach Samokov mit Strickjacke und Socken als Handschuhe. Kilometerstand 2500 in Samokov. Dabei Rilasicht und Morgen-Nebel. Dann mit Speed Abfahrt nach Sofia, am zweiten Iskar-Stau bei Sofia vorbei, dann bei km 2550 endlich in Sofia. Erstmal Fress-Fest und Decke gekauft. Nur noch 16 Dias uebrig, kein Film zu kaufen. Die Hand schwillt ab, die Laehmung bleibt. Beschliesse Ruhetag. Sehe im zentralen Kaufhaus spitzenmaessige 2-teilige Alpine-Rucksaecke mit x-Taschen ! Ca. 40 Mark fuer Essen. Penne im Tscherny Kos fuer 1,68 Lewa. Ueppiger Hund, muss ihn mit Fuss-Tritten verscheuchen, die Polen schimpfen mich brutal.

Dienstag, 30. August:
Bis um 16.00 noch in Sofia, auf Bahnhof Karten, keine Filme, dann noch 40 km nach Norden, nach Aufbau des Nachlagers mit der hellen Folie wieder ein Ueberfall der gefluegelten Ameisen. Muss wohl in Zukunft die Folie spaeter ausbreiten oder eine dunkle Folie verwenden.

Mittwoch, 31. August:
Toure bis Belogradcik, Richtung jugoslawische Grenze angeeckt, Umweg, ca. 4,30 Lewa fuer Camping. Die beruehmten Felsen sind mickrig, die Muecken stechen nachts durch die Decke. Noch am Abend tropische Temperaturen, 26 Grad abends um zehn. Gibt kein Wasser auf dem Camping, seit drei Monaten kein Regen !

Donnerstag, 1. September:
Lebensmittel-Grosseinkauf in Vidin + Karten schreiben, da morgen wieder in Rumaenien. 14.30 Uhr an Grenze, 17.30 drueben fertig, noch ganzes Stueck, Postenkontrolle. Unangenehme Atmosphaere hier in der Walachei. Nachtruhe am Waldesrand in den Donau-Auen unter einer Eiche.

Freitag, 2. September:
01.00 wach, total nass-geschwitzt, ueppiges Wetterleuchten, ein halbe Stunde spaeter Gewitter-Inferno. Im Dorf am anderen Ende des Feldes ein Feuerball, Laerm von Kuehen, Hunden, Sirenen. Darueber Stroboskop-Atmosphaere durch die pausenlosen Blitze in den Wassermassen, die vom Himmel kommen.
Rolle mich dicht in die Folie, trotzdem Wassereinbruch, es ist alles zu spaet. Ringsum splittern die Aeste, es stinkt nach Schwefel und der Laerm der Blitzeinschlaege in die umstehenden Baeume ist hoellisch.
Bin frueh total geraedert.
Eisernes Tor und Umgebung bieten einen praechtigen Anblick, ist aber zu dunstig zum Fotografieren. Herkulesbad/Cerna-Tal sehr schoen. Oberhalb vom Ort im Thermalbad Grundreinigung und langes Einweichen meines geschaedigten Unterarmes im Pool bei den rheuma-geplagten Rentnern.
Kilometer-Stand 3000 war kurz hinter Orsova. Am Abend schon 5 Kilometer Richtung Banat von der Europastrasse runter. Naechtige auf einer Wiese am Gebirgskamm.

Samstag, 3. September:
02.00 wach, wieder Regen und Gewitter, und dass hier oben am Kamm. Habe dieses Mal zum Glueck die Folie doppelt zum Schlauch gewickelt. Liege damit zwar komplett im Wasser, dringt aber nur wenig Wasser ein ! Gegen 5.00 Ende der Gewitter-Veranstaltung. Gewitter-Zentrum dieses Mal zum Glueck nicht ueber mir, sondern in der Cerna-Schlucht ueber Herkulesbad, dort wollte ich fast bleiben ...
Verspaetet 8.15 los, wolkig, kalt, gute Sicht, starker Westwind, Schlechtwetter-Wolken verziehen sich im Tages-Verlauf nach SO, Haufenwolken ruecken nach, bleibt kuehl.
Eingang Minisch-Klamm=45 Grad B.grad fotografiert. In Anina Tea-Time und 2x Bohnen-Konserven gekauft; sehr schweres Fahren wegen schlechter Strasse, Steigungen und Westwind. Ueber das Banater Bergland bei sehr schoenem und klarem Wetter nach Reschitza. Schoene Stadt, Schwatz mit freundlichem Radfreak-Polizisten. Leere Geschaefte. Der letzte Dia-Film ist voll. Hinter Cilnic im Wald Lager.

Sonntag, 4. September:
In der Nacht sterbe ich tausend Tode vor Sodbrand, Duennschiss und Blaehungen. Schon die dritte grauenvolle Nacht in Folge ! Bin frueh total erschossen, der bislang verdorbenste Vormittag. Die Bohnen-Konserven muessen verdorben gewesen sein.
Toure bis Temeswar, Besichtigung, das Zentrum wird gerade renoviert. Sehr ordentliche und grosszuegig angelegte Stadt mit viel gruen. Abends auf den Campingplatz in Arad. Extrem viele Hunde, machen die ganze Nacht Terror.

Montag, 5. September:
Frueh ohne zu zahlen vom Camping, geduscht, Arad besichtigt, Spiegelei mit Brot und Tee in Selbstbedienung 1. Kategorie fuer 8 Lei ! Ueber die Grenze, Mako Prasdnik, kein Film !
Fahre nicht nach Szeged, sondern nach Hodmesoevarhely. Abend im Puszta-Wald.

Dienstag, 6. September:
Frueh durch Regen geweckt, packe in Regenpause zusammen, fluechte in eine Ruine. Ueppiges Gewitter, dann starker Wind den ganzen Tag. Szentes, Csongrad (Film), Besichtigung Kecskemet (sehr schoen), penne im Wald bei Dabas 40 km vor Budapester Zentrum.

Mittwoch, 7. September:
Immer noch baerisch windig, Wahnsinns-Verkehr nach Budapest rein, muss die Autobahn nehmen, ein Polizist hupt. Bin halb elf im Zentrum, bis 16.00 Einkaufen. Habe gestern den Big Open Air zu meinem Birthday verpasst. Extremer Anstieg vom Moskauer Platz in die Berge. Nachtruhe im Gebirge hinter Dunakeszi.

Donnerstag, 8. September:
Habe nach meiner Budapester Shopping-Tour nur noch 12,50 Forint. Deshalb sofort nach Komarom, extrem windig, heute von der Seite. Esse Marmelade und trocken Brot. 14.00 ueber die Grenze Prasdnik, endlich wieder ohne Gewissens-Bisse Europa-Strasse fahren. Verheerender Wind. Begegne einer Hundestreife. Schlage mich abends in ein Waeldchen.

Freitag, 9. September:
Nacht war sehr kalt, halb sechs raus, halb sieben los, beizeiten in Bratislava. Besichtigung, schoene Lage und schoene Altstadt, noch fuer 20 Mark getauscht. Dann immer an der oesterreichischen Grenze lang, sehr schoenes und WINDFREIES (!) Wetter. Werde 2x gefilzt, verhaftet und nach Breslav gefahren, d.h. 5 km der gesamten Tour nicht mit dem Fahrrad !  Camping Breslav 12,75 Kcs.

Samstag, 10. September:
Nacht war wieder sehr kalt, beginne dann bei sehr schoenem Wetter Land-Partie nach Jihlava. Spitzen-Wetter, aber sehr bergig. Angenehme Wald-Feld-Huegel-Landschaft. Besichtigung Trebic, Volksfest. Nacht im Wald.

Sonntag, 11. September:
Die bislang kaelteste Nacht. Besichtigung Jihlava, sehr grosses Altstadt-Zentrum. Dann Besichtigung Pelhrimov, sehr angenehme Stadt, wie alle in Talkessel, Knoedel & Gulasch Preis-Stufe III 8,30 Kcs. Grosse Trockenaktion zu Mittag. Wetter wie gestern Spitze, etwas Wind von vorne, mehr Berge. Am Hinterrad-Reifen kein Profil mehr. Fotoapparat-Traeger reisst und stuerzt samt Weitwinkel in voller Fahrt ab. Rast in Baresov, CSSR - das Radland ! Weiter bis 25 km vor Prag. Rast am Waldhang.

Montag, 12. September:
Sehr warme Nacht, Zellophand-um-Fuss-Ende-Trick unnoetig. Nachts leichter Regen, vormittag stark bewoelkt und (1. schlecher Vormittag !) und immer wieder leichter Regen. Besichtige Prag ausser Hradschin, Altstadt ! 14.00 Abfahrt, nachmittag wieder schoenes Wetter. Beschliesse Fahrt bis Bad Schandau. In Dunkelheit ueber Ceske Stredohorie, Halogen bewaehrt sich, guter Strassen-Zustand (Landstrasse !), deshalb schon um 23.00 auf Elb-Camping.

Dienstag, 13. September:
Frueh Spitzenwetter, ausser einigen Pfennigen kein Geld mehr. 8.30 zur Post, Geld abheben, 200 Mark. Drehe Ehrenrunde in Bad Schandau, 9.04 Zug nach Dresden bei Kilometer-Stand 4353 ! Over.


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